Bilanzen richtig lesen

In letzter Zeit interessiere ich mich vermehrt für Bilanzen.

Ich kenne mich aber nicht so aus.

Wäre schön, wenn mir jemand die Basics erklären kann ( ein paar Indikatoren) wie ich schnell sehen kann, ob das Unternehmen gut / mittel / schlecht ist…

Ich bin kein Bilanzierungsprofi und will es auch nicht werden. Das ganze dienst nur aus privatem Interesse.

Besten Dank im Voraus fürs erklären

Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.10.20x bis zum 31.12.20x
Bilanz
Aktiva
31.12.2010
EUR
A. Anlagevermögen 7.814,00
I. Immaterielle Vermögensgegenstände 7.814,00
B. Umlaufvermögen 5.435,26
I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 567,32
II. Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks 4.867,94
Bilanzsumme, Summe Aktiva 13.249,26
Passiva
31.12.2010
EUR
A. Eigenkapital 9.825,07
I. gezeichnetes Kapital 25.000,00

  1. nicht eingeforderte ausstehende Einlagen -10.000,00
  2. eingefordertes Kapital 15.000,00
    II. Jahresfehlbetrag 5.174,93
    B. Rückstellungen 1.034,02
    C. Verbindlichkeiten 2.390,17
    davon mit Restlaufzeit bis 1 Jahr 2.390,17
    Bilanzsumme, Summe Passiva 13.249,26

. Allgemeine Abschlusserläuterungen

Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2010 wurde nach den Bilanzierungsvorschriften des Handelsgesetzbuches aufgestellt.

Die Gewinn- und Verlustrechnung ist nach dem Gesamtkostenverfahren aufgestellt.

  1. Angaben zu Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden

Die Bewertung der Vermögens- und Schuldposten trägt allen erkennbaren Risiken nach den Grundsätzen vorsichtiger kaufmännischer Beurteilung Rechnung.

Anlagevermögen
Die Bilanzierung des Anlagevermögens erfolgt zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten vermindert um planmäßige Abschreibungen.

Die Abschreibungen werden linear nach Maßgabe der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer vorgenommen.

Geringwertige Wirtschaftsgüter mit Einzelanschaffungskosten bis netto EUR 150,00 werden im Zugangsjahr als Aufwand innerhalb der GuV erfasst. Geringwertige Wirtschaftsgüter bis netto Euro 450,00 wurden voll abgeschrieben.

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
Die Bewertung der Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände erfolgt grundsätzlich zum Nominalwert.

Liquide Mittel
Die liquiden Mittel werden mit den Nennwerten angesetzt.

Eigenkapital
Das gezeichnete Kapital entspricht dem Stammkapital laut Gesellschaftsvertrag sowie der
Handelsregistereintragung. Zum 31.12.2010 ist es in Höhe von Euro 15.000,00 eingezahlt. Ein Betrag in Höhe von Euro 10.000,00 ist zum 31.12.2010 noch ausstehend und nicht eingefordert.

Sonstige Rückstellungen
Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen und sind jeweils in Höhe des Erfüllungsbetrages angesetzt.

Hallo,

In letzter Zeit interessiere ich mich vermehrt für Bilanzen.

Ich kenne mich aber nicht so aus.

Wäre schön, wenn mir jemand die Basics erklären kann ( ein paar Indikatoren) wie ich schnell sehen kann, ob das Unternehmen gut / mittel / schlecht ist…

Schnell ghet das gar nicht. Schnell gehen nur Schätzungen mit einer entsprechend Streuung der Wahrscheinlichkeit, dass diese richtig ist.

Ich bin kein Bilanzierungsprofi und will es auch nicht werden.
Das ganze dienst nur aus privatem Interesse.

Anhand einer Bilanz kann im Grund nicht viel abgelesen werden. Es fehlt zum einen die Vergleichbarkeit über die Zeit und zum anderen auch die mit anderen/ähnlichen Unternehmen.
Ein Jahresfehlbetrag für sich ist erstmal schlecht. Aber vielelicht war es ein besonders schlechtes Jahr und auch andere Unternehmen haben Verluste gemacht, vieleicht relativ noch mehr als dieses.

Die absoluten Basics können sicher schnell in einem (Lehr)buch gefunden werden. Dort wird das auch schön mit Beispielen erklärt, welche Kennzahlen berechnet und verglichen werden können, um dann zu einem Urteil zu kommen.

Grüße

Welches Lehrbuch kannst du empfehlen?

Brauche echt nur die Basics, aus privatem Interesse. Keine abstrakten Werke von der Uni…

Ehr ein Buch für Dummies

Das unternehmen, welches ich genommen habe, wurde erst vor 1 Jahr gegründet…

Du meinst also , man könnte in 2 Wochen lernen, eine bilanz zu lesen, ohne irgendwelche Vorkenntnisse?

Es gibt handelsbilanzen, es gibts Steuerbilanzen, es gibt Us Gaap, es gibt IAS, es gibt Konzernbilanzen.

Mal abgesehen davon,
was verstehst du unter „Bilanzen lesen“ ?

Die rechtlichen Vorschriften sind die eine Sache, daraus wirtschaftliche Erkenntnisse zu ziehen, sind eine zweite Sache.

Es kommt dann natürlich auch drauf an, ob man ein externer Bilanzanayst ist, oder ein interner.

Als Externer eine Konzernbilanz zu analysieren, das schafft selbst ein Prof. für Finanzwirtschaft alleine aus Zeitgründen meistens schon nicht;

Nein, natürlich kann man Bilanzen nicht sofort bis ins kleine Detail verstehen. Sonnt würde man sich ja fragen, was BWLer 4-5 Jahre so treiben…
Ist ein Zusammenspiel von Vielem. Das ist mir bewusst.
Vor allem wenn es GmbH und CoKg usw sind…

Worum es mir geht, ist ganz einfach gewisse Firmen, bei denen ich mich eventuell bewerben möchte, mal schnell durch den eBundesanzeiger ihren Jahresabschluss anzuschauen. Hat man ja wunderbar Zugriff auf die Firmen.
Und dann erkennen, ob die Firma schlecht dasteht und man besser von einer Bewerbung absieht.
Nach wechen Dingen muss ich da in der Bilanz schauen, die mir zeigen, dass die Firma gut bzw schlecht ist?
Wobei es denke ich schwer wird das privat herauszufinden, wenn ein Finanzhof ja schon aus Zeitgründen Probleme damit hat…

Oder in anderen Fällen ehemalige Kollegen die selbstständig sind und prahlen, wie toll sie doch sind einfach mal zu schauen, ob sie das auch wirklich sind. Und wie „dumm“ wir doch alle sind,dass wir uns nicht auch selbstständig machen würden…

Wie kann ich das „schnell“ herausfinden, ob die nur labern, oder ob die wirklich etwas auf dem Kasten haben. Muss ja sicherlich ein paar Positionen geben.

Mehr will ich im Grunde nicht wissen.

Danke vielmals

Als externer Bilanzleser geht das nicht so einfach.

Mal abgesehen davon ,
sind Bilanzen zum größten Teil auch vergangenheitsorientiert.

Denke dass ich bei großen Firmen wirklich keine Chance habe, das als Nicht Experte zu berteilen…

Aber ganz konkret zu den ehemaligen prahlenden Arbeitskollegen, die sich schick kleinen, einen auf erfolgreichen Geschäftsmann machen usw… Da kann es ja nicht so kompliziert sein…

sind Bilanzen zum größten Teil auch vergangenheitsorientiert.

Ja das stimmt, aber die Firma von dem ehemaligen Arbeitskollegen wurde erst seit 1,5 Jahren gegründet.
Außerdem war doch erst jetzt der Abschluss… Ist ja sozusagen ganz frisch.

Hallo,

Wäre schön, wenn mir jemand die Basics erklären kann ( ein
paar Indikatoren) wie ich schnell sehen kann, ob das
Unternehmen gut / mittel / schlecht ist…

es handelt sich um eine GmbH der kleinsten Art. Die Bilanz ist wenig aussagekräftig und läßt ohne weitere Informationen keinen Rückschluß auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zu. Ansonsten scheint es um einen Dienstleister zu handeln, der sich noch in der Gründungsphase befindet und in dieser Verluste gemacht hat bzw. noch Verluste macht.

Bei den immateriellen Vermögensgegenständen handelt es vermutlich um Aufwendungen für die Ingangsetzung des Geschäftsbetriebs, was uns - sofern die Vermutung zutrifft - dazu bringt, daß der Jahresabschluß schon etwas älter ist (Geschäftsjahr endete am oder vor dem 31.12.2009), was die Aussagekraft hinsichtlich der Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse gegen null reduziert.

Und noch ein Kommentar zur Bilanzanalyse allgemein: in einem BWL-Studium erlernt (hoffentlich) man die Grundlagen dafür. Was bedeuten die einzelnen Bilanzpositionen, was sind die groben Unterschiede zwischen IFRS und HGB und welche Kennzahlen werden üblicherweise betrachtet?

Für eine vernünftige Bilanzanalyse ist hingegen praktische Erfahrung notwendig. Zurückblickend würde ich sagen, daß es in etwa fünf Jahre oder 100 Jahresabschlüsse dauert, bis man die Sache einigermaßen drauf hat. Für wahre Virtuosität braucht man das doppelte :wink:

Gruß
Christian

Danke Christian für deine Analyse.

Es ist ein Onlineshop. Die Vertreiben maßgeschneiderte Schuhe und haben erst seit 1,5 Jahren damit angefangen

Ja,
gut einige Sachen kann man schon rauslesen,das ist klar;

Da muss man aber auch schon ein bisschen vorsichtig sein, da gibt es einige Stolpersteine;
z:B.die stillen reserven,die nach HGB möglich sind.

M.E. braucht man dazu aber schon ein studium oder eine Fortbildung als Bankfachwirt oder ähnliches und gewisse praktische Erfahrung,
um da einigermaßen was vernünftiges interpretieren zu können.

Als Laie ist das m.E. Zeitverschwendung.

um da einigermaßen was vernünftiges interpretieren zu können.

Als Laie ist das m.E. Zeitverschwendung.

Gut, dann sehe ich es ein, dass es wohl nichts bringt sich damit zu befassen.

Ist wohl besser, dann Geld zu bezahlen und es professionell machen zu lassen ( wenn die Neugierde dann so groß ist, dass man wissen möchte ob die Ex Arbeitskollegen etwas taugen oder nur labern )
Wer ist im Grunde der Experte, der mir meine Fragen am besten beantworten kann?

Wer ist im Grunde der Experte, der mir meine Fragen am besten
beantworten kann?

Über die Bilanz gibt es nicht mehr zu sagen als ich es versucht habe. Es ist nun einmal so, daß nicht mehr als die Bilanz (und damit eben nicht die Gewinn- und Verlustrechnung) vorliegt. Hinzu kommt, daß GmbHs dieser Größenordnung nicht mehr berichten müssen als veröffentlicht wurde.

Ohne mehr Informationen wird auch der großartigste Experte nichts handfestes sagen können. Eine belastbare Analyse ist auf der Basis nicht möglich.

danke!

Hallo,

Es ist ein Onlineshop. Die Vertreiben maßgeschneiderte Schuhe

die Bilanz paßt weder zu einem Produzenten (keine Rohstoffe oder halbfertigen Erzeugnisse) noch zu einem Händler (keine fertigen Waren), sondern eher zu jemandem, der Aufträge an Dritte vermittelt und das auch nur gegen Vorkasse (im Verhältnis zur Bilanzssume hoher Kassenbestand).

Dennoch müßten Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen bestehen sowie ein gewisser Lagerbestand, weil ein kleiner Lagerbestand bzw. Bestand an noch nicht ausgelieferter Ware immer vorhanden sein müßte.

Daraus, und aus dem Umstand, daß die Position der Forderungen sehr klein ist und gerade mal für Anzahlungen für ein oder zwei Paar Schuhe reicht, läßt sich schließen, daß die Zahl der Aufträge im Berichtsjahr absolut überschaubar war (geschätzt im mittleren dreistelligen Bereich).

Da gerade im online-Geschäft gelegentlich eine stürmische Entwicklung möglich ist, ist - wie erwähnt - ein Rückschluß auf die aktuellen Verhältnisse kaum möglich.

Ich frage, weil die Bilanz nicht zu einem Händler paßt (kein
Vorratsvermögen), sondern eher zu jemandem
und haben erst seit 1,5 Jahren damit angefangen

Dann frage ich mich, was sich hinter der Position der immateriellen Vermögensgegenstände verbirgt, denn die Aufwendungen für die Ingangsetzung des Geschäftsbetriebes dürfen seit Anfang 2010 nicht mehr aktiviert werden. Das wäre dann eine Frage, die normalerweise an den Kunden zu richten wäre.

Gruß
C.

die Bilanz paßt sondern eher zu jemandem, der Aufträge an
Dritte vermittelt und das auch nur gegen Vorkasse (im
Verhältnis zur Bilanzssume hoher Kassenbestand).

Stimmt, das klingt logisch.
Auf der Internetseite füllt man die exakten Maße aus, bezahlt 69 Euro. Die Produktion findet in Indien statt…
Kann mir gut vorstellen, dass es nur eine Internetseite ist und der Firmeninhaber im Grunde genommen dann selbst auf einer anderen Internetseite bestellt… Das würde Sinn machen. Somit macht man keinen Verlust! Entweder man nimmt Geld ein, oder eben nicht… Ausgaben gibt es ja kaum…

Daraus, und aus dem Umstand, daß die Position der Forderungen
sehr klein ist und gerade mal für Anzahlungen für ein oder
zwei Paar Schuhe reicht, läßt sich schließen, daß die Zahl der
Aufträge im Berichtsjahr absolut überschaubar war (geschätzt
im mittleren dreistelligen Bereich).

Jedenfalls wird es wohl kaum 40 000 Euro jährlich verdienen?

Dann frage ich mich, was sich hinter der Position der
immateriellen Vermögensgegenstände verbirgt, denn die
Aufwendungen für die Ingangsetzung des Geschäftsbetriebes
dürfen seit Anfang 2010 nicht mehr aktiviert werden. Das wäre
dann eine Frage, die normalerweise an den Kunden zu richten
wäre.

Er fährt oft in Städte große Städte und bietet eine Vermessung der Schuhe in Hotels oder auf Messen vor Ort an…

Ich habs jetzt nur mal kurz überflogen,
z.B.

25.000 Euro beträgt das Mindestkapital bei einer Gmbh;
15.000 sind eingezahlt,
10.000 stehen noch aus.

Kann ein problem werden, denn die Gesellschafter haften mit diesen 10.000 gegenüber der Gmbh im Insolvenzfall gesamtschuldnerisch.

Stellt sich die Frage, wieso man nicht eine UG gergründet hat?
GmbH sieht wahrscheinlich nach aussen hin besser aus.

Mit den Anfangsverlusten (Jahresfehlbetrag) könnt ein mögliches Szenario folgt sein:

Wenn die GmbH nicht aus den (üblichen) Anlaufschwierigkeiten herauskommt, droht eine Insolvenz der Gmbh und eine damit verbundene eventuelle Privatinsolvenz eines Gesellschafters.