Beten und Bitten 'Sprachanalyse'

Hallo

ich habe eine Frage an Euch zu den Worten „Beten oder Bitten“. Als Buddhistin störe ich mich immer wieder an dem Wort „Beten“. Verbinde hier wohl auch zu sehr die Vorstellung der kathl. Erziehung von früher - im Sinne von „du Gott da oben und ich klein hier unten“.

Nun wird im Buddhismus - ohne Gottvorstellung - auch immer wieder von Gebeten und beten gesprochen. Kann jemand von Euch mir vielleicht mehr zur den Ursprüngen der beiden Wörter „beten - bitten“ sagen?

Grüße aus dem Mairegen

Brigitta

Hallo Brigitta

Was mir so auf die Schnelle einfaellt, ist, dass es im Italienischen
sogar dieselben Woerter sind, d.h. „prego“ heisst „ich bete“ und „ti
prego“ heisst „ich bitte dich“.
Ich nehme an, dass es fuer die deutschen Woerter beten und bitten
frueher nur ein Wort gab, aus dem die beiden hervorgingen.

Tychi

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Hallo!

„Beten“ ist etymologisch wohl mit „bitten“ verbunden, was aber nicht heißt, daß „beten“ nur im engen Sinne von „bitten“ zu verstehen ist.
Nach dem christlichen Selbstverständnis ist das Gebet menschliches Reden zu Gott: In der Vielfalt seiner Formen (als Klage, Bitte, Fürbitte, Dank und Lob) ist das Gebet Ausdruck dessen, was den Menschen vor Gott bewegt und ist zugleich die ihm geschenkte Teilhabe an der Wirklichkeit Gottes. Das Gebet geschieht also für den Christen quasi in einem „guten“ Zirkel: Man betet unter der Voraussetzung, daß Gott den Menschen schon gehört hat und ihm liebend entgegen tritt. Gott wird dabei nicht als „der da oben“ vorgestellt, sondern (frei nach Augustin und Luther): „Gott ist mir näher als ich mir selber“.
Wenn man religionsphänomenologisch das Typische in den verschiedenen Religionen betrachtet, kann man wohl sagen, daß das Gebet ein Grundphänomen der menschlichen Religiosität ist. Das Beten reflektiert das Verhältnis des Menschen zum Etwas, das ihn „unbedingt angeht“.

Im Falle von Buddhismus entsteht natürlich die Frage, ob das Wort „Gebet“ ohne die Vorstellung eines persönlichen Gottes bzw. eines persönlichen Verhältnisses zum „Absoluten“ einen Sinn macht. Vielleicht sollte man eher von Meditation sprechen? Von etwas, was nur „im“ Menschen abspielt und keinen dialogischen Charakter hat?
Wenn man von einigen Formen des Volks-Buddhismus Südost- Zentral- und Ostasiens absieht, dann kennt Buddhismus (der ursprüngliche und Zen) in der Tat keinen personalen Gott. Einige Forscher haben aber m.W. vermutet, daß man im Zen dennoch einen persönlichen Verhältnis zum Absoluten kennt. Dann könnte das Gebet in irgendwelcher Form ja im Zen seinen Platz haben. Es ist aber schwer hier zu beurteilen, weil die Aussagen des Christentums und des Buddhismus über Personsein und Personalität m.W. strukturell verschieden sind.

Dalai Lama: „Alle Religionen akzeptieren, daß es eine andere Kraft jenseits der Reichweite unserer gewöhnlichen Sinne gibt. Wenn wir gemeinsam beten, empfinde ich etwas – und ich weiß nicht, wie die genaue Bezeichnung wäre, ob man es Segen oder Gnade nennen sollte…“.

Lesetip: Michale von Brück und Whalen Lai, Buddhismus und Christentum, Geschichte, Konfrontation, Dialog, München 1997
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3406467962/qid…

Gruß,
JC

Danke auch an Euch Johann und Tychi… für Eure Mühe mir mit den beiden Begriffen von „Beten und Bitten“ weiter zu helfen (siehe auch meine Frage und die Antworten unter der Rubrik „Philosophie“).

Grüße und Euch einen Maisegen (gerne auch mal ohne Regen)
Brigitta

Beten Bitte Anbeten Fürbitte
Hi Brigitte

vielleicht findest du auch in diesem älteren Artikel von mir zusätzlich zum hier Gesagten noch einiges, das zu deinen Fragen beiträgt:

[Anbeten Bitte Fürbitte]
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Grüße

Metapher

Hallo Brigitta

Wenn ich mich recht erinnere, gibt es im Buddhismus eigentlich nur ein Gebet:
„Alle Wesen mögen glücklich sein.“

Gruss, Branden

Moin Britta,

auch wenn Beten und Bitten den gleichen etymologischen Ursprung haben, so sind es doch unterschiedliche Worte. Beten hat tatsächlich nur mit dem Reden zu einem Gott zu tun.

Ich bin selbst auch Buddhist und hatte länger die - falsche - Einstellung, daß Buddhismus und Ihre Verwirklicher heilig sind. Die richtige Einstellung zu entwickeln ist eine der Schwierigkeiten, wenn man den Buddhismus ins Westliche übersetzen will.

Irgendjemand hat sicherlich aus dem christlichen Kontext heraus das Wort beten eingeführt. Da es aber kein Jemand ist, mit dem man redet, ist es eigentlich das falsche Wort. Besser paßt „gute Wünsche machen“, denke ich. Das fühlt sich für mich jedenfalls wesentlich natürlicher an.

Meditation ist wiederum etwas anderes, mit dem man übt, jenseits der Dualität zu gehen. Da macht man dann nichts mehr mit jemandem, sondern wir sind eh alle miteinander verbunden. Wünsche zu machen bringt uns in diese Richtung und verstärkt unser Bestreben.

Sebastian

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