Hallo,
mal so als Anwalt von der rein rechtlichen Seite her gesprochen: Ja, es ist kein Problem, dass man entsprechende Vereinbarungen schließen kann und diese dann auch durchführt.
Als selbst inzwischen zwei Mal von Pflegebedürftigkeit betroffener Familienangehöriger kann ich von dem geplanten Modell aber nur dringend abraten. Denn was hier u.U. rauskommt ist die vollkommene Aufgabe des eigenen Lebens, die früher oder später in einer Katastrophe enden wird. Ein Angehöriger der nur noch Pflegedienstleister ist, mag zwar über eine gewisse Zeit finanziell abgesichert sein, dies ist aber nur eine winzigkleiner Vorteil im Gegensatz zu der unglaublichen Menge an Nachteilen. Denn schon die finanzielle Absicherung kann schnell zu Ende gehen, wenn der Angehörige nicht mehr im eigenen Haus gepflegt werden kann und sein Vermögen für eine notwendige Unterbringung verwendet werden muss. Bei einigen TEUR pro Monat kann man sich leicht ausrechnen, wie schnell auch ein leicht überdurchschnittliches Vermögen aufgezehrt ist.
Viel wichtiger ist aber die körperliche und psychische Belastung und die Aufgabe wichtiger sozialer Beziehungen wie z.B. im Beruf und der Verlust jeglicher Möglichkeit hieran später wieder anzuknüpfen.
Da ich viel Betreuungsrecht und Erbrecht mache, habe ich oft mit solchen Konstellationen zu tun, und erlebe auch oft, wie Angehörige sich selbst kamputt pflegen und dann plötzlich in ein bodenloses Loch fallen, wenn der zu pflegende Angehörige verstorben ist. Es kommt dann teilweise zu massiven psychischen Erkrankungen und auch die wirtschaftliche Situation ist oft dramatisch, weil eben nicht mehr soviel Vermögen vorhanden ist, dass man hiervon alleine leben könnte. Die Aufnahme einer qualifizierten Tätigkeit ist aufgrund der mangelnden Berufspraxis und Fortbildung in den Jahren der Pflege ebenfalls nicht möglich.
Das sollen jetzt alles keine Argumente gegen eine Pflege durch Angehörige sein. Ich habe einen Fall als Kind und Jugendlicher in der eigenen Familie erlebt und einen jetzt vor einigen Jahren selbst im eigenen Haus durchgestanden. Die Entscheidung für eine weitgehende Pflege durch Angehörige war in beiden Fällen sicherlich richtig. Aber wichtig ist, das Maß der leistbaren Pflege unter Berücksichtigung der eigenen Lebensplanung und der eigenen Rahmenbedingungen immer wieder neu festzulegen. Denn irgendwann ist die Pflegesituation vorüber und die pflegenden Angehörigen müssen weiterleben. Dies geht aber nur, wenn während der Pflegephase auch das „normale“ eigene Leben weitergelaufen ist. D.h. eine private Vollzeitpflege ist eben gerade nicht sinnvoll/machbar, sondern die private Pflege kann nur so lange als alleinige Unterstützung dienen, wie dies im Rahmen des Lebens des Pflegenden auch möglich ist. Steigt der Pflegebedarf darf dies nicht dazu führen, dass die Pflegenden sich selbst einschränken um diesen Mehrbedarf zu decken, sondern es muss dann eben professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Nur so haben die Angehörigen eine Chance selbst die Situation unbeschadet zu überstehen und nach der Pflege auch wieder in ein „normales“ Leben zurück zu finden.
Gruß vom Wiz
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