Besuchsdienst-Auffälligkeiten Umgang Mutter-Kind

hallo liebe Wissende,
seit einiger Zeit gehöre ich zu einem Besuchsdienst, der sozialkontaktsschwache Menschen einfach „besucht“ um zu zuzuhören, zu klönen, zu singen, mit ihnen zu spielen — nur einige Dinge zu nennen. Nun mag die Mutter nicht allein sein mit ihren 73 Jahren und die Tochter ist aus einer anderen Stadt zu ihr gezogen, hat aber natürlich auch eigene Interessen. Soweit so gut – oder auch nichtgut. Evtl. könnte es sein, dass die Mutter geschlagen wird. Auf jeden Fall könnte es auch sein, dass versucht wird, die Mutter immer unter Beruhigungsmittel zu setzen und ihr alle Kontakte zu verbieten.

Könnt ihr mir einen Tipp geben, wie ich mich verhalten muüsste, ich kann es doch nicht einfach alles so hinnehmen. Ich weiß, es kann schwierig in dieser Konstellation sein. Nur die Mutter hat mir einiges erzählt. Wißt ihr, an wen ich mich wenden könnte? Gibt es so eine Stelle wie für mißhandelte Kinder? Ich meine ich habe mal etwas gelesen.

Wenn dieses Brett falsch sein sollte, bitte ich um Entschuldigung und Nachricht, welches Brett für meine Frage zuständig sein könnte.
Danke für eure Mühe
Hoffnung

Hallo Hoffnung,

soweit im Vorfeld, deine Frage, ob es eine entsprechende Anlaufstelle gibt, kann ich nicht beantworten…

Mein erster Gedanke beim Lesen deines postings war, ob das, was du suchst, überhaupt zu deinen Aufgaben gehört

ich (gehöre) zu einem Besuchsdienst, der
sozialkontaktsschwache Menschen einfach „besucht“ um zu
zuzuhören, zu klönen, zu singen, mit ihnen zu spielen

oder ob du nicht deine Kompetenzen überschreitest, wenn du versuchst, der Mutter Hilfe zu „besorgen“?
Womit ich schon beim nächsten Punkt wäre.
Wenn du meinst, der Mutter helfen zu müssen, um was geht es dir dann?
Soll sie lernen, sich dagegen zu wehren? Soll sie lernen, einen guten Umgang damit zu finden? Soll die Tochter aufhören? (Ist es denn sichergestellt, dass sie ihre Mutter schlägt? Wechselt jemand die Stadt, um die Mutter zu schlagen?)
Und wer ist es, der versucht, die Mutter unter Beruhigungsmittel zu setzen und ihr die Kontakte zu verbieten? Die Tochter?
Falls ja, wäre es nicht hilfreich, den Kontakt, das Gespräch mit der Tochter zu suchen?

Um Hilfe aus dem Forum in Anspruch zu nehmen, fehlen m.E. viele wichtige Informationen.
Inwieweit ist die alte Dame geistig zurechnungsfähig? Wenn du mit Menschen arbeitest, die „sozialkontaktsschwach“ sind, wieso hat die alte Dame dann so viele soziale Kontakte, die ihr vermeintlich vorenthalten werden?
Wieso hast du einen Job ohne klaren Arbeitsauftrag?
Wenn es deine Aufgabe ist, der alten Dame Beistand zu leisten, wieso fehlen dir dann die nötigen Kompetenzen bzw. wieso fehlt es dir dann an nötigem Beistand seitens deines Arbeitgebers, der die Frage, an wen du dich wenden solltest oder wie du diesbezüglich verfahren solltest, beantworten können sollte.

Könnt ihr mir einen Tipp geben, wie ich mich verhalten
müsste, ich kann es doch nicht einfach alles so hinnehmen.

Ich denke, genau hier liegt dein „Problem“, du fühlst dich emotional involviert, und ich denke, es wäre/ist deine Aufgabe, dich davon zu lösen und danach zu schauen, wie du der alten Dame emotional Beistand leisten kannst. Denn genau das ist deinJob.
(Nehme ich mal an)
Wie du dich verhalten müsstest? Na, das schreibst du doch:

zuzuhören, zu klönen, zu singen, mit ihnen zu spielen

Liebe Grüße,
jeanne

Hallo Hoffnung,

auch wenn Du „nur“ Besuchsdienst bist: schön, dass Du Dir Gedanken machst, ob es der alten Dame wirklich gut geht! Wenn Du echte Bedenken hast, solltest Du in keinem Fall die Augen zumachen und sagen „geht mich nichts an…“
Wenn sie geschlagen würde oder Medikamente eingeflößt bekäme, wäre dies eine Misshandlung. Das ist nicht nur bei Kindern verboten!

Hast Du mal daran gedacht, den Hausarzt der Dame zu Rate zu ziehen? Du könntest ihm Deinen Verdacht schildern, er kann der Sache nachgehen. Er darf Dir zwar nicht sagen, was er diagnostiziert, aber der alten Dame würde es ggf. helfen. Und Dich vermutlich beruhigen, das sich einer drum kümmert.
Gruß
Jette

Zitat: Wieso hast du einen Job ohne klaren Arbeitsauftrag?

Wenn es deine Aufgabe ist, der alten Dame Beistand zu leisten,
wieso fehlen dir dann die nötigen Kompetenzen bzw. wieso fehlt
es dir dann an nötigem Beistand seitens deines Arbeitgebers,"

Hallo Jeanne, ich finde es falsch „Hoffnung“ hier anzugreifen, nur weil sie sich Gedanken macht! Schließlich schießt sie nicht einfach los, sondern fragt vorher -besser kann man doch wohl mit Bedenken nicht umgehen! Und Leute, die sich überall sagen, „DAS ist nicht meine Aufgabe“ gibt es schon genug!
Wahrscheinlich arbeitet sie ehrenamtlich, dann hat man nicht im klassischen Sinne „einen Arbeitgeber“. Und die Kompetenz beweist sie doch wohl durch ihre Umsichtige Handlungsweise!

Gruß Anita

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Hallo „Hoffnung“,
gibt es bei der Stelle, die dir den Beuchsdienst vermittelt hat, nicht erfahrene Leute (Ehrenamtler?) die du fragen kannst, wie du mit diesem Problem umgehen kannst?

Daneben finde ich den Tipp von Jeanne, mit der Tochter zu sprechen, auch nicht schlecht, falls das möglich ist - sie scheint ja schon engagiert zu sein, wenn sie extra wegen ihrer Mutter umgezogen ist.

Bedenken solltest du auch, falls die betreute Dame dement ist: manchmal verwechseln demente Menschen Vergangenheit und Gegenwart, oder Phantasie und Realität. Viele Demente sind ja z.B. sicher, sie würden bestohlen, was zum Glück nicht immer stimmt! (Aber natürlich stimmen könnte, und das macht die Sache kompliziert :frowning: )

Also keine vorschnelle Verurteilung der Tochter.Aber das machst du ja auch nicht, und dass du aufmerksam bist, finde ich auf jeden Fall gut!

Gruß Anita

Hallo Anita,
ich gebe Dir vollkommen Recht, nur muss auch bei einem Ehrenamt gewährleistet sein, dass es einen Ansprechpartner für den Helfenden gibt der bei Problemen helfen und eingreifen kann. Ich bin bei den ‚Grünen Damen‘ in Berlin, ein ehrenamtlicher Besuchsdienst in Krankenhäusern, der von der Ev. Hrankenhaushilfe organisiert wird. Dort haben die Freiwilligen jederzeit einen kompetenen Ansprechpartner und es gibt, wenn auch in unregelmäßigen Abständen eine Supervision. Nicht jeder ehrenamtliche Helfer ist darauf vorbereitet was ihn erwartet wenn er mit Menschen zu tun hat, und mit unprofessionellem Engagement kann auch einiges falsch gemacht werden. Interessant zu wissen wäre auch woher Hoffnung weiß, dass die Mutter geschlagen wird und mit Beruhigungsmitteln ruhig gestellt werden soll.
Lb Grüße, gübschen

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Hallo,

  1. wie einige der anderen denke ich auch, Deine erste Anlaufadresse sollte der Besuchsdienst sein, wer auch immer den organisiert. Da sollte es mindestens einen Ansprechpartner bei Fragen und Schwierigkeiten geben, eigentlich regelmäßigen Erfahrungsaustausch und auch die Möglichkeit zur Supervision.

  2. Nichts ohne Einverständnis der Mutter unternehmen.

  3. Es gibt ein Beratungstelefon für Angehörige und Gepflegte „Pflege in Not“: 030/ 69 59 89 89. Oder hier: http://www.pflege-in-not-berlin.de/
    Alternative: 0228/ 69 68 68 oder http://www.hsm-bonn.de/

  4. Hier gibt’s noch eine Zusammenstellung von Krisentelefonen:
    http://www.forum-bioethik.de/NotTelefone.html

Viele Grüße,

Jule

nachdenkliches Danke
ich habe mir alle Antworten genau und gewissenhaft durchgelesen. Bin natürlich entsetzt, wenn mir Übergrifflichkeit unterstellt wird.

Es ist so, ich bin ehrenamtlich in der Organisation tätige - erst seit ziemlich kurzer Zeit. Die Vermittlungsperson ist seit 1 Woche im Urlaub und eine Vertretung gibt es nicht. Andere Besuchsdienstlerinnen kenne ich nicht, weil es das Gruppentreffen im vorigen Monat wegen Krankheit und diesen Monat wegen Urlaubs ausgefallen sind.

Ich weiß sehr wohl, dass man sehr sensibel mit dem Thema umgehen muss, darum habe ich ja hier im Forum gefragt – bevor ich vielleicht einen Fehler mache.

Mir ist auch bewußt, dass ältere Menschen durchaus einiges vergessen oder verdrehen könnten — weiß aber auch, das Angehörige häufig überfordert sind und nur aus Piität (oje, das ist sicher falsch geschrieben,verzeiht mir) die Eltern versorgen.

Bisher habe ich noch niemanden informiert – obwohl die Mutter nachfragte, ob ich denn schon jemandem die „Info“ gegeben hätte. Einmal war die Tochter dabei-- durch Zuhören (!)bekomme ich die Steitereien der beiden mit, Tochter meint zur Mutter:" du brauchst mehr „gute Medizin“ damit du nicht weinst". Auf meine Nachfrage kam dann nur, dass mache sie so pi mal Daumen, hauptsache die Mutter sei ruhig._ Dinge, an denen das Herz der alten Dame hängt, werden von der Tochter verschenkt, weil sie alles für Tand hält. Ihr könnt sagen, das ist nicht wichtig, nur - ich bin für die Mutter da – und die stellt jedes Mal fest, dass wieder eine Dekoration weg ist – und die Tochter sagt zu mir,darauf angesprochen, wenn ich es höre— nunja, ich halte es für Tand und habe es verschenkt. Ich liebe es schlicht.—Soweit so gut — bzw. nicht so gut, es ist die Wohnung der Mutter, sie zahlt alles, auch die Lebensmittel.

Ich verkenne nicht die schwierige Situation der Tocher, aber auch dafür gibt es Hilfsmöglichkeiten und ich habe ihr einige nennen können.

Nur wie es einem „Gepflegten“ geht oder besser gehen könnte, da hatte ich nichts und ich bedanke mich für die vielen Tipps.

Die Telefonnummer vom Hausarzt hat mir die Mutter übrigens gegeben, damit er mal einen Hausbesuch macht, damit sie sich nicht 1 x im Monat hinquälen müsse.

Ich werde mir die Links alle vornehmen, bedanke mich für die Tipps und auch die kritischen Anmerkungen. Es ist ja gerade dieser Tatbestand, dass ich hier mit niemandem reden kann, dass ich das Forum wählte.

Und ganz ehrlich: Wegsehen, weghören ---- das kann ich nicht, das wird in unserer Zeit doch viel zu oft getan. Bequemer wäre es nur zuzuhören und zu singen – aber dabei die blauen Flecken zu übersehen und das Gehörte zu ignorieren.

Also allen Postern ein Dankeschön und gelegentlich werde ich über den Fortgang berichten, wenn ich darf.

Allen eine friedliche Adventszeit und immer ein „Nichtwegsehen-hören“

Hoffnung

Ergänzung
Ich arbeite ehrenamtlich.

Die alte Dame ist nicht dement, sondern lediglich durch körperliche Gebrechen daran gehindert, die Wohnung zu verlassen. Und sie ist durch einige Aktionen (ich will sie nicht aufzählen)mutlos geworden.

Warum die Tochter umzog, kann ich nicht durchblicken, da sie in der vorigen Stadt Wohnung, Unterstützung durch Arbeitsamt und ABM-Stelle hatte. Hier, wie sie sagt, keine Wohnung findet, keine Arbeit sucht - weil, weil weil…und kein Geld mehr bekommt, da unbegründet ABM aufgegeben… Also nur Mindestunterstützung.

Das liebe Poster/innen noch zur Info
Gruß Hoffnung

Antidepressiva?
Hallo,

so wie es sich aus deiner zweiten Beschreibung anhört, bekommt die Mutter von der Tochter Antidepressiva verabreicht, nach gutdünken. Habe ich das richtig gelesen?

Falls dies der Fall sein sollte kann es durchaus sein, dass die Antidepressiva etwas auslösen, dass man schon fast mit einer Demenz gleichsetzten könnte. Etwas genaueres kann vielleicht ein Fachmann dazu sagen. Falls meine Vermutung zutrifft frage mal im Medizin oder Pschyologiebrett zu dieser Thematik nach.

Gruß

Samira

Hallo, Hoffnung,

zunächst wäre es wirklich notwendig, Dich mit den Organisatoren Deines Dienstes zu verständigen, allein, um Rückhalt und ggf. Rat und Unterstützung für weitere Aktionen zu erhalten.

Offenbar aber stößt das zur Zeit auf Schwierigkeiten. In diesem Fall halte ich den Hausarzt für den wichtigsten Ansprechpartner. Der weiß auf jedenfall über die verordnete Medikation Bescheid und kann ggf. bei einem Hausbesuch feststellen, ob die Medikamente ordnungsgemäß verabreicht werden.

Gibt es außer der Tochter noch weitere Personen, die an der Pflege mitwirken? Eventuell könnte man deren Beobachtungen erfahren. Erhält die alte Dame vielleicht auch noch anderen Besuch? Auch diese Leute könnten Hinweise geben.

Ich kann mir vorstellen, dass Deine Vermutungen Dich ziemlich belasten. Aber Du trägst keine direkte Verantwortung (außer der allgemein mitmenschlichen).

Gruß
Eckard

Danke Eckard,
es gibt keine weiteren Personen, die sie besuchen. Die Mutter möchte sehr, die Tochter will ihre Mutter von anderen Menschen fernhalten. Dass dieser Besuchsdienst eingeschaltet wurde, hat die Mutter einer anderen älteren Dame zu verdanken, die bei meiner Organisation angefragt hatte – wohl aufgrund klagender Telefonate.

Ich werde morgen persönlich bei der Organisation vorsprechen und mich nicht abwimmeln lassen. Außerdem fahre ich morgen wieder zu ihr hin und wenn sie mich noch einmal bittet den Hausarzt anzurufen, werde ich es in ihrem Beisein tun.

vielen Dank
Hoffnung

Hallo,

so wie es sich aus deiner zweiten Beschreibung anhört, bekommt
die Mutter von der Tochter Antidepressiva verabreicht, nach
gutdünken. Habe ich das richtig gelesen?

danke Samira und siehe mein Posting an Eckard. Es sollen „Beruhigungsmittel“ sein. Auf jeden Fall werde ich mich bei den empfohlenen Stellen schlau machen.
Danke
Hoffnung