Hallo Martin!
Freut mich sehr, dass Du von Deinem Partner nicht erwartest,
dass er Dich motiviert. Ich hoffe, Du möchtest ihn auch nicht
zu etwas motivieren.
Mit „motivieren“ meinst du wahrscheinlich „verändern“. Nein, das habe ich nicht vor, wäre sowieso aussichtslos. 
Was ich meine? Beispiel:
Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass bei deinem Beispiel die Kommunikation zwischen den Partnern nicht funktioniert. Bei deinen Vorschlägen (nicht nur in diesem Thread) werde ich das Gefühl nicht los, dass du dir eine Beziehung als das Zusammenleben von zwei völlig unabhängigen Personen vorstellst und die Interaktion zwischen den beiden außen vor lässt.
Er und Sie: Gemeinsamkeiten: Handwerklich sind beide begabt,
beide Töpfern gerne, setzen Likör an, interessieren sich für
Fische, musizieren gerne, bauten sich ein eigenes Haus mit
Swimmingpool, interessieren sich für den Garten.
Ja, ist doch schön.
Sind doch einige Gemeinsamkeiten? Beim Handwerklichen möchte
sie es anders machen als er, beim Töpfern wollen sie es
ebenfalls anders machen, Likör ansetzen klappt gemeinsam, doch
was wird damit gemacht? Unterschiedliche Vorstellungen.
Das sollten zwei erwachsene Menschen miteinander aber besprechen können. Sie haben unterschiedliche Vorstellungen von den Dingen, aber das kann man doch einander kommunizieren und entweder zu Kompromissen kommen oder eben einige der Sachen getrennt machen.
Fische: der eine kümmert sich angeblich mehr um die Aquarien
als der andere. Streit. Musizieren… auf gemeinsames einigen?
Nicht möglich.
Warum nicht? Wie gesagt, meiner Meinung nach eine Frage der Kommunikation.
Die Frau versucht 5 Jahre lang den Partner zu motivieren, dass
er etwas mit ihr unternimmt und mehr macht. Ist schon extrem
sauer auf ihren Partner, weil er immer nur entweder arbeitet
oder zu Hause rum sitzt.
Auch das kann man offen kommunizieren, statt den Partner im Stillen verändern zu wollen. Wenn der Partner etwas nicht unternehmen will, macht es keinen Sinn, ihn dazu zu zwingen. Aber ich finde es wichtig, dass die Partner auch gemeinsam etwas unternehmen und nicht nur jeder für sich, sonst ist das in meinen Augen keine Partnerschaft, sondern ein Nebeneinanderherwohnen. Was genau man unternimmt, das beiden Beteiligten Spaß macht, das muss man eben miteinander besprechen.
Was macht die Frau? Zu Hause vor dem Fernseher sitzen und
darauf warten, dass der Mann etwas macht!
Ja, wie gesagt, wieder ist „Kommunikation“ das Zauberwort.
Würdest Du hierzu „auseinandergelebt“ sagen?
Nein, ich würde sagen, die beiden können nicht miteinander reden.
Niemand versuchte mehr auf den anderen Rücksicht zu nehmen
Diese Aussage stört mich. Selbst in einer WG nimmt man irgendwie Rücksicht aufeinander, aber im Prinzip muss man das nicht. Doch wenn zwei Personen nicht nur nebeneinander, sondern miteinander leben möchten, sind Kompromisse und Rücksicht meiner Meinung nach essentiell. Nur, mal wieder, muss man dafür miteinander reden können.
und
plötzlich hatten sich auch die Reibungspunkte aufgelöst. Beide
hatten wieder Spass und waren in der Beziehung glücklich.
Was macht denn diese Beziehung überhaupt noch aus?
miteinander langweilen. Denn ich bin schon noch der Meinung,
dass es wenigstens ein paar Gemeinsamkeiten geben sollte, die
Frage ist nur wieviele.
„wenigstens geben sollte“. Das ist eine Erwartung. Eine
Erwartung an Deinen zukünftigen Freund. Diese Erwartung kann
nur: nicht erfüllt werden und Dich unglücklich machen.
Hat nicht jeder von uns Erwartungen? Ja, ich erwarte bestimmte Dinge von meinem Partner, ebenso wie er bestimmte Dinge von mir erwartet. Jeder hat Vorstellungen von und Erwartungen an seine Beziehung. Das finde ich nicht verkehrt. Und wenn mein Partner bestimmte grundlegende Erwartungen (für mich Voraussetzungen) nicht erfüllt (z.B. gaaaaaanz grundlegend als ein simples Beispiel: Gewaltfreiheit), dann trenne ich mich eben. Die Existenz von Gemeinsamkeiten ist in meinen Augen essentiell, weil sonst aus der Beziehung ein nebeneinander und nicht ein miteinander wird. Die Frage ist nur, wie weit diese Gemeinsamkeiten reichen sollten, und das ist etwas, was das Leben zeigt, was man nicht vorher definieren kann.
Wäre es nicht wichtiger, dass Du in der Beziehung glücklich
bist? Wieso unglücklich etwas gemeinsamen unternehmen, weil es
„wenigstens geben sollte“, anstatt alleine etwas unternehmen
und dabei glücklich zu sein?
Klar. Aber gar nichts mit dem Partner zu unternehmen… wozu dann überhaupt eine Beziehung? Ich möchte doch auch Zeit mit meinem Partner verbringen, etwas mit ihm gemeinsam erleben. Sonst wird’s eine WG und keine Beziehung.
Sie ist jetzt zwei Jahre danach wesentlich
glücklicher als zuvor. Weil sie nicht mehr nach dem Partner
schreit um glücklich zu sein.
Das ist aber etwas anderes. Mensch sollte auch ganz ohne Partner glücklich sein können, der Partner ist doch nicht fürs eigene Glück verantwortlich. Eine Beziehung ist dann eben das Tüpfelchen über dem i.
Es gibt keine Reibungspunkte
mehr beim Garten und auch bei den Fischen nicht. Keiner
erwartet mehr, dass der andere die Aquarien reinigt und die
Tiere füttert, jeder reinigt sie dann, wenn es ihm Spass
macht.
Ja, und Kommunikation gibt es anscheinend auch nach wie vor nicht.
Ach übrigens, zumindest laut Erzählungen ist nun die
Lebenserwartung der Fische auch gestiegen. Weil niemand mehr
darauf wartet „jetzt muss der andere sich um die Fische
kümmern“, wird sich um die Fische nicht mehr aus Hass auf den
anderen gekümmert, sondern aus Liebe zu den Fischen.
Würde das mit einem Hund auch so funktionieren? Jeder führt ihn aus, wenn er gerade Lust darauf hat? Oder jeder füttert ihn, wenn er gerade Lust darauf hat? Und was ist dann mit Kindern? Kümmert sich auch jeder wie er will um die Kinder, falls dieses Paar welche haben sollte?
Tea, sie überlegen jetzt nicht mehr was sie alles gemeinsam
machen könnten, sondern sie machen einfach das, was ihnen
Spass bereitet. Ab und zu kreuzen sich die Wege, ab und zu
nicht.
Das ging mir früher mit meinen WG-Mitbewohnern auch so.
Sie sind dann aber nicht mehr auf den anderen Böse,
weil sie ja das machen, was ihnen Spass macht.
Ich habe den Eindruck, du vermischst hier wieder einiges. Böse sein ist hier wirklich fehl am Platz. Die andere Frage ist, was jeder von ihnen überhaupt noch von dieser Beziehung hat. Sie könnten genauso gut auch jeder für sich alleine leben.
Was ich sagen möchte: Ob es Gemeinsamkeiten gibt oder nicht
ist ganz egal. Der Partner ist auch nicht dafür da um einem
etwas beizubringen (was übrigens besser geht wenn man weniger
Gemeinsamkeiten hat). Wenn es sich ergibt etwas gemeinsames zu
unternehmen ist es gut, wenn es sich nicht ergibt ist es genau
so gut. Die Erwartungen an die Beziehung zerstören diese. Weil
Erwartungen werden nicht über 60 Jahre hindurch erfüllt.
Wie gesagt, was Erwartungen und was den Sinn einer Beziehung angeht, da sind wir verschiedener Meinung.
Grüße
Green Tea