Hallo,
Was sind gute und wichtige Fragen beim ersten
Bewerbungsgespräch und was sollte man nicht fragen?
Danke für Tipps!
Hallo jima,
zunächst einmal: herzlichen Glückwunsch! Du hast die erste Hürde (die schriftliche Bewerbung) geschafft; das Unternehmen ist offenbar interessiert an Dir.
Zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch:
0. Notiere ganz schnell die wichtisten Fragen, die Du jemandem stellen würdest, der sich bei Dir bewirbt. Lege den Zettel mit Deinen Fragen erst einmal zur Seite.
- Versuche so viel wie möglich über das Unternehmen zu erfahren. Als Quellen, die relativ leicht zugänglich sind, kommen in Frage: Internet; Archiv der Lokalzeitung.
- Lies Dir die Stellenanzeige (sofern es eine gab) mehrmals sehr aufmerksam durch. Unterscheide die dort genannten Muss- von den Kann-Erwartungen. Bei guten Stellenausschreibungen stehen die an die Bewerber gestellten Anforderungen deutlich auf dem Papier. Zumindest diese Anforderungen solltest Du kennen.
- Gehe ins BIZ (geht auch über die homepage des www.arbeitsamt.de. Suche dort nach dem Berufsbild. In den Berufskundlichen Beschreibungen wirst Du sicher fündig. Der dortigen Beschreibung des Berufsbildes kannst Du wertvolle Informationen entnehmen. Dadurch erhälst Du gutes Hintergrundwissen.
- Du hast Aufgabe 0. erledigt? Dann nimm jetzt diesen Zettel und versuche die Fragen zu beantworten. Ich vermute, dass sich jetzt genügend Fragen ergeben, die Du stellen könntest.
- Im Gespräch selber wird es nun darum gehen, dass es Dir gelingt ein aufmerksamer Gesprächspartner zu sein, der seinen Teil dazu beiträgt, dass das Gespräch im Fluss bleibt. Hier kannst Du (dosiert) Deine Fragen (echte Fragen, nicht Gelabber) einsetzen.
- Für den Gesprächsablauf eines Vorstellungsgespräches gibt es keine festen Regeln. Ich selber bevorzuge:
- Begrüssung des Bewerbers. Selbstvorstellung von mir und den anderen „Gesprächsteilnehmern“.
- Frage nach Anreise, Befinden, Durst.
- Vorstellung meiner Person (Funktion im Unternehmen etc.)
- Überblick zum Ablauf des Gespräches mit Angabe des zeitlichen Rahmens.
… (Das kennst Du sicher, oder?)
Für Deine Anfrage: Gegen Ende meiner Vorstellungsgespräche frage ich immer, ob der Kandidat noch Fragen hat.
Jetzt hat der Bewerber die Chance, die Fragen zu stellen, die aus seiner Sicht noch nicht beantwortet wurden.
Beispiele (nicht nach Wichtigkeit sortiert):
Wie sind die Arbeitszeiten?
Wo ist die Berufsschule?
Gibt es einen persönlichen Betreuer für die Auszubildenden?
Haben Sie eine Lehrwerkstatt?
Wieviele Auszubildende fangen mit mir an?
Wie lange bildet Ihr Betrieb bereits aus?
Wie hoch ist das Gehalt?
Welche Aufstiegs- / Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Sie ihren Mitarbeitern an?
Mein Berufsziel ist … - dazu möchte ich berufsbegleitend den (Kurs) belegen - würden Sie meinen Weiterbildungswunsch unterstützen.
etc.
Du siehst es gibt jede Menge Fragen, die man stellen kann. Ich kann hier nur allgemein antworten, da ich Deine persönliche Situation nicht kenne.
Wichtig:
I. Deine Fragen sollten für Dich wichtig sein und aus echtem Interesse gestellt werden.
II. Zu unterscheiden sind Fragen, die sofort geklärt werden müssen (weil die Antwort, Deine Entscheidung wesentlich beeinflußt) und solche Fragen, die auch - nach Zusage - geklärt werden können.
III. Durch aufmerksame Beteiligung und Verfolgung des Gespräches wird vermieden, dass Du Fragen stellst, die bereits beantwortet wurden. (Ich meine hier nicht Verständnisfragen - diese sind selbstverständlich erlaubt.)
IV. Aktives Zuhören: Bereits während des Gespräches (also nicht bis zum Schluß warten) solltest Du - sofern Du etwas nicht verstehst - nachfragen.
Tipp:
Bei der Vorbereitung eines Vorstellungsgespräches hilft mir immer die Überlegung, dass ein Bewerbungsgespräch auch für die „andere Seite“ Arbeit bedeutet. Da die „andere Seite“ zudem, oft, einen Gesprächsmarathon absolviert (etwa 10 Kandidaten im Halbstundentakt), frage ich mich, wie ich dazu beitragen kann, dass es ein ganz entspanntes Gespräch wird. Mir ist es fast immer gelungen mit der „anderen Seite“ über ein branchentypisches, aktuelles Thema, sehr gut ins Gespräch zu kommen. Ganz nebenbei kann man sich bei so einem Thema als „Fachmann“ (mindestens als Interessierter) zeigen.
Es gibt viel zu tun - und: es lohnt sich bestimmt.
Grüsse aus Lüneburg
Heiner Gierling