Beschäftigung, Sinn und Ziele im Alter

Hallo,

ein geliebter Mensch ist plötzlich alt geworden. Mit plötzlich meine ich es wörtlich. Zu lange und zu viel zeitlebens gearbeitet und nun fehlt in der Berufslosigkeit jeder Antrieb.

Ich weiss, es ist eine sehr individuelle Angelegenheit, aber ich würde dennoch ganz gerne hören, was andere Rentner erzählen. Was macht ihr so den ganzen Tag, was erfüllt euch mit Freude, welche Pläne habt ihr und wie geht ihr damit um, dass hier und da immer wieder mal etwas zwickt (Körper wird alt aber der Geist nicht)?Bin für jeden Beitrag dankbar!

Vielen Dank und viele Grüße

Hallo
Ich zum Beispiel versuche mein Wissen und Können an Andere weiterzugeben ,dass sehr gefragt ist . Meine 2 Enkel nehmen mich sehr oft in Anspruch . Jetzt fängt die Gartenarbeit wieder an und da gibt es viel zu tun . Wenn das Wetter nicht mitspielt mache ich viele Kreuzworträtsel , die für den Geist gut sind oder kümmere ich mich um meine Briefmarkensammlung . Es werden auch viele Reperaturarbeiten vorgenommen . Im Allgemeinen gibt es noch viele Möglichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit , Nachbarschaftshilfe
usw. Es gibt viel zu tun, packen wirs an .
viele Grüße  noro

Hallo Chili,

wichtig ist der Kontakt zu Menschen. Das lenkt nachhaltig ab.

Es müssen nicht die früheren Kollegen sein. Ein einzelner genügt.
Ganz schnell lässt nämlich das Interesse an Neuigkeiten im Betrieb nach. Man ist draußen, bekommt Neuerungen nicht mehr mit und das Leben dort geht weiter und läuft auch ohne uns bestens.

Wichtig ist die Besinnung auf das, was früher mal Spaß gemacht hat.

Jeder Mensch hatte irgendwann mal ein besonderes Interesse, welches aus Zeit- oder Geldmangel oder wegen widriger Umstände nicht weiter verfolgt wurde.
Es ist nicht das Verkehrteste, herauszufinden, ‚was auf diesem Gebiet heute ginge‘

Meine persönliche Empfehlung: in etwas ganz Neues, völlig Unbekanntes einzusteigen.
Das erschließt fremde Welten und erweitert den Horizont.

Momentan mache ich (eine Schwäbin ohne Meer in Sichtweite) den Motorbootführerschein Binnen+See. Den Fischereischein habe ich schon. Was noch kommt, weiß ich nicht. Man (frau) wird sehen.

Ich könnte mich auch in einer Demenzgruppe in meinem Dorf engagieren. Vorerfahrungen habe ich. Anerkennung wäre mir sicher. Aber meiner Seele tut es richtig gut, mich auf einem ganz neuen Gebiet umzutun. Sowohl inhaltlich als auch menschlich.

Liebe Grüße!
Maralena

ein völlig anderes Leben
Hallo Chili,

wie lange ist der Mensch bereits im Ruhestand?

Was ich im Umfeld beim Einsetzen der Rente erlebe (ja, sie winkt auch für mich schon um die Ecke), ist, dass es eine Zeit dauert bis sich ein Rhythmus entwickelt.

Zu Zeiten der Berufstätigkeit war der Tagesablauf durch feste Zeiten strukturiert. Das fällt beim Rentner weg.

Wenn sich das eingependelt hat, finden sich auch neue/alte Interessen, doch das Allerwichtigste ist in meinen Augen der Kontakt zu anderen Menschen.

Ob das der Seniorenkaffee in der Kirche oder caritativen Einrichtungen ist, ein Kegelclub, Sportverein oder auch ein Ehrenamt - völlig egal.

Als schöner Nebeneffekt bietet der Austausch mit anderen Menschen auch einen gewissen Schutz vor Demenz-Erkrankungen:

http://www.wegweiser-demenz.de/index.php?id=soziale-…

Angelika

Hallo,
meine Eltern haben für sich Reyki entdeckt und sind absolut überzeugt davon. Sie treffen sich regelmäßig mit Reyki-Schwestern/Brüdern und behandeln sich gegenseitig.
Tiere hatten sie immer. Meine Mutter geht regelmäßig mit dem Hund raus, der Vater ist ein Bastler à la Daniel Düsentrieb. Seitdem er selber nicht mehr fliegen kann (früher hatte ein UL), übt er sich am ferngesteuerten Hubschrauber.
LG

Nachtrag:
Ein Rentner, den ich kenne, wurde von seinem Arzt genötigt, das Rauchen und Trinken zu beenden. Seitdem backt er mit Leidenschaft die tollsten Kuchen :smile:
Der Bekanntenkreis provitiert davon sehr gerne!

Hallo,

vielen Dank für euere tollen Antworten.
Ich bin begeistert über die Aktivitäten, die Senioren endlich machen können - auch wenn es nicht mehr die Weltreise, Jetski oder Wüstenwanderung ist. Die Ideen sind vermutlich endlose - nur die Motivation fehlt. Das körperliche Leiden (auch wenn es nur Bagatellen sind) dominieren den Alltag und bremsen jede Unternehmung aus. Der Fokus muss auf etwas anderes gelegt werden, damit das nicht so eine Überhand bekommt. Nur was?

Viele Grüße

Hallo,
ja, rauchen und trinken gehört seit dem Tag der Rente auch der Vergangenheit an - und er kocht gerne - aber irgendwie reicht das nicht…

ein paar mehr Details wären gut
Hallo Chili,

nein, ich bin nicht neugierig…ABER ich möchte gern alles wissen *g*

Nee, und nun im Ernst.

  1. Du schreibst von körperlichen Beschwerden. WIE schlimm ist es wirklich?

  2. Hat der Mensch noch einen Partner?

  3. Ist er finanziell einigermaßen ausreichend versorgt?

  4. Hat er noch ein Auto?

  5. Hat er Freude an sozialen Kontakten?

  6. Mag er Bewegung?

Wenn er nämlich männlich und ohne PartnerIn wäre, Freude an sozialen Kontakten hätte UND Freude an Tanz bzw, Bewegung, wäre ein Senioren-Tanztee ein guter Anfang.

Der Frauen-Überschuss ist oft so hoch, dass die älteren Herren „Hahn im Korbe“ sind und das auch sehr genießen,

Angelika

Hallo aus Hamburg!

Ich bin seit 10 Jahren im vorzeitigen Ruhestand.
In meinen letzten Arbeitsjahren kamen häufig ehemalige Kollegen.
Da hab ich dann oft gefragt:
„Was machst Du denn jetzt den ganzen Tag?“
„Ja, ich kann ja jetzt die guten Filme bis weit nach Mitternacht sehen, dann schlaf ich bis 10, les die Zeitung und dann ist es ja schon später Nachmittag…“
Jeder wie er mag, für mich ist das der Horror…
Ich versuche
1.) körperlich fit zu bleiben (Langlauf, Gymnastik)
2.) geistig fit zu bleiben (Fremdsprache lernen)
3.) soziale Kontakte pflegen (Freundschaften)
So bald ich einen Bereich vernachlässige wird es kritisch…

Mit freundlichen Grüßen
Dino

Hallo Angelika,

  1. Du schreibst von körperlichen Beschwerden. WIE schlimm ist
    es wirklich?

Objektiv nicht schlimm, subjektiv sehr schlimm.

  1. Hat der Mensch noch einen Partner?

Ja

  1. Ist er finanziell einigermaßen ausreichend versorgt?

Ist ok.

  1. Hat er noch ein Auto?

Ja

  1. Hat er Freude an sozialen Kontakten?

Hättest Du nach sozialen Kontakten gefragt, hätte ich sofort mit Ja geantwortet - aber Freude scheint so insgesamt abhanden gekommen zu sein (leichte Depression und Angstzustände, die aber nicht behandlungsfähig sind).

  1. Mag er Bewegung?

Ja, aber bedingt durch körperliche Leiden, keine Anstrengungen.

Wenn er nämlich männlich und ohne PartnerIn wäre, Freude an
sozialen Kontakten hätte UND Freude an Tanz bzw, Bewegung,
wäre ein Senioren-Tanztee ein guter Anfang.

Auf keinen Fall - auch mit Partnerin nicht. Er hat in seinem ganzen Leben nicht wirklich etwas mit Musik anfangen können und ich denke nicht, dass er mit fast 80 damit anfangen wird.

Danke für Deine Fragen und Vorschläge, aber es geht mir nicht darum einen netten Zeitvertreib zu finden, sondern einen Sinn im Ganzen zu sehen und mit sich zufrieden zu sein.

Viele Grüße

Hallo Chili,

habe jetzt erst gelesen, es handelt sich um einen 80jährigen Mensch.

Bisher bin ich davon ausgegangen, es handelt sich um einen +/- 60jährigen Neu-Rentner, der in das berühmt- berüchtigte ‚plötzliche Rentnerloch‘ fällt.

Diese Menschen wissen, dass ihnen kaum noch gute Zeit bleibt, die sich in Jahren bemessen lässt. Viele ihrer Weggefährten sind schon gestorben oder pflegebedürftig und Treffen mit Bekannten finden eher auf Friedhöfen bei Beerdigungen statt und nicht mehr aktiv in Vereinen, an Stammtischen oder auf Wochenendausflügen.

Mein Vater (86), meine Patentante (88) und meine Senioren, alle zwischen 78 und 90, die ich ehrenamtlich betreue, sind alle geistig fit. Sie wollen aber nur eines: ihren Alltag und ihr Leben einigermaßen selbständig meistern und an ihren lieben Gewohnheiten festhalten.
Am liebsten ist ihnen der regelmäßige Kontakt zur Familie/Verwandtschaft oder zu langjähren Bekannten.

Man sollte auch davon ausgehen, dass Menschen in diesem Alter unter körperlichen Beeinträchtigungen stärker leiden, als wir uns das vorstellen können. Aber sie reden es klein und tun es ab, weil sie es nicht wahrhaben oder uns nicht beunruhigen wollen. Mein Pa sagt immer, es gibt andere Leute, die sind noch schlechter dran als ich - und die meisten in meinem Alter sind tot - warum also soll ich mich beklagen. Er will definitiv nicht darüber reden. Er will aber auch keine Vorschläge hören, wie sein Leben wieder schöner werden kann.

Er ist im Internet unterwegs, wenn er zu einem Begriff nähere Infos sucht, was laufend vorkommt, er spielt Solitär und Sudoku und noch so Zeug am PC und neuerdings skypt er und seine Partnerin, wenn sie mit ihrem im Ausland lebendem Sohn Kontakt hat. Einmal im Monat geht er zum Stammtisch seines Vereins (60 Jahre Mitgliedschaft) und ansonsten nimmt er an unserem Leben aus der Ferne regen Anteil. Allerdings beschränken sich unsere Kontakte wegen der Entfernung auf eine fixe Anrufstunde jede Woche und 5-6 Besuche pro Jahr.

Liebe Chili, mach Dir keinen Stress. Dein lieber Mensch lebt so, wie er kann - und vielleicht auch so, wie er möchte. Ansonsten würde er Dich um Hilfe bitten, wenn Du es ihm angeboten hast.
Und wenn er manchmal ächzt und stöhnt, so ist das sein gutes Recht.
Unsere Altvorderen sind alt und erfahren genug, um ihr eigenes restliches Leben zu meistern. Ohne dass wir uns mit guten Ratschlägen einmischen sollten.

Liebe Grüße
Maralena

Hallo Chili,

danke für die ausführliche Antwort.

Mein Eindruck ist, dass der alte Herr nicht nur eine leichte Depression hat. Und diese drückt die Stimmung so, dass er an nichts Freude finden kann.

http://www.buendnis-depression.de/depression/im-alte…

Du schreibst

leichte Depression und Angstzustände, die aber nicht behandlungsfähig sind.

da möchte ich nachfragen, warum das „nicht behandlungsfähig“ ist.

Um einen Sinn im Ganzen sehen zu können braucht es vielleicht nur eine geringe, vorübergehende, medikamentöse Unterstützung.

Angelika

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass ich den Ausdruck „Altersdepression“ für unverschämt halte. Wer sind wir jüngeren (selber auch schon über 60), dass wir alten Leuten vorschreiben wollen, wann sie genug vom Leben haben dürfen.

Gruß, Karin

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Servus, Karin,

bin völlig mit dir d’accord, was Maralenas Artikel betrifft. Nun bin ich ja auch schon jenseits der 60 und vielleicht irgendwie…na, lassen wir das…aber wo hast du in ihrem Artikel was von „Altersdepression“ gelesen? Nur damit ich sicher gehe, nichts überlesen zu haben :smile:

Und ich fände den Ausdruck ebenfalls vermessen und teile deine Ansicht.

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, J.

verdient mehr Sternchen,
als ich geben kann :smile:
Lieben Gruß aus dem Waldviertel, J.

Korrektur
weiter unten bei Angelika lese und verstehe ich, dass es sich beim angesprochenen Menschen durchaus um eine „Depression, die mit dem Alter zu tun hat“" handeln könnte.

So sehr ich gegen die Verallgemeinerung des Begriffes bin - aber da hat Angelika völlig recht - oft sind bei depressiven Zuständen im Alter tatsächlich mit medikamentösen Gaben Wunder zu wirken. Jedenfalls sollte man das nicht von vorneherein ausschließen und mit einem Arzt des Vertrauens besprechen.

Lieben Gruß. J.

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Hallo MariaTheresa,

bin völlig mit dir d’accord, was Maralenas Artikel betrifft.
Nun bin ich ja auch schon jenseits der 60 und vielleicht irgendwie…na, lassen wir das…aber wo hast du in ihrem Artikel was von „Altersdepression“ gelesen? Nur damit ich sicher gehe, nichts überlesen zu haben :smile:

Und ich fände den Ausdruck ebenfalls vermessen und teile deine Ansicht.

Ich hatte den Ausdruck auch von weiter unten, und ich bin immer noch dagegen, dass man alte Menschen zwangsbeglücken möchte. Solange das Leben Freude bereitet, und rumsitzen und Zeitung lesen kann auch eine Freude sein, wie ich von meinem Vater von seinerzeit weiß, aber wenn einer „gehen möchte“, dann sollte man das in dem Alter auch zulassen.

Gruß, Karin

Servus, Karin,

und ich bin
immer noch dagegen, dass man alte Menschen zwangsbeglücken
möchte.

Ich glaube, wir sind uns in diesem thread ziemlich einig, dass das nicht passieren sollte, absolut unerwünscht ist und dass man dahingehende Tendenzen verhindern sollte.

aber wenn einer „gehen möchte“,
dann sollte man das in dem Alter auch zulassen.

Auch da bin ich mit dir einer Meinung und unterstütze solche „Anliegen“ bei uns in Österreich sogar offiziell.

Aber - und auch da bleibe ich, ebenfalls aus eigener Ansicht und eigenem Erleben,
bei meiner Meinung - es gibt durchaus Situationen, wo gar kein „Gehen Möchten“ gemeint ist, ganz im Gegenteil, sondern es geht um eine tiefe Verzweiflung aus dem Wissen heraus, dass das Leben langsam zu Ende geht und „man“ nicht alles erlebt, getan, erreicht, ausgesprochen und gefühlt hat, was „man“ gerne wollte.
Und das Wissen darum, dass das alles nicht mehr möglich sein wird, kann einem schon sehr schwer zu schaffen machen. Man hat dann gleichzeitig den Wunsch, dass das Leben noch „endlos“ dauern möge, damit man alles nachholen könnte und gleichzeitig das Wissen darum, dass das unmöglich ist.
Und genau aus diesen unerfüllbaren Gedanken und Wünschen heraus kann eine große Verzweiflung gerade in sehr hohem Alter entstehen.
Und dann ist man kein „rüstiger“ 60er mehr, oder ein „vitaler“ 70er, dem man zum berühmten Kegelklub raten kann.
In solch einer Situation und mit dem Wissen und Wollen des Betroffenen und mit einem begleitenden Arzt mit den entsprechenden Medikamenten für Erleichterung der Seele zu sorgen, halte ich weder für gefährlich (medizinisch), noch für eine „Zwangsbeglückung“, sondern einfach für eine machbare Hilfe.

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, J.

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Liebe MariaTheresa,

ich möchte Dir in allen Punkten zustimmen.

Aus meiner Erfahrung wollen Menschen, die das 80.Lebensjahr erreicht haben durchaus noch nicht sterben, auch dann nicht, wenn sie schwerwiegend und irreparabel erkrankt aber sie sind sich bewusst, dass es für sie keine Umkehr mehr gibt. Sie werden nie wieder gesund/jung/fit und beschwerdelos sein. Aber schöne Momente genießen wollen sie schon noch. Insoweit ‚genießen‘ sie ihr Leben durchaus noch.

Meine damals recht fitte Oma hat mit 85 Jahren gesagt, sie hätte jetzt lange genug gelebt und es wäre ihr recht, wenn sie bald sterbe, weil für sie nichts Neues mehr komme. Sie habe 80x Frühling und 80x Weihnachten erlebt und das reiche. Ihre Eltern und Geschwister leben nicht mehr und irgendwann wäre man von allem satt. Jeder Tag sei recht beschwerlich geworden. Aber entscheiden tut der liebe Gott.

Damals war ich über ihre Äußerung regelrecht entsetzt. Heute verstehe ich sie besser. Oma hat danach noch 3 Jahre gelebt und ist dann im Schlaf gestorben - so wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Sie war in meinen Augen zu keinem Zeitpunkt depressiv oder lebensmüde - sondern bloß realistisch, was ihre Erwartungen für die Zukunft betrafen .

Wenn ein Mensch in einem hochbetagten Alter, behaftet mit Beschwerden oder belastet durch Krankheit, nicht mehr weiterleben möchte (ohne Ausblick worauf?) kann das nur dieser Mensch für sich selbst beurteilen. Ein 60-Jähriger kann nicht erspüren, was einen 80jährigen Tag und Nacht quält oder was ihn am Leben festhalten lässt.

Liebe Grüße ins schöne Waldviertel
von Maralena

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