Nein!
Tach auch!
kann man ohne Ausnahme sagen, dass Bio-Produkte besser sind, als Nicht-Bio-Produkte?
Nein.
Zunächst mal die juristische Wortklauberei:
Bio ist nicht geschützt. Die EU-Verordnung regelt den Begriff „Öko“. Abgesehen von dem EU-BIO-Siegel, das damit verbunden ist, kann der Begriff Bio sehr weitläufig ausgelegt werden. Gut, mittlerweile kann man mit der „allgemeinen Verkehrsaufassung“ argumentieren, und das Risiko geht keiner mehr ein - aber grundsätzlich könnte man, wenn man wollte . . .
Und jetzt die Gemeinheiten:
1.) bei Fleisch,
weil’s gerade so gut in die Landschaft passt:
Eier von Öko-Hühnern sind höher mit Dioxin belastet als Eier aus Käfighaltung. Das liegt ganz einfach daran, das es eine gewisse Dioxinbelastung in unserer Umwelt gibt - die wird aufgrund der Stabilität von Dioxinen auch so schnell nicht zurückgehen - und Hühner, die draußen gehalten werden, die Bio-Hühnerfutter bekommen und das aus dem Dreck picken dürfen, bekommen diese Grundbelastung natürlich ungefiltert mit - im Gegensatz zu Käfig-/Hallenhühnern, die nur hochverarbeitetes (und dabei auch gereinigtes) Futter bekommen. Für’s Fleisch dürfte das gleiche gelten (da hab ich aber noch nie Zahlen drüber gesehen).
Bitte: ich will Bio-Eier damit keineswegs schlecht machen. Die Belastung liegt weit unter allem, was derzeit als bedenklich angesehen wird.
Auch will ich damit keineswegs ein Plädoyer für Käfighaltung abgeben!
Aber es zeigt halt, das das Pauschalurteil „Bio ist besser“ so nicht korrekt ist.
2.) bei Obst,
3.) bei Gemüse,
Haha!
„Ökobauern verzichten auf chemisch-synthetische Pestizide“
Das ist richtig - und wird auch kontrolliert.
Aber das ist nun mal nicht das gleiche wie „Öko-Produkte enthalten keine Pestizide“!
Denn wenn der Bauer nebenan, der nicht auf dem Öko-Trip ist, Pestizide verspüht, dann wird der Wind natürlich unvermeidbar etwas davon auf das Feld unseres Bio-Bauern wehen.
Und jetzt die Falle:
Unser „Schweinebauer“ bekommt je nach Pestizid vom Gesetzgeber eine Wartefrist verordnet: Beispielsweise mindestens 60 Tage zwischen letztem Pestizid-Einsatz und Ernte. Wird auch kontrolliert.
Diese Wartefrist gilt aber nicht für unseren Öko-Bauern nebenan - wie auch, meist wird er das ja nur durch Zufall mitbekommen . . . Und wenn der dann ein paar Tage später schon erntet . . .
Ich hab schon mehrfach Okö-Proukte durch mein Labor gejagt, die mehr Pestizide als konventionelle Produkte hatten - teilweise so hoch, das ich die als nicht verkehrsfähig beurteilen musste - mit den Grenzwerten für konventionelle Produkte!
Auch hier: Ich will niemandem Angst oder Bio grundsätzlich schlecht machen. Das sind Ausnahmen, und es werden auch immer weniger. Aber man kann eben nicht grundsätzlich sagen, das Bio besser sei.
Eine flächendeckende Kontrolle auf Pestizide ist nicht machbar, da diese Analyse relativ aufwändig = teuer ist.
Gentechnisch veränderte Pflanzen werden in Deutschland derzeit gurundsätzlich nicht angebaut - da gibt’s einfach keinen Markt für (auch wenn das aus wissenschaftlicher Sicht unbegründet ist - aber das ein anderes Thema).
4.) bei Fertiggerichten ((Nicht-Bio-)Fertiggerichte sollen ja generell nicht gut und gesund sein, aber vielleicht ja Bio-Fertiggerichte!?)
Da alles, was ausschließlich auch biologisch gewonnenen Rohware hergestellt wurde, sich Bio schimpfen darf . . . wo soll da der Unterschied liegen?
Lassen wir die Rohwaren so wie oben beschrieben mal außen vor, ebenso die Diskussion, ob Geschmacksverstärker (oder andere Zusatzstoffe) sinnvoll/gesund/allergieauslösend oder was auch immer sind:
Glutamtat, das mit technischen Prozessen aus Bio-Soja gewonnen wurde, kann kein Labor dieser Welt von Glutamat, das aus normalem „pestizidverseuchtem“ Soja gewonnen wurde, unterscheiden. Für andere Zusatzstoffe (Aromen, Pektin, Verdickungsmittel, natürliche Farbstoffe etc.) gilt exakt das gleiche.
zu 7. und 8.) der Gesundheit kanns sicherlich nicht schaden, aber ganz bestimmt, den Geldbeutel (wie vielleicht bei allen Bio-Produkten!?),
Du sagst es.
aber ist es das wert, z. B. statt des 500 gr-Hausmarken-Vollkorn-Brot für 69 Cent, das 500 gr-„Markenhersteller“-Vollkorn-Brot mit extra Ballaststoffen, extra Magnesium, mit drei verschiedenen Sauerteigarten … für 1,69 € zu kaufen?
Das ist ebenso wie vegetarisch/vegan und ähnliche Spielarten keine Frage von gut/besser/gesund, sondern eine persönliche Lebensphilosophie.
Unsere Lebensmittel werden sorgfältig überwacht und laufend kontrolliert. Bei normaler Ernährung ist da nicht ungesundes dran bzw. an Öko nichts nennenswert gesünderes.
Skandale wie derzeit um Dioxin oder um Gammelfleisch sind keine Skandale, sondern sie zeigen, das das System grundsätzlich funktioniert: Da hat ein einzelner Mensch aus Habgier gegen das Gesetz verstossen, ist erwischt worden und wird dafür bestraft werden. Nicht anderes kann euch auch beim Kauf eines gebrauchten Autos oder der Reaparatur eurer Waschmaschine passieren - nur wird dann halt nicht sofort „Skandal“ gerufen.
Das Labor, das die Werte überprüft und trotz laufender Überschreitungen keinen Alarm gemacht hat - ob nun aus Mittäterschaft, Faulheit oder falsch verstandener Kundentreue - wird auch was auf die Mütze bekommen. Und hoffentlich was draus lernen.
Sicherlich würde man sich eine höher Untersuchungsdichte wünschen, auf das solche Verbrechen - denn genau darum handelt es sich - schneller auffallen . . . aber das kostet halt Geld. Was in Zeiten leerer Staatskassen bei einem Billig-Produkt (siehe Preispolitik der Discounter und das dazu passende Einkaufsverhalten der Deutschen) schwer zu beschaffen ist.
Bitte um eure Meinungen …
Meine ganz persönlich Meinung:
Aus Gründen wie gesund ist es das Geld nicht wert. Ich selber kaufe so gut wie nie Bio und bin auch nicht kränker als die Müslis nebenan.
Aber vieleicht sollte man sich die Frage stellen, wieviel Dreck in der Umwelt (Pestizide) und wieviel Menschlichkeit (artgerechte Haltung/Schlachtung) wir unseren Kindern hinterlassen wollen.
Wobei ich persönlich da dringendere Ansatzpunkte (Müll, Energiegewinnung bzw. -verbrauch etc.) sehe. Öko-Möhren und Glühbirnen im gleichen Einkaufskorb . . . das passt einfach nicht!
Aber das soll jeder für sich selber entscheiden.
schönen Sonntag noch!
mabuse
PS:
PS: Vielleicht gibts ja irgendwo wirklich unabhängige Tests,
Nein! Wird es niemals geben!
Tests kosten Geld. Halbwegs aussagekräftige Tests, die viele Parameter und viele Proben berücksichtigen, kosten viel Geld. Richtig viel Geld! Wer immer dieses Geld aufbringt hat irgendein Interesse.
Und jeder Test, auch wenn er noch so ehrlich und unabhängig durchgeführt wird, steht und fällt mit der Auswahl der Parameter.
Ich hab auch schon reichlich Kritik wegen unseres „Vitamin-Wettrennens Dose gegen Frisch“ (bei dem die Dose gar nicht so schlecht abgeschnitten hat) einstecken müssen, das bei Auswahl anderer Parameter das Ergebniss anders ausfallen hätte können.
Ich hab mich damals halt auf Parameter (= Vitamine) begrenzt, bei denen die Methoden zur Verfügung standen und auch halbwegs bezahlbar waren.
Lass es mich beispielhaft formulieren:
Angenommen, die Öko führen eine Studie durch, und dabei kommt raus, das „normale“ Produkte besser oder wenigstens genauso gut seien - was glaubst du wohl, wird damit passieren? Genau, da kommt ein Stempel „Top Secret“ drauf, wird in eine Stahlkassette mit mindestens fünf Schlössern gesperrt, zugeschweißt und im tiefsten Loch verbuddelt, das sich finden lässt - idealerweise direkt neben dem atomaren Restmüll.
Umgekehrt gilt natürlich entsprechend das gleiche!
Und wenn dabei veröffentlichungswürdige Daten herauskommen (veröffentlichungswürdig im Sinne von „unsere Produkte sind besser“), dann schreit die andere Seite sofort „Schiebung“. Und das kann man mit geeigneter Auswahl der Parameter und Proben auch immer beweisen . . .
Auch hier: andersrum natürlich genau das gleiche!
Du kannst dir nur möglichst viele Quellen ansehen und Meinungen einholen und versuchen, dir so gut es halt geht, dein eigenes Bild zu machen. Ist nicht doll, aber bei so einem komplexen Thema, wo mehr mit Glaube, Liebe und Hoffnung gearbeitet wird als mit wissenschaftlich belegbaren Zahlen, liegt das halt in der Natur der Sache.
Jetzt aber wirklich schönen Sonntag!
mabuse