Berufsbild Übersetzer

Hallo,

ich habe mich als Übersetzer für technisch-wissenschaftliche Dokumente zur Ruhe gesetzt und träume davon, nunmehr Literatur zu übersetzen.
Es handelt sich um eine exotische Sprache, Übersetzungen sind in Deutschland nur wenige auf dem Markt, und die sind von ganz ungemein lausiger Qualität. (Wenn z.B. „März“ mit „Herbst“ verwechselt wird, dann sieht man gleich, daß da jemand in größter Eile halb verstandenes ins Mikrofon genuschelt und die Niederschrift nicht korrekturgelesen hat).
So will ich nicht arbeiten, sondern sorgfältig, dafür aber für ganz wenig Honorar.
Meine Sprachkenntnisse reichen nicht dafür aus, einen umfassenden und ständig aktuellen Überblick über die Literatur des Landes zu bieten. Was übersetzt in Deutschland herauskommen soll, müßte jemand anderes auswählen.

Wäre das überhaupt eine Möglichkeit? Wenn ja, wohin soll ich mich wenden, wen soll ich als erstes fragen?
Ich möchte auch nicht unbedingt ein paar hundert Bewerbungen an alle möglichen Verlage richten. Meine beruflichen Kontakte, Patentanwälte und Übersetzungsagenturen, die sind wenig hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Ode

Hallo,

ich habe mich als Übersetzer für technisch-wissenschaftliche
Dokumente zur Ruhe gesetzt und träume davon, nunmehr Literatur
zu übersetzen.
Es handelt sich um eine exotische Sprache,

welche?

Übersetzungen sind
in Deutschland nur wenige auf dem Markt, und die sind von ganz
ungemein lausiger Qualität. (Wenn z.B. „März“ mit „Herbst“
verwechselt wird, dann sieht man gleich, daß da jemand in
größter Eile halb verstandenes ins Mikrofon genuschelt und die
Niederschrift nicht korrekturgelesen hat).

hm. Ich zweifle nicht an Deiner Kompetenz, nur daran, ob die Verwechslung gerade daran liegt, dass der Übersetzer in ein Diktiergerät gesprochen hat. Die Übersetzer, von denen ich weiß (via Interview auf einer der gängigen Verlags-Homepages, bzw. persönlich) schreiben ihre Texte direkt selbst in Laptop oder PC. Mag sein, dass sie der Eine oder Andere dennoch jemanden leisten kann, der seine Arbeit nach Gehör abtippt.

So will ich nicht arbeiten, sondern sorgfältig, dafür aber für
ganz wenig Honorar.

oh, da kann ich Dich beruhigen. Waas ich mitkriege, werden literarische Übersetzer nicht üppig bezahlt, ganz im Gegenteil.

übrigens - die hier sind eine erste Anlaufstelle:
http://www.euk-straelen.de/

Meine Sprachkenntnisse reichen nicht dafür aus, einen
umfassenden und ständig aktuellen Überblick über die Literatur
des Landes zu bieten. Was übersetzt in Deutschland
herauskommen soll, müßte jemand anderes auswählen.

In der Regel kauft ein Verlag die Lizenz für ein fremdsprachiges Buch, weil die Lektoren dort eine reale Verkaufsmöglichkeit im deutschen Sprachraum sehen und sucht dann, bzw. hat einen Übersetzer dafür

Wäre das überhaupt eine Möglichkeit?

verausgesetzt ich wüsste, von welcher exotischen Sprache Du sprichst, könnte ich versuchen herauszufinden, ob es Verlage gibt, die sich mit der Kultur des Landes beschäftigen, in dem die Sprache gesprochen wird.

Beispiel Eins: Dieses Jahr war Island Themenland der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass wurden von einer ganzen Reihe renommierter deutscher Verlage Übersetzungen isländischer Autoren angeboten.
Seit Halldor Laxness vor vielen Jahren den Literaturnobelpreis erhalten hat, gibt es durchaus interessierte Leser für Autoren aus Island. Zumal der eine oder andere Autor Krimis schreibt. Skandinavische Krimis sind seit Kommissar Wallander in.

Zweites Beispiel: Wolof ist eine westafrikanische Sprache (die in Deutschland kaum jemand spricht). Autoren aus dieser Region der Erde finden in Deutschland, wenn überhaupt, höchstens ein Publikum im wissenschaftlichen Bereich = an Universitäten, die Afrikanistik als Studienfach anbieten. Ob es zur Zeit überhaupt ein Buch von einem Autor in Deutschland gibt, dessen Muttersprache Wolof ist, danach müsste ich suchen - und vermutlich lange, denn westafrikanische Autoren, die es bis ins Bewusstsein der Kultur in Europa schaffen, schreiben meist … französisch (oder englisch)

Wenn ja, wohin soll ich
mich wenden, wen soll ich als erstes fragen?

noch einmal - kommt sehr auf die Sprache an.
Doch siehe oben, Beispiel 2, ein wissenschaftliches Institut, das sich mit der von Dir gesprochenen exotischen Sprache beschäftigt, könnte eine Anlaufstelle sein.

Ich möchte auch nicht unbedingt ein paar hundert Bewerbungen
an alle möglichen Verlage richten.

die auch nur dann zum Erfolg führen, wenn diese Verlage

  1. eine Aussicht auf Gewinn mit dem von Dir übersetzten Werk sehen
  2. die Lizenz zum Veröffentlichen in deutscher Sprache bezahlbar bzw. erhältlich ist

Meine beruflichen Kontakte,
Patentanwälte und Übersetzungsagenturen, die sind wenig
hilfreich.

literarische Übersetzungen und technisch/wissenschaftliche sind in der Tat zwei Paar Stiefel. (Ich arbeite als Bibliothekarin in einer Universitätsbibliothek)

viel Erfolg
Geli

Um welche Sprache es sich handelt, maile ich Dir die Tage, mag ich nicht öffentlich sagen, nur zart andeuten.

Diktiergerät gesprochen hat. Die Übersetzer, von denen ich
weiß (via Interview auf einer der gängigen Verlags-Homepages,
bzw. persönlich) schreiben ihre Texte direkt selbst in Laptop

Wenn das so ist, dann erstaunt mich die schlecht e Qualität der Arbeit des derzeit anscheinend führenden Übersetzers in dieser Sprachenkombination. Da ich eigentlich diese Arbeit viel besser machen kann, hatte ich vermutet, daß er besonders ungünstige Arbeitsbedingungen hatte, insbesondere unter Zeitdruck gestanden haben mag.

oh, da kann ich Dich beruhigen. Waas ich mitkriege, werden
literarische Übersetzer nicht üppig bezahlt, ganz im
Gegenteil.

1 Buch = 1 Jahr = 750 Stunden = 5000 Euro, ungefähr so habe ich mir das vorgestellt. Ich arbeite manchmal karitativ, aber für so viel Arbeit sollte eine Schutzgebühr schon sein.

http://www.euk-straelen.de/

Ei, lustig, ein Übersetzerkloster. Man qualifiziert sich mit zwei veröffentlichten Büchern. Ich kann zwar fast zwei vorweisen (eins war in einer anderen Sprachkombination, bei dem anderen hatte ich nur die Hälfte des Textes zu machen), aber das ist für jüngere Jünger des Jeremias.

Doch siehe oben, Beispiel 2, ein wissenschaftliches Institut,
das sich mit der von Dir gesprochenen exotischen Sprache
beschäftigt, könnte eine Anlaufstelle sein.

Sowohl an der hiesigen Uni als auch in der einschlägigen Community bin ich zwar noch nicht mit diesem Wunsch hervorgetreten, allgemein aber durchaus bekannt.

Gruß

Hans Ode

OT

Ich arbeite manchmal karitativ, aber
für so viel Arbeit sollte eine Schutzgebühr schon sein.

Hallo Hans,

bitte denke auch daran, dass andere von dieser Arbeit leben müssen. Wenn man es als Hobby für eine kleine Anerkennung macht - und das gilt nicht nur für das Übersetzen - dann macht man denen das Geschäft kaputt.

Und die Auftraggeber profitieren.

Schöne Grüße

PW

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es ist schade, dass du nicht sagen willst, aus welcher sprache du übersetzt. dann könnten wir dir vielleicht helfen. ich selbst bin autorin UND übersetzerin, und es ist sehr wichtig, aus welcher sprache du übersetzt. seltene sprachen werden besser bezahlt.

straelen ist eigentlich nur ein übersetzerhaus, dort findest du nicht die nötigen informationen. dorthin kann man sich als übersetzer wenden, wenn man ruhe und konzentration braucht, d.h. einen ort, wo man arbeiten kann. der aufenthalt ist kostenfrei, manchmal bekommt man für sein projekt auch ein stipendium. (übersetzerhäuser gibt es eine ganze reihe, auch im ausland). aber darum ging es dir ja nicht, sondern um konkrete hilfe. schade wie gesagt, dass du selbst nicht konkret wirst, das macht alles sehr schwer …

deshalb kann ich dir auch nur so einen vagen hinweis geben: das VdÜ ist d e i n e adresse. wende dich dorthin, statt nach straelen. lies dich mal durch die seite, es ist der verband für übersetzerInnen. es gibt auch zahlreiche stammtische, ein forum etc.
dort findest du kompetente hilfe.
es gibt übrigens standards für übersetzerhonorare, die du bitte nicht unterschreiten solltest - das ist sonst preisdumping in einem ohnehin schon extrem unterbezahlten beruf. schau dir bitte an, was man in deiner sprache pro normseite belletristik zahlt.

um aufträge für übersetzungen zu bekommen, musst du erst mal in einem verlag drin sein. dafür müssen sie dich aber erst mal kennen bzw. von deiner existenz wissen. wenn du also in einer seltenen sprache übersetzt, wirst du nicht umhin können, mit verlagen kontakt aufzunehmen und dich anzubieten. bist du erstmal drin, dann bist du drin. aber der anfang ist das schwierige. auch dafür schau dich mal auf der VdÜ-seite um.

warum ist das eigentlich so „geheim“, aus welcher sprache du übersetzt? glaubst du, irgendwer hier will oder kann dir schaden, sobald er zuviel weiß? diese paranoia musst du dir ganz schnell abgewöhnen, sonst wirst du in dem job nicht bestehen. übersetzerInnen helfen sich gegenseitig, die halten nichts zurück. das ist notwendig, weil es ein knochenjob ist. man gibt sich gegenseitig tipps, leitet sich ausschreibungen weiter, reicht informationen weiter. paranoia und kleinherzigkeit ist bei dem job wirklich komplett verkehrt.

liebe grüße!