Hi,
vor der Einführung von GPS war die einzige Möglichkeit der
Navigation über Ozeanen und unbewohnten Gebieten das extrem
genaue Messen der Beschleunigung und deren 2 fache Integration
zur Berechnung des zurückgelegten Weges, so etwas heisst
glaube ich Inertialsteuerung. Diese werden meines Wissens auch
heute noch als Rückfallsystem verwendet.
korrekt, das ist ein Trägheitsnavigationssystem, welches INS (inertial navigation system) bzw. IRS (inertial reference system) genannt wird.
Das Prinzip dabei ist: stell Dir vor daß eine Kiste auf der Pritsche eines LKW steht. Der LKW fährt los - und die Kiste rutscht aufgrund der Masseträgheit nach hinten. Je schneller sie rutscht um so stärker hat der LKW beschleunigt und je weiter sie rutscht um so länger dauerte die Beschleunigung an. Solange die Kiste dann an ihrem Standort stehen bleibt bewegt sich der LKW offensichtlich mit konstanter Geschwindigkeit vorwärts.
Wenn der LKW bremst rutscht die Kiste wieder nach vorne, abhängig von der Intensität und der Dauer der Bremsung.
Wenn man nun einfach die Beschleunigungswerte mißt, also Meßwerte für Dauer und Weite der rutschenden Kiste erhebt kann man daraus letztlich ermitteln wie schnell und weit sich der LKW vom ursprünglichen Standort wegbewegt haben muß. Ist der Start-Ort sowie die Fahrtrichtung des LKW bekannt (z. B. durch einen Kompaß) kann man errechnen wo sich der LKW nach dieser Fahrt befindet.
Im Flugzeug hat man keine Pritsche mit Kisten
sondern Kreiselsysteme/Laser, die natürlich alle Bewegungsrichtungen im Raum erfassen. Die Systeme sind so genau daß sie eine Geschwindigkeitsveränderung von 0 auf 4 km/h innerhalb einer Stunde wahrnehmen können.
Vor dem Start gibt man den Systemen die genaue Flugzeugposition, wobei nicht nur eine Referenz-Koordinate für den Airport, sondern die genaue Position der jeweiligen Parkposition eingegeben wird. Diese steht gewöhnlich auf den Schildern, die den Piloten auch helfen das richtige Gate zu finden - siehe z. B. auf diesem Bild http://www.airliners.net/open.file/412267/L
Das INS ermittelt dann aufgrund der Beschleunigungswerte die jeweils aktuelle Position des Flugzeugs. Dabei vergleicht es beim Überfliegen von Funkfeuern, deren geographische Position ja bekannt ist, die eigenen Berechnungen mit den offiziellen Koordinaten des Funkfeuers bzw. die eigenen Berechnungen mit den am nächsten Flughafen programmierten Daten. So „lernt“ das System sozusagen und wird letztlich immer genauer weil es seine eigene Meßungenauigkeit kennen lernt und korrigiert.
In einem weiteren Entwicklungsschritt kann man dann nicht nur die aktuelle Position ermitteln, sondern gibt Koordinaten vor, zu den einen das System in Abhängigkeit vom momentanen Standort bringen soll.
Besonders praktisch ist daß INS / IRS bodenunabhängig funktionieren, also nicht auf irgendwelche externen Informationsquellen angewiesen ist.
Gruß,
MecFleih