Bewertung Arbeitszeugnis

Hallo zusammen,

was würdet ihr zu dem folgenden Arbeitszeugnis sagen:

Herr xy, geboren xx.xx.xxxx ist seit xx.xx.xxxx als Auszubildender zur Fachkraft für Lagerlogistik in unserem Unternehmen tätig.

Entsprechend dem Ausbildungsrahmenplan der IHK wird Herr xy mit allen Tätigkeiten und Aufgaben des Berufsbildes einer Fachkraft für Lagerlogistik vertraut gemacht.

Zu seinen Aufgaben gehören im Wesentlichen:

  • Lagerlogistische Geschäftsprozesse
  • Güter lagern, transportieren, verpacken, verladen und versenden
  • Güter kommissionieren
  • Bereitstellung der Ausliefertour
  • Warenausgabe
  • Unterstützung im Rahmen der Jahresinventur
  • Kassieren an Scannerkassen
  • Kundenbetreuung an der Information

Herr xy hat die ihm übertragenen Areiten stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.

Gerne bestätigen wir, dass Herr xy ehrlich, fleißig und pünktlich ist. Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen ist immer einwandfrei.

Herr xy bat uns um dieses Zwischenzeugnis, da er in Kürze die Abschlussprüfung zur Fachkraft für Lagerlogistik absolvieren wird. Leider haben wir ihm mitteilen müssen, dass wir z. Zt. betriebsbedingt keine Übernahme anstreben können.

Wir bedauern diese Entwicklung sehr, danken ihm für seine engagierte Mitarbeit und wünschen ihm Vorab für seinen zukünftigen Berufs- und Lebensweg alles Gute.

Hallo ,

Ich wag mich mal ans Grobe.

Herr xy hat die ihm übertragenen Areiten …

Note 4 meiner Meinung nach. Wer ‚nur‘ die ihm übertragenen
Arbeiten erledigt, hat wenig Interesse, Fleiss und Übersicht.
Selbstständiges Arbeiten und Eigeninitative fehlen wohl.

stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.

Note 3 - 4. ‚Stets‘ ist wenig und ‚vollen Zufriedenheit‘
ist schon fast die unterste Stufe.

Gerne bestätigen wir, dass Herr xy ehrlich, fleißig und
pünktlich ist.

Sie bestätigen es nur - sagen es also nicht von sich aus!
Also ist es mit diesen 3 Eckpunkten nicht so weit her.

Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen ist immer
einwandfrei.

Einwandfrei ist extrem wenig. Korrekt, höflich, vorbildlich
sind die Begriffe, die offensichtlich fehlen. So bedeutet
es nur, dass du weder betrunken warst noch Schlägereien in
der Firma angezettelt hast.

Leider haben wir ihm mitteilen müssen, dass wir z. Zt.
betriebsbedingt keine Übernahme anstreben können.

Es ist ein Unterschied, ob betriebsbedingt alle AzuBis nicht
übernommen werden oder ob man einem AzuBi mitteilt, das man
bei ihm keine Übernahme anstrebt und auch gleich schreibt,
dass dieses ‚betriebsbedingt‘ nur zeitweise gilt …

Wir bedauern diese Entwicklung sehr, danken ihm für seine
engagierte Mitarbeit …

Dass dies leere Floskeln sind wurde vorher klargestellt …

… und wünschen ihm Vorab für seinen zukünftigen
Berufs- und Lebensweg alles Gute.

… wodurch auch das eher zu einer Warnung vor dir wird.

Sorry - mit dem Zeugnis würde ich niemanden einstellen.

Viele Grüße

Jake

Moin,

stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.

Note 3 - 4. ‚Stets‘ ist wenig und ‚vollen Zufriedenheit‘
ist schon fast die unterste Stufe.

Kannst du mir mal erklären, wie mehr als stets aussieht und welche die höheren Stufen von voller Zufriedenheit sein sollen?

Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen ist immer
einwandfrei.

Einwandfrei ist extrem wenig. Korrekt, höflich, vorbildlich
sind die Begriffe, die offensichtlich fehlen.

Was ist denn der Unterschied zwischen einwandfrei und korrekt, höflich, vorbildlich?

Gruß

TET

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Kannst du mir mal erklären, wie mehr als stets aussieht und
welche die höheren Stufen von voller Zufriedenheit sein
sollen?

Vielleicht stets -> immer -> ausnahmslos?
Das ist zwar alles im Prinzip dasselbe, aber im Sprachgebrauch eben doch nicht: „stets“ ist ein „normalerweise immer“ und „ausnahmslos“ betont, dass es keine einzige Ausnahme gab.
Ähnlich wie Hälfte, 50%, exakt 50%.
Nach voller Zufriedenheit kommt vollste Zufriedenheit.
Danach kommt vermutlich Beeindruckt sein oder sowas.

Was ist denn der Unterschied zwischen einwandfrei und korrekt,
höflich, vorbildlich?

„Einwandfrei“ in einem Arbeitszeugnis heisst wohl nur, dass keine Rüge ausgesprochen wurde.

Vielleicht stets -> immer -> ausnahmslos?
Das ist zwar alles im Prinzip dasselbe, aber im Sprachgebrauch
eben doch nicht: „stets“ ist ein „normalerweise immer“ und
„ausnahmslos“ betont, dass es keine einzige Ausnahme gab.

Tja, zumindest im deutschen Sprachgebrauch gibt es da keine Unterschiede.

Nach voller Zufriedenheit kommt vollste Zufriedenheit.
Danach kommt vermutlich Beeindruckt sein oder sowas.

Also ich habe in noch keinem Zeugnis etwas von beeindruckt gelesen. Insofern ist volle Zufriedenheit wohl doch nicht so schlecht.

„Einwandfrei“ in einem Arbeitszeugnis heisst wohl nur, dass
keine Rüge ausgesprochen wurde.

Wie kommst du zu dieser Ansicht? Im Allgemeinen ist das nicht so.

Man darf in Arbeitszeugnissen nicht direkt kritisieren.
Deswegen liest sich auch ein miserables Zeugnis „recht gut“.
Statt „er hat komplett versagt“ steht dann dort „er hat sich bemüht, die Anforderungen zu erfüllen“ etc.
Zumindest die Differenzierung zw. „voller“ und „vollster“ Zufriedenheit gibt es garantiert. Es ist allerdings durchaus nicht so, dass sich alle Arbeitgeber an den Zeugniscode halten - das heisst es kann im Einzelfall durchaus vorkommen dass ein gut gemeintes Zeugnis katastrophal klingt. Bei großen Firmen kann man das natürlich ausschließen.
Für den Code siehe zB. hier:
http://www.zeugnisdeutsch.de/arbeitszeugnis/geheimco…

Mal abgesehen davon, das man auch unter Verwendung von Einser-Phrasen ein schlechtes Zeugnis schreiben kann, hast du aber schon gelesen, dass auf der von dir verlinkten Seite stets zu unserer vollen Zufriedenheit eine 2 ist und die Verhaltensnote einwandfrei auch, oder? Das passt dann nämlich weder mit deinem Text noch mit der Antwort von Jake zusammen.

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Die kritischen Hinweise sind wohl auch „Gerne bestätigen wir“ und dass sie (nur?) ihn z.Z. „betriebsbedingt“ nicht übernehmen.
Ausserdem ist das Zeugnis sehr mager, sie schweigen sich also viel aus, z.B. über seine Kundenfreundlichkeit. Es steht nur drin, was unbedingt drin stehen muss, nämlich ihre Zufriedenheit und sein Verhalten, und die werden mit pauschalen Floskeln kurz abgehandelt.
Ich bleibe zwar dabei dass „immer“ und „ausnahmslos“ stärkeren Eindruck hinterlassen als „stets“, das wird aber offenbar beim Code nicht verwendet.
Interessanterweise soll „vorbildlich“ schlechter sein als „einwandfrei“, würde ich umgekehrt sehen.
„Beeindruckt sein“ gibts zwar nicht, aber „volle Anerkennung“ was dasselbe ist.

Die Frage ist natürlich auch inwiefern er überhaupt Gelegenheit hatte, sich zu profilieren; wenn er zB. die meiste Zeit allein gearbeitet hat müsste eigentlich bei seinem Verhalten gegenüber Kollegen „nicht zutreffend“ stehen. Das Zeugnis ist bei diesem Beruf und unter Berücksichtigung seines Azubi-Status nicht unbedingt schlecht - aber sicher nicht klasse.
Im Zweifelsfall fragt ein potentieller Arbeitgeber sowieso nach, insofern ist ein Zeugnis auch gar nicht soo wichtig.

Dass das ganze kein Spitzenzeugnis ist, habe ich nie bestritten. Für mich liest es sich allerdings eher so, als wisse der Aussteller nicht, was er wolle(oder ganz genau), da viele Formulierungen einfach nicht zusammen passen. Der mit gerne beginnende Satz, wäre für mich der Killer.