Bewerbung auf Englisch (wie Übersetzung kennzeichnen)

Hallo,

wenn ich mich auf internationale Stellen bewerbe muss ich meine Bewerbung in englisch einreichen. Daher muss ich diverse Dokumente überstzen, z.B. Arbeitszeugnisse. Dies würde ich gerne selbst machen. Zu den übersetzten Dokumenten habe ich drei Fragen:

1.) Muss ich irgendwo deutlich machen, dass es eine Übersetzung ist?
2.) Was kommt an Stelle der Unterschrift? Ich gehe mal davon aus dass ich diese nicht kopieren darf.
3.) Wird zusätzlich zur Übersetzung immer noch das Dokument in der Originalsprache beigefügt?

VG Olli

Hi,

Dokumente wie Zeugnisse müssen von einem Übersetzer übersetzt werden, sonst sind sie nicht gültig und du könntest sie gleich weglassen.

Die Franzi

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gibt es in ganz, ganz wenigen Ländern der Welt. Das deutsche Arbeitszeugnis ist ein ziemliches Unikum und kann daher von jedermann übersetzt werden - der fairerweise darauf hinweisen muss, dass er das war.

Übrigens ist „Übersetzer“ in den allermeisten Ländern der Welt genauso wenig geschützte Berufsbezeichnung wie in Deutschland. D.h. wenn nicht ausdrücklich verlangt wird, dass die Sachen von einem „sworn translator“ oder von einem bei der Ghorfa akkreditierten Übersetzer oder von einem „traducteur expert près la Cour d’Appel“ oder sowas bearbeitet werden müssen, kann tatsächlich jeder behaupten, was er geschrieben hat, sei eine Übersetzung.

Einen professionellen Übersetzer erkennt man u.a. daran, dass er immer darauf hinweist, dass der Text nicht das Original ist, falls sich das nicht eh aus dem Kontext ergibt, und dass er (von ganz paar Ausnahmen abgesehen) nie von der eigenen Muttersprache weg übersetzt - dieses Maß an Überschätzung der eigenen Kompetenz überlässt er Amateuren.

Schöne Grüße

MM

Servus,

Wenn Du Dich irgendwo bewirbst, ist es nützlich, wenn Du Dich dabei so wenig wie möglich blamierst. Dazu gehört u.a. „When in Rome, do as the Romans do!“ - d.h. präsentiere Deine hausgemachten Texte so, wie ein professioneller Übersetzer das täte.

Willst Du die Dokumente übersetzen oder fälschen?

Schau Dir einfach mal an, wie ein Übersetzer mit sowas umgeht: Alles, was nicht Text ist, wird nicht irgendwie umkopiert oder sonstwie zurechtgefaked, sondern beschrieben:

(Briefkopf der Anwaltskammer am Tribunal de Grande Instance von Culmont - Chalindrey)

(Eingangsstempel mit Datum 35.05.1374)

(Unterschrift unleserlich - Président Directeur Général, entspricht etwa „Generaldirektor“ - A-d.Ü.)

usw. usw. usw.

Das kommt darauf an, ob Du Wert darauf legst, dass man Dir glaubt, dass die Zeugnisse von Arbeitgebern stammen und keine freien Erfindungen von Dir sind. Selbstverständlich darf nur das Original aussehen wie das Original, und jeder Übersetzung muss man ansehen, dass es eine ist. Fang ja nicht an, irgendwas mit Photoshop oder mir irgendeinem Adobe-Dingsbums zurechtzulügen - falls Du Dich nicht z.B. bei einer Werbeagentur als leitender Hochstapler bewirbst.

Jo, und dann wollen wir Dir einfach mal glauben, dass Du über muttersprachliche Englischkenntnisse und viel Praxis in englischer geschäftlicher Korrespondenz verfügst, und nicht einfach über ein allzu gesundes Selbstwertgefühl…

Schöne Grüße

MM

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Es wird allerdings empfohlen, das Layout des Originals soweit wie möglich zu übernehmen.

Ganz einfach durch die Überschrift „Übersetzung aus der xxx-Sprache“. :smiley:

Hi,

Da stand „zb arbeitszeugnisse“ , aber ich hab mich nur auf Zeugnisse bezogen, mein Fehler. Alles, was keiner beglaubigung bedarf, kann natürlich jeder selbst übersetzen, der sich das zutraut. Das Risiko, sich zu blamieren, trägt er oder sie dann allerdings selbst.
Übrigens habe ich mich ungefähr zur Zeit des ersten staatsexamens (englisch)bei der sprach- und dolmetscherschule gemeldet und gefragt, ob ich die übersetzerprüfung ablegen darf. Ich bin ausgelacht worden.

Die Franzi

Hallo Aprilfrisch,
vielen Dank für das klare Wort!
Und jetzt schau mal in den ERA-Tarifvertrag: Da wird von Menschen erwartet, dass sie Texte in mehreren Sprachen verfassen können müssen, ohne auch nur eine Sprache studiert zu haben. Und das wir in der deutschen Industrie erwartet.
Schöne Grüße
Oettinger
Ist zwar ot, aber den Impuls habe ich jetzt nicht unterdrücken können …

And this is why international Filser-pidgin is used as lingua franca all over the world not
only in technical matters. However, this is a special function and should not be confounded: Actually, we are talking about translations.

Ich möchte Dir an dieser Stelle nicht weiter im Einzelnen erklären, warum sich Arbeitszeugnisse nur durch Englisch-Muttersprachler ins Englische übersetzen lassen: Mach einfach, wie Du glaubst. Du glaubst ja vermutlich auch, man könnte in einem Tarifvertrag per Ukas festlegen, ob die Schwerkraft nach unten oder irgendwo seitwärts orientiert ist.

Für interessierte Mitleser: Das Englische basiert sehr stark auf Idiomen, so dass eine „richtige“ Wort-für-Wort-Wiedergabe allenfalls in technischen oder wissenschaftlichen Zusammenhängen mehr oder weniger nah am Inhalt eines Textes sein kann. Seine Bedeutung wird dadurch jedoch nie richtig wiedergegeben. Vorliegend kommt hinzu, dass es Arbeitszeugnisse wie in Deutschland wie bereits ausführlich erklärt fast nirgendwo auf der Welt gibt. Im anglophonen Bereich werden in vergleichbarem Zusammenhang „letters of recommendation“ geschrieben, die eine völlig andere Funktion haben als deutsche Arbeitszeugnisse, anders aufgebaut sind und sich nur in einem ähneln: Es gibt dort auch einen gewissen Schatz an formelhaften Ausdrücken, die formal positiv formuliert sind, aber ihrer Bedeutung nach ein mehr oder weniger vernichtendes Urteil enthalten.

Jeder, der sich mal mit Übersetzen beschäftigt hat, kann sich vorstellen, welche Ansprüche die Übersetzung eines deutschen Arbeitszeugnisses ins Englische stellt. Hier nassforsch mit „Dees wird hold erwodded, ohne dees bisd aagschissn, dees muas laufe!“ daherzurasseln zeigt, dass man die Materie überhaupt nicht kennt.

Schöne Grüße

MM

Nix wird so heiß gegessen, wie’s gekocht wird. in der Industrie geht es doch eher darum, dass der Arbeitnehmer in seinem Bereich in der Lage ist, Sachverhalte eindeutig und verständlich in einer für den Betrieb relevanten Fremdsprache darzustellen.
Niemand würde von einem Ingenieur verlangen, einen Vertrag aufzusetzen, und niemand würde von einem Anwalt verlangen, eine technische Spezifikation zu verfassen.
Beides ist für den jeweils anderen schon in der eigenen Muttersprache schwierig genug.

Gruß,

Kannitverstan

Ok, mein Beitrag scheint ja für eine recht intensive Diskussion gesorgt zu haben. Also um das Ergebnis zusammen zu fassen:
1.) Falls es kein offizielles Zeugnis ist kann es jeder übersetzen und es muss auch nicht beglaubigt werden.
2.) Es wird nur der wesentliche Text übersetzt.

Zur weiteren Info: Ich maße mir natürlich nicht an, ein Dokument von der deutschen in die englische Sprache elegant übersetzen zu können. Daher übersetze ich es im wesentlichen und lass es dann von einem befreundeten Muttersprachler (der leider kein deutsch spricht) „schick“ formulieren.

VG Oliver

Das kommt drauf an. Jede Bewerbung muss vollständig auf den potenziellen Arbeitgeber zugeschnitten sein - wenn der eine Übersetzung von einem Übersetzer wünscht, muss er sie bekommen. Und wenn nicht, dann nicht. „Beglaubigen“ ist übrigens nochmal was anderes. Das gibt es nur dort, wo es beeidigte Übersetzer gibt.

Nö.

Der gesamte Text, ohne Auslassungen. Alles andere darf nicht die Überschrift „Übersetzung aus dem Deutschen“ tragen, sondern z.B. „Abstract“ oder „Résumé“. Falls Du die angesprochenen Dinge wie Dienstsiegel, Unterschrift, Eingangsstempel oder sowas meinst: Nein, das sind keine Teile des Textes.

und das ist dann alles andere als eine Übersetzung. Wenn Du gegenüber dem Adressaten behauptest, das sei eine Übersetzung, ist das ggf. (nämlich wenn Dir der Text einen Vorteil bei der Bewerbung verschafft) Betrug. Man könnte so einen Text auf Englisch vielleicht als ‚adaptation‘ bezeichnen.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

Das kommt drauf an.

Ich arbeite in der Industrie im kaufmännischen Bereich, und wenn ich einen Anstellungsvertrag für einen französischen Vertriebsmitarbeiter auf Französisch formuliere, geht es darum, dass er nicht nur eindeutig und verständlich ist, sondern rechtssicher alles und genau das enthält, was die beteiligten Partner vereinbart haben bzw. vereinbaren wollen.

Mutatis mutandis verhält es sich ebenso, wenn ich einen Schadensbericht für eine Versicherung für einen französischen Mitarbeiter formuliere, wenn ich einem Geschäftspartner im Ausland beschreibe, welche Unterlagen ich ihm für die Einfuhrzollbehandlung in seinem Land vorlegen kann, ihm Vorschläge für Formulierungen in einem Akkreditiv mache usw. usw.

Wobei der Ingenieur, wenn er z.B. eine Anleitung für Aufbau und Inbetriebnahme einer Anlage verfasst, genauso mit siebenstelligen Beträgen dabei ist, wie wenn er den Vertrag für das Projekt gemacht hätte (an dessen Abfassung er sowieso sinnvollerweise mitwirkt) - d.h. auch was jemand aus dem technischen Bereich in einer Fremdsprache formuliert, muss rechtssicher sein.

Wie auch immer - das sind alles Dinge, die in einer fremden Sprache zu machen sind, wenn man sie dafür genügend beherrscht.

Was nicht zu machen ist, ist das Übersetzen in eine andere als die eigene Muttersprache.

Der entscheidende Unterschied ist, dass man, wenn man selbst in der Fremdsprache formulieren kann, die Möglichkeit hat, nur Formulierungen, Wendungen und Vokabular zu benutzen, deren Bedeutung man im gegebenen Kontext genau kennt. Wenn man aber übersetzt, muss man das wiedergeben, was jemand anders formuliert hat, und hat nicht die Möglichkeit, den Text so zu ändern, wie man ihn beherrschen würde, sondern man muss ihn so nehmen und wiedergeben, wie er da steht und wie ihn derjenige gemeint hat, der ihn verfasst hat.

Deswegen kann die Zielsprache beim Übersetzen keine erst nach der Muttersprache erlernte Sprache sein.

Schöne Grüße

MM

  • weil es so schön ist, hier ein klitzekleines Beispiel für eine Formulierung aus einer ‚letter of recommendation‘, die alles andere, was in dem Schrieb steht, auf einen Schlag zunichte macht, weil sie darauf hinweist, dass die (anders als im Deutschen) freiwillige letter of recommendation vom Arbeitnehmer mit welchen Mitteln auch immer erzwungen worden ist - ein Satz, der zwei Bedeutungen haben kann, die zueinander in einem Winkel von etwa 180 Grad stehen:

You will be lucky to get him working for you

Wie wollte man das auf Deutsch wiedergeben?

Schöne Grüße

MM

„Sie werden Ihre Freude an ihm haben. Wenn Sie ihn denn ans Arbeiten bringen.“

Servus,

ja, schon. Aber das ist nur eine von zwei möglichen Bedeutungen. Klar die, die gemeint ist. Aber die gegenteilige, hinter der sich der Verfasser der letter of recommendation verschanzen kann, wenn der Satz angegriffen wird, gibt es halt auch noch: Formal ist es nicht falsch, den Satz mit ‚Sie werden sich glücklich schätzen, ihn für eine Mitarbeit in Ihrem Haus zu gewinnen‘ wiederzugeben.

Eine deutsche Formulierung, die so wie im Englischen die beiden gegensätzlichen Bedeutungen vereint, scheint es nicht zu geben.

Schöne Grüße

MM

Das war mir schon klar, lieber Aprilfisch. Hab über 20 Jahre als selbständiger Übersetzer in Brüssel gearbeitet und NUR IN MEINE MUTTERSPRACHE übersetzt. Ganz liebe Grüsse von Deinem alten Fan, dem Schreibman

:wink: ---------

  • 'Tschullijung, jetzt hab ich erst gesehen, dass Deine Version

tatsächlich die Möglichkeit ist, ganz in die Nähe des Originals zu kommen. Auf das Stichwort „Brüssel“ hin (‚die Kabinen des Grauens‘) hab ich mir das gesprochen mit einer bedeutsamen Pause in der Mitte vorgestellt, und: Ja, das isses!

Grand Chapeau!

MM

Danke Dir :wink:
Der chapeau von Dir … it made my day