Bilanzierung von Abonnements

Hallo zusammen,

ich beschäftige mich derzeit mit IFRS und stehe vor einer Frage, zu der mir Google bisher keine Antwort liefern konnte.

Ich bin am Kapitel Fertigungsaufträge angelangt und sehe, wie auch bei US-GAAP hier die Percentage-of-Completion Method (PoC-Method).
Ich frage mich nun, wie jetzt genau Zeitschriftenverläge demnach ihre Abonnements buchen würden.

Mal angenommen, Herr XYZ schließt bei Verlag ABC ein Zeitschriftenabo über 5 Jahre ab [IAS 11 verlangt Aufträge, die über mehrere Perioden gehen].
Trifft die PoC-Method auch auf Verlag ABC zu, sodass der Umsatz erst als realisiert bezeichnet werden darf, sobald die Zeitschrift ausgeliefert wurde?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß,
Sunny

Hallo Sunny.

Meiner bescheidenen Meinung nach sind die Regeln erstens überhaupt nicht nach Deutschem Handelsrecht anzuwenden.

Zweitens kann ich den Zusammenhang zwischen Fertigungsaufträgen (internen Aufträgen an die Produktion zur Herstellung von Artikeln) und einem Zeitschriften-Abo nicht erkennen.

PoC Method zielt doch eindeutig auf die Realisierung langfristig angelegter Aufträge z.B. zur Errichtung von Bauwerken oder Schiffen ab. Besonderes Kriterium ist dabei die Fortsetzung über den Jahreswechsel hinaus.

Ein Zeitschriften-Abo würde ich als einen Vertrag bezeichnen, in welchem sich die Parteien verpflichten, über eine bestimmte Zeit das Produkt zu liefern sowie abzunehmen.
Keinesfalls ist anzunehmen, dass es sich hier um eine langfristige Fertigung handelt. Vielmehr steht der Inhalt der nächsten Ausgabe noch gar nicht fest. Zudem wird das Geschäft mehr oder weniger Zug um Zug abgewickelt. Denkbaar wäre z.B. auch eine monatliche Zahlung durch den Kunden, wobei dann keinesfalls für die Dauer des Bezugszeitraumes feststeht, ob der Kunde zahlungsfähig bleibt. Gleiches kann man dem Grunde nach für den Verlag unterstellen.

Sofern ich etwas falsch interpretiert habe oder noch Diskussionsbedarf besteht: [email protected]

Freundliche Grüße

Hallo,

ich sehe das nicht als PoC. M.E. ist das ein langfristiger Abnahmevertrag, aber kein Anwendungsfall für PoC. Die vorvereinnahmte Abonnementsgebühr würde ich anteilig als erhaltene Anzahlung ausweisen, ähnlich zu einem Mietvertrag. Der Umsatz wird dann pro Monatszeitschrift realisiert. Für PoC fehlt der Zusammenhang der Teillieferungen. Schau doch mal, ob einer der großen Verlage nach IFRS bilanziert.

Gruß Detlef

IAS 11.3 besagt: Ein Fertigungsauftrag ist ein Vertrag über die kundenspezifische Fertigung einzelner Vermögenswerte oder eine Gruppe von aufeinander abgestimmten Vermögenswerten.

Ich würde nicht sagen, dass es sich bei dem Abonnement um eine kundenspezifische Fertigung handelt. Es könnte sich aber auf „eine Gruppe von aufeinander abgestimmten Vermögenswerten“ handeln.

Kosten und Erlöse können verlässlich geschätzt werden. Dann würde ich ganz normal nach dem Fertigstellungsgrad das Abonnement einbuchen.

Aber kann es sich nicht hier auch um einen passiven RAP handeln?

Ich bin mir sogar relativ sicher, dass es sich hier um einen RAP handelt. Das Unternehmen erhält frühzeitig das geld für das ganze Jahr, erbringt die Leistung jedoch teilweise erst später.

Stimmt!

An eine RAP habe ich zunächst nicht gedacht, aber klar, ist verständlich und logisch!

Ist hier jemanden eine Situation bekannt, in der die PoC-Method bei Handelsunternehmen von Interesse sein könnte?

Danke!
Sunny

Ich bin mir sogar relativ sicher, dass es sich hier um einen
RAP handelt. Das Unternehmen erhält frühzeitig das geld für
das ganze Jahr, erbringt die Leistung jedoch teilweise erst
später.

Hallo Sunny,

ich bin leider kein Experte bei der Bilanzierung von langfristigen Fertigungsaufträgen, aber ich bin mir auch gar nicht sicher, ob der Anwendungsfall von Zeitschriftenabos überhaupt in den Bereich von IAS 11 fällt. Der Fertigungsauftrag verlangt eine kundenspezifische Fertigung einzelner Gegenstände. Der Abonnementbezug einer Zeitung erfüllt dies eigentlich nicht.

Vielmehr hätte ich mich im Zuge der Erlösrealisierung in IAS 18 gewähnt (durch das aktuelle Projekt „Revenue recognition“ wird diese Unterscheidung ggf. in Zukunft hinfällig; http://www.finanzchef.de/43-0-Umsatzrealisierung+nac… oder http://www.ifrs.org/Current+Projects/IASB+Projects/R…).

Wann soll Dein Kunde denn das Entgelt für das Abo entrichten? Zu Beginn des Abos oder regelmäßig (monatlich)?

Viele Grüße
cyxoqua

Sollte das Unternehmen zB ein Gebäude bauen, kann dies mehrere Jahre dauern. Hier würde man die PoC-Methode anwenden.

Hallo Sunny,

sorry für die späte Antwort.

Selbstverständlich hat die Umsatzlegung(-Darstellung nach POC zu erfolgen.

Mfg

Joachim

Tut mir Leid, dazu bin ich kein Spezialist. „Aus dem Buch heraus“ würde ich aber meinen, dass nur die gelieferte Ware (Zeitschrift) ergebniswirksam ist. Der Rest ist eher Vorauszahlung (wenn Abo bereits bezahlt ist).
Ich hoffe, du hast bessere Antworten bekommen!

Hi Sunny,

es tut mir leid, aber mit internationaler Bilanzierung habe ich zu wenig Erfahrung.

Grüßle,
Jens

Ich bitte um Verständnis darum, dass ich außerhalb bestehender Mandatsverhältnisse derzeit keine Anfragen beantworten kann.

MfG A. Gesierich, StB

Hallo zusammen,

ich beschäftige mich derzeit mit IFRS und stehe vor einer
Frage, zu der mir Google bisher keine Antwort liefern konnte.

Ich würde die Auslieferung jedes abonnierten Heftes im Umsatz realisieren - also jeden Monat einen Anteil.
Das Abo an sich würde ich in der Höhe als Verbindlichkeit zeigen, wie eine Vorauszahlung vorliegt, ansonsten ist das Abo nur ein Auftragsbestand, mehr nicht.

Hallo Sunny,

es ist ewig her, aber hast du hierauf eine Antwort bekommen? Würde mich auch interessieren :smile:.

Ich gehe aber mal davon aus, dass bei einem Zeitschriftenabonnement nicht POC angewandt wird? Aber was dann?

Über ein kurzes Feedback freue ich mich auch!

Gruß
Hannes

Hallo Hannes,

stimmt, ist etwas länger her und konnte auch ad-hoc meine Unterlagen nicht finden.

Wenn ich mich recht erinnere war die Lage wie folgt:

Es handelt sich dabei nicht um einen langfristigen Fertigungsauftrag, da hier nichts Kundenspezifisches hergestellt wurde.

Ziel ist es, dass Kosten & Erlöse in der gleichen Periode realisiert werden. Für eine Auflage entstehen Kosten in Periode n. Der Umsatz hierzu wird in der gleichen Periode realisiert. Zahlt der Kunde bereits sämtliche Auflagen im voraus, wird es via Rechnungsabgrenzung passiviert. Mit jeder versandten Auflage wird der entsprechende Betrag realisiert und Abgrenzung gemindert.

Hoffe das hilft.

Grüße,

Sunny