Bin ich nur doof?

Mal ne (vielleicht) dumme Frage: Ist die ach so intelligente Menschheit tatsächlich so naiv, mit Butter beschmierte Glasplatten, verschimmelte Blutwürste, Vollurinierte Flaschen oder Bilder mit einem Klecks als Kunst anzuerkennen?
Wie erklärt ein „Künstler“, der sowas macht, sein Schaffen? Auf welchen Künstler ich hauptsächlich anspiele, habt Ihr wohl schon gemerkt…

Hallo,

Picasso sagte mal, er müsse nur seinen gerade leergegessenen Teller signieren und könne damit Millionen verdienen…

Ich bin für diese Art „Kunst“ auch zu ignorant.

Gruss
Peter

Answ: Nope
Du hast keine dumme Frage gestellt, und Peter (was er aber selber auch weiß, nehme ich an…) ist auch kein Ignorant.

Ich denke, daß sich schon vor langem die Kunst in zwei (sich überlappende) Bereiche geteilt hat: jene Kunst, die auch eine handwerkliche/individualschöpferische Kunst darstellt und jene Kunst, die eher über das gedankliche Konzept eine Wirkung hat.

Im Idealfall ergänzen sich in einem Werk beide Tendenzen, hast du nur ersteres, ist es „bloßes“ Kunsthandwerk", hast du nur letzteres, ist sehr oft das eigentliche Objekt ziemlich profan.

Ich bin kein Kunstkenner (außer in der Literatur, wo es verwandte Kategorien gibt) und weiß nicht, wie Fachmenschen das sehen, aber ich verweise darauf, daß Kunst heutzutage vor allem auch eine Industrie ist (und zwar auch eine Imageindustrie). Daher auch das (meist kurzlebige) Funktionieren solcher „Anti-Kunst“.

Wie schön - meine auch ich -, daß sowas Geschmackssache ist und niemand einem verbieten kann, zusammengeknüllte Geschirrtücher in Vitrinen lächerlich zu finden…

hendrik

Hendrik hat die eine Frage gut erläutert und es gibt über diesen Aspekt nicht mehr viel dazu zu sagen (meiner Meinung nach). Etwas anderes ist die Frage wie Künstler ihre Werke „begründen“ (find ich allerdings einen etwas unglückliche gewählten Ausdruck). Beuys z.B. hat seine Fett/Filz-Objekte mit seinen traumatischen Erlebnissen nach seienm Abschuß in Rußland „begründet“. Er wurde von Kosaken halberfroren gefunden, in Filzdecken gepackt und mit Fett aufgepäppelt.
Bei anderen Künstlern muß man die Entwicklung in ihrem Werk sehen. Die Jugendwerke von Miro waren gänzlich anders als seine späten Bilder, die ihm viele als Kinderschmierereien vorwerfen (ich nicht!!!). Also so einfach kann man es sich nicht machen. Was allerdings richtig ist; viele Künstler halten sich für etwas besonderes und lassen es auch ziemlich heraushängen. Entsprechend wollen sie ihr Werk eben nicht von der breiten Masse verstanden wissen. Solch elitäres Getue ist mir auch zuwider. Aber die Zeit ist meißtens gerecht. Nach kurzer selbiger spricht niemand mehr von diesen „Künstlern“.

Gandalf

Auch wenn Du (wie ich auch) solches nicht immer als Kunst verstehst, eine Kunst dafür auch Geld zu bekommen ist es allemal!
Gruß Fritz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Lieber Manfred,
nicht alles in dieser Welt dreht sich nur um Dich, manche Dinge betreffen Dich einfach nicht, gefallen Dir nicht, sind nicht für Dich bestimmt, dass hat nichts damit zu tun, dass Du zu doof bist. Die Welt ist in manchen Dingen nur viel komplexer als man gemeinhin annimmt. Wenn Dir etwas direkt nicht schadet, keinem anderen schadet, keinen Schmerz verbreitet, den man sich nicht mit einfachsten Mitteln entziehen kann, kann man es dann möglicherweise einfach nur tolerieren, weil es für andere eine Botschaft ist, ein Erkennen, eine Freude, ein Trost, eine Lust ???
Liebe Grüße von einer Kunstliebhaberin

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo!

Bis dahin volle Zustimmung, dann eine Frage:

kann
man es dann möglicherweise einfach nur
tolerieren, weil es für andere eine
Botschaft ist, ein Erkennen, eine Freude,
ein Trost, eine Lust ???
Liebe Grüße von einer Kunstliebhaberin

Ist es das z.B. für dich?

bye, Vanessa

Das ist wie mit „Kaisers neuen Kleider“!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Literaturtipp
Der gute Kishon ist nicht nur Ehemann von Beruf, sondern hat auch noch Kunstgeschichte studiert (wirklich!). Und im Sinne „des Kaiser neue Kleider“ dekliniert er in zwei Büchern diese Art moderner Kunst durch:

Picasso war kein Scharlatan

und die Fortsetzung:

Piccassos süße Rache. Neue Streifzüge durch die moderne Kunst
(http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3784424538)

Gruß von Andreas

Der gute Kishon ist nicht nur Ehemann von
Beruf, sondern hat auch noch
Kunstgeschichte studiert (wirklich!).

hi andreas und alle anderen diskutierenden!

der gute kishon hat auch ein theaterstück drüber geschrieben: „zieh den stecker raus, das wasser kocht!“ (welches auch der unfreiwillige name eines unfreiwilligen kunstwerks in diesem stück ist).

im übrigen: interessant, welch simples objekt, wenn es nur irgendwie als „kunst“ ausgeschrieben wird, ausgesprochen raffinierte gedanken auslösen kann. ja, das kann es, aber die gedanken kannst du dir auch ohne solche „kunst“ machen.
aber der marktmechanismus, mit mehr oder weniger netten ideen geld und ruhm zu erlangen, besteht nun mal, und es gibt halt leute, die sich in dieser nische einnisten wollen. mich störts nciht, nur mir wärs peinlich, es sei denn, ich könnte auch meine handwerkskunst zeigen (wenn ich denn welche habe :wink:. dann wäre ein handwerklich simples "kunst"objekt ein reizvoller gegenpol zum sonst talentierten schaffen.

hoffe mich deutlich augedrückt zu haben.

viele grüße
jonas

PS: ich hatte ja auch schon mal die idee, ein gedicht zu machen, in dem (bzw. indem) ich schlicht ein fremdes gedicht in anführungszeichen setze und den autor dazuschreibe.
darübernachdenken kannst du über sowas allemal.
nur, ich möchte nebenbei natürlich auch selbst mit reim, rhytmus, sprache und wortspiel umgehen können.
jonas

Hi !
Ja, ist es tatsächlich, nicht immer und nicht alles was darunter fällt, aber oft Einiges/Vieles. Ich persönlich definiere Kunst als eine Art nach außen getragenen inneren Dialog über das Sein. (Da paßt eine verfaulte Blutwurst möglicherweise auch hinein). Dies hat mit handwerklicher Kunstfertigkeit recht wenig zu tun. Manches spricht mich an, weil es mit ähnlich ist, anderes wieder nicht. Seltsamerweise sind die nicht perfekten, abartigen Dinge mir häufig ähnlicher als das glatte, ästhetisch Einwandfreie. Losgelöst davon ist die Frage der Kommerzialität. Aber alles, was sich zu einem bestimmten Preis verkaufen läßt besitzt schließlich genau diesen Wert für den Käufer, sonst würde er es nicht kaufen. Also ist es müßig sich in diesen gegenseitigen Akt der Bedürfnisbefriedigung einzumischen.
So long
Barbara

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo!

Manches spricht mich an, weil es mit
ähnlich ist, anderes wieder nicht.
Seltsamerweise sind die nicht perfekten,
abartigen Dinge mir häufig ähnlicher als
das glatte, ästhetisch Einwandfreie.

Was du schreibst, klingt überzeugend. So habe ich das ehrlich gesagt noch nie betrachtet. Ähem.
Ich glaube allerdings kaum, dass die vergammelten Blutwürste für mich mal eine andere Botschaft bedeuten oder andere Gefühle wecken könnten als: ‚Iiiihhh…‘ :wink:
Ich halte das immer so, dass ich es weitestgehend ignoriere. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zuwenig davon weiß. Aber ich habe auch nicht die Motivation, in der Hinsicht mein Wissen zu vergrößern.

Also ist es müßig sich in diesen
gegenseitigen Akt der
Bedürfnisbefriedigung einzumischen.

Das auf alle Fälle.
Es wäre ja auch zu langweilig, wenn wir alle das Selbe gutfänden.

Bye, Vanessa

Mal ne (vielleicht) dumme Frage: Ist die ach so intelligente
Menschheit tatsächlich so naiv,

JA

Kästner wars glaub ich, hat geschrieben sinngemäß:

wenn es Mode ist, sich mit dem nackten Hintern auf den glühenden Ofen zu setzen, TUN SIES AUCH.

Lieber Manfred,
nicht alles in dieser Welt dreht sich nur um Dich, manche
Dinge betreffen Dich einfach nicht, gefallen Dir nicht, sind
nicht für Dich bestimmt, dass hat nichts damit zu tun, dass Du
zu doof bist. Die Welt ist in manchen Dingen nur viel
komplexer als man gemeinhin annimmt. Wenn Dir etwas direkt
nicht schadet, keinem anderen schadet, keinen Schmerz
verbreitet, den man sich nicht mit einfachsten Mitteln
entziehen kann, kann man es dann möglicherweise einfach nur
tolerieren, weil es für andere eine Botschaft ist, ein
Erkennen, eine Freude, ein Trost, eine Lust ???
Liebe Grüße von einer Kunstliebhaberin

Liebe Barbara,

ich kann Dir nur voll und ganz zustimmen.

Und für Dich, Manfred:
Wo steht geschrieben, dass Kunst gefallen muss? Ich denke, Kunst sollte in erster Linie ein Gefühl im Menschen erzeugen. Selbst wenn es Ablehnung oder gar Ekel ist.
Danach kommt die Toleranz ins Spiel, von der es in unserer heutigen Zeit leider wohl immer weniger gibt.
Man muss ein Kunstwerk nicht lieben, man sollte nur niemanden wegen seiner Kunst verachten. Der Künstler hat womöglich sein Innerstes nach aussen gekehrt, um ein Kunstwerk zu erzeugen. Man weiss nie, was er alles erlebt hat, was er einfach herauslassen möchte. Manche Menschen verarbeiten durch ihre Werke innere Konflikte oder Schlimmeres.
Du bist nicht doof, wenn Du Dir soetwas nicht ansehen willst, Du bist nur einfach ein Individuum mit einem eigenen Geschmack. Sei doch ruhig stolz darauf!
Viele Grüsse.
Susen

Hallo Barbara,

ich habe diesen Artikel erst gelesen, nachdem ich schon eine kleine Antwort zu Deinem vorherigen Eintrag geschrieben hatte, doch kann ich jetzt feststellen, dass es wohl gewisse Ähnlichkeiten in unseren Aufassungen über Kunst gibt.
Schade, dass sich nicht mehr Leute veranlasst fühlen, an dieser Disskusion teilzunehmen.
Gruss Susen

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]