Biegsamkeit von Zweihändern

Ich habe zu meiner Belustigung die Werbefilmchen von Cold Steel angesehen und jetzt Frage ich mich inwieweit man deren Schwerter mit denen aus dem Mittelalter vergleichen kann. Kann mir vorallem jemand sagen, ob ein Zweihänder aus dem Mittelalter genauso biegsam ist?
http://www.youtube.com/watch?v=_hfLZozBVpM
Bei 2:00 Min. benutzt der Typ, den Zweihänder für Klimmzüge und das Ding gibt schon extrem nach unter seinem Gewicht.
Danke im vorraus.

Hallo Vincent,

Die Zweihänder waren sicher nicht ganz so biegsam wie der in dem Video.

Aber eine gewisse Biegsamkeit war doch vorhanden. Sonst wäre er beim auftreffen auf das Metall der gegnerischen Waffen, Schild oder Rüstungen zerbrochen.
Die Kampfweise eines Zweihänders in dem Video ist im übrigen auch falsch! Im MA waren diese Waffen um einiges Schwerer, weil das heutige Material ist bei gleicher Härte leichter. Also haben die Krieger im MA den Zweihänder nicht über den Kopf geschwungen. Vielmehr wurde er wie eine Sense geführt und hin und her geschwungen um eine Lücke in die Reihe der Gegner zu schlagen oder den Pferden die Vorderläufe ein zu schlagen. Meist wurde der Kämpfer mit dem Zweihänder von zwei Schildträger gedeckt.

Gruß
Goruk

Generell kann man die Frage nicht beantworten, aber die „Zweihänder“ waren durchaus biegsam. Je nach Qualität auch in etwa so wie in dem Video - das übrigens grottenschlecht ist.

Nun noch aber kurz zu einigen Richtigstellungen…

Aber eine gewisse Biegsamkeit war doch vorhanden. Sonst wäre
er beim auftreffen auf das Metall der gegnerischen Waffen,
Schild oder Rüstungen zerbrochen.

Nicht notwendigerweise, hängt von Material und Härtung ab.

Die Kampfweise eines Zweihänders in dem Video ist im übrigen
auch falsch!

Das stimmt - welche Kampfweise übrigens?

Im MA waren diese Waffen um einiges Schwerer,
weil das heutige Material ist bei gleicher Härte leichter.

Äh…? Ich denke dass sich die Eigenschaft von Stahl nicht über die Jahrhunderte geändert hat.
Gleicher Stahl wiegt immer noch gleich viel. Natürlich können wir heute weit bessere Legierungen herstellen als damals, doch ist das meist gar nicht nötig und vor allem vom Gewicht her irrelevant.

Die meisten Leute denken, dass mittelalterliche Waffen sehr schwer waren, was überhaupt nicht stimmt.
Je nach Ausführung wogen diese Schwerter zwischen zwei und drei Kilogramm.

Also haben die Krieger im MA den Zweihänder nicht über den
Kopf geschwungen. Vielmehr wurde er wie eine Sense geführt und
hin und her geschwungen um eine Lücke in die Reihe der Gegner
zu schlagen oder den Pferden die Vorderläufe ein zu schlagen.

Es gibt Fechtbücher mit sehr detaillierten Techniken für diese Art von Schwert. Sie sind naturgemäß nicht so vielseitig, ausgefeilt und detailreich wie die für frühere Schwerter doch immer noch weit entfernt von einfach „hin und her schwingen“. Das ist eine falsche Vorstellung. Marozzo hat einiges in seinem Fechtbuch wenn ich mich recht erinnere. Der Zweihänder ist aber nicht mein Fachgebiet.

Meist wurde der Kämpfer mit dem Zweihänder von zwei
Schildträger gedeckt.

Gibts für diese Aussage eine Quelle? Wäre mir nämlich absolut neu!

schöne Grüße

Herbert

Ars Gladii
www.arsgladii.at

Die Kampfweise eines Zweihänders in dem Video ist im übrigen
auch falsch!

Das stimmt - welche Kampfweise übrigens?

In dem Video wurde die Waffe über den Kopf hinweg auf z.B. die Schweinhälfte gefüht. Das meinte ich mit Kampfweise

Im MA waren diese Waffen um einiges Schwerer,
weil das heutige Material ist bei gleicher Härte leichter.

Äh…? Ich denke dass sich die Eigenschaft von Stahl nicht
über die Jahrhunderte geändert hat.
Gleicher Stahl wiegt immer noch gleich viel. Natürlich können
wir heute weit bessere Legierungen herstellen als damals, doch
ist das meist gar nicht nötig und vor allem vom Gewicht her
irrelevant.

Das eigengewicht des Stahls ist natürlich immer das gleiche. Doch durch bessere Legierung und Verarbeitung benötigt man für die gleiche Waffe weniger Material und so wird sie leichter.

Die meisten Leute denken, dass mittelalterliche Waffen sehr
schwer waren, was überhaupt nicht stimmt.
Je nach Ausführung wogen diese Schwerter zwischen zwei und
drei Kilogramm.

Was ich bei einem Zweihänder von min. 1,80 m länge bezweifel. Ich hab schon einige in der Hand gehabt und auch in Burgen mit Gewichtangaben gesehen und die waren 4-5 Kg deutlich schwerer.

Also haben die Krieger im MA den Zweihänder nicht über den
Kopf geschwungen. Vielmehr wurde er wie eine Sense geführt und
hin und her geschwungen um eine Lücke in die Reihe der Gegner
zu schlagen oder den Pferden die Vorderläufe ein zu schlagen.

Es gibt Fechtbücher mit sehr detaillierten Techniken für diese
Art von Schwert. Sie sind naturgemäß nicht so vielseitig,
ausgefeilt und detailreich wie die für frühere Schwerter doch
immer noch weit entfernt von einfach „hin und her schwingen“.
Das ist eine falsche Vorstellung. Marozzo hat einiges in
seinem Fechtbuch wenn ich mich recht erinnere. Der Zweihänder
ist aber nicht mein Fachgebiet.

Da werde ich doch nochmal meine Bücher hervorkramen müssen. :smile:

Meist wurde der Kämpfer mit dem Zweihänder von zwei
Schildträger gedeckt.

Gibts für diese Aussage eine Quelle? Wäre mir nämlich absolut
neu!

Eine Quelle kann ich leider nicht nennen!
Ich habe einige Wochenenden mit einer Truppe verbracht, die auch an vielen mittelalterlich Schlachten in ganz Europa teilnimmt. Von denen hab ich die Aussage.

schöne Grüße

Goruk

Im MA waren diese Waffen um einiges Schwerer,
weil das heutige Material ist bei gleicher Härte leichter.

Äh…? Ich denke dass sich die Eigenschaft von Stahl nicht
über die Jahrhunderte geändert hat.
Gleicher Stahl wiegt immer noch gleich viel. Natürlich können
wir heute weit bessere Legierungen herstellen als damals, doch
ist das meist gar nicht nötig und vor allem vom Gewicht her
irrelevant.

Das eigengewicht des Stahls ist natürlich immer das gleiche.
Doch durch bessere Legierung und Verarbeitung benötigt man für
die gleiche Waffe weniger Material und so wird sie leichter.

Tut mir leid, auch das stimmt so nicht ganz. Die Dimensionen sind die gleichen.
Was ich durch moderne Materialien erhalten kann sind bessere Eigenschaften in Bezug auf Schneidhaltigkeit, Zähigkeit usw.
Trotzdem arbeiten auch heute noch ausgezeichnete Schmiede mit teilweise einfachen Stählen und nicht mit modernen Hochlegierungsstählen - doch das ist ein gänzlich anderes Thema.

Die meisten Leute denken, dass mittelalterliche Waffen sehr
schwer waren, was überhaupt nicht stimmt.
Je nach Ausführung wogen diese Schwerter zwischen zwei und
drei Kilogramm.

Was ich bei einem Zweihänder von min. 1,80 m länge bezweifel.
Ich hab schon einige in der Hand gehabt und auch in Burgen mit
Gewichtangaben gesehen und die waren 4-5 Kg deutlich schwerer.

Laut der Homepage des Herstellers (http://www.coldsteel.com/twohandedgreat.html) hat die Waffe:
ein Gewicht von 3,1 Kg (109,5 oz.)
eine Länge von 140,3 cm (55,25")

Mein Trainingsschwert mit einer Länge von 138 cm liegt unter 2 Kg - und das hat einiges an Material an der Klinge, da es ja eine ziemliche Schneidkante hat. Der Querschnitt ist übrigens rautenförmig, also keine Materialeinsparung durch extrabreite Hohlkehle.

Meist wurde der Kämpfer mit dem Zweihänder von zwei
Schildträger gedeckt.

Gibts für diese Aussage eine Quelle? Wäre mir nämlich absolut
neu!

Eine Quelle kann ich leider nicht nennen!
Ich habe einige Wochenenden mit einer Truppe verbracht, die
auch an vielen mittelalterlich Schlachten in ganz Europa
teilnimmt. Von denen hab ich die Aussage.

Trau - schau - wem!

schöne Grüße

Herbert

Ars Gladii
www.arsgladii.at

Hallo Herbert,

Ok! Ich gebe mich in Fragen des Materials geschlagen, auch auf Grund von Beweisen, die ich nicht in Quellenform darbringen kann.

Aber ist ein Zweihänder nicht Länger als 140 cm?
Dein Übungsschwert fürst du mit 120 cm sicher un der Regel einhändig!
Ein Zweihänder ist doch so um die 180cm lang! Oder liege ich da auch flasch? Sollche Schwerter hatt ich in der Hand und die worgen um die 4-5 Kg. Die im Kampf über den Kopf oder über die Schulter zu schwingen ist allein wegen der Länge unpraktisch.

Aber wird kommen hier wohl zu sehr vom Thema ab.

Gruß
Goruk

Aber ist ein Zweihänder nicht Länger als 140 cm?

Stimmt - 140 ist etwas kurz, aber es gab m.W. durchaus welche in der Größenordnung.
Zweihänder ist aber ein sehr schwammiger Begriff für eine ganze Reihe von Schwertern die völlig unterschiedlich eingesetzt wurden. Insoweit müsste man bei weitere Diskussionen zuerst mal klarstellen wovon wir genau reden.

Dein Übungsschwert fürst du mit 120 cm sicher un der Regel
einhändig!

Eigentlich nicht. Der klassische Eineinhalbhänder liegt genau in dem Bereich und der wird zweihändig geführt. Ein Beispiel findest Du hier:
http://www.albion-europe.com/swords/swords-by-produc…

Ein Zweihänder ist doch so um die 180cm lang! Oder liege ich
da auch flasch?

Wie gesagt - es gibt hier riesige Unterschiede je nach Zeit, Ort, Einsatzzweck…

Sollche Schwerter hatt ich in der Hand und die

worgen um die 4-5 Kg.

Waren das Originale? Falls ja - waren es vielleicht Fälschungen? Die meisten der sog. Zweihänder (auch in Museen - speziell in den „weniger gut sortierten“) sind Fälschungen aus späterer Zeit als das Mittelalter en vogue war. Ich kenne Museen, die im Lager einige dieser alten Fälschungen haben, die sind dann auch oft zu schwer.

Die im Kampf über den Kopf oder über die

Schulter zu schwingen ist allein wegen der Länge unpraktisch.

Die Technik machts. Reines Rumschwingen bringt sowieso nicht allzu viel.

Aber wird kommen hier wohl zu sehr vom Thema ab.

auf alle Fälle! Auch wenns gerade beginnt interessant zu werden.

schöne Grüße

Herbert

Ars Gladii
www.arsgladii.at

Sorry - noch was vergessen.

Nimm mal als Beispiel das hier:
http://www.albion-europe.com/swords/swords-by-produc…

Damit kann man richtig schön fechten!

Das sind natürlich alles Replikas aber an die Originale angelehnt bzw. teilweise exakt kopiert.

Grüße

Herbert

Ars Gladii
www.arsgladii.at

Servus,

also zur Schlagtechnik auf dem Video muss man sagen, dass er das Schwert eher wie eine Axt denn wie ein Langschwert benutzt.

Vergleiche mal die Schlagtechnik mit „richtigen“ Techniken von Gruppen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben die alten Kampftechniken nachzuvollziehen:

http://www.youtube.com/watch?v=Kj4Ng6DBfrg

Zur Biegsamkeit des Stahls:
Dies ist schwierig zu beantworten, weil es „den“ Stahl im Mittelalter wohl kaum gab.

Aber z.B. war Damaszener Stahl bekannt (http://de.wikipedia.org/wiki/Damaszener_Stahl), der zwar nicht so biegsam ist wie heutiger Stahl, jedoch einen guten Kompromiss zwischen Biegsamkeit und Schnittschärfe darstellte.

Gruß,
Sax