Bin ich zu klein kariert?

diesen Frage habe ich hier im Forum vor 9 Tagen gestellt. Zur Einstimmung in eine neue Frage noch einmal der Text:

Ich habe seit 1-1/2 Jahre eine Beziehung mit einer Frau. Wir leben noch in getrennten Wohnungen. Bei ihr wohnen ihr 12jähriger Sohn und ihre 20jährige Tochter. Die Tochter wohnt allerdings nur vorübergehend bei ihr, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hat. Da die Wohnung nur über zwei Schlafzimmer verfügt, hat sie der Tochter das eigene Schlafzimmer abgetreten. Wenn ich bei meiner Freundin übernachte schlafen wir deshalb im Wohnzimmer auf der Couch. Soweit komme ich noch klar mit der Situation, zumindest meistens. Jetzt erzählt mir meiner Freundin, dass ihre Tochter mit ihrem Freund im Schlafzimmer übernachten hat. Darauf habe ich mit Unverständnis reagiert.
Es gibt in der Wohnung keinen wirklichen Rückzugspunkt mehr für uns. Im Schlafzimmer übernachten neben der Tochter jetzt auch noch deren Freund. Ich finde das im höchsten Maße unsensibel vor der Tochter. Kein Respekt vor dem intemsten Ort den ein Paar hat, das Schlafzimmer.

Jetzt aktuell eine Parallele zu diesem Beitrag.

Mit meiner Freundin erzähle ich heute, dass meine „Putzfee“ die Hand- und Badetücher gewaschen und getrocknet hat und anschließend in den Kleiderschrank gelegt hat.
Genau diese Frau, die meine Befindlichkeit in dem vorher geschilderten Fall nicht nach vollziehen konnte, meinte jetzt. Das es nicht ok wäre, wenn meine Haushaltshilfe an meinen Kleiderschrank geht und dort Wäsche einräumt. Wäsche die vorher von ihr gewaschen wurden in einen Kleiderschrank, in dem es keine Wäsche meiner Freundin gibt.

jetzt verstehe einer noch die Welt :frowning:

Hi,

das Schlafzimmer ist von der Tochter doch eh „besetzt“, da ist es eigentlich egal, ob da jetzt noch der Freund übernachtet oder nicht. Sehen musst du die Tochter und ihren Freund ja nicht. Klar, ist natürlich doof, das ihr dann auf der Couch schlafen müsst, aber das müsst ihr ja auch tun, wenn der Freund nicht da ist. Und so wie ich das verstanden habe schläft der ja auch nicht jeden Tag dort, oder?
Ausserdem ist der Zustand wohl auch nur vorrübergehend, ich würde an deiner Stelle erstmal cool bleiben, es ist auch nicht eure gemeinsame Wohnung.

Und letztendlich ist es dann auch die Wohung deiner Freundin, da kann sie dann tun und lassen was sie will. Da wäre ich an deiner Stelle etwas zurückhaltend, solange es keine gemeinsame Wohnung ist. Verstehen kann ich dich aber schon, schlließlich kann man so auch nicht ungestört Erotik machen oder einfach mal so Zeit zu Zweit verbringen.

Die Reaktion deiner Freundin auf die Reinigungsfachkraft kann ich da wie du auch nicht nachvollziehen. Wo soll sie die Handtücher denn sonst hintun, wenn siegewaschen und getrocknet ist? Ich denke mal, das sie (die Reinigungsfachkraft) sich nichts draus macht, die Wäsche in den Schrank zu tun (ist irgendwie ja auch ihr Job) und deine Unterbüchsen hat sie sicherlich schon 100x gesehen und du hast Recht: solange da keine Unterwäsche deiner Freundin drin ist, ist es ja auch egal, was sie da reinmacht. Für die Reinigungsfachkraft ist es bloß Wäsche.

Ja, verstehen kann man die Reaktion deiner Freundin nicht. Aber ich würde da jetzt auch nicht viel Gewicht drauflegen und verstehen muss man auch nicht alles. Ist ja auch eher eine Bagatelle als ein richtiges Problem, denke ich. Und ausserdem ist es deine Wohnung und deine Entscheidung gewesen eine Reinigungsfachkraft zu beschäftigen und da gehört das nun mal dazu, das sie Einblick in die Kleiderschränke hat.

Sollte deine Freundin tatsächlich irgendwann mal ihre eigene Wäsche in deinen Schrank legen, kann man ja vermerken, das die Reinigungsfachkraft hier und da nicht drangehen soll wenn es deiner Freundin so wichtig ist.
Bis dahin würde ich das nur abwinken.

GDA

Ich habe seit 1-1/2 Jahre eine Beziehung mit einer Frau. Wir
leben noch in getrennten Wohnungen. Bei ihr wohnen ihr
12jähriger Sohn und ihre 20jährige Tochter. Die Tochter wohnt
allerdings nur vorübergehend bei ihr, bis sie eine eigene
Wohnung gefunden hat. Da die Wohnung nur über zwei
Schlafzimmer verfügt, hat sie der Tochter das eigene
Schlafzimmer abgetreten. Wenn ich bei meiner Freundin
übernachte schlafen wir deshalb im Wohnzimmer auf der Couch.
Soweit komme ich noch klar mit der Situation, zumindest
meistens. Jetzt erzählt mir meiner Freundin, dass ihre Tochter
mit ihrem Freund im Schlafzimmer übernachten hat. Darauf habe
ich mit Unverständnis reagiert.
Es gibt in der Wohnung keinen wirklichen Rückzugspunkt mehr
für uns. Im Schlafzimmer übernachten neben der Tochter jetzt
auch noch deren Freund. Ich finde das im höchsten Maße
unsensibel vor der Tochter. Kein Respekt vor dem intemsten Ort
den ein Paar hat, das Schlafzimmer.

Ich begreife schon mal nicht, warum die Mutter ihr Schlafzimmer geräumt hat für die Tochter die doch angeblich nur vorrübergehend da wohnt.
Bevor ich mit 50 auf dem Sofa übernachte, soll das bitte schön meine Tochter mit ihren 20 tun.
Das ganze natürlich erst recht wenn ich einen Freund habe der bei mir übernachtet - da hätte ich doch bitte in MEINER Wohnung auch einen ungestörten Raum.
Wenn die 20jährige ungestört mit ihrem Freund sein will soll sie doch bitte bei ihm übernachten.
Ich stell mir gerade vor, ich lieg mit meinem Freund auf dem Sofa und wir „trauen“ uns nicht weils halt das Wohnzimmer ist und nebenan geht in meinem, Schlafzimmer die Post ab.

Das es nicht ok wäre, wenn meine Haushaltshilfe an meinen
Kleiderschrank geht und dort Wäsche einräumt. Wäsche die
vorher von ihr gewaschen wurden in einen Kleiderschrank, in
dem es keine Wäsche meiner Freundin gibt.

Wenn meine (ich habe leider keine) Haushaltshilfe meine Schmutzwäsche sortiert, gewaschen, getrocknet und evtl anschließend gebügelt hat, warum sollte ich dann noch ein Problem haben wenn sie diese in den Schrank räumt (sofern ich dort keine Leichen versteckt habe)?

Seltsame Frau deine Freundin.

Krümelchen

Hallo R,

ich habe die „alte“ Diskussion schon interessiert mitgelesen und frage mich jetzt bei den beiden Themen „Schlafzimmernutzung“ bei ihr und „Kleiderschrankzugang“ bei Dir, was die „Schnittmenge“ bzw. der Vergleichspunkt ist:

Mir scheint es dabei um etwas zu gehen, das man früher „Intimsphäre“ nannte, und bei der Erwähnung dieses Ausdrucks fällt mir auf, dass er aus dem heutigen Sprachgebrauch verschwunden ist - ähnlich wie die Formulierung, die ich früher oft gehört habe: „Das gehört sich nicht“ oder „das tut man nicht“.

Ich kenne noch das gelegentlich verwendete Wort „Privatsphäre“, und auch die scheint zunehmend zu verschwinden bzw. sich zu verschieben. Das alles ist keine Bewertung, ob das gut oder schlecht ist, sondern erst einmal nur eine Beobachtung. Ich denke nur daran, was ich an Inhalten von Handytelefonaten im öffentlichen Raum mithöre. Das sind oft Inhalte, die früher (in meiner Kindheit, in der es noch kein Handy gab und es eine Neuerung darstellte, als es zum Telefon mit der Wählscheibe eine 10-Meter-Schnur gab) bestenfalls - wenn überhaupt - hinter verschlossener Tür angesprochen worden wären.

Wie wir unsere persönliche Sphäre definieren und wie wir in unterschiedlichen Situationen mit Nähe bzw. Distanz umgehen ist einerseits sehr persönlich und andererseits auch durch kulturelle Muster geprägt. Hier bei uns gilt ein bestimmter Abstand gegenüber Fremden als höflich, wenn man sich nicht gerade im Aufzug zusammendrängeln muß. Wir erkennen an einem bestimmten Abstand, welcher Art von Beziehung andere Menschen haben. Wenn nun andere aus anderen (kurlturellen) Prägungen diese Distanzen unterschreiten, dann verursacht das zumindest Unbehagen (z.B. fremde Männer aus „orientalischen“ Ländern, die einem körperlich sehr nah kommen, was hier dann als „zu nah“ und „unangemessen“ gesehen wird, in deren kulturellen Kontext aber - zumindest unter Männern - durchaus angemessen ist.

Auf diesem Hintergrund, daß Menschen ganz unterschiedlich mit den verschiedenen persönlichen Bereichen und wem sie dazu Zugang geben, bzw. wem sie die überlassen und wie sie mit diesen „Räumen“ umgehen, kann - wie an Deinem Beispiel zu sehen ist - äußerst unterschiedlich sein.

Einen Umgang damit kann man meiner Ansicht nach nur finden, wenn man das ganze nicht von einer „moralischen Warte“ aus sieht (darf man / darf man nicht oder: Wie kann sie / er nur, das ist doch unmöglich), sondern wenn man darüber ins Gespräch kommen kann und zu Regeln finden kann, mit denen alle leben können. Voraussetzung dafür ist, daß man offen darüber reden kann ohne verurteilt zu werden, wie man bestimmte Verhaltensweisen erlebt und wie das für einen ist.

Deine Freundin scheint kein Problem damit zu haben ihren persönlichen Raum des Schlafzimmers auf ihre Tochter und auch noch auf Deinen Freund zu erweitern und diese in diesen „Raum“ hineinzulassen.
Gleichzeitig scheint sie Deinen Kleiderschrank als so persönlichen Raum wahrzunehmen, daß sie die Tätigkeit der Wäscheablage Deiner Putzfee dort als „Eindringen“ in einen persönlichen Raum, vielleicht sogar als Verletzung der Intimsphäre wahrnimmt.

Überlege, wie Du mit ihr und teilweise auch den anderen Familienmitgliedern darüber ins Gespräch kommen kannst, z.B. was ist für Dich der Unterschied, wenn ihre Tochter mit dem Freund im Schlafzimmer schläft, wo Du - so verstehe ich Dein Ursprungsposting - das als Euren alleinigen intimen Raum haben möchtest und was wäre für Dich anders, wenn die Tochter mit dem Freund im Wohnzimmer auf der dortigen Couch Sex haben. Ich denke nicht, daß diese Fragestellung gleich eine gute Einstiegsdiskussion ist, sondern nur für Dich erst einmal zum Sortieren.

Vielleicht wäre diese Frage auch gut aufgehoben in einer Partnerschafts- bzw. Familienberatungsstelle, nicht weil ich denke, daß irgendjemand von Euch „ein Rad ab hat“, sondern, weil das ganz sensible Themen sind, bei denen auch ein gewisses Verletzungspotential da ist. Da könnte ein Berater als Person von außen hilfreich sein, die auch darauf achtet, daß bestimmte Gesprächsregeln eingehalten werden.

Wenn man längerfristig an einer Partnerschaft interessiert ist, geht es wahrscheinlich nicht ohne eine Klärung in diesen sehr fundamentalen Fragen, sonst reibt Ihr Euch vermutlich bei Eurer Unterschiedlichkeit auf an den bereits sichtbaren und anderen potentiellen „Raum-Konflikten“.

Allen Beteiligten alles Gute und daß Ihr zu einer guten Form des darüber miteinander Sprechens findet wünscht

Iris

Meine Einstellung zur Zimmeraufteilung in der Wohnung deiner Freundin kennst du. Hier geht es nun um deine Wohnung, deine Wäsche, deine Hausangestellte, deine Lebensführung.
Es geht deine Freundin schlicht nichts an, wie du das regelst. Und, ehrlich gesagt, ich würde diese Dinge mal ganz grundsätzlich mit ihr besprechen und wenn möglich klären.
Unterm Strich solltest du froh sein, dass einstweilen jeder seine eigene „Bude“ hat.

Gruß

Jo