Bezahltes - 6 monatiges Praktikum.. ausgenutzt ?

Hallo,

ich steck ziemlich in der Zwickmühle und vielleicht kann der eine oder andere mir einen Ratschlag bzw. Tip geben.

Es geht darum, dass ich im Sommer meine Berufsausbildung als Grafikdesigner + Fachabitur erfolgreich abgeschlossen habe. Nicht nur mein Zeugnis ist sehr gut sondern es war immer mein Traum diesen Beruf zu erlernen, da ich Talent in Sachen Gestaltung und Umsetzung habe. Kurz gesagt, ich bin mit „Herz“ dabei.

Nagut, habe dann ersteinmal paar Bewerbungen abgeschickt und erfreulicherweise kam es zu vielen Vorstellungsgesprächen und auch zu Probearbeitstagen etc. Einige Werbeagenturen waren an mir interessiert, habe mich dann für eine größere in der Umgebung entschieden.

Diese hat mir nach dem „Vorstellungsgespräch“ einen Probearbeitstag angeboten. Dieser ist auch sehr positiv ausgefallen und alle Mitarbeiter waren begeistert.
Bekam dann Tage später eine mail, in der stand, dass sie mir leider erst „ein bezahltes 6 monatiges Praktikum“ anbieten könnten - mit Aussicht auf Übernahme. Das Geld liegt um die 300€ im Monat.
(Muss dazu sagen, dass der Chef im Vorstellungsgespräch sogar eher gesagt hat, dass er jemand sucht für eine Festanstellung und das ein Probearbeitstag ausreichen würde, wenn ich mich beweise, was ich auch getan hab)

Habe mich dann entschlossen das Angebot anzunehmen.

Jetzt arbeite ich seit ca. 1 Monat in der Agentur und muss sagen, ich bin wirklich unglücklich. Die Leute sind sehr nett und ich wurde gut eingearbeitet, aber ich muss jeden Tag:

  • von 9 - 18 Uhr arbeiten
  • meistens 1-2 Überstunden (Projekte fertigstellen)

Das größte Problem sind eigentlich die 300€ im Monat.
Ich fühle mich einfach nur ausgenutzt.
Ich fungiere im Prinzip als vollwertige Arbeitskraft, gebe mein bestes, bin kreativ, mache Überstunden und arbeite an größeren Projekten (was tausende € abwirft), wozu eigentlich Praktkanten nicht benutzt werden dürfen, finde ich zumindestens und trozdem bekomme ich nur 300€ im Monat.

Die Sache ist halt die. Ich bin zwar Berufsanfänger, aber ich habe viel know-how, habe einen fertigen Beruf und würde sogar bei nem "400€ Job für nichtmal die hälfte der Arbeit mehr bekommen dazu noch für weniger Leistung.

Ich will mir in dem „Laden“ nichts verbauen, aber wie seht ihr die ganze Sache ?! Meiner Meinung nach will man durch mich Geld sparen und trozdem erwartet man von mir Leistung auch höchstem Niveau. Nach den 6 Monaten werde ich vielleicht durch einen neuen, billigen Praktikanten ersetzt ?!

Die Branche macht mich einfach fertig, ich verstehe nicht, dass man für seine Leistung nicht fair bezahlt wird. Man könnte mich doch auch „normal anstellen“ ist doch sowieso erst Probezeit wo ich auch jederzeit kündbar wäre. Oder wenn schon Praktikum nur 1 - 2 Monate.

Habt ihr Tipps für mich ? Wäre euch unendlich dankbar.

Gruß Johnny.

Hi,
also von monatelangen Praktika in der Werbe- oder auch Medienbranche habe ich schon oft gehört (-> Generation Praktikum). Viele mit Hochschulabschluss. Scheint also nicht sehr ungewöhnlich zu sein. Wieso fragst Du nicht einfach die Festangestellten in der Agentur wie viele Praktikanten denn so übernommen werden?
Ansonsten ist das jetzige Geld doch auch eher nebensächlich. Das Praktikum ist quasi die Eintrittskarte in die „Hauptveranstaltung“. Klar sind die Praktikanten billige Arbeitskräft aber ganz ohne scheints in der Branche wohl auch nicht zu gehen. Zudem steht der nächste ja schon auf der Matte wenn der erste aufgibt. Also machs wie Calmund sagen würde: „Stahlhelm auf und Dreck fressen“!
Viel Erfolg!

Hallo Johnny,

Ich fühle mich einfach nur ausgenutzt.

nicht ohne Grund.
Ich habe nach Abschluss meines Studiums 1,5 Jahre gebraucht, bis ich den ersten bezahlten Job bekam.

Ich fungiere im Prinzip als vollwertige Arbeitskraft, gebe
mein bestes, bin kreativ, mache Überstunden und arbeite an
größeren Projekten (was tausende € abwirft), wozu eigentlich
Praktkanten nicht benutzt werden dürfen, finde ich
zumindestens und trozdem bekomme ich nur 300€ im Monat.

In der Branche funktionieren viel Betriebe nur nach diesem Schema. Die Praktikanten geben sich die Klinke in die Hand. Du gehörst zur Generation Praktikum.

Die Sache ist halt die. Ich bin zwar Berufsanfänger, aber ich
habe viel know-how, habe einen fertigen Beruf und würde sogar
bei nem "400€ Job für nichtmal die hälfte der Arbeit mehr
bekommen dazu noch für weniger Leistung.

Wenn es nur ums Geld hast du recht. Im Praktikum kannst aber wertvolle Berufserfahrung sammeln.

Ich will mir in dem „Laden“ nichts verbauen, aber wie seht
ihr die ganze Sache ?! Meiner Meinung nach will man durch mich
Geld sparen und trozdem erwartet man von mir Leistung auch
höchstem Niveau. Nach den 6 Monaten werde ich vielleicht durch
einen neuen, billigen Praktikanten ersetzt ?!

Ich befürchte in diesem Laden kannst du Dir nichts verbauen. Frag aber besser mal Deine Kollegen (jemanden dem du wirklich vertraust) unter vier Augen, wie groß Deine Chancen sind eingestellt jemals zu werden!

Die Branche macht mich einfach fertig, ich verstehe nicht,
dass man für seine Leistung nicht fair bezahlt wird. Man
könnte mich doch auch „normal anstellen“ ist doch sowieso erst
Probezeit wo ich auch jederzeit kündbar wäre. Oder wenn schon
Praktikum nur 1 - 2 Monate.

Das „Problem“ ist nicht neu und es resultiert ganz einfach daraus, dass es auf dem Arbeitsmarkt für diese Branche ganz einfach mehr Arbeitssuchende gibt als Jobs. Überleg mal wie viel und welche Konkurrenz du hast! Da sind nicht nur Leute, die ihre Ausbildung beendet haben, sondern auch noch Studenten und sogar fertige Akademiker. Es gibt jede Menge Leute wie Dich, die aber noch zusätzlich, weil sie keinen Job bekamen, auch noch ein Grafikdesign-Studium dranhingen. Genützt hat denen das auch nicht viel. Die Leute hangeln sich von Praktikum zu Praktikum. Wenn es gut läuft finden die mal ein zeitlich befristete Stelle. Wenn es in der Wirtschaft schlecht läuft, und alle Unternehmen die Budgets für Werbung senken, verliert der Großteil der Mitarbeiter in Werbeagenturen den Job. Praktikanten sind nicht nur billiger, man wird sie auch schneller wieder los.
Wenn ich der Boss in einer solchen Werbeagentur wäre, würde ich es genauso machen. Allerdings würde ich noch versuchen, dass die Arbeitsagentur mir die Praktikanten bezahlt.

Habt ihr Tipps für mich ? Wäre euch unendlich dankbar.

Für den besten Tip ist es nun leider schon zu später. Er hätte geheißen: Such Dir einen anderen Beruf!

Dennoch sehe ich für Dich folgende Optionen:

  1. Sich mit der Situation abfinden.
  2. Sich schnell einen anderen bzw. richtigen „Arbeitgeber“ suchen.
  3. Sich selbständig machen.
  4. Eine weitere Ausbildung machen, und einen Beruf mit Aussicht erlernen.
  5. (nur unter Vorbehalt) Ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Marketing absolvieren. Als BWLer findet man eigentlich immer was. Mit viel Glück landest du in der Werbebranche.

Viel Erfolg!

MfG
Stephan