Beweis Bruchrechenregeln

Hallo,
jeder kennt ja die Bruchrechenregeln.
Also dass gilt: a/b+c/d= (ad+cb)/bd bzw. (a/b)/(c/d)= a/b*(d/c) usw.

Jetzt die Frage: Kann man das mathematisch sauber und formal beweisen, dass das so gilt, oder hat man sich da ein Objekt geschaffen, dass halt super in der Praxis anwendbar ist?
Also so lange überlegt, bis man ein Abstraktum gefunden hatte, dass die gewollten Eigenschaften hatte und dann sozusagen als Axiom eingeführt hat, was ich ja nicht glaube.

Beweisverfahren der Induktion fällt ja schon mal weg, da es ja nur für natürliche Zahlen ist bzw. wo der Abstand zwischen den Objekten fest definiert ist. Das ist ja bei den rationalen Zahlen nicht der Fall, denn ich kann ja den Abstand zwischen zwei Nachbarn unendlich klein werden lassen bzw. unendlich wenig dazu zählen und bin schon beim nächsten.
Desweiteren habe ich ja hier nicht nur ein n, für das ich einen Zusammenhang mit seinem Nachfolger zeigen möchte, sondern vier, nämlich a,b,c,d.

Vielen Dank
Gruß
Tim

Moin, Tim,

Also dass gilt: a/b+c/d= (ad+cb)/bd bzw. (a/b)/(c/d)=
a/b*(d/c) usw.

das sind keine Behauptungen, die bewiesen werden sollen / können / müssen, sondern Umformungen, bei denen ein Ergebnis-Term durch die Anwendung zulässiger Regeln auf einen vorgegebenen Term entsteht.

Gruß Ralf

Moin, Tim,

Also dass gilt: a/b+c/d= (ad+cb)/bd bzw. (a/b)/(c/d)=
a/b*(d/c) usw.

das sind keine Behauptungen, die bewiesen werden sollen /
können / müssen, sondern Umformungen, bei denen ein
Ergebnis-Term durch die Anwendung zulässiger Regeln auf einen
vorgegebenen Term entsteht.

Ja, aber diese „zulässigen Regeln“ für die Umformung fallen ja auch nicht vom Himmel.
Wie beweist man denn, dass diese Regeln zulässig sind.
Das wäre meine Frage nur anders formuliert.

Hallo Tim,
Du machst es Dir wirklich schwer.Es wurde schon alles
gesagt.
Also
a+b=c
umgeformt !
c-a=b
Beweise mir das diese „Regel“ (wie Du dies nennst)
zulässig ist und ich beweise Dir die Regeln Deines
Anliegens.
Gruß VIKTOR

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,
also wenn man mal als Mathematiker denkt, warum sollte es dann klar sein(ohne Beweis), ob a/b + c/d nicht vielleicht auch (a+c)/(b+d) sein kann statt (ad+cb)/(bd)?

Man muss doch jetzt einen Weg finden eine Lösung als falsch auszuschließen und zwar nicht Zahlen einsetzen und dann mit Pizzastücken das Ergebnis überprüfen.

Ich gebe zu, dass ich wenig über das Thema gefunden habe, aber für Spezialfragen ist das Forum ja da, um sich auszutauschen.

1 Like

Hallo Tim,
schau mal nach
„Körper“ bzw. „Ring“ (der reellen Zahlen). Da wird (axiomatisch) sowas wie eine Addition und Multiplikation eingeführt. Mit diesen Axiomen (die vom Himmel fallen) kann man dann auch die Bruchrechnung beweisen.

Gruß
jartUl

Hi Tim,

Ja, aber diese „zulässigen Regeln“ für die Umformung fallen ja
auch nicht vom Himmel.

eben, Regeln sind Vereinbarungen.

Wie beweist man denn, dass diese Regeln zulässig sind.

Gar nicht, weil man mit der Benutzung dieser Mathematik auch die Regeln anerkennt.

Alternative: Man erfindet neue Regeln und arbeitet mit denen. Damit kommt man zu einer neuen Mathematik, für die man dann Mitstreiter werben muss. Dazu muss man nur darlegen, dass die neuen Regeln bessere Ergebnisse liefern.

Gruß Ralf

Hallo Tim,

Ja, aber diese „zulässigen Regeln“ für die Umformung fallen ja
auch nicht vom Himmel.
Wie beweist man denn, dass diese Regeln zulässig sind.
Das wäre meine Frage nur anders formuliert.

selbstverständlich kann man die Bruchrechenregeln beweisen. Sie folgen außer aus der Definition des mathematischen Konstrukts Bruch aus den Grundgesetzen der Addition und Multiplikation rationaler Zahlen (Erläuterung dazu weiter unten) nämlich dem

Kommutativgesetz der Multiplikation:

a · b = b · a  [KG/M]

Assoziativgesetz der Multiplikation:

a · (b · c) = (a · b) · c  [AG/M]

Distributivgesetz:

a · (b + c) = a · b + a · c  [DG]

Deseiteren ist auch die Addition kommutativ und assoziativ, d. h. es gilt a + b = b + a [KG/A] sowie a + (b + c) = (a + b) + c [AG/A], aber diese beiden Gesetze werden zum Beweis der Bruchrechenregeln nicht benötigt.

Nun noch zur Definition „Bruch“:

Der durch das Symbol „p/q“ dargestellte Bruch ist die (bis auf den Fall q = 0) stets existierende und eindeutige Lösung der Gleichung q · x = p. Dabei wird stets q ≠ 0 vorausgesetzt (notwendig, da sonst Konflikt mit dem „eindeutig bestimmt“).

Aus der Bruchdefinition folgt unmittelbar die Identität

q · p/q = p  [:diamonds:]

für alle q ≠ 0, und als Sonderfall davon ist

q · 1/q = 1  [:diamonds:1]

für alle q ≠ 0.

Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Aus den obigen Regeln ergibt sich zwingend, wie man die Bruchsumme a/b + c/d und das Bruchprodukt a/b · c/d auszurechnen hat.

Zunächst jedoch ein Hilfsbeweis:

p · 1/q 

1   = (q · p/q) · 1/q

2   = (p/q · q) · 1/q

3   = p/q · (q · 1/q)

4   = p/q · 1

5   = p/q

Mit folgenden Begründungen: 1 gilt wegen [♦], 2 gilt wegen [KG/M],
3 gilt wegen [AG/M], 4 gilt wegen [♦1], 5 ist klar.

 1 p
Ergebnis: p · --- = --- [H]
 q q

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Und nun ans Eingemachte – zuerst die Bruchsumme, dann das Bruchprodukt.

a/b + c/d

1   = (a/b + c/d) · 1

2   = (a/b + c/d) · ((b · d) · 1/(b · d))

3   = ((a/b + c/d) · (b · d)) · 1/(b · d)

4   = (((a/b · (b · d)) + (c/d) · (b · d)) · ...

5   = (((a/b · (b · d)) + (c/d) · (d · b)) · ...

6   = ((((a/b · b) · d) + ((c/d) · d) · b)) · ...

7   = ((a · d) + (c · b)) · 1/(b · d)

8   = ((a · d) + (b · c)) / (b · d)

Mit den folgenden Begründungen: 1 klar, 2 gilt wegen [♦1], 3 gilt 
wegen [AG/M], 4 gilt wegen [DG], 5 gilt wegen [KG/M], 6 gilt wegen
[AG/M], 7 gilt wegen [♦], 8 gilt wegen [H].

 a c a·d + b·c
Ergebnis: --- + --- = -----------
 b d b·d

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

a/b · c/d

1   = (a/b · c/d) · 1

2   = (a/b · c/d) · ((b · d) · 1/(b · d))

3   = ((a/b · c/d) · (b · d)) · 1/(b · d)

4   = ((a/b · c/d) · (d · b)) · ...

5   = (a/b · (c/d · (d · b))) · ...

6   = (a/b · ((c/d · d) · b)) · ...
 
7   = (a/b · (c · b)) · ...

8   = (a/b · (b · c)) · ...

9   = ((a/b · b) · c) · ...

10   = (a·c) · 1/(b·d)

11   = (a·c)/(b·d)

Mit folgenden Begründungen: 1 klar; 2 gilt wegen [♦1]; 3 gilt wegen 
[AG/M], 4 gilt wegen [KG/M], 5 gilt wegen [AG/M], 6 gilt wegen [AG/M], 
7 gilt wegen [♦], 8 gilt wegen [KG/M], 9 gilt wegen [AG/M], 10 gilt 
wegen [♦], 11 gilt wegen [H].

 a c a·c
Ergebnis: --- · --- = -----
 b d b·d

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Bliebe noch die Frage nach der Rechtfertigung der Kommutativ-, Assoziativ- sowie des Distributivgesetzes. Dazu kann man nur sagen, dass deren Gültigkeit unmittelbar einsichtig ist und sie somit als Axiome der Grundrechenarten Addition und Multiplikation anzusehen sind.

„Unmittelbar einsichtig“? Nun, ob Du zuerst einen 5-Euro-Schein in die Bezahlschale legst, und dann einen 20-Euro-Schein dazu, oder zuerst den Zwanni und dann den Fünfi, das ist dem Ladenbesitzer herzlich egal, denn Du hast in beiden Fällen die Rechnung über 25 Euro beglichen. Ergebnis: Das [KG/A] ist richtig für ganze Euros und es gilt auch für „rationale Euros“, denn wenn man zwei Artikel mit „rationalen“ Preisen, z. B. 8.98 Euro und 0.55 Euro, auf dem Band an der Supermarktkasse vertauscht, dann ändert sich (leider) auch nichts an der Summe.

Geht der Ladenbesitzer zur Bank, um zum Auffüllen seiner Kasse eine Schachtel mit 8 Rollen zu je 25 Euro zu holen, ist es ihm egal, ob der Bankangestellte sie ihm „quer“ oder „längs“ aushändigt. In dem ersten Fall bekommt er jedoch 8 · 25 Euro, im zweiten dagegen 25 · 8 Euro. Wen kümmerts? Klar, dass es in beiden Fällen 200 Euro sind. Das bedeutet aber nichts anderes, als dass [KG/M] gilt.

Die anderen Gesetze sind ebenso plausibel. Um ein rechteckiges Stück Kuchen zu wiegen, das zu groß für die Waage ist, schneidet man es (parallel zu einer Seite) irgendwo durch. Logisch, dass die beiden Teilstücke zusammen soviel wiegen wie das Stück vor dem Zerschneiden. Das ist aber eine Veranschaulichung des [DG]! Vor dem Zerschneiden hat der Kuchen die Breite a + b, die Tiefe c, und somit den Flächeninhalt (a + b) · c. Danach wiegt man aber zwei Stücke mit den Abmessungen a · c bzw. b · c. Also ist es gleichgültig, ob man (a + b) · c oder a · c + b · c wiegt, und weil man den Kuchen an einer beliebigen Position durchschneiden kann, muss das [DG] nicht nur für ganze, sondern auch für rationale Zahlen gelten.

Zur Plausibilität der übrigen Gesetze darf sich der interessierte Leser selbst was überlegen.

Die Formeln der Bruchrechenregeln sind also deshalb so, wie sie sind, weil genau diese mit den Grundregeln der Addition und Multiplikation, nämlich [KG/M], [AG/M] und [DG] verträglich sind.

Gruß und schönes WE
Martin

2 Like

Ein wunderbarer Artikel.
Ausführlich und gut verständlich.

Ich würde für die Division von Brüchen mal den Beweis selber versuchen:

(a/b)/(c/d)= a/b *1/(c/d)

Nebenrechnung: Substitution: y:=c/d mit c,d ungleich 0
1/y=x (Bruchdefinition) -> x*y=1 -> x*c/d=1 für x=d/c denn:
(d/c)*(c/d)=1 -> d* 1/c * c * 1/d=1

Man kann also für 1/(c/d) auch x = d/c schreiben, also Multiplikation mit dem Kehrbruch

Ist der Beweis zufriedenstellend?

Vielen Dank

Freut mich, dass ich Dir helfen konnte.

Zur Sache mit dem Kehrwert eines Bruchs: Startet man auch hier wieder mit dem „Trick“, den vorliegenden Ausdruck mit einer 1 in Form eines zweckmäßigen Bruchs zu multiplizieren, so ist man ruck-zuck am Ziel:

1 / (c/d) 

  = (1 / (c/d)) · 1

  = (1 / (c/d)) · (d/d)

  = (1 · d) / ((c/d) · d)

  = d / c

Da wars schon. Beim Übergang von der dritten zur vierten Zeile wurde die Bruchproduktregel a/b · c/d = (a · c)/(b · d) verwendet, die ja schon bewiesen wurde.

(a/b) / (c/d) 

  = (a/b) · (1 / (c/d))

  = (a/b) · (d/c)

  = (a · d) / (b · c)

Ist der Beweis zufriedenstellend?

Soweit ich ihn überflogen habe, ist Dein Beweis mathematisch einwandfrei, nur etwas holperig dargestellt.

Hallo,
also wenn man mal als Mathematiker denkt, warum sollte es dann
klar sein(ohne Beweis), ob a/b + c/d nicht vielleicht auch
(a+c)/(b+d) sein kann statt (ad+cb)/(bd)?

Hallo,
ich kann leider darin keine Suche nach „Beweisen“
im Sinne der Mathematik erkennen.
Es sind dies Anwendungen von vorgegebenen Regeln.
Wenn man die Regeln nicht kennt, kann man keine
Formeln umstellen, also nichts „beweisen“, wie
Du dies nennst.
Geht es also darum, die Gültigkeit der Regeln zu
beweisen ?
Also warum a=b+c nicht gleich a=(b*c) sein kann.
Im Prinzip ist dies die gleiche Fragestellung wie
Dein obiges Beispiel nur (wenn man die Regeln kennt)
halt sofort ersichtlich.

Gruß VIKTOR