Bewerbung während Ausbildung

Guten Tag liebe Experten,

ich habe folgendes Problem: Meine Freundin macht momentan eine Ausbildung zur Konditorin. Leider kommen täglich neue Probleme mit dem Ausbildungsbetrieb und den anderen Mitarbeitern hinzu. Das geht soweit, dass der Betrieb praktisch permanent gegen bestehende Jugendschutzgesetze verstößt (bezgl. zustehendem Urlaub, Arbeitszeiten, Wochenendarbeit, Zuschlägen, etc.).

Nach langem überlegen und nun etwas über 7 Monanten Ausbildungszeit ist die Entscheidung gefallen den Betrieb zu wechseln. Da aber leider kein passender anderer Betrieb in der Umgebung ist, der diesen Beruf ausbildet, muss sie nun auf einen anderen Beruf umschwenken. Sie hat sich nun für eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich entschieden. Eine Entscheidung, die ich nur unterstützen kann.

Unser Problem sind jetzt die Bewerbungen. Wie bewerbe ich mich in dieser Situation richtig? Das letzte Jahr verschweigen kommt sicher nicht in Frage, aber wie soll man das nun formulieren? Es macht sicher einen eher bescheidenen Eindruck in einer Bewerbung zu lesen, dass der Bewerber gerade eine Ausbildung ‚schmeißen‘ will. Es ist egal wie wir es formulieren, es klingt einfach nicht schöner. Zumal sie sich derzeit noch im Ausbildungsverhältnis befindet und dieses erst kündigen wird, wenn sie einen neuen Ausbildungsvertrag unterschrieben hat.

Weiter wissen wir nicht so genau, wie wir dem Bewerbungsempfänger den doch recht krassen Berufswechsel erklären können.

Über schnelle Hilfe würden wir uns sehr freuen und verbleiben bis dahin

mit freundlichem Gruß

bullsh1t

Ausbildung zur Konditorin.
krassen Berufswechsel erklären können.

Na ja, im einfachsten Fall könnte man bei diesem Wechsel mit einer Mehlallergie argumentieren! Ein Verwandter von mir musste eben aus genau diesem Grund seine Konditor-Karriere beenden.

Sollte deine Freundin ein Arbeitszeugnis für die kurze Dauer bekommen, solltet ihr darauf achten, dass dort nichts gegenteiliges steht!

Viel Erfolg!

Nofri

Würd emich an die Kammer/Innung wenden, die haben doch Obleite, um in solchen Fällen zu schlichten und Probleme zwischen Betrieb und Azubi zu lösen.

Hmm, okay, das ist ein Ansatz, auf den man im Zweifelsfalle zurückgreifen kann. Ungern würden wir bei der Bewerbung lügen, aber ich behalte den Gedanken im Hinterkopf. Danke!

Ja, das hab ich auch erst gedacht, aber mal ehrlich… die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wird dadurch doch stark belastet. Ich weiß schon, wie das aussehen wird: Nachtschicht, auf Nachtschicht, auf Nachtschicht usw.

Das ist leider keine Lösung, die in Frage kommt.

Hallo, das ist nicht leicht zu beantworten. Hat Ihre Freundin denn versucht, über die Innung oder eine andere offizielle Stelle die Verstöße regulieren zu lassen? Warum wollte Sie Konditorin werden - welche Motivation hat Sie für eine Bürotätigkeit? Ist ja nett, dass Sie das befürworten, aber die Argumente der Betroffenen wären interessanter! Nah an der Wahrheit ist immer gut, allerdings dürfte das für einen neuen Lehrherren nicht positiv klingen, dass sich jemand wegen der Arbeitsbedingungen - wie auch immer die gewesen sein mögen - anders entscheidet.
Kurz und gut: die einzige Lösung, die mir dazu einfällt ist, als Begründung anzugeben, dass der Job doch nicht das beinhaltet, was sich die junge Dame davon versprochen hat und daher auf etwas anderes umsatteln möchte. Das wird aber nicht einfach werden! Gruß Gaby

Hallo bullsh1t (?),
ich bin mir nicht sicher, ob meine Antwort euch weiterhilft. Hoffe es jedoch.
Du beschreibst eine äußerst schwierige Situation Deiner Freundin. Hier mit einer, wie auch immer formulierten, schriftlichen Bewerbung weiterzukommen halte ich für ziemlich aussichtslos.
Ich kann nicht beurteilen, wie die tatsächliche Situation in dem Ausbildungsbetrieb ist. Wenn die Situation nur annähernd der von Dir beschriebenen entspricht, dann gibt es immer noch die Handwerkskammer, an die man sich wenden kann. Eine Ausbildung nach 7 Monaten abzubrechen will wirklich sehr gut überlegt sein.
Probleme mit anderen Mitarbeitern können auch unabhängig von Beruf und Ausbildungsbetrieb überall entstehen.
Eine solche Situation in einer Bewerbung zu beschreiben und zu begründen halte ich für aussichtslos.

Nun jedoch meine Empfehlung für den Fall: „Nach langem überlegen und nun etwas über 7 Monanten Ausbildungszeit ist die Entscheidung gefallen den Betrieb zu wechseln“.
Habt ihr Verwandte / Bekannte / Freunde / … in einem Betrieb, der kaufmännisch ausbildet? Hat da jemand - idealerweise - Beziehung zur Personalabteilung? Dann versucht doch diese Verbindung zu nutzen:

  • vor einer Bewerbung eine persönliche Vorstellung / ein persönliches Gespräch mit den Personalverantwortlichen / Ausbildungsbeauftragten. Hier dann die persönliche Situation vorab offen und ehrlich schildern. Jedoch keinesfalls über den Ausbildungsbetrieb „herziehen“!
    In einem solchen Gespräch muss Deine Freundin dann mit Ihrer Persönlichkeit überzeugen. Wenn das klappt, dann kann eine Bewerbung geschrieben werden, ohne die Vorgeschichte explizit zu erwähnen.

Ein weiterer Weg wäre, aktiv mit dem Ausbildungsleiter möglicher Ausbildungsbetriebe zu telefonieren, um die Gelegenheit für ein solches Vorabgespräch wie oben beschrieben zu erhalten.

Ich wünsche euch Viel Glück und Erfolg.
Walter

Nachtschicht, auf Nachtschicht, auf Nachtschicht usw.

  • meinst du, die Kammer/Innung macht das mit, wenn es gegen das Jugendschutzgestz verstößt.
    Den Kammern/Innungen ist doch daran gelegen, dass Fachkräfte ausgebildet werden und im Job bleiben. Genau dazu gibt es die Obleute, denn in einem stressigen Job gibt es immer Probleme.

Vorschlag für ein Anschreiben (Bitte nur übernehmen, was für den Bewerber auch stimmt!):

Während meiner derzeitig noch laufenden Ausbildung zur Konditorin habe ich gelernt, mit stressintensiven Momenten umzugehen, flexibel zu sein und auch in schwierigen Situationen immer einen kühlen Kopf und somit den Überblick zu bewahren.

Leider habe ich in dieser Zeit jedoch auch erfahren, dass die Arbeit einer Konditorin nicht vollständig meinen Vorstellungen entspricht. Durch intensive Gespräche im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch mit Fachberatern beispielsweise von der Bundesagentur für Arbeit habe ich mich nun ausführlich über verschiedene Berufe im kaufmännischen Bereich informiert.

Die von Ihnen in der (Internetseite/ Zeitung, sonstige Quelle) ausgeschriebene Ausbildungsstelle „XYZ“ entspricht genau meinen Vorstellungen und ich würde mich freuen, bald ein wertvolles Mitglied in ihrem Team zu werden.

Zwar kann ich im Moment auf keine Erfahrungen im kaufmännischen Bereich zurückgreifen (Falls doch, hier ruhig klotzen statt kleckern), doch bringe ich neben den bereits erwähnten persönlichen Eignungen auch gute Kenntnisse der englischen Sprache, einen sicheren Umgang mit den MS Office Programmen Word, Excel (weitere) und Outlook mit. Ich kenne mich in den Betriebssystemen Windows XP, 2000 Vista und Windows 7 gut aus und beherrsche die deutsche Sprache sicher in Rechtschreibung und Grammatik.

Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch in Ihrem Hause würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Vorname Name

(Bitte auch noch mal selbst auf Tippfehler prüfen, ich übernehm grad keine Garantie)

Aufbau der Mappe:

  1. Deckblatt mit Foto, beworbene Position, beworbene Firma, eigene Kontaktdaten (Deckblatt ist optional)
  2. Lebenslauf im tabellarischen Aufbau. Schwerpunkte auf alles setzen, was irgendwie mit dem kaufmännischen passt, aber die alte Ausbildung ruhig mit reinschreiben. Kontaktdaten nicht vergessen
  3. Bereits vorhandene Zeugnisse. Folgende Sortierung gilt als allgemein anerkannt.
    a) Bereits vorhandene Arbeitszeugnisse
    b) Ausbildungszeugnisse
    c) Hochschulzeugnisse
    d) Schulzeugnisse
    f) Weiterbidungszeugnisse.

Jeweils so sortieren, dass das aktuellste oben ist und das älteste unten.

Sollte es nicht sofort mit einer neuen Ausbildung klappen, macht es sich nicht nur im Lebenslauf und im Anschreiben vorteilhaft, wenn man die Zeit nutzt, um z. B. an der VHS oder Abendschule Kurse im kaufmännischen Bereich belegt.

Ich drücke euch die Daumen

Liebe Grüße
Sylvestris

Ja, da liegst Du vollkommen richtig, aber sie wird nicht immer minderjährig bleiben :wink:

Das beschreibt genau unsere Befürchtungen. Danke Gaby!

Hallo Walter,

danke dass Du Dir die Zeit genommen hast, um Dich ausführlicher mit dem Problem auseinander zu setzen. Ich denke, wir werden Deinen Rat berherzigen und sie wird sich wohl erst persönlich vorstellen. Bei der Gelegenheit vll auch gleich die Bewerbung persönlch abgeben. Es ist sicher nicht verkehrt, wenn der Einstellende sofort einen Eindruck bekommt.

Danke für Deine Hilfe!

P.S.: Wir werden es auch über „Vitamin B“ versuchen :wink:

Hallo Sylvestris,

ich muss sagen…mir ist ja fast die Kinnlade runtergeklappt, als ich Deinen Betrag gelesen habe. Als ich um Hilfe bat, habe ich nun wirklich nicht mit einer so ausführlichen Formulierung gerechnet.

Vielen, vielen, vielen Dank an dieser Stelle!
Wir werden sicher einen großen Teil Deines Beitrags gut in die Bewerbung einbauen können!

Danke, dass Du Dir diese Mühe gemacht hast!

Liebe Grüße
bullsh1t

Aber wenn sie das nicht will, dann hat sie von Anfang an den falschen Job gewählt. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.

ES freut mich, wenn es euch überzeugt hat und es freut mich noch viel mehr, wenn es klappen sollte.
Im Job kann ich den Bewerbern leider oftmals keine Tipps geben. Hier darf ich mich austoben :wink:

Liebe Grüße
Sylvestris

Bei Problemen im Betrieb kann es Sinn machen, den zuständigen Ausbildungsberater der Handwerkskammer oder die Innung anzufragen

eine weitere Möglichkeit wäre über die Arbeitsagentur eine berufsvorbereitende Maßnahme zu absolvieren

oder eine Einstiegsqualifizierung zu machen

oder selbst auf die Betrieb zu zugehen und ein Praktikum anzubieten.

Selbstverständlich wird immer gefragt, warum es im letzten Betrieb nicht geklappt hat, dann sollte man sich vorher eine Antwort überlegen, die nicht nur dem ehemaligem Ausbildungsbetrieb die Schuld zuweist, wenn man diesen Abbruch plausibel erklären kann, dann dürfte es im neuen Betrieb kein Problem sein

Man sollte schon begründen können, warum man einen Beruf erlernen will bzw. warum nicht mehr

dass sollte man dann auch im Bewerbungsanschreiben und im Gespräch erklären können

eine abgebrochene Ausbildung ist kein Beinbruch oder Makel im Lebenslauf, dieser Abbruch kann eine Stärke sein, da man nun genau weiss was man will und das dies sicherlich nicht noch einmal passieren würde.

eom

Hallo,

die beste Aussage hierbei ist, dass der derzeitige Ausbildungsberuf nicht das Richtige ist, dass sie zwar versucht hat durchzuhalten, mit den negativen Aspekten zu kämpfen, aber jetzt sei der Entschluss für Veränderung gefasst.
Das Problem dabei: Man muss die Story auch im Gespräch drauf haben.

Gruß
D.K.

Gern geschehen!

Vielleicht weiß ja noch jemand anderer einen zweiten (besseren) Grund.

Hi bullsh1t,

sorry, aber das Thema ist so speziell, da kenne ich mich leider nicht aus. Ich bin aber ganz deiner Meinung, verschweigen sollte man das letzte Ausbildungsjahr nicht. Vielleicht ist es am besten, offensiv damit umzugehen im Stil von: … die unzureichende Ausbildung und die damit verbundenen Schwierigkeiten im Ausbildungsbetrieb haben dazu geführt, dass ich die Freude und das Interesse an dieser Tätigkeit verloren habe …

Aber wie gesagt, ich kenne mich hier nicht wirklich aus.
Viel Glück bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz.
LiLaLu

Hallo,
das ist echt eine verzwickte Situation. Ich kann Euch hier nur raten Euch an einen Ausbildungsberater im Arbeitsamt zu wenden! Die haben da wesentlich mehr Erfahrung. Ihr schreibt nicht, ob ihr auch Schritte gegen diese Firma einleiten wollt. Dies wäre sicherlich auch über das Arbeitsamt möglich. Ich könnte mir vorstellen, dass am Ende sogar das Amt dafür sorgt dass deine Freundin aufhören muss und sich um eine Weitervermittlung kümmert. Aber das liegt in Eurem Ermessen.
Eine Beratung kann aber nicht falsch sein.
Viel Glück euch beiden