Beschäftigung für Hirtenhund

Hallo alle miteinander,
ich hoffe das ihr mir helfen könnt.

Also, ich habe aus einem Tierschutznotfall eine junge Anatolische Hirtenhündin (-Kangal Mix) aufgenommen. Platz haben wir genug, aber ich weiß nicht wirklich wie ich sie richtig auslasten und beschäftigen kann.

Ich habe mir schon zwei Bücher bestellt, aber das dauert noch bis die hier sind und ich hoffe ein wenig auf Erfahrung hier bei euch!

Die Kleine ist kapp 4 Monate jung und kannte bis jetzt nichts außer ihrem Zwnger wo sie auch geboren wurde. Sie lernt super schnell, läuft bereits klasse an der Leine und ist auch nicht mehr so ängstlich mit allem.
Allerdings klappt es noch nicht so gut mit meinen Schafen (ich hab 3Stk), so dass ich sie dort nicht unbeaufsichtigt lassen könnte, zumal dort auch unserer Hühner laufen.

Nun sucht sich die Kleine natürlich laufend selbst eine Beschäftigung - Rassetypisch, ich weiß - allerdings würde ich das gerne in sinnvolle Richtungen lenken!!

Also falls jemand Ideen oder Anregungen für mich hat, wäre ich sehr dankbar!!!

Liebe Grüße, Fenja

PS: Sie steht noch in der Vermittlung, aber wenn wir sie auslasten könnten, würden wir sie gerne behalten. Platz ist, wie gesagt vorhanden!

hi,

es gibt grosse hartplastikbälle, die man mit leckerlies füllen kann, der hund spielt dann mit dem ball - bis so ein leckerlie durch die öffnung fällt (durch bewegen des balles) - das sind sie als ne weile beschäftigt:smile:

lg

Hey,
danke schön, das ist schon mal eine Idee und ich werd es ausprobieren! :o)
LG, Fenja

Hallo Fenja,

das hat unser Hund gerne gemacht:

Auf dem Spaziergang das Futter in die angrenzende Wiese werfen und suchen lassen. Damit haben wir ca. 1 Mahlzeit am Tag auf den Tag verteilt unter gebracht.

Beim Spazieren alle geeigneten Hindernisse über, unter laufen lassen - auf Bänke Springen lassen und dort sitz - steh-bleib geübt

Durch die Beine laufen - sieht etwas komisch aus mit so nem großen Hund aber wenn man es langsam macht klappt es.

Den Hund sitzen lassen und dann in seinem Beisein ein Leckerlie verstecken und ihn suchen lassen - das haben wir ausgebaut von helfen bis hin zu Richtung zeigen ohne dass er dabei war, wenn es versteckt wurde.

Eine Leiter auf den Boden legen und den Hund über die Sprossen laufen lassen - also immer in die leeren Felder rein. Hör sich einfach an ist es aber nicht.

Bring ihm im Spiel schon irgendwelche Richtungskommandos bei. Wir haben ihn beim Spazieren gehen z. B. rechts-links des Weges laufen lassen.

Biete ihm XXL Lederknochen an, wenn ihr außer Haus seid oder er sich mal alleine beschäftigen muß - schont die Einrichtung und man kann den Frust dran auslassen.

Viel Spaß,
Alexandra

Hallo Fenja,

Kangals wie auch andere HSH sind hinsichtlich Auslastung und Beschäftigung nicht mit anderen Hunderassen zu vergleichen. Ohne Frage sind sie natürlich an der Herde am besten aufgehoben, möglichst noch wie in ihrem Ursprungsland mit der Möglichkeit, über viele km² auch selbständig jagen gehen zu können. Da wir das hier in der Regel nicht bieten können, zurück zum hiesigen Beschäftigungskompromiss: wenn HSH sich zwei-, dreimal mit einem Ball abgeben wollen, tun sie es, wenn nicht dann nicht. Das gleiche gilt für alle anderen Arbeiten.

Das bedeutet nicht, dass man mit HSH nichts üben kann und sollte, im Gegenteil! Es bedeutet nur, dass sehr, sehr viel mehr Geduld vonnöten ist und nichts erzwungen werden kann.

Achtung beim Kangal: ein Kangal ist in der Regel auch ein ausgesprochener Jäger. Es ist also wichtig, rechtzeitig ins Antijagdtraining einzusteigen, um überhaupt die Chance zu haben, die jagdlichen Ambitionen in geordnete Bahnen zu lenken.

Genauso sollte frühzeitig der Umgang mit Besuchern geübt werden, feste Rituale können helfen.

In meinen Augen sinnvolle Literatur zu HSH im Allgemeinen aber auch Kangals im Besonderen ist Thomas Achim Schoke, Herdenschutzhunde ISBN3936188084

Meine persönliche Erfahrung hinsichtlich Auslastung bei meiner Kangalhündin ist, sie ist ein nur schwer auszulastendes Ausdauerpaket. Dazu muss ich sagen, sie wurde mir damals ahnungslosen Ersthundebesitzerin als Goldie-Mix vermittelt, und ich hatte nie die Gegebenheiten (viel sicher eingezäunten Grund plus Herde), um einem Kangal im ursprünglichen Sinne ansatzweise gerecht werden zu können. Wir haben uns damit arrangiert, unternehmen stattdessen viel und leben (zusammen mit den anderen zwei Hunden) sehr glücklich miteinander.

Zur Beschäftigung: nach 20km am Rad sieht sie mich freundlich an und fragt „so, und jetzt?“. Es ist selten vorherzusehen, welche Aufgaben ihr in bestimmten Momenten am meisten Spaß machen. Ich erarbeite mit ihr Teile von Dummytraining, Fährtenarbeit, Wasserarbeit, eben alles in HSH-Manier mit viel Geduld und ohne die Erwartung, aus ihr einen in Border-Collie-Manier arbeitenden Obedience-Profi zu machen. Insgesamt muss ich sagen, es lohnt sich. Was ihr auch gefällt, ist recht simpel auf einem Hügel zu sitzen (Hügel ist wichtig, erhöht sitzen) und die Umgebung zu beobachten. Das kann ich allerdings nur angeleint mit ihr machen, es ist für sie überhaupt kein Problem, ein Kaninchen auf dem Feld in 1km Entfernung auszumachen, und sie würde es jagen.

Ein HSH ist in meinen Augen eine Aufgabe für sich, die sich aber ohne Frage auch sehr lohnen kann, wenn man den Charakter dieser Hunde liebt und zu schätzen weiß.

Viele Grüße,
Anna