Beurteilung der Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln

Guten Abend, allerseits,

ein altes Thema, aber  immer noch ungelöst, daher bitte ich um Ihre Mithilfe:

Man hört und liest zu diesem Thema immer so viele verschiedene Meinungen und kann nicht beurteilen, was am Ende zutrifft. Für einen med. Laien hört sich fast jede Position irgendwie plausibel an.

Muss zunächst ein wenig ausholen:

1.) Soweit ich weiß, war ja lange Zeit umstritten, ob künstlich hergestellte Vitamine vom Körper überhaupt verwertet werden können (Bioverfügbarkeit), da im Gegensatz zum natürlichen Vorkommen in Obst und Gemüse u. a. die sog. Trägerstoffe fehlen.

Später hat man dann wohl herausgefunden, dass auch künstlich hergestellte Vitamine wirken, aber womöglich zu gut, d. h. die Körperzellen würden durch die Vitamine A, C und E offenbar so gut von oxidativem Stress geschützt, dass sie angeblich verlernen, sich selbst gegen oxidativen Stress zu wehren. Ein gewisses Maß an oxidativem Stress sei also wohl gesund für die Zellen.

Frage: Ist dies aus Ihrer Sicht zutreffend?

2.) Es heißt ja oft, dass Menschen, die sich ausgewogen ernähren, keinerlei Vitaminpräparate benötigen würden.

Andererseits heißt es wieder, dass durch die industrielle Herstellung unserer Lebensmittel und durch die langen Transportwege in Obst und Gemüse kaum noch Vitalstoffe enthalten seien und dass Vitaminpräparate daher für jeden Menschen sinnvoll seien.

Ansonsten müsste man täglich mehrere Kilo Obst und Gemüse verzehren, um eine ausreichende Menge an Vitaminen aufnehmen zu können.

Frage: Welche Auffassung ist nun zutreffend?

3.) Früher dachte ich mir immer: Das einzige Risiko bei Vitaminpräparaten sei, dass sie im Zweifel nicht wirken und man im schlimmsten Fall dann eben nur Geld zum Fenster hinaus geworfen hat.

Es gibt aber immer wieder Stimmen, die - auch bei ordnungsgemäßer Dosierung !!! - vor Gefahren bei der Einnahme von Vitaminpräparaten warnen.

Und zwar soll der Grund angeblich folgender sein:

Künstlich hergestellte Vitamine seien von ihrer Molekularstruktur her größer, als natürlich vorkommende Vitamine. Sie könnten somit zwar in die Blutbahn gelangen, von dort aber nicht mehr weiter in die Zellen, da sie aufgrund ihrer Größe nicht durch die Zellwände passen würden.

Folge: Ansammlung der Vitalstoffe im Blut und Ablagerung in den Gefäßen, dann z. B. Infarktrisiko!

Frage: Ist dies aus medizinischer Sicht denkbar?

Vielen Dank.

LG Karl

Künstlich hergestellte Vitamine seien von ihrer
Molekularstruktur her größer, als natürlich vorkommende
Vitamine.

Das stimmt nicht.
Udo Becker

Hallo! Ich nehme Nahrungsergänzungsmittel seit vielen Jahren, weil ich mich eben nicht ausgewogen und gesund ernähre. Ich habe keine Krankheiten und bin auch nie erkältet, Ich achte auf gute Qualität der Vitamine, im Internet kaufe ich keine. Ich bin jetzt 65 Jahre alt, gut leistungsfähig und gesund. Ob nun wegen der Vitamine oder sowieso, kann ich auch nicht sagen, ich würde jedenfalls nie mehr ohne sein. Bei jedem Beitrag über Vitamine frage ich mich immer: Wem nützt das? Wer hat was davon? und komme der Antwort meistens näher.
Du musst dann einfach eine Entscheidung treffen. Liebe Grüße von Irmelin

Hallo,

schau mal ins „Spektrum der Wissenschaften“, letzte Ausgabe. Da gabs einen detaillerten Artikel zum Tehma Vitamine, Antioxidanzien, pro und Contra.
Fazit ist in etwa: Vitamine sind so gesund, dass das Immun- und Selbstheilungssysthem der Zellen sich schlafen legt und noch schnarcht, wenns richtig brennt.
Endeffekt: nicht so gesund.

Aber lies es besser selbst.

Gruß, Paran

Hallo Karl,
das sind viele detaillierte Fragen und Hypothesen/Vermutungen auf einmal - es würde eine Stunde oder mehr dauern, um auf alles einzugehen. Ich wähle daher mal eine Abkürzung, um dir einen praktikablen Weg zu zeigen, deine Mineralstoff- und Vitaminversorgung risikofrei zu optimieren: Informiere dich gut über die Inhaltsstoffe von hochwertigen Lebensmitteln (z.B. über das Buch „Heißhunger is(s)t gesund“ oder/und die einschlägigen Tabellenbücher. Dann brauchst du „nur“ das notieren und wiegen, was du normalerweise isst, es auswerten und schauen, ob evtl. Lücken vorhanden sind - so habe ich das vor vielen Jahren gemacht, als ich Veganer wurde. Falls du dann durch die vermehrte Aufnahme bestimmter Lebensmittel, die deine Lücken decken können, immer noch nicht auf die notwendigen Mengen an Nährstoffen kommst (oder durch deine Lebensweise zusätzlichen Bedarf hast), kannst du getrost die in der Apotheke oder dem Drogeriemarkt frei verkäuflichen Mineralstoffe einkaufen und sie in den empfohlenen Mengen zusätzlich nehmen. Ich kann dir garantieren, dass auch die „künstlichen“ Mineralstoffe nichts anderes sind als die in der Natur vorkommenden, da es sich chemisch gesehen um Atome handelt (Magnesium, Jod, Calcium, Zink etc.) und Atome unveränderlich sind und vom Körper seit Millionen von Jahren aufgenommen werden. Bei den Vitaminen kannst du (bis auf B12) alle aus natürlichen Quellen zu dir nehmen und beim B12 bin ich relativ sicher, dass es keinen Schaden anrichtet, da ich es selbst seit über 15 Jahren nehme und auch noch nie etwas gelesen habe (ich bin Fachbuchautor auf diesem Gebiet), dass es kritisch wäre, ein „künstlich“ hergestelltes B12-Molekül einem vorzuziehen, das in einer Rinderleber erzeugt wurde. Warum es „größer“ sein sollte, ist mir schleierhaft. Ich vermute eher, dass da jemand Fehlinformationen streut, um sein eigenes (natürlich dann ungefährliches) Produkt zu vermarkten. Ob ein Vitamin aufgenommen wird, lässt sich leicht durch eine Analyse im Labor feststellen - es ist ja nicht so, dass es da keine Untersuchungen gibt. Ich selbst habe vor Jahren mit einer Gruppe Freiwilliger untersucht, ob das Lithium aus dem Mineralwasser Hirschquelle aufgenommen wird und der Bluttest ergab ganz klare Hinweise, dass dem so ist.

Gruß, Werner

Hallo und Danke! Was ist denn gute Qualität? Woher wissen Sie das? Welches Präparat nehmen Sie denn ein? Eunova Forte hab ich mir mal eine zeitlang gegönnt (sehr teuer), dann hat mal ein Heilpraktiker gesagt, dass die Pillen von Aldi genau so gut seien nur viel billiger. Später hat ein Arzt gesagt, dass die Pillen von Aldi oder sonst. Discounter schlecht seien, weil auf Erdölbasis. Dann hab ich gar nix mehr genommen, weil ich keinen Durchblick mehr hatte.

Dann hab ich gar nix mehr genommen, weil
ich keinen Durchblick mehr hatte.

Das war möglicherweise die gesündeste Entscheidung, die du treffen konntest… Die Zeitschrift Öko-Test hat mehrfach Multivitaminpräparate getestet - mit durchweg sehr durchwachsenen Ergebnissen. Insbesondere scheinen die Hersteller solcher Produkte die Dosierungen der Wirkstoffe entweder auszuwürfeln oder nach rein finanziellen Gesichtspunkten zu wählen. So sind oft lächerlich geringe Dosen an Mengenelementen enthalten, während Spurenelemente weit überdosiert werden. Teilweise werden die Produkte sogar als nicht verkehrsfähig bezeichnet.

Im letzten Test waren 46 Produkte im Testfeld, von denen gerade mal zwei ‚befriedigend‘ abgeschnitten haben http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=99573&ber…

Im vorletzten Test haben 29 Produkte insgesamt sogar noch schlechter abgeschnitten, gerade mal drei Produkte haben eben so noch ein ‚Ausreichend‘ gepackt http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=63013&ber…

Gruß

1 Like

Hallo Karl,

die These vom oxidativem Stress befindet sich geraumer Zeit im Mülleimer der Wissenschaft.
Wir haben eine Überfluss an Vitaminen in Europa. Zum Teil ist nicht bekannt, wie viele Vitamine der Körper braucht. Vorgaben wurden nicht wissenschaftlich ermittelt, sondern „ausgewürfelt“.
Nein, Obst, Gemüse und Böden sind nicht ausgelaugt, das ist eine Behauptung der Esoterikbranche.
Das Wichtigste: Du kannst Obst und Gemüse einfach nur essen, weil es dir schmeckt. Einmal oder zwanzigmal am Tag, wie du möchtest und es dir bekommt.

Strubbel
#:open_mouth:)

Hi, Strubbel,

erst mal danke für Deinen Beitrag.

Das heißt also, dass man mit dem Angebot von Obst und Gemüse locker seinen Vitalstoffbedarf (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente) decken kann? In welchen Mengen sollte man dann Obst und Gemüse essen, unabhängig davon, wie oft man es essen will.

Wenn es danach geht, was man will und was nicht, dann sieht es sowie so düster aus.

Wenn man aber doch Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, obwohl man es nicht müsste, ist das dann nur unnütz oder sogar schädlich?

LG Karl

Bei der Vitamindiskussion führt Prof. Kuklinski einen Weg „durchs Gestrüpp“. Ganz klar pro Vitamine, er zeigt detailliert auf, wie manche „Studien“ in die Irre führen, ob bewußt oder nicht, sei dahingestellt. NAch Kuklinski und Vitamine googeln, oder direkt hier:
http://www.dr-kuklinski.info/publikationen/gefaehrli…

Zu dem Argument, daß die Vitamine und Co-Produkte vom Aldi aus Erdöl wären = ??? Vitamin E, daß es leider nicht mehr gibt, war aus Weizenkeimöl, genau wie das teure Apothekenprodukt. Und die Begleitstoffe, vor allem in den Hüllen von Tabletten, sind hier genauso gut oder schlecht wie anderswo, das muss man immer im Einzelfall prüfen.

Ich denke schon, daß die Böden schlechter werden, sollen hier sowieso von vornherein wenig Magnesium und Selen haben, und da der Kunstdünger in der Regel nur Stickstoff, Phosphor und Kalium (und Calcium im Phosphatanteil, aber auch Uran !) enthält, ist eine Veramrung an anderen Stoffen nur logisch, oder ? Würde gerne eine genaue Untersuchung dazu lesen oder eine im Detail nachvollziehbar Entwarung, aber ich vermute eher den Mangel.

Bei Vitamin D ist der Mangel sowieso offensichtlich, laut den Studien, die Dr. zur Helden zitiert, sind die offiziellen Empfehlungen viel zu niedrig. Infos nach Googeln der entscheidenden Worte.

Bin eigentlich ja auch ein Freund natürlicher Verhältnisse, aber einerseits der Mangel im Essen (ich habe auch nicht das Geld, um immerr Bio zu kaufen) und dann der wahrscheinliche Mehrverbrauch durch die unnatürliche Lebensweise / Umwelt sprechen für eine Ergänzung. Aber vollwertiges Essen ist auf jeden Fall die Grundlage und nicht zu ersetzen durch NE-Mittel.

Ob das zutrifft, daß man zuviel antioxidativ arbeiten kann, weiss ich nicht, ich weiss nur, daß die Freien Radikale in der Zelle auch ihre Aufgabe haben. Uff, es gibt soviel zu lesen, um sich ein Bild zu machen, muß man meist nicht nur eine Seite lesen, aber meist sieht man dann schon, wo die Manipulation oder der Irrtum liegt.