Hallo Strubbel,
mir scheint, das ist eher, was Du beim Lesen meines Beitrags fühlst.
Das Problem Kupfer im Weinbau ist nicht ganz neu, Kupferkalk war zusammen mit Schwefel eines der ersten Fungizide überhaupt - lange bevor von „Bio“ die Rede war.
Es ist ein ziemliches Stück weit entschärft durch die Formulierung als Kupferoktanoat, wo bei gleicher Wirkung die Cu-Konzentration auf einen Bruchteil reduziert wird.
Kupfer bleibt natürlich ein Problem in den sehr wenigen Kulturen, bei denen auf Kupferpräparate als Fungizid nicht gut verzichtet werden kann. Es geht hierbei um Weinbau und kleine Teile des Gemüsebaus (Tomaten). Bei schwefelempfindlichem Obst wie z.B. Birnen kann man durch Wahl des richtigen Behandlungszeitpunktes sehr gut mit Schwefel alleine leben.
Die Krankheitserreger in Hühnereiern würde ich gerne näher kennen lernen. Amüsant finde ich in diesem Zusammenhang immer, wenn die alte Freundin E.Coli herangezogen wird. Von welchen Erregern genau sprichst Du, und wie genau lässt sich das tatsächliche Infektionsrisiko einschätzen, insbesondere im Vergleich zu dem Risiko der Infektion mit antibiotikaresistenten Bakterien, das durch die klassische Geflügelhaltung unter permanenter, gleichmäßig niedriger Antibiotikadosierung erwächst?
Die EHEC-Geschichte habe ich vorläufig unter „post ergo propter“ abgelegt. Vielleicht kannst Du ja den kausalen Zusammenhang erläutern, der dafür spricht, dass die Infektion von dem bewussten Betrieb ausging, weil es sich um einen „Bio“-Betrieb handelt?
Biolandwirschaft ist erstmal ein Geschäft, wie auch die
herkömmliche Landwirtschaft.
Beide sind, wie man an der Wortherkunft erkennen kann, erstmal Bewirtschaftung des Landes. Es gab sie auch schon unter verschiedenen vorkapitalistischen Bedingungen, ungefähr seit dem Neolithikum.
Ob man das Land als Substrat betrachtet, das in erster Linie dazu dient, dass die angebauten Kulturen nicht vom Wind weggeblasen werden, oder ob man es als wesentliche Grundlage der Bewirtschaftung betrachtet, ist nicht nur eine Frage von gestern und heute, sondern es kann (muss nicht) auch eine Frage von konventionell oder „Bio“ sein. Unter kapitalistischen Bedingungen ist jeder Broterwerb zuallererst ein Geschäft; es gibt freilich unterschiedliche Weisen, wie man diesem Geschäft nachgehen kann. In den hübschen Wandtafelmodellen, die ganze Volkswirtschaften aus individueller Nutzen- respektive Gewinnmaximierung darzustellen versuchen, heißen diese unterschiedlichen Weisen „Nebenbedingungen“. Es gibt nicht wenige Unternehmer in der Landwirtschaft, bei denen diese Nebenbedingungen restriktiv wirken, wenn man sich ihre optimale Produktion in Abhängigkeit von Marktbedingungen wandtafelgerecht aufmalt.
Um von vornherein dem nächsten rhetorischen Trick vorzubeugen: Ja, ich weiß sehr gut, dass die EU-„Bio“-Richtlinie nicht dafür geeignet ist, eine Form der Landwirtschaft zu gewährleisten, die dem Land (und insbesondere den Vorflutern) förderlich ist. Deswegen habe ich übrigens ANOG und Demeter erwähnt.
Und was die dann folgende Mutmaßung betrifft: Nein, ich bin kein Anhänger der Anthroposophie, und ich bin immer wieder überrascht, wie man auf der Grundlage einer derartig kruden Theorie so eindrucksvolle Ergebnisse in der Praxis erzielen kann, wie die Anthros das im Landbau und in der Sozialpädagogik tun.
Nungut, das führ woanders hin. Aber die Sache mit dem Infektionsrisiko aus „Bio“-Eiern und der Einfluss der „Bio“-Produktionsmethoden auf den vom bewussten Betrieb ausgehenden EHEC-Infektionsdruck würde mich schon interessieren. Weißt Du dazu Konkreteres zu berichten?
Schöne Grüße
Dä Blumepeder