Bestreitbare Märkte

Hallo zusammen!

Habe mit einem Kollegen die Diskussion gehabt, das die Theorie bestreitbarer Märkte besonders auf Märkte anwendbar ist, in denen die Preise rasch angepasst werden können.

Sehe das so, dass es ja darum geht, ob ein Markteintritt möglich ist. Angenommen ein Monopolist ist auf einem Markt aktiv und es droht ein Markteintritt durch einen potentiellen Konkurrenten. Dann ist es doch für die Entscheidung des Eindringling sehr relevant, ob der Monopolist seine Preise schnell anpassen kann, oder nicht. Wenn nicht, dann wird ein Eintritt möglich sein, weil der Eindringling den Monopolisten beim Eintritt gleich mal unterbietet, nicht?

Wie seht ihr das?
Besten Dank für Postings

mahed

Hallo,

Konkurrenten. Dann ist es doch für die Entscheidung des
Eindringling sehr relevant, ob der Monopolist seine Preise
schnell anpassen kann, oder nicht. Wenn nicht, dann wird ein
Eintritt möglich sein, weil der Eindringling den Monopolisten
beim Eintritt gleich mal unterbietet, nicht?

im Prinzip richtig, nur sind Preise generell schnell gesenkt. Das Problem des Monopolisten sind aber vielmehr seine Kosten, die in den gemütlichen Jahren des Monopols nie irgendjemand wirklich im Auge hatte.

Bestes Beispiel: Deutsche Telekom

Gruß
Christian

Hm?

Dann ist es doch für die Entscheidung des Eindringling sehr relevant, ob der Monopolist seine Preise schnell anpassen kann, oder nicht. Wenn nicht, dann wird ein Eintritt möglich sein, weil der Eindringling den Monopolisten beim Eintritt gleich mal unterbietet, nicht?

Wie sieht’s mit der Gegenthese aus:
Der Monopolist hatte Zeit:
a) einen Kundenstamm aufzubauen
b) Seine Investitionskosten abzubezahlen
c) Rücklagen aufzubauen

Theoretisch könnte er deswegen den Preis so weit runterschrauben, dass der Markt damit für einen Eindringling unattraktiv wird.
Und da der Eindringling erst eine neue Infrastruktur abbezahlen muss, könnte er sogar den Preiskampf verlieren.
Dadurch sehen sich neue Mitbewerber genötigt, von vorne herein so viel Kapital mitzubringen dass man die Initialzeit zur Not auch mit Nulleinnahmen überlebt und gleichzeitig so effizient zu sein, dass man auch langfristig bei äußerst niedrigem Gewinn agieren kann.
Und daran scheitert so mancher business case.

Gruß,
Michael

Hallo zusammen!

Habe mit einem Kollegen die Diskussion gehabt, das die Theorie
bestreitbarer Märkte besonders auf Märkte anwendbar ist, in
denen die Preise rasch angepasst werden können.

Jo, das wird wohl so dem Anschein nach sein.

Sehe das so, dass es ja darum geht, ob ein Markteintritt
möglich ist. Angenommen ein Monopolist ist auf einem Markt
aktiv und es droht ein Markteintritt durch einen potentiellen
Konkurrenten.

Wenn es sich hierbei wirklich um einen Monopolisten handelt der eine bestimmte Ware in einem Land ganz alleine anbietet, dann dürfte es politisch kaum möglich sein an diesem Ort wirklich Fuss zu fassen. Aber nichts ist unmöglich. Und einige Artikel wurden vom einsten Monopolisten (AfriKola) durch Konkurenten (Pepsi oder CocaCola) ausgebootet.

Dann ist es doch für die Entscheidung des
Eindringling sehr relevant, ob der Monopolist seine Preise
schnell anpassen kann, oder nicht.

Es kommt drauf an ob du deine Ware von einem billigeren Anbieter mit der gleichen oder gar besseren Qualität beziehen kannst UND dann auch noch die Ware weitaus billiger auf dem Markt bringen kannst, als der Monopolist.

Wenn nicht, dann wird ein
Eintritt möglich sein, weil der Eindringling den Monopolisten
beim Eintritt gleich mal unterbietet, nicht?

Das muss nicht sein. Du kannst die selbe Ware wie der Monopolist anbieten und sie sogar billiger verkaufen, aber wenn man sich mal einen guten Namen (Fernsehwerbung?) gemacht hat, dann wird es schwierig den Bürger für den gleichen Artikel zu gewinnen. Denn der berühmte Name des Monopolisten wirbt für sich selbst.

Gruss
Paula

Hallo,

im Prinzip richtig, nur sind Preise generell schnell gesenkt.
Das Problem des Monopolisten sind aber vielmehr seine Kosten,
die in den gemütlichen Jahren des Monopols nie irgendjemand
wirklich im Auge hatte.

Na ja, der Einkaufspreis seiner Artikel dürfte da auch eine gewichtige Rolle spielen. Wer einen Artikel für 7 Cent kauft und diesen auf dem Markt für 3,50 Euro verkauft hat sehr viel Spielraum.

Bestes Beispiel: Deutsche Telekom

Vergiss mal nicht die sämtlichen Subventionen, Abschreibungen und die Ableger dieser Firma.
Bei dieser Frage hatte ich eher so unwichtige Firmen wie Esprit oder so vor Augen :wink:

Gruß
Paula

im Prinzip richtig, nur sind Preise generell schnell gesenkt.
Das Problem des Monopolisten sind aber vielmehr seine Kosten,
die in den gemütlichen Jahren des Monopols nie irgendjemand
wirklich im Auge hatte.

Na ja, der Einkaufspreis seiner Artikel dürfte da auch eine
gewichtige Rolle spielen. Wer einen Artikel für 7 Cent kauft
und diesen auf dem Markt für 3,50 Euro verkauft hat sehr viel
Spielraum.

Sicher, aber wer dann über die Jahrzehnte 3,45 an zusätzlichen Kosten aufgebaut hat, sieht sich einem Problem gegenüber, wenn Wettbewerber auftreten, die zu 5,50 anbieten.

Bestes Beispiel: Deutsche Telekom

Vergiss mal nicht die sämtlichen Subventionen, Abschreibungen
und die Ableger dieser Firma.

Mal abgesehen davon, daß mir nicht klar ist, welche Ableger Du meinst, frage ich mich a) welche Subventionen die Telekom bekommt, b) was die Abschreibungen mit der Sache zu tun haben und c) ob Dir der Unterschied zwischen Firma und Unternehmen bekannt ist.

Bei dieser Frage hatte ich eher so unwichtige Firmen wie
Esprit oder so vor Augen :wink:

Inwiefern und auf welchem Markt ist denn Esprit ein Monopolist (gewesen)?

Gruß
Christian

Nur Einkaufspreis?

Na ja, der Einkaufspreis seiner Artikel dürfte da auch eine gewichtige Rolle spielen. Wer einen Artikel für 7 Cent kauft und diesen auf dem Markt für 3,50 Euro verkauft hat sehr viel Spielraum.

Das hängt davon ab, wie hoch die Ausschuss- und Retourenrate des Artikels, die Kosten für Logistik, Administration und Kundenpflege sind etc.

Ein Beispiel: Ein Produkt X kostet 1 Euro beim Einkauf.
10 Sales-Mitarbeiter vertreiben jeweils 10000 Stück davon im Monat.
Für jedes Exemplar bekommen sie von ihren Kunden 10 Euro.
Rechenrechen… 1 Million Euro Einnahmen, davon 100000 Euro Kosten, gibt eine Marge von 900000 Euro. Klingt gut.
Jetzt wird Produkt X aber auf eigene Kosten verschickt, für €5 pro Paket.
Schon sind wieder €500000 weg und der Gewinn ist bei €400000.

Leider (=?) kriegen jetzt die Sales-Mitarbeiter auch noch Gehalt. Reden wir mal von €3000 im Monat brutto inkl. AG-Anteil. Sind schon wieder €30000.
Schon sind wir bei €370000.

Jetzt werden die Sales-Leute die 10000 Geräte pro Monat kaum in der eigenen Garage lagern und noch weniger selbst verschicken.
Außerdem werden sie vermutlich nicht die Prokura über Excel machen.

2 Lageristen, 5 Packer, Lagergebäude, IT-Infrastruktur, HR, Marketing, Verwaltung etc… rechnen wir einfach mal mit €70000 pM.
Sind nur noch €300000.

Dann sind dank „Made in Billigland“ rund 10% der Produkte defekt. In diesem Fall muss das Produkt zurückgenommen werden und ersetzt. Das wären 10000 Geräte.
Das sind noch einmal €10000 an Produkten zum Wegschmeißen (zzgl. möglicherweise Entsorgungskosten), €50000 Retourkosten, €50000 Zweitporto.
Wieder €110000 weg.

Schon sind nur noch €190000 vom „großen Reibach“ übrig.

Und dann habe ich noch das dumme kleine Detail der Umsatz-Steuer vergessen, und der dicke Gewinn geht an Vater Staat und das Unternehmen ist eigentlich ein Wohltätigkeitsverein, das für Nullgewinn agiert.

Wenn man jetzt versucht, wegen Konkurrenz mit den Endkundenpreisen 10% runterzugehen, sitzt man gleich in der (roten) Tinte. Und das bei einer Gewinnspanne von 900% pro Produkt!

Vergiss mal nicht die sämtlichen Subventionen, Abschreibungen und die Ableger dieser Firma.

Ja, Abschreibungen. Gut, daß Du’s erwähnst. Schon ist nämlich noch weniger Geld da, denn es muß ja auch investiert werden.

Gruß,
Michael

Sunk costs

Hallo,

im Prinzip richtig, nur sind Preise generell schnell gesenkt.
Das Problem des Monopolisten sind aber vielmehr seine Kosten,
die in den gemütlichen Jahren des Monopols nie irgendjemand
wirklich im Auge hatte.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Frage der Kosten im Monopolfall natürlich evident. Gleichwohl verlässt Du hier die rein volkswirtschaftliche Betrachtungsweise und rutschst in den Bereich des Kosten-Controlling.

Volkswirtschaftlich betrachtet ist es im Monopolfall immer so, dass der M über sehr gerínge Kosten verfügt. Dabei wird der Kostenbegriff weiter gefasst und beinhaltet alle (!) „kostenverusachenden“ Prozesse. Nach dem Motto „Der M hat in der Vergangenheit schon Kosten gemacht, die der „Markteindringling“ erst noch machen muss.“ Stichwort „Sunk-Costs“.
Diese beim M „etablierten“ Kosten sind es, die vielfach hohe Markteintrittsbarrieren darstellen.
Die Telekom mag vielleicht in manchen Bereichen keine Kostenübersicht mehr gehabt haben. Der Markteindringling hätte aber diese und/oder andere Kosten vor der Brust.

VG
Sebastian

Deine Theorie ist haltlos

Hallo,

zunächst ein, zwei grundsätzliche Aussagen zum Monopol:

  1. Es handelt sich um ein volkswirtschaftliches Modell-Extremum, dessen Praxisnähe kaum gegeben ist, sofern man an den volkswirtschaftlichen Modellprämissen festhält.

  2. Ein Monopol ist und bleibt in der statischen (!)volkswirtschaftlichen Theorie ein Monopol. Das bedeutet, dass Markteintritte in dieser volkswirtschaftlichen Modellwelt gar nicht vorgesehen sind. Dies eben gerade wegen der getroffenen Annahmen und Verhaltensweisen. Für Untersuchungszwecke wird dies immer aufrecherhalten.

Wenn die Märkte aber nun als dynamisch betrachtet werden, kann ein Monopol natürlich eine nur begrenzte Lebensdauer besitzen. Allerdings:

Der Monopolist agiert stets aus einer sehr starken Machtstellung heraus. Gleichwohl muss man bedenken, dass der M. immer nur als „Mengensetzer“ und „Preiseanpasser“ oder als „Preissetzer“ und demnach „Mengenanpasser“ agieren kann.

Jetzt muss man aber sehen, dass der M. gegen Markteintritte sehr gut geschützt ist, da er den Markt sehr gut kennt und vor allem die Marktstruktur über eine mitunter sehr lange Zeit wesentlich gestaltet hat.
Daher ist Deine Theorie (sofort billig am Markt auftreten) schon nicht haltbar, da es dem Markteindringling nicht möglich sein wird, sofort auf dem gleichen Niveau einzusteigen, wie es sich der M. über Jahre erarbeitet hat (Stichwirt: Sunk-costs ). Ein Monopol wird sich letztlich nur regulativ abschmelzen lassen, nicht jedoch durch das Agieren einiger weniger Eindringlinge.

VG
Sebastian

ob Dir der Unterschied zwischen Firma und Unternehmen

bekannt ist.

Bei dieser Frage hatte ich eher so unwichtige Firmen wie
Esprit oder so vor Augen :wink:

Inwiefern und auf welchem Markt ist denn Esprit ein Monopolist
(gewesen)?

Gruß
Christian

War jetzt Esprit nun die Firma - oder wegen des Unterschiedes das Unternehmen.
Na ich glaube doch wohl Esprit war die Firma des Unternehmens.

Firma = Name unter dem ein Unternehmer am Markte Auftritt - oder ??
Grüsse Rainer -

darüber hinaus - bestreitbare Märkte - sind doch eigentlich alle Märkte - nur ob und in wie weit eine Verdrängung von Mitbewerben stattfindet ist etwas anderes. z.B. die Tankstellenbetreiber in Dt. - hier verdrängt keiner mit nur einem ernsten Versuch über Preis - den Konkurrenten zu ärgern. Oder - Lockerung des Reinheitsgebotes für Bier in der EU - blödsinn - Bier ist „reine Geschmacks-Sache“ - geht auch nicht nur über den Preis - nicht bei Marken-liebhabern - ebenso bei dem PKW-Markt - meistens reines Marken - und Prestigedenken - da können noch „so schöne“ Chinesen und andere kommen - selbst die Ammy`s kriegen kein Bein auf den Deutschen Markt.
Grüsse Rainer