Hallo,
Um deine wegen begrifflicher Verwirrung etwas in den Hintergrund geratene eigentliche Frage zu beantworten: Ja, es sind - bis auf ein paar kleinere Zusätze - dieselben Texte:
Judit
Sapientia Salomonis
Tobit
Jesus Sirach
Baruch
1 + 2 Makkabäer
Oratio Manasse
Und einige Zusätze zu anderen Büchern
Um mit den Bezeichnungen mal aufzuräumen: Der Tanach, die jüdische Bibel, wurde in den letzten Jahrhunderten v. Chr. in Alexandria von jüdischen Gelehrten ins Griechische übersetzt: Die Septuaginta (LXX) In dieser Zeit war der Tanach bos auf den Pentateuch noch nicht kanonisiert. Daher war die Büchersammlung der LXX nicht ganz identisch mit dem, was damals im Tanach gesammelt war. Auch die Anordnung der Texte war anders.
Aber die LXX war exklusiv derjenige Text, aus dem im Neuen Testament zitiert wurde, denn Griéchisch, bzw. die Koine, war in Palestina die lingua franca.
Im Laufe des 2. Jhdts, als man an der Arbeit war, den Tanach zu kanonisieren, wurden von jüdischen Autoren diejenigen religiösen Texte, die nicht zum Tanach zählen sollten, als Apokryphen bezeichnet. Darunter insbesondere einige, die die LXX enthielt. Aber es gab auch eine große Menge anderer damals sehr bedeutender und weit verbreiteter Texte, die weder in der LXX, noch im Tanach aufgenommen waren. Darunter z.B. die theologisch und mythologisch bedeutende Büchersammlung „Henoch“, die damals noch in einer griechischen Fassung existierte (später in einer alt-äthiopischen Fassung wiedergefunden).
Die ersten Übersetzungen dann der LXX, die aus besagtem Grund das Hauptgewicht für die Christen hatte, ins Lateinische von christlichen Autoren (die diversen Vulgata-Sammlungen, insbesondere die von Hieronymus), enthielt daher Texte, die im (dann kanonisierten Tanach) nicht enthalten waren. Sie wurden daher auch nicht als Apokryphen bezeichnet. Apokryphen waren in christlichen Raum daher zunächst nur die Bücher, die weder im Tanach, noch in der LXX aufgenommen waren.
Luther hat dann die LXX-Bpcher, die nicht im Tanach stehen, aber in der bis dato christlichen Bibel (= Altes plus Neues Testament) in einen Anhang gesetzt und diese wiederum als Apokryphen bezeichnet. Es waren (und sind auch in heutigen Versionen) aber dieselben Bücher, die vormals zur christlichen Bibel zählten. Die römisch-katholischen Bibelausgaben sind aber in der alten Überlieferung geblieben (und sind es bis heute), und sie werden katholischerseits auch nicht als Apokryphen bezeichnet. Mit Ausnahme der „Oratio Manasse“, die auch katholischersets als apokryph gilt. In der neueren, letztlich römisch-katholisch dominierten sog. „Einheitsübersetzung“ sind sie ebenfalls enthalten, werden dort aber wiederum als Apokryphen bezeichnet - ein Kompromiss.
Alle anderen nichtbiblischen Texte, sowohl des AT, als auch des NT sind nach wie vor „Apokryphen“. Man nennt sie aber heute, literaturhistorisch korrekter und weniger missverständlich, „Spätschriften zum AT“ bzw. „Spätschriften zum NT“
Und, ja, weder die Qumran-Funde (wie hier von einem Unkundigen behauptet wurde), noch erst recht die aus Nag Hammadi, haben daren etwas geändert.
Gruß
Metapher