Beschäftigungsmöglichkeiten im Heim?

Hallo zusammen,

seufz, jetzt ist es soweit. Mein Opa (fast 87) ist nun im Heim.
Die Situation hat sich leider immer mehr verschlechtert, sowohl gesundheitlich (infolge von einer Herzinsuffizienz schwer nieren- und leberkrank, körperlich stark abgebaut, inzwischen auch Oberschenkelhalsbruch infolge von Stürzen, daher im Rollstuhl) als auch geistig (beginnende? Demenz). Meine ebenfalls über 80jährige Oma ist damit leider völlig überfordert und alle anderen Familienmitglieder (Kinder, Enkel) wohnen mehrere Stunden entfernt und können leider nicht die ganze Zeit da sein oder auch einfach mal kurzfristig vorbei kommen.

Seit einer Woche hat er nun einen Heimplatz mit einem eigenen kleinen Zimmer. Aber dort fühlt er sich natürlich ziemlich einsam, langweilt sich sehr und hadert mit sich selbst. Mit den anderen Bewohnern hat er wohl noch nicht viel Kontakt. Welche Beschäftigungen es dort konkret gibt, weiß ich nicht, aber er scheint noch nicht viel teilgenommen zu haben.

Ich war ihn das letzte Mal im November besuchen (dann krank) und habe gestern das letzte Mal mit ihm telefoniert. Nachdem ich meine Bazillen wieder los bin, möchte ich ihn natürlich wieder besuchen. Welche Beschäftigungsmöglichkeiten könnte ich ihm besorgen, wenn ich das nächste Mal hin fahre?

Er hat immer leidenschaftlich gegärtnert. Bis vor einem Jahr hat er auch noch seinen riesigen Garten mit Acker, Gewächshaus und 20 Obstbäumen gut unterhalten. Im Sommer hat er sogar noch Kartoffeln ausgebuddelt und vor fast 4 Monaten (aus Frust) 3 alte, knorrige Apfelbäume umgesägt. Körperlich geht jetzt allerdings nichts mehr und das frustet ihn jetzt natürlich sehr.

Vielleicht könnte ich ihm ein kleines Minigewächshaus für das Fensterbrett besorgen (mit was zum Züchten?). Er hat z.B. immer das halbe Dorf mit eigenen gezogenen Tomatenpflanzen versorgt. Das wäre doch ganz nett und er hätte eine kleine Aufgabe. Oder wäre das vielleicht mit der Erde eine zu große Sauerei?

Ich dachte auch schon an was zu Lesen, aber mit der Konzentration ist es nicht mehr weit her. Im Sommer hat er auch noch ein paar Mundartgedichte aufgeschrieben, aber dafür scheint er keinen Antrieb mehr zu haben. Sudokus oder Kreuzworträtsel waren eigentlich eher das Hobby meiner Oma, er hat dafür nicht viel übrig.

Er hat immer gern Spiele gespielt: Skat, Rommee, Mensch-ärgere-dich-nicht… Aber wenn er (noch?) keinen zum Mitspielen hat? Kinder und Enkel können ihn in der Regel nur am Wochenende besuchen und meine Oma, die selbst nicht mehr so gut zu Fuß ist, muss immer recht umständlich mit dem Bus in die Stadt. Sie wird ihn wohl auch nur 2x die Woche besuchen können.

Er ist auch handwerklich ziemlich geschickt, steht allerdings mit moderner Technik auf Kriegsfuß. Z.B. einen Computer anschaffen steht daher völlig außer Frage (hach, das wär schön, dann könnte man z.B. zwischendurch einfach mal mit ihm skypen…).

Hat jemand eine schöne Idee, was man ihm zur Beschäftigung mitbringen kann, damit er sich nicht so langweilt? Ich hoffe auch, dass er bald auch an einigen Gemeinschaftsaktivitäten dort teilnehmen wird und sich ein bisschen eingewöhnen. Aber im Moment ist er die meiste Zeit wohl allein in seinem Zimmer und guckt TV (was er sonst eher selten gemacht hat) …

Viele Grüße,
ente

Hallo,

meines Wissens gibt es in den Heimen eine Anschlagtafel, wo man nach Spielpartnern suchen kann.

Alles Gute
Mannema

lass ihn doch erstmal ankommen!
Hallo Ente,

so sehr ich Deine Sorge verstehen kann - aber lass doch den Opa erstmal im Heim ankommen!

Das geht nicht innerhalb einer Woche, denn er hat ja zuvor schon OP, sicher auch Reha UND dann noch den dauerhaften Umzug aus den eigenen 4 Wänden zu verkraften gehabt.

Dein Opa muss erstmal verkraften, dass das Heim nun sein neues Zuhause ist… UND, dass er wohl erstmals seit Jahrzehnten getrennt von seiner Frau leben MUSS.

Es gibt in jedem Heim eine Ansprechperson, z.B. Sozialarbeiter, der die Beschäftigungs- und Freizeitgestaltung organisiert und koordiniert.

Den könntest Du (telefonisch) ansprechen und ihm Deine Sorgen mitteilen. Wir haben für bzw. von unserem Verwandten beim Umzug ins Heim einen ausführlichen Biographie-Bogen angelegt.

Mit Vorlieben und Abneigungen, Hobbies, aber auch evtl. traumatischen Erlebnissen (Krieg/Flucht/Gewalt).

Ausgedruckt haben wir das auf z.B. gelbem Papier, sodass es in der Patienten-Mappe schnell zu finden ist. Die Pflegekräfte fanden diese Idee toll, weil schnell Zugriff auf biographische Infos möglich war.

Was ich an Deiner Stelle tun würde, wäre dem Opa regelmäßig und engmaschig zu schreiben.
Muss ja nicht mit der Hand sein, PC-Ausdruck ist auch okay.

Schreib ihm, wie Dein Tag war, was Du gemacht hast, woran Du Dich aus Deiner Kindheit in Bezug auf Oma und Opa erinnerst, lass ihn teilhaben an Deinem Leben.

Nimm ihn ernst, aber bemitleide ihn nicht.

Und, bitte, gib ihm die Zeit, die er und auch die Familie zum Ein- und Umgewöhnen braucht!

Angelika

Hallo ente,

ich finde es toll, dass du dir Gedanken machst und deinem Opa helfen willst. Denn ich finde, das Gefühl, nutzlos zu sein, nichts mehr zu tun zu haben, ist das Schlimmste an den Heimen!

Alles was mit kleiner Gärtnerei auf dem Balkon zu tun hat klingt als wäre es das Richtige.

Ich dachte auch schon an was zu Lesen, aber mit der
Konzentration ist es nicht mehr weit her.

Evtl. Abo einer Tageszeitung, damit er am „Leben draußen“ noch Anteil hat.

Im Sommer hat er
auch noch ein paar Mundartgedichte aufgeschrieben,

Offenbar ist er eher ein Macher als ein Konsumierer, darum dürften ihn die „Wir basteln eine Blumentopfmanschette“ Angebote im Heim weniger interessieren.
Um Gedichte zu schreiben, muss man auch was erleben…

Er ist auch handwerklich ziemlich geschickt, steht allerdings
mit moderner Technik auf Kriegsfuß.

Muss hart für so jemanden sein, plötzlich in einem Zimmer zu hocken ohne Werkstatt und Garten :frowning:
Ich glaube, ich hätte in so einer Situation gern eine wirklich sinnvolle Aufgabe. Ich weiß nicht, ob er für so was zu haben ist, aber ich an deiner Stelle würde ihn wohl bitten, ob er seine Lebensgeschichte aufschreiben mag, Anekdoten, und alles, was er über seine Eltern und sonstigen Vorfahren und Verwandten weiß. Denn ich bin in der Situation, dass ich keinerlei Eltern oder Großeltern mehr habe, auch alle Tanten und Onkel sind schon verstorben, obwohl ich erst Mitte 40 bin, und ich finde es sehr traurig, niemanden mehr fragen zu können, wie es früher war, und auch die Ahnenforschung ist so sehr schwierig. Wenn er darauf eingeht, hat er einiges zu tun - und wenn du dich nicht schon jetzt darüber freust, dann ganz sicher in 20 Jahren!

Liebe Grüße,
Julia

Ich weiß nicht, ob er für so was zu haben
ist, aber ich an deiner Stelle würde ihn wohl bitten, ob er
seine Lebensgeschichte aufschreiben mag, Anekdoten, und alles,
was er über seine Eltern und sonstigen Vorfahren und
Verwandten weiß.

Hallo Julia,

das ist eine tolle Idee. Es gibt dafür sogar vorlagen:

http://www.amazon.de/Opa-erz%C3%A4hl-mal-Erinnerungs…

Gruß
Maja

Hallo Ente,

Vielleicht könnte ich ihm ein kleines Minigewächshaus für das
Fensterbrett besorgen (mit was zum Züchten?). Er hat z.B.
immer das halbe Dorf mit eigenen gezogenen Tomatenpflanzen
versorgt. Das wäre doch ganz nett und er hätte eine kleine
Aufgabe. Oder wäre das vielleicht mit der Erde eine zu große
Sauerei?

Mit der Heimleitung abklären: besteht die Möglichkeit, in unmittelbarer Nähe zum Haus ein, zwei Pflanzkörbe o.ä. zu begärtnern? Dann: Tomaten auf dem Fensterbrett vorziehen und anschl. draußen pflanzen. Was dazu im Detail gebraucht wird, weiß dein Großvater am besten.

Er ist auch handwerklich ziemlich geschickt, steht allerdings
mit moderner Technik auf Kriegsfuß. Z.B. einen Computer
anschaffen steht daher völlig außer Frage (hach, das wär
schön, dann könnte man z.B. zwischendurch einfach mal mit ihm
skypen…).

Wenn die junge Generation nicht mit althergebrachter Technik auf Kriegsfuß wäre, könnte man ja einfach so mal telefonieren…?

Gruß Simon