Bildung von Pyritwürfeln

Moin Ihrs,

meine Jungs und ich waren dieses Jahr in Navajun in Spanien und habe dort die Pyritmine besucht. Sehr faszinierend, die teilweise perfekten Würfel zu sehen. http://www.fossilien.de/seiten/mineralien/pyrit_span…
Nun kam natürlich die Frage meiner Jungs, wie sich diese Würfel genau! gebildet haeb. Daß sie kristalliesiert sind war ihnen klar, aber warum kam es gerade in Navajun dazu, daß dort so makellose Würfel entstehen konnten?
Bildeten sich erst die Pyrite und lagerten sich dann im Mergel ab, oder war der Mergel eine Matrix oder wie oder was?!

Laßt mich nicht im Regen stehen, es geht um die Glaubwürdigkeit eines Vaters :wink:

Gandalf

Hallo Gandalf,

sag Deinen Jungs, daß die Steine sich für diese perfekte Form entschieden haben. Leider kann man die Steine nicht befragen:smile: Vielleicht geben Sie dann Ruhe:smile:.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das von statten geht. Hoffentlich weiss das jemand, denn es interessiert mich jetzt schon, nachdem ich mir ein paar Bilder von den Pyriten aus dem Gebiet angesehen habe.

Gruß
Michael

Ha, Gandalf,
endlich kann ich mal zahlreiche User für die Übermittlung einer Wikipedia-Hinweises rächen :smile:

http://de.wikipedia.org/wiki/Pyrit#Struktur
Wenn das nicht weiterhilft! und dann noch dem KoChemiker.

Gruß
Eckard

Ähm,
Naja Eckard,

das Pyrit kubisch kristallisiert, hab ich sogar im Studium gelernt :wink:
Das war allerdings nicht die Frage. Die Frage war, warum gerade in Navajun (und sonst kaum noch in der Welt) solch große und fast erschreckend perfekte Würfel entstehen. Pyrit ist ein sehr häufiges Mineral und wurde früher in großen Mengen zur Eisen- Schwefelsäureherstellung verwendet. Allein, an (fast) allen anderen Fundorten gibt es keine oder zumindestens weit weniger solcher Würfel und wenns Würfel sind, sind sie nicht so perfekt.
Solltst Du mal bei mir vorbeikommen, oder eine Mineralienbörse besuchen, schau Dir die Dinger mal an. Einfach faszinierend.
Die Jungs haben jedem ihrer Mitschüler einige Pyrite mitgebracht und mehrere Eltern riefen mich an, ob und wenn ja wie ich die Dinger geschliffen hätte und es war bei einigen schwer zu vermitteln, daß man die Dinger einfach so in der Erde finden kann.

Es ging mir also um die (speziellen?) Bedingungen die in Navajun vor einhundert Millionen jahrne geherrscht haben möchten.

Gandalf

Hallo Vater

normalerweise zeigen Pyritwürfel auf ihren Flächen Streifen.

Wenn sie das nicht haben, so kann das folgende Ursachen haben: Entweder sind Spuren von anderen Elementen (Se, As) in der Ausgangsbrühe gewesen, die die Streifenbildung verhindert haben oder das Ionenangebot an Fe und S in der Ausgangslösung war eigenartig.
Zur perfekten Würfelbildung:
Gerade Pyrit zeigt sehr häufig Zwillings und Mehrlingsbildung.
Wenn das nicht der Fall ist, so ist kein Gitterfehlbau im Kristall.
Bei Mehrlingen kommt es ausserdem darauf an, ob viele Kristallisationskeime in der Lösung vorhanden sind.
Die Bildung der Würfel im Mergel kann man mit anderen Phänomenen vergleichen:
auch bei Quarz bilden sich bisweilen in der Matrix tolle Kristalle, die nirgends an oder aufgewachsen sind und beide Enden mit den typischen Flächen zeigen. In Deutschland gibt es sowas in Suttrop, sogenannte Suttroper Quarze, die sind milchig weiß und aus Nordamerika kennt man Herkimer Quarze, die in der Eselterikszene als Herkimer Diamanten Heilsteine besonderer Qualität sein sollen.

Nur selten bauen Minerale der hydro- oder tele- thermalen Phase Fremdstoffe in ihr Kristallgitter ein, sodass es ohne weiteres möglich ist, sehr reine Kristalle in der Matrix zu finden. Da in den Mergeln weder extreme Drücke noch Temperaturen bei der Bildung der Pyrite geherrscht haben, hatten die ungestört den Mergel beim Wachstum verdrängen können. (Salz und Gips tun das auch (Gipsschwerter im persischen Hochland).
Wenn etwas glänzt, so bedeutet das, dass die Oberfläche innerhalb der Wellenlänge des Lichtes keine Höhen und Tiefen mehr aufweist.
Nur noch nebenbei: Das „glatteste“ was es in der Natur gibt ist die Oberfläche eines Muskovites.

Gruß vom Klugscheisser, der so perfekte Pyrite noch nie gesehen hatte und auch von der Lagerstätte in Spanien nichts wusste.

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Moin Olschi,

normalerweise zeigen Pyritwürfel auf ihren Flächen Streifen.

tun die meisten aus Navajun auch.

Zur perfekten Würfelbildung:
Gerade Pyrit zeigt sehr häufig Zwillings und Mehrlingsbildung.

Die gibt es dort auch, teilweise ziemlich bizarre Gebilde.

Gruß vom Klugscheisser, der so perfekte Pyrite noch nie
gesehen hatte und auch von der Lagerstätte in Spanien nichts
wusste.

Danke für die Informationen, mal sehen, ob die Jungs damit was anfangen können.

Wenn Du mal in der Nähe bist, kannst Du ja mal vorbeischauen und die Pyrite in Augenschein nehmen.

Gandalf

Hallo Gandalf,

Das Ganze spricht für ein langsames Wachstum. Also konstanter Druck, Temperatur und Konzentration über eine lange Zeit.

MfG Peter(TOO)

Das Ganze spricht für ein langsames Wachstum. Also konstanter
Druck, Temperatur und Konzentration über eine lange Zeit.

Ich meine auch, dass es das ungestörte Wachstum ist. Wenn man selbst Kristalle züchtet, muss man auch die Bedingungen konstant halten und einen linearen Gradienten z.B. Verdunstung anwenden.
Die spanischen Pyrite sind zwar regelmäßig aber häufig ineinander verwachsen, d.h. es gab oft mehrere Kristallisationskeime. Ähnlich perfekt entwickelte aber viel kleinere nicht verwachsene Pyrite gibt es auch im Habachtal (obere Salzach) in Talk eingebettet.
Udo Becker

Hallo Gandalf

Danke für das Angebot! Werde ich evtl. wahrnehmen, wenn Du mir Deine feste Adresse an meine e-mail- Adresse schickst.
Ich war auf der von Dir angegebenen Internetseite erst nach dem Abschicken meiner ersten Antwort, sonst hätte ich das Ganze kürzer gehalten.

Ob man Sutropp oder oder Suttrop schreibt, habe ich noch nicht kontrolliert, aber Herkimer ist richtig und das was ich über Verdrängung geschrieben habe, habe ich mit Fasergipsen des mittleren Muschelkalkes in der Gipslagerstätte Obrigheim selbst bearbeitet. (leider nicht in Persien, kenne aber Fotos von Tietz und Buggisch)
Nicht mit „Gipsrosen“ verwechseln, die bauen Sandkörner mit ein.

Waren Deine Jungs mit im Wohnmobil?

Gruß vom Klugscheisser Olschi