Guten Tag,
das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung ist eines der juristisch komplexesten Themen und insofern kann ich Ihre Frage sehr wohl nachvollziehen. Ich versuche mal Sie ein wenig für das Konzept BU Versicherung zu sensibilisieren.
Die Frage die Sie stellen ist valide, doch bitte bedenken Sie auch, dass auch ein Schlaganfall, eine grosse Depression und Burn Out auch zur Berufsunfähigkeit führen kann. Und statistisch gesehen ist dieses Risiko durchaus signifikant und häufiger vertreten als man glaubt.
Ein zweiter Aspekt betrifft die Absicherung durch die Sozialsysteme. Ich kenne Ihre Vitae nicht und unterstelle mal einen klassischen Verlauf Abitur-Wehrdienst-Studium. Bei einem solchen Verlauf haben Sie noch nicht 5 Jahre in die Sozialsysteme eingezahlt, als dass Sie einen umfassenden Schutz im Sinne einer EWR verfügen. Bei einer BU kurz nach dem Studium wären SIe auf die eigenen finanziellen Reserven angewiesen. Reichen diese nicht aus, so könnte die Grundsicherung greifen, jedoch würden ggfs auch Ihre Eltern in Regress genommen werden.
Die Thematik EWR ist nicht so üppig ausgestaltet, wie man es sich wünscht. Es ist entweder der volle oder hälftige Betrag dessen, was Sie an DRV an Ansprüchen aufgebaut haben. Das dürfte grade zu Beginn der beruflichen Tätigkeit keine grossen Beträge sein. Detailinformationen zum Thema EWR finden Sie auf den Seiten der deutschen Rentenversicherung.
Nun zu einem wichtigen Verständnisthema. Das Thema Berufsunfähig im Sinn der Versicherung ist im § 172 VVG definiert und hebt nicht auf den erlernten „Beruf“ ab, sonder eher auf den ausgeübten Beruf bzw. auf die Lebensstellung und die damit verbundenen finanziellen Verhältnisse. Auf diese wird schlussendlich abgehoben. Sicherlich qualifiziert Sie Ihre Ausbildung zu einem breiten Einsatzspektrum, ob jedoch die alternative Tätigkeit auch mit dem gleichen finanziellen Rahmen ausgestattet ist, ist fraglich. Und genau darum geht es. Wenn Sie beispielsweise einen Beruf ausüben, der (fiktives Beispiel) mit 6.000 € pro Monat abgesichert ist und der Fall der Fälle tritt ein und glücklicherweise finden Sie eine erneute Tätigkeit, die jedoch nur halb so gut dotiert ist, dann wären Sie sicherlich dankbar, wenn für die restliche Lücke eine Absicherung bestehen würde.
Im Kern geht es genau darum dieses auszugestalten. Ich hoffe, dass Sie niemals im Leben an den Punkt kommen eine BU Versicherung in Anspruch nehmen zu müssen, hoffe jedoch auch, dass Sie sich so umfassend und im Detail informieren und beraten lassen, dass Sie unter Kenntnis des Konzeptes eine für Sie wichtige Entscheidung treffen können. Und ich denke, darum würde es in einem ersten Schritt der Beratung gehen, statt der Auswahl des geeigneten Produktes, denn das ist Schritt 2.
Gerne würde ich Sie bei diesem Prozeß begleiten, denn ich habe mir als Diplom Kaufmann zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit vor Jahren ähnliche Fragen gestellt und sehe aktiv bei meinen Kindern, die nun in einer vergleichbaren Situation sind, welche Fragen rund um den eigenen Lebensentwurf sich ergeben. Sehr positiv und verantwortungsvoll finde ich persönlich, dass Sie sich aktiv mit der Frage auseinandersetzten, denn aktuell haben nach den letzten Erhebungen nur 12 % der erwerbsfähigen Bevölkerung eine ausreichende Absicherung gegen biometrische Risiken. Sollten Sie an einem weiterführenden Dialog zu der Thematik „Rissikoabsicherung“ Interesse haben, so können Sie meine Kontaktdaten dem Profil entnehmen. Ich würde mich sehr freuen, wen wir den Dialog vertiefen könnten.
Mit freundlichem Gruß
Christian Müller