Bilanzierung von Aktien nach IFRS

Hallo zusammen, bei der Bilanzierung von Aktien kann ich ein paar Schritte nicht nachvollziehen.

Angeben:
-Unternehmen erwirbt in Okt 2008 100 Aktien zum Marktpreis 75€ (zzgl. Spesen von 2%)
-Aktien werden langfristig gehalten --> Behandlung der Aktien als „available for sale“
-Entwicklung des Marktwerts der Aktien:
31.12.2008:78€
31.12.2009:80€
31.12.2010:70€
31.12.2011:50€
31.12.2012:77€

-Auszahlung von Dividende (5€/Aktie) in 2009
-in April 2013 Aktien für 77€ pro Stück veräußert
-Steuersatz 40%
-NBR=Neubewertungsrücklage

Buchungssätze (Musterlösung):
10.2008 WP(=Wertpapier) an Kasse 7650€

12.2008 WP 150€ an NBR 90€
an passive lat. Steuern 60€

2009 Kasse an Ertrag 500€

12.2009 WP 200€ an NBR 120€
an pass.lat.Steuern 80€

12.2010 NBR 860€ an WP 1000€ (1)
pass.lat.S.140€

12.2011 Aufwand an WP 2000€
Aufwand an NBR 650€

12.2012 WP 2700€ an NBR 2680€
an pass.lat.S. 20€ (2)

2013 Kasse an WP 7700€
pass.lat.Steuern an NBR 20€
NBR an Ertrag 2700€

(1)ich verstehe nicht, warum in 2010 eine NBR in Höhe von 860 aufgelöst werden kann, wenn vorher eine NBR von insgesamt 350€ (inkl. latent.Steuern) gebildet wurde.
Ich würde den Vorgang stattdessen wie folgt buchen:

12.2010 NBR 210€ an WP 1000€
pass.lat.St.140€
Aufwand 650€

Ich verstehe auch nicht, warum der Aufwand in Höhe von 650€ erst in 2011 gebucht wird.

(2)analog würde ich in 2012 buchen:

WP 2700€ an Ertrag 2650€
an NBR 30€
an pass.lat.S. 20€

Ich habe gelernt, dass ich nach Neubewertungsmodell keine NBR bilden darf, bis die Wertminderung von vorherigen Perioden aufgehoben ist. Deswegen würde ich die Wertaufholung als Ertrag erfassen und den darüber hinaus gehenden Wert als NBR erfassen. (Davon 40% als pass.lat.Steuern)

Habe ich etwas falsch verstanden? Wie sind die Buchungssätze der Musterlösung zu verstehen?

Vielen Dank im Voraus.

Ich bin der falsche Ansprechpartner.

Ich bin als Interessent und nicht als Experte angemeldet und kann zu IFRS nichts sagen.

Schöne Ostern noch und
viele Grüße

Hallo,

der rechnerische Anschaffungskurs beträgt 76,50. Im Jahr 2010 sind die Aktien nur um 8,5% (6,50/76,50) unter die Anschaffungskosten gefallen, die Minderung bedarf keines Impairment. Deshalb wird eine negative Neubewertungsrücklage gebildet (Auflösung der NBRL i.H.v. 210 und Bildung einer negativen NBRL von 650; in Summe Buchung von 860).

In 2011 sind die Aktien weiter deutig gefallen, nämlich auf 65% des rechnerischen Einstandskurses (50,00/76,50). Nun ist ein Impairment geboten, die negative NBRL wird erfolgswirksam aufgelöst und die weiteren 2000 Kursverlust ebenfalls über die GuV gebucht (IAS 39.67 und 39.68).

Während das Impairment bei EK-Instrumenten (Aktien) erfolgswirksam erfasst wird, werden Wertaufholungen nicht über die GuV gebucht, sondern in der NBRL erfasst (IAS 39.69). Bei FK-Instrumenten (Anleihen) wäre das anders (IAS 39.70). Deshalb erfolgt in 2012 keine Ertragsbuchung.

Viele Grüße
Andreas

Hallo,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Ich hätte noch eine Frage. Ab wie viel % Wertverlust sollte man bei diesem Sachverhalt einen Impairmenttest vornehmen?

Viele Grüße
Mimi

Vielen Dank trotzdem für Ihre Rückmeldung.

Es gibt keine starre Grenze. IAS 39 führt Kriterien auf, schau am besten mal in den Standard. In der Aufgabe war der Kursverlust so deutlich, dass ein Impairment vorlag.

Alles klar, vielen Dank!

Es gibt keine starre Grenze. IAS 39 führt Kriterien auf, schau
am besten mal in den Standard. In der Aufgabe war der
Kursverlust so deutlich, dass ein Impairment vorlag.