Beurteilung vom Arbeitszeugnis

Hi,
mit welcher Note würdet ihr das folgende Arbeitszeugnis einschätzen.

Frau Müller, geboren am XXXX war vom 1. August 2006 bis 31. Mai 2015 im Unternehmen tätig. Frau Müller hat in unserem Unternehmen seine Diplomarbeit absolviert. Anschließend haben wir Frau Müller als XXX in das Angestelltenverhältnis übernommen.
Während dieser Zeit war Frau Müller mit folgenden Tätigkeiten betraut:

  • Marktrecherche
  • Umsetzung von Projekten
    usw…

Frau Müller verfügt über durchschnittliche Fachkenntnisse, die sie dementsprechend durchschnittlich bei der Aufgabenerledigung einsetzte. Arbeitsqualität, Arbeitsgenauigkeit sowie Terminstreue entsprachen durchschnittlichen Anforderungen.
Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen bewerten wir ebenfalls mit der Note befriedigend. Sie verließ das Unternehmen zum 31. Mai 2015.

Wäre über Eure Einschätzung dankbar.
Viele Grüße.
patrick

Hallo,

wenn jemand mit lediglich durchschnittlichen Kenntnissen nur durchschnittliche Arbeitsergebnisse abliefert und trotzdem 10 Jahre in einer so kleinen Firma bleiben darf, sagt das viel über deren Arbeitsqualitäten aus - oder den Fähigkeiten des Chefs, Zeugnisse zu schreiben - denn die sind unterdurchschnittlich.

Oder aber, er ist äußerst sauer auf Frau Müller, weil diese gekündigt hat und er sie nur schwer ersetzen kann. Vielleicht will er ihr auf diesem Weg das Leben „aus Rache“ schwer machen.

Auch ich würde ein ordentliches Zeugnis erstellen (lassen) und dem Chef als „Gegenentwurf“ vorlegen. Falls der Chef einfach nur keine Zeugnisse erstellen kann, wird er vielleicht dankbar sein. Falls er Frau Müller ärgern wollte, wird sie es spätestens dann erfahren. Aber in dem Fall wird es schwer. Dann ist, wie schon erwähnt, ein einfaches Zeugnis besser als dieses.

Grüße
Pierre

Hallo Patrick,

Wie Aprilfisch schon schrieb, das Zeugnis ist unterirdisch, wurde sofort in meine Topfünf (der besch…Zeugnisse aller Zeiten) aufgenommen. Was mich interessieren würde: Wie groß ist das Unternehmen? Wie hast du denn das Unternehmen und deine Arbeitsleistung wahrgenommen? Wer hat das Zeugnis geschrieben? Was waren denn nun die Aufgaben genau? Und warum wird das Unternehmen verlassen?
Würde mich freuen, wenn du antwortest.

Viele Grüße

Gesine

Hallo,

nach NEUN Jahren in der Firma bekommt man so einen 10-Zeiler?
Ganz besonders geil finde ich „Umsetzung von Projekten“.
Das ist so dermaßen frech nebulös wischi-waschi, da muss man sich wundern, dass der Arbeitnehmer nicht schon längst gekündigt worden ist.

Ein Anhaltspunkt zu Zeugnissen:
Die geschriebene / beschriebene Note ist in der Regel eins besser als die Realität.

Befriedigend ist also eigentlich nur ausreichend.
Da man aber arbeitsgerichtlich schlechtere Noten kaum ohne ganz konkret beweisbares Fehlverhalten „durchbekommt“, kann „befriedigend“ auch gerne „ungenügend“ heißen.

Servus,

das ist so unterirdisch, dass man vermutlich wenigstens die allergröbsten Hämmer per Arbeitsgericht korrigieren lassen kann.

Wenn voraussichtlich gar nichts geht (weil z.B. ständige schwere Verfehlungen abgemahnt wurden und auch dokumentiert sind), wäre es eventuell möglich, alternativ auch jetzt noch ein einfaches Zeugnis zu erhalten. Bei einer so langen Zeit zwar auch verheerend, aber vielleicht doch nicht ganz so schlimm.

Schöne Grüße

MM

Hi!

Wo ist das Problem?
Ich meine, wenn der neue AG Google bemühen muss, damit er die Textbausteine erkennt*, ist es eh egal - aber was ist schlimm daran, wenn ein neuer Arbeitgeber erkennt, dass sein Vorgänger nicht so firm in der Sache war und einen Generator benutzt hat?

*Unabhängig davon halte ich das Zeugnis für völlig überzogen

VG
Guido

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Nun, wenn der Chef kein Zeugnis schreiben kann, sollte man vielleicht ein paar Euro in die Hand nehmen und das Zeugnis von einem vernünftigen Anwalt für Arbeitsrecht schreiben lassen. Der Chef soll dann unterschreiben. So, wie das Zeugnis jetzt ist, hat es keinerlei Bestand vor irgendwem. Und da du zehn Jahre bei der Firma warst, sollte auch ein halbwegs vernünftiges Zeugnis rauskommen.

Bitte versuche nicht, das Zeugnis mit irgendwelchen ominösen Zeugnisgeneratoren aus dem Netz selber zu erstellen.

Viele Grüße

Gesine

Hallo,

Frau Müller hat ihrerseits die Kündigung eingereicht und kann vom Chef nur sehr schwer ersetzt werden. Die Firma war diesbezüglich sehr enttäuscht und hätte sich gewünscht, wenn das Arbeitsverhältnis nicht gekündigt worden wäre. Des Weiteren hat der Chef im Kündigungsgespräch angemerkt, dass Frau Müller einen ersten Entwurf des Arbeitszeugnisses vorlegen soll. Dieser erste Entwurf sieht natürlich ganz anders aus.

Hier der Entwurf von Frau Müller:

Frau Müller, geboren am XXXX war vom 1. August 2006 bis 31. Mai 2015 im
Unternehmen tätig. Frau Müller hat in unserem Unternehmen seine
Diplomarbeit absolviert. Anschließend haben wir Frau Müller gerne als XXX in
das Angestelltenverhältnis übernommen.
Die Firma XXX vertreibt seit mehr als xx Jahren marktführende Produkte im Bereich XXX. Einen hohen Stellenwert nehmen die Projekt- und Kundenberatungen sowie die Eigenentwicklungen ein. Zu unseren Kunden zählen XXX.

Während dieser Zeit war Frau Müller mit folgenden Tätigkeiten betraut:

  • Ideenfindung, Marktrecherche und Umsetzung von Entwicklungsprojekten im Bereich XXXX
  • Konzeptionierung und Entwicklung von elektronischen Systemen (Digital- und Analogschaltungen)
  • EMV- und High-Speed-gerechte Schaltplan- und Layouterstellung
  • Aufbau, Inbetriebnahme und Test von Hardwarekomponenten (inkl. Leiterplattenbestückung, Kabelkonfektionierung, Fehlersuche und Schaltungsoptimierung usw.)
  • Planung und Entwicklung von prozeduraler und objektorientierter Software für eingebettete Systeme
  • Programmieren von Mikrocontrollern (ARM, MIPS, AVR)
  • Verantwortung für die CE-Zertifizierungen
  • Prüfung der elektrischen Sicherheit nach BGV A2 (VDE 0701 und 0702)
  • Konfiguration der Windows Embedded Plattformen

Die von ihr erbrachten Leistungen zeigten stets ihre Initiative, ihren großen Fleiß und weit überdurchschnittlichen Eifer. Sie verfügt über ein äußerst umfassendes und hervorragendes Fachwissen, das sie zur Bewältigung ihrer Aufgaben sehr sicher und erfolgreich einsetzte. Ihre Arbeitsweise war sehr zielstrebig, vollkommen selbstständig und eigenverantwortlich. Frau Müller war immer eine zuverlässige, leistungsfähige Mitarbeiterin, die ihre umfangreichen Arbeitsaufgaben zügig und sehr gut erledigte. Dabei war sie auch höchstem Zeitdruck und Arbeitsaufwand stets gewachsen.

Zu jeder Zeit und in jeder Hinsicht haben ihre Leistungen unsere vollste Anerkennung gefunden. Wir möchten an dieser Stelle ihre äußerst rasche Auffassungsgabe sowie ihre methodische, zielorientierte Arbeitsweise betonen.

Frau Müller war wegen ihrer stets verbindlichen, freundlichen und zuvorkommenden Art bei ihren Vorgesetzten, Kollegen und unseren Auftraggebern sehr geschätzt und anerkannt.

Sie verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum 31. Juli 2011. Wir bedauern ihr Ausscheiden sehr und danken ihr für die hervorragende Arbeit, die stets sehr gute Leistung und die angenehme Zusammenarbeit. Wir wünschen Frua Müller für ihre berufliche und private Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg

Sicherlich auch nicht ganz richtig, aber definitiv besser und es zeigt, dass der Arbeitgeber von Frau Müller ihr das Leben auf diesem Weg schwer machen möchte. Was ratet ihr Frau Müller unter diesen Umständen?

Ganz, ganz schlechte Idee.

Wenn man den Text markiert und bei Google sucht, lautet der erste Treffer:

„Textbausteine zur Erstellung eines Zeugnisses“.

Der neue Arbeitgeber wird Google kennen, meinst du nicht auch?

vielen Dank für eure Antworten.

Die Firma hat weniger als 10 Mitarbeiter und das Zeugnis wurde vom Chef der Firma geschrieben.

Die Tätigkeitsbeschreibung von Frau Müller war abgekürzt. Unter Anderem stehen noch folgende Sachen drinnen.

  • Schaltplan- und Layouterstellung
  • Leiterplattenbestückung
  • Planung und Auwahl eingesetzter Hardwarekomponenten
  • Windows Embedded Konfiguration
  • Mikrocontrollerprogrammierung (ARM, MIPS, AVR)
  • Entwicklung von Digital- und Analogschaltungen

Das Unternehmen war mit Frau Müller stets sehr zufrieden. Die Kündigung erfolgte auch nicht durch die Firma sondern durch Frau Müller. Das Unternehmen wurde verlassen, weil sich der Schwerpunkt des Tätigkeitsfeldes weg von der Entwicklung eigener Produkte hin zum Testen eingekaufter Produkte verlagert hatte.

Wie du schon schreibst, müsste Frau Müller tatkräftige Beweise liefern, dass die letzten Zeilen nicht mit Note 3 sondern mit Note 2 aufgestockt werden. Abmahnungen oder andere schwere Verfehlungen gab es überhaupt nicht.