Beziehung beenden?

Hallo Ihr,
ich (23) bin seit 2 Jahren mit meine Freundin zusammen. Sie ist 3 Jahre jünger. Wir haben uns über einen Chat vor 6 Jahren kennengelernt und waren dann befreundet. Da wir so weit auseinanderwohnen wollte ich erst keine Beziehung, sie hat aber nicht aufgegeben… mich besucht… und dann haben wir uns verliebt. Seither führen wir eine Fernbeziehung. Sehen uns alle 4-8 Wochen und es war wirklich meistens schön. Meistens deshalb weil es seit einem halben Jahr dauernd Streit gibt. Sie wollte immer zu mir kommen wenn sie mit der Schule fertig ist. Aber jetzt sieht alles anders aus. Sie will etwas studieren, was es nur woanders gibt und erwartet jetzt, dass ich zu ihr komme. Ich bin gerade mit dem Studium fertig und möchte nicht wegziehen, da ich hier meine Zukunft sehe und auch ein sehr gutes Umfeld habe. Das ist der Hauptstreitpunkt. Ich will hier nicht alles aufgeben, weil ich glaube dass ich woanders mit ihr nicht glücklich bin. Wir haben keine gemeinsamen Hobbies und auch sonst unterschiedliche Ansichten. Schon allein wenn wir in Urlaub gehn will ich was unternehmen, Sport und Abenteuer und sie eher das Hotel mit Animation. Ich dachte immer mit der Zeit ändert sie sich bestimmt, aber es ändert sich nichts. Sie schiebt mir nun die ganze Schuld zu und sagt ich kämpfe nicht um sie. Sie will mir ein schlechtes Gewissen machen und schafft das auch. Das kann sie sehr gut… Hobbypsychologin…Aber es war halt auch ne schöne Zeit. Trotzdem streiten wir uns eigendlich immer wenn wir uns mal 1-2 Wochen am Stück sehen. Irgendwie geht die Beziehung zu ende. Sie hats schon mehrmals gesagt. Nur ein paar tage später bekomm ich wieder sms mit: hättest du einmal um mich gekämpft usw… wenn ich sie jetzt anruf oder zurückschreib geht wieder alles von vorn los. Gestern hat sie mich angerufen. Ich hab gefragt was ist … dann hat sie garnichts mehr gesagt. Nur dass sie nicht weiss was… ich habs nicht eingesehen jetzt die schuld auf mich zu nehmen und mich zu entschuldigen… nach 2min Schweigen hat sie aufgelegt. Dann kam die sms dass jetzt schluss sei, weil ich nicht einmal um sie kämpfe. Was soll ich tun? Sie hat mir viel bedeutet… es ist meine erste richtige Beziehung und die war mir sehr viel Wert.
Ich bin mit der Sitation überfordert. Weiss nicht was ich tun soll. Vielleicht hat jemand eine Idee oder einfach nur ein paar tröstende Worte.
Gruß Alex

Lieber Alex,

wenn Sie Ihre eigene Schilderung der Situation einfach ein paarmal in Ruhe und „mit Abstand“ durchlesen, dann bin ich ganz sicher, dass Ihnen die Antwort klar wird. Das mit der Schuld ist überhaupt nicht angebracht. Es geht gar nicht darum, wer die Schuld hat. Solche Gedanken sind nur (selbst-)schädigend. Ihnen muss jetzt einfach klar werden, ob Sie diese Beziehung wirklich wollen. Denn die Entscheidung müssen Sie selbst (!) treffen. Das finde ich wichtig.
Wenn Sie zum Schluss kommen, dass ja: Was würde dass in Ihnen bedeuten? Was würde das innerlich bewirken? Was würde sich ab dann ändern?
Wenn nein: Dann müssten Sie sich ganz bewusst dem Schmerz stellen, der sich dann natürlich einstellt.
Ich hoffe, Ihnen ein klein wenig hilfreich gewesen zu sein und wünsche Ihnen alles Gute und eine gute Entscheidung,
Jochen

Hallo Alex,

danke für den Vertrauensvorschuss…

Das ist bestimmt nicht der beste Trost, aber was mir als erstes bei der Sache auffällt, ist, dass man dadurch zumindest etwas für die Zukunft lernen könnte… Wenn ihr so unterschiedlich seid und euch auf nichts (nicht mal einen Wohnort) einigen könnt, stehen die Chancen für eine Beziehung wohl von vornherein schlecht - also hätte man vielleicht die Finger davon lassen sollen.

Andererseits können Gegensätze ja auch prima Ergänzungen sein - warum sich nicht mal dazu animieren lassen, einen Urlaub gemütlicher oder aktiver anzugehen, so wie es der andere gerne hat?

Allerdings braucht man dazu eine gewisse Grundeinstellung, die in der „postmodernen Welt“ ziemlich verlorengegangen ist: Nicht vor allem immer auf das schielen, worauf man selber Lust hat, sondern auch dem Partner (oder, allgemeiner und christlich ausgedrückt: dem „Nächsten“) einen hohen Stellenwert einräumen. Dann könnte eure Diskussion um den Wohnort fast mit vertauschten Rollen laufen…

Ich verstehe Dich, weil auch ich meine Heimat liebe. Aber andererseits… sind dort schon jede Menge Leute weggezogen und eigentlich ist nichts mehr wie früher. Und auch mein Vater und der meiner Frau sind von berufswegen umgezogen, und ohne das hätten wir uns gar nicht kennengelernt… Auch das ist also relativ zu sehen und man kann auch woanders Kontakte knüpfen, Alte pflegen und schöne Orte entdecken.

Ihr solltet euch beide fragen, was ist euch Beziehung wert - eure, und auch prinzipiell… Eine Beziehung der Karriere zu opfern oder sonstigen Wünschen, finde ich regelrecht verwerflich, auch wenn es in unseren Tagen nichts ungewöhnliches ist. Man sagt sich vielleicht, Partner kann man auch wieder neue finden, und neu ist sowieso immer aufregender. Aber für mich hat das mit natürlicher Partnerschaft nicht viel zu tun (eher etwas mit Fernsehserien). Das ist nichts, was man konsumiert und sich von Zeit zu Zeit neu besorgt und einen dann nicht mehr interessiert oder berührt. Darum sollte man sich gut überlegen, was man anfängt und was man beendet… Ist an den Vorwürfen Deiner Freundin etwas dran? Ist Dir der Aufwand zu groß, zu „kämpfen“? Und wie sieht das bei ihr aus? Ist sie kompromissbereit oder geht es nur um sie und das was sie will? Vielleicht könnt ihr das noch einmal ausloten. Vielleicht hilft sogar ein neutraler (vielleicht auch älterer/erfahrenerer) Vermittler/Seelsorger bei so einem Gespräch, damit es nicht ausartet in Schuldzuweisungen, Manipulationen oder sonstigen Einseitigkeiten…

Alles Gute & Gottes Segen,

Marco

Hallo Alexander,
vorab entschuldige, dass ich mich erst nun melde.
Dein Problem ist wirklich ein wenig pikant, dass muss man schon sagen. Ich kann euer beider Standpunkte sehr gut verstehen; einerseits dass du nicht aus deinem lieb gewonnenen Umfeld weg möchtest, andererseits, muss ich sagen, geht da die berufliche Zukunft deiner Freundin einfach vor. Dafür seit ihr beide noch zu jung, als dass bei euch Familie die oberste Priorität haben sollte. An für sich, möchte ich mal behaupten, ist eine Fernbeziehung auch immer etwas sehr,sehr schwieriges. Nicht zuletzt die Entfernung und das seltene Beisammensein, sondern auch die Problematik die entsteht, wenn man sich plötzlich mehrere Tage, gar Wochen sieht und beisammen ist. Ihr kennt die Ticks und Macken des anderen nicht, was auch kein Wunder ist, wenn man sich selten sieht und sich beide Leben nur ab und an mal wieder kreutzen (ich weiß, das hört sich übertrieben an, aber ich will nur meine Aussage etwas verdeutlichen). Ihr müsst lernen, die Macken des anderen zu akzeptieren und damit umzugehen, dass wiederrum funktioniert allerdings nur, wenn man auch die Zeit hat, sich damit auseinander zu setzen. Wenn ihr euch früher selten gesehen habt, habt ihr vermutlich eher den Ärger für euch behalten, da die gemeinsame Zeit eh schon sehr knapp bemessen war. Nun, wo ihr viel Zeit zusammen verbringt, könnt ihr euch nicht ständig aus dem Weg gehen, da ist der Streit vorprogrammiert. Ich spreche da übrigens aus Erfahrung, bei mir und meinem Freund ist das genauso gewesen! Soviel erst mal zu euren ständigen Auseinandersetzungen. Was nun das Studium deiner Freundin betrifft, nun, da habe ich eine Meinung, die dir vermutlich nicht gefallen wird. Da du dein Studium bereits angeschlossen hast und sie noch nicht mal begonnen hat und sie sich, dass mag vielleicht auch sein, einen sehr speziellen Studiengang ausgesucht hat, den man nur an bestimmten Universitäten studieren kann, bleibt dennoch, dass du bereits etwas in der Tasche hast, und sie nicht (was ein langer Satz, naja, egal). Ihr seit beide noch sehr jung, da muss die oberste Priorität heutzutage die zukünftige Arbeit sein und die sollte, da wirst du mir hoffentlich beipflichten, auch Spaß machen, schließlich verdient ihr damit die nächsten 40-50 Jahre euer Brot! Heutzutage ist ein Studium auserordentlich wichtig, da du bei vielen Tätigkeiten heutzutage mit einem Studium ein wesentlich besseres Gehalt einstreichst, als ohne eines. Geld mag hier mit Sicherheit nicht alles sein, aber ihr müsst auch daran denken, dass ihr später eine Familie zu versorgen habt und es auch mal Komplikationen geben kann, wie dass einer von euch plötzlich, aus welechen Gründen auch immer, vielleicht keinen Job mehr hat. Es ist daher außerordentlich wichtig, dass deine Freundin studiert, und auch das studiert, was sie gerne machen möchte. Du bist hier derjenige, der schon eine abgeschlossene Hochschullehre vorzuweisen hat und somit bist du der jenige, der flexibeler ist, was die Arbeit anbelangt. Ihr müsst euch fragen, ob ihr die nächsten drei Jahre eine Fernbeziehung führen wollt oder nicht. Denn falls nicht, hab ihr nur zwei Möglichkeiten, entweder ihr führt beide euer eigenes Leben, getrennt von einander oder ihr zieht zusammen oder zumindest näher zu einandert, was allerdings hießt, dass du da in den sauren Apfel beißen musst. Du solltest aber bedenken, dass, im Falle, dass ihr zusammenzieht, du ganz neue Seiten an deiner Freundin entdecken kannst und wirst, in posiver wie auch in negativer Hinsicht. Ich stand vor einem halben Jahr vor der gleichen Entscheidung wie du nun, mein Freund hatte seinen festen Job auf dem Land und ich war mit meinem Studium in der Großstadt fertig und wollte aber nicht wieder aufs Land. Ich bin dennoch mit ihm hier zusammengezogen, auch wenn mir meine ehemaligen Studienkollegen und das Flair der Großstadt fehlen, andererseits hab ich auch eine ganze Menge dazugewonnen, nicht zuletzt die traute Zweisamkeit. Jetzt bin ich glücklich, auch wenn ich mich anfangs sehr dagegen gewehrt habe, aufs Land zu ziehen und ich es mir nicht vorstellen konnte, hier glücklich zu sein!
Ich kann dir schlussendlich nicht sagen, was du tun musst, wie in einem Rezeptbuch für ein glückliches Leben, aber du solltest dich vielleicht in aller Ruhe nochmal mit deiner Freundin zusammensetzen und dann solltet ihr mal darüber reden, wie ihr euch euer Leben in 10 Jahren vorstellt. Du musst dir überlegen, ob du bereit bist, für sie aus deinem gewohnten Umfeld zu gehen oder ob du dir ein Leben mit ihr die nächsten Jahre über nicht vorstellen kannst. Vielleicht findet ihr ja auch einen Kompromiss, dass du für die Zeit, wo sie studiert zu ihr ziehst und ihr danach wieder in deine Stadt zurückgeht… Ihr müsst dies allerdings ausdiskutieren, das nützt nun mal alle nichts. Und wie gesagt, das Studium deiner Freundin hat da nun mal die oberste Priorität, schließlich ist das der Baustein für ihre berufliche Zukunft.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen und du kannst dich natürlich bei weiteren Fragen oder einfach nur bei Redebedarf immer gerne melden. Wäre auch schön zu erfahren, wie das mit euch beiden weitergeht. Lieben Gruß Libertatis amata