Anschreiben formulieren_Bewerbung Re: Bewerbung
Hallo Florian,
um ein erfolgversprechendes Anschreiben zu formulieren, bedarf es der konkreten Stellenausschreibung (sofern es keine Initiativbewerbung ist). Am Anforderungsprofil der Position orientiert man sich, man muss sich mit der Firma und deren Zielen indentifizieren, seine eigenen Kompetenzen - fachlich wie sozial - erkennen und so auf die Erwartungen an den Bewerber abstimmen, dass der Personalverantwortliche denkt: Den/die will ich kennen lernen.
Man muss also mit möglichst kurzen, knackigen Sätzen, in denen man fachbezogene, also professionelle Begriffe verwendet, unbedingt neugierig machen, so dass der Personaler weiter liest und sich den Lebenslauf vornimmt.
Hier gehen die Meinungen auseinander, welchem Schriftstück man mehr Bedeutung schenken soll, dem Lebenslauf oder dem Anschreiben. Mancher Ratgeber nimmt an, das Anschreiben würde zuerst gelesen, andere indes sehen den Lebenslauf in dieser entscheidenen Funktion, ein möglicher „Türöffner“ zu sein.
Ich meine, meist kennt man den Personaler nicht, man kennt nicht seine Gewohnheiten und man kennt schon gar nicht seine Tagesform. Deswegen ist es vollkommen irrelevant, was zuerst gelesen wird, es muss alles stimmig, auf genau diese eine Auschreibung bezogen sein und professionell sein, fehlerfrei auch in den Formalien. Spekulationen, was, wann und wie gelesen wird, sind vollkommen unangebracht. Man nimmt an,alles wird gelesen, also muss alles gewissenhaft angefertigt sein.
Das Anschreiben wird oft als die Kür bezeichnet, nämlich kurz und knapp maximal auf einer DINA 4-Seite das Notwendigste zu formulieren.
Der Personaler muss erkennen können, dass der Bewerber/die Bewerberin keine Massenbewerbung vorgelegt hat, sondern dass tatsächlich der große Wunsch besteht, in der Firma xy tätig zu werden.
Dazu schreibt man keinesfalls irgendwelche Formulierungen aus der Ausschreibung ab, man macht auch keine riesigen Aufzählungen.
Keinesfalls erzählt man den Lebenslauf nach, sondern man erwähnt kurz die Stationen, die Tätigkeiten und vor allem die Erfolge. Ganz wichtig ist für den Personaler nicht nur, was man irgendwann geleistet hat, wozu man also imstande ist, sondern was man kann; durch welche Fähigkeiten man eine Bereicherung für das Unternehmen ist, wenn man denn die Stelle ausfüllen darf.
Deshalb muss man sich möglichst objektiv fragen, was man kann und was man nicht kann. Man betont die Stärken, die Schwächen interessieren niemanden.
Der erste Satz des Anschreibens ist bedeutend und ist keinesfalls Standard, wie man anhand der Vorschläge im Internet meinen könnte. Satzanfänge wie „hiermit bewerbe ich mich“ oder „mit Interesse habe ich die Anzeige von xy gelesen“ sind nicht nur langweilig, sie haben zudem keine Aussage. Der Ort der Anzeige wird eh bereits in der Betreffzeile genannt, und dass man Interesse hat ist ja wohl die Voraussetzung für die Bewerbung.
Grundsätzlich kann man ein Anschreiben unterteilen in:
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Briefkopf (hier hat man einen gewissen Gestaltunsgspielraum, sollte sich aber grundsätzlich an die Formalien der DIN 5008 für Geschäftsbriefe halten)
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Betreffzeile (ohne das Wort „Betreff“)
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Eröffnungssatz nach der möglichst konkreten Anrede „Sehr geehrte/r Frau/Herr Pillepalle,“
den ersten Satz nach der Anrede beginnt man NIE mit einem Personalpronomen wie „Ich“, sonderrn man schreibt einen aussagekräftigen, fesselnden Satz so, als gäbe es zu vor keine Anrede und man schriebe direkt los. Hier kann ich für den Fall keinen Satz fromulieren, da ich nicht die Firma kenne und die nötigen Details zu der Stelle.
Man schreibt kurz zur eigenen Motivation z. B. Schon seit Jahren ist mit die Firma xy für ihre hochwertigen Produkte bekannt; gerne möchte ich das Team in der Abteilung xy verstärken…
man sollte nie arrogant wirken, aber auch nicht schüchtern. Sätze wie „Sie wollen expandieren? Dann bin ich der richtige Mitarbeiter…“ sind Unsinn, denn das entscheidet der Peronaler noch immer selbst.
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Dann leitet man zu seinen Leistungen und Fähigkeiten über, die man anhand einiger Erfolge belegen muss. Es nützt doch rein gar nichts, wenn man schreibt, „ich bin kommunikativ, teamorientiert, belastbar…“ Das kann ja jeder von sich behaupten. Wo sind also die Beweise? Besser ist doch „in einem internationalen Team konnte ich auch anspruchsvolle Projekte termingerecht zum Abschluss bringen und konnte so den Umsatz deutlich steigern…meine Erfahrungen und internationalen Kontakte in der Branche können ein großer Vorteil für für die Firma xy sein…“
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man schreibt Perspektiven für den potenziellen Arbeitgeber, man muss sich „schmackhaft“ machen.
z. B. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Textilforschung kann ich durch meine große Innovatiosnkraft ihr Team verstärken und damit zum Unternehmenserfolg beitragen…"
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Schließlich schreibt man einen seriösen, nicht anbiedernden, knappen Schlusssatz wie "
Ich freue mich auf ein persönliches Gespräch, um Details einer möglichen Zusammenarbeit zu erörtern."
Mit freundlichen Grüßen (immer ohne Komma)
Unterschrift mit blauem Füller, voller Vor- und Nachname, leserlich
Anlage (keinesfalls auflisten, nur das Wort genügt)
zu beachten hat man weiterhin:
nie den Konjunktiv verwenden (würde etc sind tabu, wirken unsicher), keinen Blocksatz nutzen, sondern wegen der besseren Lesbarkeit den Flattersatz, das Anschreiben in vier bis sechs Blöcke unterteilen, sieht besser aus, liest sich leichter, Schriftgröße 11 oder 12 (Arial oder Times New Roman, keine Schriftartenexperimente),
Ausdruck auf hochwertigem, weißem (!) 100 g/m2-Papier
zu Deinem Satz:
"Ich bin ein perfektionistisch veranlagter Mensch der auch
einen Hang zu einer gewissen Individualität hat."
Perfektionismus verursacht den Genickbruch jeglicher Arbeit und man kommt zu nichts. Es ist unverantwortlich und bloße Geldmacherei mit der Hoffung und Verzweiflung der Arbeitssuchenden, dass inzwischen unzählige Bewerbungsratgeber wie z. B. von den Herren Püttjer und Schnierda im Titel das Wort „perfekt“ tragen: „Das perfekte Anschreiben“, der perfekte Lebenslauf", „Der perfekte Wasauchimmer“…
„Perfekt“ gibt es nicht, auch nicht bei den Bewebungsunterlagen. Also, kein Perfekionismus, sonst schickst Du nie Deine Unterlagen weg.
Wichtig ist die Individualität, von Personalern gerne Authentizität genannt. Man soll als sich selbst zeigen. Das beginnt bereits bei den Bewerbungsunterlagen, mit denen man sich indentifizieren soll. Sie werden vom potenziellen Arbeitgeber als erste Arbeitsprobe gewertet. Wer also schlampige Unterlagen vorlegt, der liefert womöglich auch schlampige Arbeit ab…
Manche Bewerber wollen besonders schlaue sein und lassen sich ihre Unterlagen von einem Fachmann/einer Fachfrau zusammenstellen, befassen sich aber nicht mit dem Inhalt. Ein Personlar erkennt schnell im Gespräch, ob der Bewerber tatsächlich diese Unterlagen selbst verfasst hat; man erkennt es am Vokabular, an der Art des Sprechens, des Denkens, des Formulierens und auch daran, wie gut der Bewerber den exakten Aufbau seiner Unterlagen kennt.
Abschließend noch ein günstiger Buchtipp, der nicht nicht auf den Perfekionismus abzielt, aber dafür ein günstiger und seriöser Ratgeber ist:
Svenja Hofert,„30 Minuten für das erfolgreiche Bewerbungsanschreiben“, GABAl-Verlag.
http://www.amazon.de/Minuten-f%C3%BCr-das-erfolgreic…
Viel Erfolg.
MK