Beziehungsende nach dem Tod

Liebe/-r Experte/-in,

ich habe folgendes Problem. Der Vater meines Freundes ist vor 1 Jahr gestorben. Er ging im Streit mit ihm auseinander und plötzlich bekam er einen Schlaganfall. Seitdem hat er sich immer mehr zurückgezogen aber mich dennoch immer in sein Leben eingebunden. Ich habe ihn aber glaube ich zu sehr bedrängt. Er konnte mir oft nicht das geben, was er mir als Freund normal hätte geben wollen und können. In letzter Zeit haben wir immer mehr diskutiert und gestritten. Er ist immer respektloser geworden und hat mich angeschrieben. Als ich wegen ihm geweint habe, konnte er mich nicht in den Arm nehmen. Dennoch gab es immer wieder schöne Momente, als er Sehnsucht nach mir hatte. Dennoch habe ich ihm oft Vorwürfe gemacht und hatte Angst er könnte mich verlassen. Sein Vater ist in Polen gestorben. Seitdem war er viel mit seiner Mama und seinem Bruder da. Er meint plötzlich sein Staatsexamen in Jura hinschmeissen zu müssen und eine Werft von dem Freund seines Vaters übernehmen zu müssen. Letzte Woche hat er zu mir gesagt, dass er momentan keine Gefühle für nichts hat. Er muss jetzt für sich sein. Er muss sein Leben wieder finden. Er will das nicht mehr und kann momentan nicht mein fester Freund sein. Einfach so. Und die die Woche zuvor haben wir noch Urlaubspläne geschmiedet und er hat gesagt, dass er mich lieb hat. Als ich ihn gefragt habe, ob er noch etwas für mich empfindet, hat er mir gesagt, dass er es nicht weiß. Er fühle momentan gar keine Gefühle für nichts. Ich bin ihm jetzt eine Woche nachgelaufen, doch er meldet sich überhaupt nicht mehr. Er hat in 1 Woche seine Prüfung und befindet sich momentan bei seinem Kumpel in Köln anstatt zu lernen. Ich habe jetzt den Kontakt völlig eingestellt und würde gerne wissen, ob ich noch eine Chance habe ihn zurückzubekommen. Ich möchte einfach wissen, ob es sich lohn zu hoffen. Ich will ihm seinen Freiraum geben, aber ich habe so Angst, dass er nie wieder etwas von mir wissen möchte. Vielleicht können Sie mir ja helfen.

Grüße

Anja

Ganz abgesehen davon, dass ich nicht alles verstanden habe, glaube ich nicht, dass dir überhaupt jemand helfen kann, in einer so komplizierten Situation, die deinerseits auch noch so emotional beladen zu sein scheint, eine Lösung zu finden. Vielleicht hilft dir einfach zunächst einmal eine Zeit des Abstands.
LG

Ich weiss noch nicht was mit Männern neuerdings los ist. Kein Einzelfall.Früher suchten sie Nähe , heute suchen sie Abstand.Was da jetzt wirklich hinter steckt , kann ich Ihnen auch noch nicht erzählen. Akzeptieren, loslassen ist die einzige Möglichkeit die ich zur Zeit sehe. Suchen Sie nicht nach irgendwelchen Ursachen, das bringt nichts. Es ist eine Entwicklung die ist einfach da. Woher sie kommt wird gerade erforscht.Für die betroffenen sehr tragisch. Sie suchen die Fehler bei sich. Das ist falsch.
Sehr oft wird vermutet das sie eine andere Partnerin haben, ds ist ebenfalls falsch.
Diese Männer brauchen einfach nur Ruhe und kommen von alleine auf Sie zu.Lg Susanne Dethloff

Liebe Anja,

als erstes möchte ich einmal zum Ausdruck bringen, dass es mir sehr Leid tut, dass deine Beziehung aus den Fugen geraten ist und du nun vor einem Haufen aus Scherben und Fragen stehst.
Als erstes möchte ich einmal auf deinen Freund eingehen:
Es scheint, als stecke er in einem mentalem Tief. Als Auslöser dafür sehe ich in erster Linie den nicht verarbeiteten Tod seines Vaters, der widerrum mit für ihn schlecht zu bewältigenden Faktoren bestückt ist. Jeder Mensch verarbeitet Trauer, die übrigens auch manchmal Wut und Zorn durch Hilflosigkeit verknüpft ist, anders. Es ist dann, selbst als für ihn eigentlich nahestehender Mensch, sehr schwer, an ihn heran zu kommen. Diese Menschen versuchen den Kampf mit sich selbst auszufechten. Oftmals glauben sie auch, es würde sie eh kein anderer verstehen. Wie du selbst geschildert hast, kam er auf dich zu, wenn er es brauchte. Dies waren Momente, in denen er selbst im Inneren gemerkt hat, das es dich auch noch in seinem Leben gibt. Er hat vermutlich weniger an die Geschehnisse des Vorjahres gedacht und musste einfach auch einmal „Kraft tanken“. Dieses unausgesprochene, innere Gefühlschaos ist sehr Kräftezehrend.
Die Beweggründe für sein Aufgeben des Staatsexamens und die Übernahme der Werft können unter anderem daher rühren, dass er vielleicht für sich entschieden hat, den für ihn in jenem Moment leichteren Weg zu gehen.
Was er allerdings als realistisch eingeschätzt hat, ist, dass er im Moment keine Beziehung haben kann und seine Gefühle zu dir nicht einordnen kann. Sicher, dies ist für dich kein Trost - doch zumindest war er ehrlich und hat nicht nur gute Mine zu bösem Spiel gemacht.
Weiter schriebst du, er wäre zu Besuch bei einem Freund, anstatt zu lernen. Nun, er scheint es wohl ernst gemeint zu haben, was sein Examen betrifft. Zumindest sieht es allem Anschein danach aus, dass er diesen Weg eingeschlagen hat, es nicht zu machen. Was den Besuch angeht: Vielleicht braucht er einen „Tapetenwechsel“. Er musste eventuell aus dem alten Muster entfliehen (wenn auch nur für eine gewisse Zeit), um wieder Luft zu bekommen. Wir alle kennen das: Wenn uns etwas über den Kopf wächst, suchen wir automatisch nach einer Ablenkung. Sei es in Form einer anderen Beschäftigung, mit anderen Menschen treffen, oder gar ein Wechsel der Stadt.

So, nun zu deiner eigentlichen Frage:
Ich verstehe dich absolut. Auf der einen Seite möchtest du, da es ihm scheinbar gut tut und wichtig ist, seinen Freiraum geben. Doch ich DENKE auf der anderen Seite hast du Angst, das die Distanz zwischen euch grösser wird, je länger sie Anhält.
Da dein Freund in einem Konflikt mit den Geschehnissen und sich selbst steckt, wird er vermutlich immer weiter auf Abstand gehen, je mehr du ihn drängst.
Mein Rat wäre, da du ihm sicher gerne viel erklären und mitteilen möchtest, wie du für ihn empfindest, was für Ideen du für einen „Neustart“ hättest usw., dass du ihm einen Brief schreibst. Meine Erfahrung mit Menschen (und es war durch meinen Beruf sehr, sehr viel Psychologie im Spiel), zeigte, dass ein Brief fast immer gelesen wird. Das kommt alleine schon daher, das die Neugierde es die Menschen tun lässt. Dieser Brief kann auch mehrmals gelesen werden. Umso klarer wird die eigentliche Botschaft darin. Briefe werden meist gelesen, wenn die Menschen Ruhe haben und allein sind. Die sonstige Diskussion bleibt somit aus. Du könntest ihn bitten, sich zumindest einmal zu melden, da du dich sorgst. Vermeide auf jeden Fall Vorwürfe. Auch Vorhaltungen, was du alles für ihn gemacht hast etc. würde ich ganz weglassen. Sonst ist dein Kampf um ihn zum scheitern verurteilt, da er sich weiter distanzieren würde. Schreibe, wie sehr du ihm jetzt den Rücken stärken, zuhören und eine helfende Hand reichen würdest. Ich denke, du weißt, worauf ich hinaus möchte. Leider ist es so, dass es kein Wunderrezept dafür gibt, wieder zueinander zu finden. Und leider ist auch die Zeit nicht immer des Menschen bester Freund. Man denkt, sie spielt gegen einen. Warten wird zur Qual und jeder Tag ohne jegliche Form von Kontakt zur Hölle. Doch du machst es schon richtig: Gib ihm diese Zeit. Auch, wenn es dir wie eine Ewigkeit vorkommen mag. Versuche dir vor Augen zu halten, egal für welchen Weg er sich entscheidet: Lass ihn diesen gehen. Aus Liebe zu ihm, weil es ihm gut gehen soll.

Solltest du noch mehr auf dem Herzen oder weitere Fragen haben: Wende dich gerne an mich.

Kopf hoch :smile:
Ganz liebe Grüsse
Niki

Liebe Anja,
ich bin sicher, dass du deinem Ex gerne helfen würdest - aber eines ist sicher: das kannst du nicht. Er kann sich nur selbst helfen und er ist derzeit sicherlich in einer schweren Zeit.
Für dich empfinde ich als wichtig, dass du lernst, mit dir selbst klar zu kommen.
Es gibt eine Reihe sehr gute Vorträge auf You Tube von Robert Betz, die dir zu vielen Dingen wie Liebe, Partnerschaft, Tod, Beziehung zu dem Vater etc. eine neue Sichtweise und dir so helfen können.
Ich empfehle dir, dort einiges anzuhören. Evtl. kannst du das auch deinem Ex empfehlen, aber höre auf, ihn zu bedrängen. Wenn er sich entscheidet, sein Studium hinzuschmeißen ist das alleine seine Sache. Es ist sein Leben und er kann damit machen, was er will. Keiner hat das Recht, ihm da rein zu reden! Wir können nicht wissen, was für andere das Richtige ist.
In jedem Problem und in jeder Krise steckt eine Menge Potential und eine Riesen-Chance. Deine liegt darin zu sehen, warum du solche Verlustangst hast und mit aller Gewalt an der Beziehung festhalten willst. … oft hat das was mit der eigenen Beziehung zu deinen Eltern zu tun - wie gesagt: Robert Betz hat hierzu tolle Vorträge auf Youtube. Empfehlen kann ich auch das Buch „Gespräche mit Gott“ (Neal D. Walsch) …
Das alles ist nicht das, was du hören wolltest, da bin ich ziemlich sicher. Aber wenn dir dein Herz einen kurzen Impuls gibt, dann probiere es einfach mal aus. Ich bin sicher, du findest deinen Weg und dein Glück - auch ohne deinen Ex, der dich im Zweifel nur mit runter ziehen würde. Du hast Glück und wahre Liebe verdient. Lass’ los und werde frei.
Viele liebe Grüsse!

Ich denke Du musst einfach sehr viel Geduld aufbringen. Wenn man einen nahestehenden Menschen verliert und ist mit diesem Menschen nicht im Reinen gewesen, ist das sehr sehr schwer zu verarbeiten, das kann einem Jahre, wenn nicht ein Leben lang verfolgen.
Mach ihm klar, dass du jederzeit für ihn da sein willst, aber versuche auch ein leben ohne ihn aufzubauen. Klammern hilft hier gar nichts, Du willst doch auch dass er ohne Druck zu Dir kommt.
Ich wünsche Dir alles Gute.

ist das jetzt zweimal zu mir gekommen?