Betreutes Wohnen i. WG

Hallo !

Die Dame um die es hier geht ist über 90, sitzt im Rollstuhl und ist sehr stark sehbehindert, also fast erblindet. Wohnt seit fast 60 Jahren in der selben Wohung und wird seit vielen Jahren vom Pflegedienst 2x täglich versorgt, Mittagessen wird geliefert.  Ansonsten kommt der Frisör, Fußpflege ect. ins Haus, Einkaufen, Putzen  wird v. einer Privatperson erledigt.  Jeder Handgriff fällt der Dame mittlerweile schwer .

Nun hatte jemand die Idee einer WG in die sie doch ziehen könnte, dort würde sie dann auch von der Sozialstation weiter betreut und müsste sich um gar nichts mehr kümmern.
Sohn wohnt in anderer Stadt kommt aber bisher regelmäßig immer für mehrere Wochen im Jahr zu Besuch.

Nun zur Frage: ist es ratsam einen alten Menschen neu zu verpflanzen zumal die starke Sehbehinderung sicherlich ein wichtiges Kriterum ist und ist es dann wirklich das „Rundumsorglospaket“ ??

Auf was ist überhaupt zu achten bei der Suche nach einer WG ?
Über Pflegeheime hört man vieles über WG’s liest man fast nichts…

Welche Gedanken muss man sich machen was die Betreuung betrifft?  Die Patienten stehen dann unter dem ständigen Einfluss der Betreuer die dort sicher ein festes Team bilden… die Dame unterschreibt ja auch blind was man ihr vorlegt weil sie vertraut dass alles seine Richtigkeit hat…

Gibt es im Netz ein Forum wo man sich austauschen kann ??

LG Petra

Guten Morgen,

bei unserer Suche nach dem neuen Lebensumfeld einer Angehörigen hatten wir auch über eine WG nachgedacht, allerdings nie eine angesehen.

Ein Grund hierfür war, dass die Angehörige sich ein räumlich doch eher engeres zusammen"hocken" mit anderen Bewohnern nicht vorstellen konnte und ich als Betreuerin immer wieder auf Nachfragen um Umfeld die Antwort bekam, es sei noch schwieriger eine gute WG als ein gutes Pflegeheim zu finden.

Ich denke, es kommt sehr auf die Person an, die dort einziehen soll. In unserem Fall handelt es sich um eine Frau, die ihr Leben lang allein gelebt hat (bis auf kurze Phasen, in denen sie ihre Mutter gepflegt hat). Ihr widerstrebte es, auf engerem Raum mit mehreren Menschen zusammen zu sein.

Außerdem ist die Chance, dass eine WG sich im Erdgeschoss eines Hauses befindet, so dass Bewohner leicht auch mal allein nach draußen können, eingeschränkt. Auch wird es u.U. in einer WG nicht unbedingt umfangreiche Außenanlagen geben, in denen sich die Bewohner gefahrlos aufhalten können.

Ich denke grundsätzlich muss man auf die gleichen Dinge/Kriterien wie bei der Heimsuche achten: Hygiene/Sauberkeit, Personalschlüssel, Anzahl der Bewohner und Art der Erkrankungen wenn vorhanden, Räumlichkeiten/Ausstattung, Kosten/Leistungen.

Was sagt die alte Dame denn selbst? Möchte sie gern aus ihrer gewohnten Umgebung heraus? Ich wüsste nicht, ob ich meine Eltern aus ihrer gewohnten Umgebung herausnehmen würde, wenn es nicht unbedingt notwendig wird (wie z.B. durch Gefährdung aufgrund von Demenz/Parkinsson). Solange alles gut läuft und sie sich auch so allein wohl fühlt, würde ich persönlich nichts ändern.

Viele Grüße
A.A.

Hallo,

zunächst mal muss man sagen, dass die WGs rechtlich bislang in vielen Bundesländern noch auf recht wackeligen Füßen stehen. Hier vor Ort musste eine Betreiberin gerade einige WGs schließen, weil man diese als Heim einstufte, für das dann das Heim-Gesetz gilt, dessen Anforderungen in der aktuellen Fassung (deren Bearbeitung ansteht) aber nicht erfüllt werden. D.h. hier trägt man aktuell ggf. schon mal ein grundsätzliches Risiko, einer Schließung.

Genau diese Umgehung der teil durchaus sinnvollen, teils aber auch im konkreten Fall vollkommen unsinnigen und überzogenen Anforderungen des Heim-Gesetzes ist aber der Grund für die Gründung von WGs. D.h. man spaltet das klassische Heimangebot dann eben auf in die Vermietung von Wohnraum, den Vertrag mit einem (theoretisch beliebigen, faktisch aber natürlich nur dem vom selben Betreiber angebotenen) Hauswirtschaftsdienst, den man in bestimmten, benötigten Komponenten buchen kann, und einen Vertrag (mit einem ebenso eher theoretisch möglichen beliebigen) Pflegedienst. Dadurch entsteht dann faktisch die Vollversorgung eines Heimes, ohne tatsächlich ein Heim zu betreiben (so hoffen es zumindest die Betreiber).

Da die Sache eben noch recht wackelig ist, halten sich bislang die großen Sozialverbände und gewerblichen Betreiber in diesem Bereich noch ziemlich zurück, und hat man es regelmäßig mit kleinen, lokal tätigen Betreibern zu tun. Und wie gut oder schlecht die arbeiten kann man noch weniger vorhersagen, als bei einem konkreten Heim eines größeren Betreibers.

Insoweit hilft nur die persönliche Inaugenscheinnahme, Sammlung von Erfahrungsberichten (was bei so kleinen Einrichtungen natürlich schwierig ist), …

An sich kann so eine WG durchaus eine bessere Alternative zu einem klassischen Heim sein, wenn sie sich z.B. auf bestimmte Krankheitsbilder, wie z.B. Demenz spezialisiert, und hierfür dann die entsprechende Einrichtung und Angebote bereit stellt. D.h. ich kenne WGs, die geschlossene Gärten mit Endlos-Wegen haben, deren Einrichtung im Sinne der Biographiearbeit im Stil der 50er gestaltet ist, und in denen konsequent biographiegerechte Beschäftigungsangebote gemacht werden. Angefangen von der Beteiligung der früher hauswirtschaftlich tätigen Bewohner an der Zubereitung der Mahlzeiten und der Pflege der Einrichtung, über gärtnerische Angebote, … bis hin zum Sortieren von „Post“, … Dabei ist die Kleinteiligkeit der Einrichtungen durchaus von Vorteil, und schafft bei Einbindung der Angehörigen eine familienähnliche Struktur. Und je nach finanziellen Möglichkeiten der Bewohner/Ausrichtung auf ein passendes wirtschaftliches Klientel können natürlich die Zimmer und Gemeinschaftseinrichtungen durchaus auch sehr großzügig ausfallen, und sogar mehr Komfort als ein Heim bieten.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass viele WGs als „billige Alternative“ zum Heim betrieben werden, was dann natürlich auch auf die Qualität, Ausstattung, … geht.

Zudem muss man sich natürlich damit anfreunden, im Falle des Falles drei Ansprechpartner zu haben, wenn einmal etwas nicht funktioniert, und die Möglichkeit des Wechsels von Hauswirtschafts- und Pflegedienst als eher theoretisch betrachten.

Gruß vom Wiz

und müsste sich um gar nichts mehr kümmern.

DAs ist vielleicht gar nicht gut? Wenn sie sich bisher um kleine Dinge noch kümmern kann und will, ist das mögicherweise wichtig für sie.

Nun zur Frage: ist es ratsam einen alten Menschen neu zu
verpflanzen

nein. Wenn es irgendwie, mit Pflegedienst, Angehorigen und vielleicht ehrenamtllichen Besuchern noch zuhause geht, nicht.

zumal die starke Sehbehinderung sicherlich ein

wichtiges Kriterum ist

eben. Sie wäre sehr viel hilfloser als in ihrer vertrauten Wohnung.

und ist es dann wirklich das

„Rundumsorglospaket“ ??

Ganz sicher nicht. Sogenannte „WGs“ werden oft, wenn auch nicht immer, als Billigversion des Altenheimes geführt. Ebenso wie es gute und schlechte Heime gibt, gibt es gute und schlechte WGs. Da die baulichen Regeln für Seniorenheime hier nicht angewendet werden, sind die Zimmer oft kleiner, nicht ausreichend rollstuhlgerecht, Garten und Bad nicht so gut zugänglich, Fachpersonal nur stundenweise vorhanden… Das müsste man alles im Einzelfall prüfen.
Für WG würde ich mich nur entscheiden, wenn die alte Dame das bewusst für sich wählt.

Welche Gedanken muss man sich machen was die Betreuung
betrifft?  Die Patienten stehen dann unter dem ständigen
Einfluss der Betreuer die dort sicher ein festes Team
bilden… die Dame unterschreibt ja auch blind was man ihr
vorlegt weil sie vertraut dass alles seine Richtigkeit hat…

Sie sollte eine Betreuungsverfügung einrichten und ihren Sohn benennen, wenn sie diesem vertraut. (oder eine andere Person, der sie vertraut). Der kann dann, wenn sie es nicht mehr kann, wichtige Entscheidungen für sie treffen. Ein gesetzlicher Betreuuer muss dann nicht benannt werden.

Also, wenn es irgendwie geht, lasst sie zuhause.

Hallo, Petra!

Hast Du schon einmal die Altenative mit einer 24 Stunden Pflege überlegt? Wir haben im Bekanntenkreis einige Fälle, die damit sehr zufrieden sind. Es ist nicht so leicht für eine 90 Jährige sich an total andere Lebensumstände zu gewöhnen und anzupassen.Sicher ist es auch ein Unterschied, ob jemand sehr kontaktfreudig ist oder nicht.

Alles Gute Dir und der Dame!
Mannema

Hallo, Petra!

Hast Du schon einmal die Altenative mit einer 24 Stunden
Pflege überlegt?

Diese Überlegung gab es noch nicht wobei rund um die Uhr auch noch nicht nötig ist… hast du nähere Informationen an wen man sich wendet? Wenn Familie vor Ort ist geht das sicher leichter ist aber hier nicht der Fall.
Wie wird das mit den Einkäufen und dem Bezahlen geregelt? Die Dame zahlt ihre Haushaltshilfe ( ist eine Bekannte und absol. vertrauenswürdig) z. Bsp. in bar aus aber bei fremden Personen ist sicher Vorsicht geboten.
Sorry, aber mit dem Zitieren hab ich noch nicht viel Erfahrung hier, hoffe meine Antwort ist übersichtlich für dich :wink:

Wir haben im Bekanntenkreis einige Fälle, die

damit sehr zufrieden sind. Es ist nicht so leicht für eine 90
Jährige sich an total andere Lebensumstände zu gewöhnen und
anzupassen.Sicher ist es auch ein Unterschied, ob jemand sehr
kontaktfreudig ist oder nicht.
Alles Gute Dir und der Dame!
Mannema

Danke f. eure Antworten
Ich werde über den weiteren Verlauf berichten

Hallo,Petra!

Die finanzielle Seite hat bei unseren Bekannten jeweils ein Ehepartner geregelt, bei einem Paar der Mann und bei einem anderen Paar die Frau. Wie das bei Einzelpersonen gehandhabt wird, weiß ich nicht.
Über welche Seite die ihre Hilfen bekommen haben, könnte ich mich aber erkundigen! Dazu aber - wir leben in Österreich und ob es in D ev. andere Vermittler sind, weiß ich nicht.

Mit Grüßen Mannema

mehrere Gründe dagegen
Hallo!

Es liest sich für mich so, dass die alte Dame eine gute Versorgung hat, sie aber vielleicht ein wenig Gesellschaft gebrauchen könnte.

In einer betreuten WG (ich kenne jemand, der dort lebt) handelt es sich um eine Zwangsgemeinschaft von z.T. sehr unterschiedlich hilfsbedürftigen bzw. dementen Menschen.

Die einzige Rückzugsmöglichkeit ist dann das eigene Zimmer…

Und da sehe ich auch den Knackpunkt bei der von Dir beschriebenen alten Dame.

Sie lebt jetzt Jahrzehnte in ihrer Wohnung und kann sich dort blind (im wahrsten Sinn der Situation) zurechtfinden. Sie weiß, wo das Bad ist, wo der Wasserhahn. Sie hat ihr Geschirr gewiss seit ewigen Zeiten im gleichen Schrank an der selben Stelle.

Ich würde als Angehörige versuchen, über die eingeschränkte Alltagskompetenz den Zuschuss von max. 200 Euro pro Monat von der Pflegekasse zu erhalten, um damit eine regelmäßige häusliche Betreuung zu organisieren.

Das sind ausgebildete Leute, die für ca. 2 Std. pro Woche (bei Bedarf mehr, muss man dann aber selbst zahlen) zu der alten Dame kommen und sich intensiv mit ihr beschäftigen.

Sie begleiten beim Spaziergang - wenn gewünscht - , unterhalten sich anhand der Biographie, sind also im weitesten Sinne so etwas wie eine Gesellschafterin. Die Themen geben die alten Menschen vor!

Wir haben im Freundeskreis 2 Frauen, die diesen Beruf ausüben, sie machen das mit sehr viel Herz.

Einen Umzug würde ich, wäre es meine Mutter oder Tante, so lange wie möglich vermeiden. Wäre sie sehend, stellte sich die Frage *so* nicht, aber sie ist ja stark sehbehindert.

Angelika