Bier als Proviant

Hallo!
Erscheint mir nicht abwegig, dass man im MA Bier als Teil des Reiseproviants mitgenommen hat. Es wurde ja allgemein viel "Dünn"bier getrunken und das Bier hielt sich besser als Wasser.

Meine Frage: Ist es auch wahrscheinlich, dass jemand, der sich an die - möglicherweise lange und in einsame Gegenden führende - Verfolgung von Verbrechern macht, ein Fässchen mit Bier hinter sich aufs Pferd schnallt? Ein Fässchen? Hätte man zu dieser Gelegenheit nicht einen Schlauch genommen oder eine Kruke? Wie waren in dieser Hinsicht die Gepflogenheiten?

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

Bier als Reisproviant im MA halte ich für ziemlich unwarscheinlich.
Bier hält sich unter den hygienischen Verhältnissen des MA sicher nicht länger als Wasser. Gut! Es macht mehr satt als Wasser.
Aber!
Wasser fand man in Mitteleuropa überall in Bächen, Flüssen und Seen. Warum sich also mit einem schweren Trinkbeutel herumschlagen, wenn man Brot, Wurst, Käse und Obst viel leichter transpotieren kann.
Belegt ist was ich da schreibe nicht. Nur der Schluß meiner Überlegungen.

Goruk

Hallo, Goruk!

Bier hält sich unter den hygienischen Verhältnissen des MA
sicher nicht länger als Wasser.

„Im Mittelalter galt Bier auch als geeignetes Getränk für Kinder, da es damals einen geringeren Alkoholgehalt als heute hatte und das Bier durch das Kochen des Hopfens weitgehend keimfrei war – im Gegensatz zum damaligen Trinkwasser.“

Hier ein sehr interessanter Link:
http://www.rete-amicorum.de/publikationen/ernaehrung…

Gut! Es macht mehr satt als Wasser.

Und fröhlich :smile: Und schmeckt besser oder - weil man über Geschmack uneins sein kann - schmeckt wenigstens anders als immer nur Wasser. Das könnte ein Grund sein, als Schmankerl Bier mitzunehmen. Mir erscheint eigentlich das Fässchen suspekt, weil ungeschickt zu befestigen, zu transportieren bei relativ geringem Inhalt, denn es kann - auf einem Verfolgungsritt, wo man sein Pferd nicht unnötig belasten will - höchstens ein wirklich kleines Fass gewesen sein. Was will ich bei mehreren Personen mit den paar Schlucken. Mir persönlich käme - wenn schon - ein Fässchen Branntwein sinnvoller vor. Aqua vitae - um die müden Lebensgeister zu erfrischen, Wunden zu desinfizieren (naja, früher …), kann mit Wasser gelängt werden und bringt auch dann noch Spaß.

Davon abgesehen, wie hat man denn gewöhnlich im MA - so um 1350 AD - Flüssigkeiten/Getränke transportiert? Schläuche, irdene Flaschen/Krüge?

Gruß,
Eva

1 Like

Hallo Eva,

wer sich auf die Verbrecherjagd macht, muss sich beeilen, wird nur wenig Zeit haben, sein Gepäck sorgsam zusammenzustellen. Zudem wurde Bier früher in recht großen Fässern abgefüllt, auch ein Problem in deinem Fall.

Hinzu kommt, dass Bier aus dem Fass ganz anders schmeckt als Bier aus einem Lederschlauch oder einer Kürbisflasche. Der Sonne ausgesetzt, wird Bier zudem schnell warm.

Liebe Grüße
Hagazussa

Hallo, Eva!

Mir erscheint eigentlich das Fässchen
suspekt, weil ungeschickt zu befestigen, zu transportieren bei
relativ geringem Inhalt, denn es kann - auf einem
Verfolgungsritt, wo man sein Pferd nicht unnötig belasten will

  • höchstens ein wirklich kleines Fass gewesen sein.

ein Lastpferd trägt 100kg. Ein Biermaß mit 5l Inhalt wiegt, wenn du das Holz und die Eisenreifen rechnest, höchstens mal das Doppelte und ist somit höchstens Beipack zur Pferdelast.
Aaaaber! Bier, selbst Dünnbierplörre, enthält normalerweise Kohlensäure. Mittelalterliches vermutlich weniger als heute, trotzdem.
Zapfe mal aus einem via Pferd durchgeschaukelten Faß! Viel Vergnügen, selbst wenn das niemals den Druck hatte, die z.B. die Panzen, die OB Uhde routiniert jedes Jahr wieder bei Eröffnung des Oktoberfests mit einem Schlag ansticht.

Mit anderen Worten: dichterische Freiheit

viele Grüße
Geli

Hallo Eva!

Bier hält sich unter den hygienischen Verhältnissen des MA
sicher nicht länger als Wasser.

„Im Mittelalter galt Bier auch als geeignetes Getränk für
Kinder, da es damals einen geringeren Alkoholgehalt als heute
hatte und das Bier durch das Kochen des Hopfens weitgehend
keimfrei war – im Gegensatz zum damaligen Trinkwasser.“

Das Wasser in fast allen Bächen in Mitteleuropa war sehrwohl gut genießbar und nicht verkeimt. Ich rede nicht von Wasser in Tümpeln oder gar Flüssen nahe von Städten. Aber es war ja auch die Rede von Reisen und dort gab es viel Entwässerungsräben und Bäche mit genügend trinkbaren Wassers.

Hier ein sehr interessanter Link:
http://www.rete-amicorum.de/publikationen/ernaehrung…

Guter Link! Aber scheinen mir die Angaben doch zu allgemein und ungenau zu sein.

Gut! Es macht mehr satt als Wasser.

Und fröhlich :smile: Und schmeckt besser oder - weil man über
Geschmack uneins sein kann - schmeckt wenigstens anders als
immer nur Wasser. Das könnte ein Grund sein, als Schmankerl
Bier mitzunehmen. Mir erscheint eigentlich das Fässchen
suspekt, weil ungeschickt zu befestigen, zu transportieren bei
relativ geringem Inhalt, denn es kann - auf einem
Verfolgungsritt, wo man sein Pferd nicht unnötig belasten will

  • höchstens ein wirklich kleines Fass gewesen sein. Was will
    ich bei mehreren Personen mit den paar Schlucken. Mir
    persönlich käme - wenn schon - ein Fässchen Branntwein
    sinnvoller vor. Aqua vitae - um die müden Lebensgeister zu
    erfrischen, Wunden zu desinfizieren (naja, früher …), kann
    mit Wasser gelängt werden und bringt auch dann noch Spaß.

Davon abgesehen, wie hat man denn gewöhnlich im MA - so um
1350 AD - Flüssigkeiten/Getränke transportiert? Schläuche,
irdene Flaschen/Krüge?

Ein Schlauch schint mir für die Reise zu Pferd am geeignetsten.

Gruß
Goruk

2 Like

ein Lastpferd trägt 100kg.

Hallo, Geli!
Schon, aber die hatten kein Lastpferd. Das Fässchen muss hinter dem Sattel festgeschnallt gewesen sein. Wer belastet sich und seinen Gaul auf dem Verfolgungsritt mit sowas Sperrigem, denn man kann wirklich davon ausgehen, dass man unterwegs genügend Bächlein etc. findet, um seinen Durst zu stillen. (Überhaupt ein großartiges Gefühl, einfach aus einer Quelle zu trinken. Habe ich in Wales und auf Kreta tun dürfen.)

Zapfe mal aus einem via Pferd durchgeschaukelten Faß!

Herzlichen Dank für diesen Schmunzler am Morgen! War auch mein Gedanke, zumal der Text vermuten lässt, dass einfach aus dem Spundloch getrunken wird. Etwas später ist die Rede von „gutrot“ und das ist eher ein Rachenputzer, also Schnappes. Der käme mir halt auch viel logischer vor.

Was soll’s. Ich bin auch kein Besserwisser oder unaufgeforderter Textverbesserer. Sind nur so kleine Punkte, über die ich stolpere und für mich persönlich gern aufgeklärt hätte.

Gruß,
Eva

!

Hinzu kommt, dass Bier aus dem Fass ganz anders schmeckt als
Bier aus einem Lederschlauch oder einer Kürbisflasche. Der
Sonne ausgesetzt, wird Bier zudem schnell warm.

Hallo!
Habe ich mir auch vorgestellt, wie das Zeug geschmeckt haben muss. Da die Herrschaften, die sich den Inhalt später zu Gemüte geführt haben, durchaus über Trinkwasser verfügten, die Lorke also anscheinend zum Genuss getrunken haben … bäh! Dünnbier hat bestimmt nicht mal die nötigen Umdrehungen, dass es im Kopf ein bisschen summt :smile:

Gruß,
Eva

Dank @ alle :smile: oT
.

Dieses !
… war ein Versehen :-/

1 Like

Zusatz
Hallo!
Vielleicht interessiert es im Zusammenhang mit der von mir gestellten Frage:

Im „Lexikon des alten Handwerks - Vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert“, Verlag C.H. Beck, Hrsg. Reinhold Reith, gibt es auch ein Kapitel über das Bierbrauen.

Ich nehme an, in dem Text, der mich zu der Anfrage veranlasste, ging es um Hausbrauerei, weil die Leute von einem Dörfchen im Schatten eines Gutshauses kommen. Dazu vermerkt das Lexikon, dass das Produkt nur begrenzt haltbar war, da der Gärungsprozess andauerte und das Getränk nach drei bis vier Wochen ungenießbar wurde. Außerdem konnte man nur etwas von November bis Mai brauen, da das Sommerbier noch schneller schal wurde. Imho unwahrscheinlich, dass die Leute mit so einem Getränk hinterm Sattel durch die Gegend gehoppelt sind.

In den Städten sah es natürlich anders aus, da wurde schon bald „professioneller“ gebraut und man erhob Steuern :smile:

Mein Gedanke, Schnaps wäre die bessere Wahl gewesen, liegt auch ein bissl daneben, weil:
„Im 14. Jahrh. soll ein glückliches Weinjahr die Veranlassung größerer Branntweinmengen in Modena gewesen sein. Man trank damals den B. noch sehr selten , benutzte ihn dagegen öfters als Arznei, so besonders gegen die Pest und andre Infektionskrankheiten. Auch in Irland diente B. als Arznei, und er scheint dort auch, wie das Opium bei den Türken, zur Stärkung des Heldenmuts angewandt worden zu sein. Diese Annahme wird durch das Beispiel eines Heerführers, Namens Savage, bestätigt, welcher 1350 lebte: derselbe ließ jedem seiner Soldaten vor der Schlacht einen mächtigen Trunk B. reichen. Erst gegen das Ende des 15. Jahrh. wurde das Branntweintrinken allgemeiner. Michael Savonarola (gest. 1431) verfaßte eine ausführliche Schrift über den B. und lehrte unter anderm die Prüfung des Branntweins und Weingeistes auf den Gehalt an Alkohol mittels Papierstreifen.“ (Meyers)

Das Schnapseln war also um 1364 noch nicht so allgemein üblich, allerdings trank man ihn „zur Stärkung des Heldenmuts“, weshalb es vermutlich nicht gänzlich abwegig wäre, den Leuten in dieser Geschichte ein Fässchen Branntwein unterzuschieben, statt saurer Dünnbierplörre, auch weil jener als „Medizin“ galt und man bestimmt auch glaubte, zweifelhaftes Trinkwasser dadurch genießbarer machen zu können :smile:

Gruß,
Eva