Hallo,
der von Dir beschriebene Leidensweg kann nicht mit einfachen Antworten „a la Beruf wechseln“ oder „Psychosomatischer Klinik“ gelöst werden!
Zunächst muss mal untersucht werden, ob der erste Tinnitus mitsamt Hörsturz nicht derart schlimm war, dass daraus Begleit- oder Folgeerkrankungen entstehen! Man ist allzu leichtfertig dabei, zu sagen „klar, das ist jedes Mal das Gleiche“. Das stimmt nicht! Jedenfalls nicht immer.
Eine erste vorsichtige Einschätzung: Du hast offenbar den Beruf gewechselt. Und das in einem fortgeschrittenen Alter (auch wenn die heutige Gesellschaft das nicht wahrhaben will. 40 ist nicht das neue 30!). Du musstest dich also messen mit zehn Jahre jüngeren und deinen alten aus dieser Zeit stammenden Ambitionen. Nicht selten lautet beides „Leistung und Optimierung“. Verbunden mit einem Berufsleben, das sich - auch im Lehrerberuf - in den letzten zehn Jahren dramatisch gewandelt hat, führt das zu Stress und Frustration. Das auf Dauer macht krank und das hast du vermutlich erlebt.
Der Tinnitus ansich ist ein Smptom für eine Vielzahl von Erkrankungen und keineswegs immer „seelisch bedingt“. Den kriegen auch Bundeswehrsoldaten, neben denen eine Granate hochgeht oder die zu nahe an einem MG3 standen. Beides ist ziemlich real laut!
Ein Tinnitus ansich (genau genommen die dahinter steckende gar nicht so selten organische Erkrankung!) richtet aber immensen weiteren Schaden an. Du beschreibst das schon: derartiger Hörverlust erhöht den Stresslevel, zieht Resourcen ab und erschöpft!
Der erste Weg lautet hier sicher etwas mit psychotherapeutischer Therapie, zB einer sog. „kognitiven Verhaltenstherapie“ - auch Tinnitus-Therapie genannt. Auch hier sollte man sich vor vorschnellen psychotherapeutischen Analysen in Acht nehmen! Es gilt jemanden zu finden, der zuhört und sich erst langsam eine umfassende Meinung bildet! Du selbst kannst versuchen, dich mit geeigneten Maßnahmen vor der ständigen Erschöpfung besser zu wappnen. Techniken dazu gibt es vielfältige und die sind leider immer ein wenig „Mode der Zeit“. Derzeit sind MBSR-Techniken oder Yoga total „hipp“, vielleicht ist das was für Dich.
Ein Klinik-Aufenthalt kommt nur in Frage, wenn Dich Dein Beruf derart belastet, dass er bei der Genesung stört! Du willst aber anscheinend genau Techniken erlernen oder Leidensreduzierungen erfahren, die Dir dessen Ausübung weiter ermöglichen. Dafür ist es „tendenziell grundfalsch“, sich völlig aus dem Beruf rauszuziehen. Wie willst Du sonst Techniken direkt testen und anwenden oder aktuelle schlechte berufliche Erfahrungen Deinem Therapeuten mitteilen, wenn Du keine mehr machst?
Ganz „am Ende“ kann dann rauskommen, dass Deine Berufswahl falsch war. Aber erst dann, nicht vorher!
Ich hoffe, das hilft ein Wenig.
Gruß vom
Schnabel