Billiges Geld, schlecht für die Volkswirtschaft

Sogenanntes billiges Geld mag zwar für Leute, die einen Kredit aufnehmen eine tolle Angelegenheit sein, aber für die Volkswirtschaft des Landes in dem sie wohnen kann sich das negativ auswirken. Aber warum ist das so?

Mit einem knappen Gut geht man sorgfältig um. Man wägt ab, wofür man es verwendet und was man dafür im Gegenzug bekommt. Geld ist im allgemeinen ein knappes Gut. Man hat es oder man bekommt es für eine Gegenleistung (Arbeit, Vermietung usw.), aber nie unendlich viel. Die allermeisten Menschen müssen sich überlegen, was sie mit dem Geld machen. Die wenigsten Menschen würden statt einem Brot einen grün lackierten, ausgestopften Hering kaufen. Wenn das Auto defekt ist, lässt man es reparieren und kauft nicht stattdessen 100 qm Rollrasen.

Wenn man Geld verleihen möchte, dann schaut man sich den Kreditnehmer an und den Zinssatz, den dieser bezahlen würde. Hat man mehrere Kreditnehmer zur Auswahl, nimmt man denjenigen, bei denen Risiko und Zins im günstigsten Verhältnis zueinander stehen.

Kostet Geld hingegen quasi nichts und kann man zudem noch das Risiko von sich fernhalten, kann man hingegen auf den Gedanken kommen, irgendwelche Dinge damit zu tun, die man mit dem eigenen Geld nicht tun würde und die man auch nicht tun würde, wenn man für das geliehene Geld Zinsen bezahlen müsste.

Und so gab es in den letzten knapp 10 Jahren und auch in den Jahren 2003-2008 (in etwa) viele Projekte, die finanziert und durchgeführt wurden, weil Kredite kaum etwas kosteten und man nicht mit der spitzen Feder rechnen musste, ob sich neben allen anderen Kosten auch noch 5% Zinsen erwirtschaftet werden könnten.

Und auch bei den Kreditgebern sorgen niedrige Zinsen für Probleme. Wenn nämlich der Zinssatz, den man bekommt, so gering ist, dass sich damit kaum die Kosten decken lassen, muss man sich entweder auf Verluste einstellen oder nebenbei noch Geschäfte mit höheren Risiken und damit aber auch höheren Renditen betreiben. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass die Risiken dann doch ein bisschen höher waren als gedacht und die höheren Renditen nicht hoch genug waren, um diese Risiken aufzufangen.

Das ist übrigens der Grund dafür, warum die Landesbanken in Deutschland in so große Schwierigkeiten kamen. Sie hatten vor dem Wegfall der Haftung durch die Träger (also die Bundesländer bzw. Sparkassen) noch die Gelegenheit, sehr günstig an Geld zu kommen (es galt halt noch die Staatshaftung). Danach war das Geld da und wollte angelegt werden. Da in Deutschland das Kreditangebot IMMER größer ist als die Kreditnachfrage, konnte man es nicht einfach an Unternehmen verleihen. Also suchte man sich andere Anlageformen, die schick hoch verzinst waren. Darunter waren dann eben auch die risikolosen :clown_face: Immobilienanleihen aus den USA. Und weil das Geschäft so gut lief, legte man selber solche Wertpapiere auf und zwar noch dann, als in den USA der Markt schon im Zusammenbruch begriffen war.

Und auch die Immobilienkredite in den USA gab es nur, weil Greenspan und die FED die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen ankurbeln und jedem, der wollte, sein eigenes Häuschen ermöglichen wollte.

Geld muss immer dem Risiko entsprechend verzinst werden. Wenn das nicht der Fall ist, kommt es früher oder später zu Problemen. Kreditausfälle, Fehlallokationen, Spekulationen.

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