gar nicht kurze Geschichte der Trinität
Hallo,
ob es neben dem Comma Johanneum auch andere Bibelverse gab, die nach als biblisches Zeugnis für die Trinität galten? Oder blieb dieser Zusatz der einzige seiner Art?
da das Comma Johanneum frühestens Ende des 4. Jhdt auftaucht, kann es gar nicht als „biblisches“ Zeugnis gelten. Denn die Geschichte der Trinitäslehre beginnt schon 300 Jahre früher.
Einen kurzen Abriss der Stationen dieser Lehre findest du → /t/trinitaet-dreifaltigkeit-ja-oder-nein/2874989/12
Ob die Geschichte der TL überhaupt schon innerhalb der ntl. Texte beginnt, kann man kaum eindeutig entscheiden. Es gibt einerseits im Johannes-Evangelium einige Passagen, die eine sehr intime Relation zwischen Jesus und dem „Vater“ ausdrücken - außer überhaupt dem Logos-Begriff im Prolog:
Und weiter wird ebendort im Joh.-Ev. der Begriff des „Geistes“ in einer sehr fundamentalen theologischen Bedeutung exponiert. Dies allerdings in mehreren unterschiedlichen Konnotationen:
A)
Joh 1.33: „… aber der mich gesandt hat zu taufen im Wasser, jener sagte mir 'auf wen du das Pneuma niedersteigen und auf ihm bleiben siehst, dieser ist der im heiligen Pneuma Taufende.“
B)
3.5: „… wenn einer nicht geboren wird aus Wasser und Pneuma …“
mit dem bedeutsamen Ausdruck in 3.8, der die Doppelbedeutung des griech. Wortes „Pneuma“ verwendet, „Geist“ und „Wind“: „Der Wind weht, wo er will …“
C)
4.23: „… daß die wahren Anbeter den Vater anbeten in Pneuma und Wahrheit.“
4.24: „Pneuma ist der Gott, und die ihn Anbetenden sollen in Pneuma und Wahrheit anbeten.“
D)
6.63: „Das Pneuma ist das Lebendigmachende …“
E)
In 11.33, 13.21, 19.30 dann wieder „Pneuma“ in den umgangssprachlichen Verwendungen der Koine: Gemüt, seelische Stimmung, Lebensodem.
Und dann weiter die Ausführungen über das Pneuma, das von Jesus bzw. vom „Vater“ gesendet wird - wobei diese „Sendung“ sehr eng an das vorhergehende „Fortgehen“ Jesu gekoppelt wird:
F)
7.39: „Dies aber sagte er über das Pneuma, das die an ihn Glaubenden ergreifen sollten, denn noch nicht war das Pneuma da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“
Und expliziter weiter in
14.16-26 („Pneuma der Wahrheit“, „der Begleiter/Helfer, das heilige Pneuma“)
15.26 („Pneuma der Wahrheit“)
16.7 („wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen“)
Damit sehr verwandte Verwendungen des Begriffs Pneuma finden sich hier und da auch in den paulinischen Briefen. Dort aber häufiger im umgangssprachlichen Sinne von „Geisteshaltung“, „Lebenseinstellung“.
Jedenfalls sind gerade diese Ausdrücke im Joh.-Ev. diejenigen, die in den folgenden Jahrhunderten zunächst die Theologie der Beziehung zwischen Jesus und dem „Vater“ bestimmen sollten, und etwa seit Mitte des 4. Jhdts dann auch die Rolle des „Geistes“ bzw. „Heiligen Geistes“.
Alles das sind aber nur Etappen in der fast über 1000 Jahre gehenden Geschichte der Trinitätslehre, die zu dem komplexesten und auch kompliziertesten der christlichen Theologie gehört. Das lag unter anderem daran, daß die verwendte Sprache vom Griehcischen zum Lateinischen überging, wodurch einige Begriffsverwirrungen entstanden. Wie z.B. die Übersetzung von griech. „hypostasis“ und „physis“ in lat. „persona“ und „natura“ usw.
Gruß
Metapher