Berufsunfähigkeit was ist Vor Ort Regulierung?

Hi!!

Bin Gewerbetreibend und habe eine BU Rente abgeschlossen. Nachdem ich immer wieder Schmerzen hatte und diese im Sommer fast unerträglich wurden, hab ich mich mal von Kopf bis Fuß untersuchen lassen. Die Diagnose war Rheuma.

Habe mich dann durch den Vordruckwahnsinn einer BU gekämpft. Zuerst wurde die BU abgelehnt, weil ich angeblich was nicht angegeben hätte. Nach mehrmaligen Telefonaten und nachdem ich im Jahr 2002 schon einmal Leistungen bezogen hatte, und die Versicherung mich ohne Wenn und aber wieder aufgenommen hat, ist dieser Tatbestand nun vom Tisch.

Nachdem ich nun nachgefragt habe, was denn nun mit meinem positiven Bescheid sei, sagte mir der Versicherungsmensch am Telefon das Sie erst eine sog. „Regulierung vor Ort“ machen müssten. Auf Nachfrage hat der mir erklärt, das eine externe Firma (Gutachter) kommt, sich meine Firma ansieht und beurteilt, wie viel ich bisher gearbeitet habe. (Meine Umsätze bewegten sich um die 1000 € pro Monat). Weil wenn ich Beispielsweise nur 4 Stunden gearbeitet hätte und nun 3 Stunden noch arbeiten könnte, dann wäre ich ja quasi nicht berufsunfähig.

So nun meine Fragen!

Was geschieht bei so einer Vor Ort Regulierung?
Auf was sollte ich achten, damit ich Leistungen erhalten?
Hat jemand schon einmal Erfahrungen mit einem sog. Vor Ort Regulierung im Zuge einer BU?
Wie kann ein Externer feststellen wie viel ich gearbeitet habe? Nur anhand von Umsatzzahlen oder wie stellt der das an?

Hallo

da spielen jetzt mehere Faktoren eimne Rolle :
1 welcher Beruf steht in der Police
2 welchen Beruf übst du aus als Selbstständiger
3 ist es Möglich den betrieb so umzustellen das du nur
Aufsichtsführend tätig bist

Zu Punkt 1 da sind die Bedingngen vom Versicherer wichtig ob es die möglichkeit der Verweisung gibt - das bedeutet - wenn du früher einen anderen Beruf ausgeübt hast als heute dann könnt er sagen du kannst in deinem Alten job arbeiten-
ZU 2. Ist der Beruf als Selbstständiger nicht identisch mit dem was in der Police steht und du hast es nicht gemeldet dem versicherer - ist dies eine Obligenheitsverletzung
ZU 3. Ist es Möglich den Betrieb umzustellen dann leistet er nicht

Mfg
E.R.-M.

Nicht ohne meinen Anwalt …
Liebe® Schafkopf,

zunächst einmal zur Unterscheidung: Die Abkürzung „BU“ hat bei Gewerbetreibenden zwei unterschiedliche Bedeutungen: Berufsunfähigkeit und Betriebsunterbrechung.

Der Überschrift entnehme ich, dass es sich um Berufsunfähigkeit handelt.

Eine Vor-Ort-Regulierung ist eine Schadenaufnahme „vor Ort“ mit sofortiger Entscheidung. Das wird hier ganz sicher nicht der Fall sein.

Der Gutachter erhebt hier Daten über die Berufstätigkeit, wie sie zuletzt „in gesunden Tagen“ (!!!) ausgeübt wurde. Die Möglichkeiten der Berufsausübung mit aktuellem Gesundheitszustand werden damit verglichen und so ein Grad der Berufsunfähigkeit in Prozent (sog. BU-Grad) ermittelt. Dabei ist nicht nur der Zeitanteil der jeweiligen Tätigkeiten von Bedeutung, sondern auch, ob alle unversichtbaren Schlüsselaufgaben noch erfüllt werden können.

Die Ermittlung des BU-Grades ist sehr komplex und für den Kunden fehleranfällig. Ein Laie sollte das nicht ohne fachkundige Unterstützung machen, sondern z.B. einen für BU-Sachen kompetenten Versicherungsfachanwalt hinzuziehen. Das ist nicht billig, aber die BU-Rente nicht zu bekommen, kostet erheblich mehr … vielleicht die Existenz.

Viele Grüße und alles Gute
oscar.

Hi!!

Danke für die schnelle Antwort!

In der Police steht Frisör ich bin nach wie vor Frisör und habe nie etwas andres gemacht! Habe Frisör erlernt Geselle Meister!!

Da ich ein Einmann Betrieb bin, ist es schwierig nur noch arbeit zu „delegieren“!

Der Versicherungsmensch meinte das die mir einige fragen stellen und ich weiß jetzt wirklich nicht was da noch auf mich zu kommt! Hast Du eine Ahnung was der frägt?

MFG

Schafkopf

Hi!!

Danke für die schnelle Antwort!

Kannst Du mir „gesunde Tage“ genauer definieren?
Laut der Rheumaärztin hab ich das schon länger! und was bedeutet unversichtbare Schlüsselaufgaben? Hab ich noch nie gehört!

Also räts du mir auf jeden Fall einen Fachanwalt für BU und Versicherungsrecht mit an Tisch bei diesem Ortstermin zu holen.

MFG

Schafkopf

Hallo
auf jedenfall geh mal davon aus das du gefragt wirst ob es nicht möglich ist jemand auf 400 € oder halbtags einzustellen - Problem ist da der Selbstständige sehr schwer Berufsunfähig wird im Sinne einer BU - früher gab es die Erwerbsunfähigkeitsversicherung - das war für Selbstständige die bessere Lösung - jeder Versicherer wird versuchen ob du wirklich nicht mehr Berufsfähig bist genau zu prüfen - Berufsfähig bist du aber auch noch wenn du für ein paar Stunden im Angestelltenverhältnis arbeiten kannst - er wird Fragen stellen wie schwer dir die Arbeit fällt - und ob es nicht auch reicht als Meister in eine festanstellung zu gehen - wenn mußt du es schaffen das dir unmöglich ist in diesem Beruf als Frisör zu arbeiten - doch bei Rheuma ist das nicht ganz so leicht - da es in Schüben kommt
Lg E.R.-M.

Hallo,

Kannst Du mir „gesunde Tage“ genauer definieren?

Die Zeit bevor die Erkrankung eine Einschränkung der Berufsausübung verursacht hat. Das kann u.U. mehrere Jahre zurück liegen.

was bedeutet unversichtbare Schlüsselaufgaben?

Unverzichtbare Aufgaben sind Kerntätigkeiten, ohne die der Beruf nicht ausgeübt werden kann.

Beispiel: Ein Chirurg, der in 20% seiner Arbeitszeit an Patienten schnippelt kann wegen beginnender Parkinson diese Tätigkeit nicht mehr ausreichend präzise ausführen. Obwohl er in „nur“ 20% der Zeit der Berufsausübung eingeschränkt ist, ist er berufsunfähig.

Du solltest sofort und vor allem VOR dem Gutachtertermin vor Ort mit einem auf BU-Sachen spezialisierten Versicherungsfachanwalt sprechen. Er/sie kann dir auch sagen ob bzw. wie der Ortstermin stattfinden wird.

In BU-Sachen sind die Schadensummen meist 6-stellig, nicht selten > 500.000 Euro. Ensprechend sorgfältig solltest du bei der Umsetzung vorgehen.

Viel Erfolg!
oscar.

Hallo Schafkopf,

darüber kann ich keine Aussagen treffen. Der Sachverhalt ist für eine Mailauskunft zu kompliziert. Wenden Sie sich bitte an Ihren Versicherungsmakler oder an Ihren Vermittler.

mal die Bedingungen lesen, 50 % Regelung?

Leider habe ich keine Erfahrungen mit einer Vor-Ort-Regulierung und kann deshalb keine konkreten Hinweise zum Ablauf etc. geben.

Ein paar grundsätzliche Anmerkungen: Manche Versicherer betreiben großen Aufwand bei der Regulierung von Ansprüchen und beauftragen externe Firmen und/oder einzelne Gutachter damit. Diese Firmen erhalten gutes Geld für ihre Arbeit und betreiben ihrerseits ebenfalls einen großen Aufwand. Viel Aufwand = hohe Vergütung. Das äußert sich in sehr langen Fragebögen, ebenfalls sehr ausführliche Fragebögen für Ihre Ärzte, Bestellung von weiteren Gutachtern etc.

Das kann, muss aber nicht zum Nachteil des Versicherten sein. Viele Fragen und die darauf gegebenen Antworten eröffnen viele Fehlerquellen. So können Fragen unvollständig, oberflächlich oder falsch beantwortet werden und liefern so leicht Vorwände, für die Ablehung von BU-Leistungen. Auch die Geduld des Versicherten wird u. U. auf harte Probe gestellt, da die Überprüfung sich so schnell in die Länge zieht.

Sie müssen deshalb unbedingt vor Abgabe von Fragebögen, sehr genau die Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft haben. Dazu gehört, sich inhaltlich bei der Beantwortung genau an die Fragen zu halten. Ebenso sollten Sie Ihre Ärzte vor der Abgabe von an sie gerichtete Fragebögen des Versicherers darauf hinweisen, Fragen in Ihrem Sinne sowie vollständig und richtig zu beantworten.

Ärzte erhalten wenig Honorar für die Beantwortung von Fragebögen und neigen meistens dazu, diese oberflächlich, schnell und mit wenig Aufwand zu beantworten.

Falsche Auskünfte, ob Ihre eigenen oder die Ihrer Ärzte sind im Nachhinein nur sehr schwer zu korrigieren und oft geht es nur auf dem Rechtsweg und mit ungewissen Erfolgsaussichten.

Ebenso sollten Sie sich auf eine Überprüfung Ihres Gewerbes sehr genau vorbereiten. Ihr Hinweis 1000,- Euro Umsatz (kein Gewinn!) weißt darauf hin, dass dafür nur ein geringer Arbeitseinsatz wirtschaftlich wäre. Z. B. vier Stunden pro Tag wären auf Dauer für 1000 € Umsatz ein sicherlich zu hoher Arbeitswaufwand.

Sie müssen sich Argumente überlegen, die diese Einwände des Gutachters entkräften können. Ferner sollten Sie Material abliefern, das eine deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerung bei erhöhtem Arbeitseinsatz in der nahen Zukunft realistisch erscheinen lässt.

Ich hoffe, ich habe Ihnen ein wenig mit meinen Ausführungen helfen können.

Hallo,

Wieso haben Sie sich durch den angeblichen Vordruckwahnsinn der BU gekämpft ? Dafür gibt es den Betreuer, der das mit Ihnen zusammen macht. Dafür ist der da ! Dann wäre das auch nicht mit zig Telefonaten abgelaufen…

Das mit dem Gutachter ist blöde erklärt. Keiner fragt sich, in wie vielen oder wenigen Stunden ein Selbständiger seinen Umsatz gemacht hat. Allerdings gibt es in so einem Fall zwei Probleme, die der Gutachter wohl klären soll: wie ist die Tätigkeit ausgestaltet, also was sind 100% Job und wie das mit den 1000 EUR Umsätzen kommt. Denn ein Gewerbetreibender kann idR von 1000 Umsatz pro Monat nicht dauerhaft existieren. Wenn das geklärt ist, gibts wohl die Leistung.

Er schaut sich die Firma und Sie an und macht sich daraus ein Bild, wie diese Tätigkeit gestrickt war, damit er sich ein Bild davon machen kann, was 50% Ihrer Tätigkeit ausmacht.

Bleiben Sie am besten bei der Wahrheit, sonst gibts noch eine Anzeige wegen Versicherungsbetrug an den Hals.

Viele Erfolg und falls noch Fragen bestehen…

Hallo,

Was Wie geprüft wird hängt auch mit vom Tarif und der Gesellschaft ab.
BU ist immer eine individuelle Sache, da kein Mensch wie der andere ist. Auch die Versicherung ist zur Schadensminderung im Sinne der Mitversicherten angehalten und prüft auch deshalb.
Faustregel: Lügen bringt nix, da überall da, wo Nachweise vorliegen es sowieso rauskommt - z.B. Check Fahrtenbuch, Terminkalender o.ä.
Genaueres könnte vielleicht ein „Prüfer“ mal sagen.

MfG
JOs

Danke für die Tipps!!

Ich will und werde sicherlich nicht lügen!!!

Nur ich bin bisher so von der Versicherung durch die Mangel genommen worden, das ich schon den Eindruck haben muß, die wollen unter keinen Umständen zahlen. Nachdem bisher keiner so recht sagen kann was bei einer Vor Ort Regulierung abgeht, muß ich leider davon ausgehen dass bei mir wiederholt versucht wird, sich von der Leistung zu drücken und auf einen Fehler von mir abgezielt, diesmal vor Ort, wird.

Hallo Schafkopf,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde.

Leider habe ich mit einer vor Ort Regulierung keine Erfahrung und kann Ihnen dabei leider keine Tips gehen.

Wahrscheinlich werden die prüfen, ob es nicht doch noch einen Weg für Sie gibt mindestens 3h am Tag zu arbeiten. Vielleicht durch Hilfsmittel oder ähnliches.

Sprechen Sie doch mit Ihrem Versicherungsmakler, fall es ein Unabhängiger war, vielleicht hat dieser noch ein paar Tips.

Viel Erfolg!

Gruß

Christoph Altrogge