Biologischen Vater kennenlernen

Hi

In D hat ja eine 21jährige das Recht eingeklagt den Namen ihres biologischen Vaters zu erfahren, der sie mittels anonymer Samenspende gezeugt hat.

Wieso will man das wissen? Ich verstehe es nicht.

Was bringt es zu wissen, daß sich vor 21 Jahren XYZ für Geld einen runtergeholt hat und das Ergebnis in einem Plastikschälchen an einem Schalter abgegeben hat (überspitzt ausgedrückt).

Der Samenspender wird ja vermutlich „seinem“ Kind nicht freudestrahlend in die Arme fallen, wahrscheinlich eher das Gegenteil.

Was bringt diese Frau also dazu vor Gericht zu gehen. Mich interessiert da nicht die rechtliche Seite - ein Recht haben, muß ja nicht heißen, es auch zu nutzen -, sondern die psychologische.

Gruß
Edith

Hi

Was bringt diese Frau also dazu vor Gericht zu gehen. Mich
interessiert da nicht die rechtliche Seite - ein Recht haben,
muß ja nicht heißen, es auch zu nutzen -, sondern die
psychologische.

vielleicht will sie unbedingt wissen, wo diese Nase und diese Ohren herkommen. Auch im Hinblick auf Erbkrankhheiten könnte es interessant sein.

Gruß
T.

Hallo,

wir können hier natürlich nur spekulieren. Wenn wir wirklich wissen wollen, welche Motive jene Frau hatte, müssten wir sie fragen. Sie hat ja einen relativ hohen Aufwand (Klage) betrieben, um die Identität ihres Vaters zu erfahren. D. h., sie wird auch eine bewusste Idee dazu haben, was ihren Aufwand rechtfertigt. Natürlich können zusätzlich auch unbewusste Motive eine Rolle spielen.

Nun zum spekulativen Teil: Ein Motiv, das in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen könnte, ist, das Wissen über sich zu erhöhen. Wenn man viel über sich weiß, kann man sich besser steuern und dadurch effektiver handeln. Im Allgemeinen wird angenommen, dass das Wissen über seine Vorfahren auch das Wissen über sich selbst erhöht. Das ist biologisch erwiesen (Genetik), ist aber schon sehr lange Kulturwissen, wie das Sprichwort: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, zeigt.

Im jungen Erwachsenenalter sind i.d.R. viele Fragen über das Selbst noch offen. In dieser Phase müssen oft Entscheidungen über den Lebensweg (Beruf, Partnerschaft, Kinder etc.) getroffen werden. Möglicherweise erhofft sich jene Frau Antworten auf diese offen Fragen. Ob das über diesen Weg - dem Kennenlernen der leiblichen Eltern - sinnvoll ist, ist eine weitere Frage.

Viele Grüße

Hans-Peter

Hallo Edith,

es scheint ein Bedürfnis zu sein, seine biologischen Wurzeln zu kennen, zu wissen, woher man kommt. Weiter kann ich es nicht erklären.

Man könnte denken, jemand, der ohne biologischen Vater aufgewachsen ist und mit seinen „sozialen Eltern“ nicht ganz zufrieden ist, möchte diesen biologischen Vater kennenlernen und versuchen, das „Fehlende“ von ihm zu bekommen. Ich glaube aber, der Wunsch, den unbekannten Vater kennenzulernen, ist unabhängig von möglichen Defiziten.

Ich habe meinen Vater als Kind und als Jugendlicher nicht gekannt. Als jungem Erwachsenen war es mir sehr wichtig, ihn kennenzulernen. Mir war klar, daß er mich vielleicht ablehnen würde, trotzdem habe ich das durchgezogen. Ich war froh darüber, auch wenn die Begegnung teilweise enttäuschend war. Aus diesem Grund kann ich diese Frau vom Gefühl her schon verstehen (und finde es höchst befremdlich, daß der Zugang zu dieser Information überhaupt so schwierig gemacht wird).

Menschen, die mit beiden Eltern aufgewachsen sind, können das nicht ohne weiteres verstehen, da sie solche Wünsche aus ihrer eigenen Erfahrung einfach nicht kennen. Es ist ähnlich wie die Sache mit dem von Geburt Blinden und den Farben.

Irgendwie klingt aus Deinen Zeilen viel Unverständnis und Kritik durch. Warum eigentlich?

Grüße,

I.

hi

es scheint ein Bedürfnis zu sein, seine biologischen Wurzeln
zu kennen, zu wissen, woher man kommt. Weiter kann ich es
nicht erklären.

Du hast wahrscheinlich recht, daß es für jemanden, der seine Eltern, Großeltern… kennt nicht so leicht fällt, das zu verstehen.

Aus diesem Grund kann ich diese Frau vom Gefühl her schon
verstehen (und finde es höchst befremdlich, daß der Zugang zu
dieser Information überhaupt so schwierig gemacht wird).

Keine Ahnung wie die Rechtslage damals war, als dieser Mann seine Samenspende abgegeben hat.

Irgendwie klingt aus Deinen Zeilen viel Unverständnis und Kritik durch. Warum eigentlich?

Da ich die Vorgehensweise nicht verstanden habe - daher habe ich hier ja gefragt :wink: - stimmt das mit dem Unverständnis. Aber kritisieren wollte ich die Vorgehensweise nicht.

Ein bißchen klarer ist es mir jetzt geworden, aber ganz nachvollziehen kann ich es immer noch nicht.

Gruß
Edith

hi

(Genetik), ist aber schon sehr lange Kulturwissen, wie das
Sprichwort: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, zeigt.

Dann drücke ich die Daumen, daß sich der Samenspender nicht als mittlerweile betrunkener Obdachloser rausstellt.

getroffen werden. Möglicherweise erhofft sich jene Frau
Antworten auf diese offen Fragen. Ob das über diesen Weg - dem
Kennenlernen der leiblichen Eltern - sinnvoll ist, ist eine
weitere Frage.

Leicht wird es sicherlich nicht werden.

Gruß
Edith

hi

vielleicht will sie unbedingt wissen, wo diese Nase und diese
Ohren herkommen. Auch im Hinblick auf Erbkrankhheiten könnte
es interessant sein.

Hm, die Anfälligkeit für Erbkrankenheiten kann ja man ja auch anders rausfinden.

Vielleicht erfahren wir ja wie die Geschichte weitergeht.

Gruß
Edith

Hi Edith,

man stellt als Jugendlicher schon Überlegungen zu sich selbst und seinen Eltern an und vor allem auch darüber, was man alles von ‚denen‘ mitbekommen hat und was nicht.
Gerade in Bezug auf Kritik der erziehenden Eltern in der Form „immer musst du …“ oder "kannst denn nicht einmal … " fragt man sich, ob dieses eigene Verhalten irgendwie durch die leiblichen Eltern übertragen wurde? und inwiefern man sich dagegen wehren kann? Von daher geht es bei der Kenntnis* um die leiblichen Eltern sehr viel um die Frage wie man das eigene Verhalten und daraus resultierende Konflikte erklären könnte. Ob es wirklich weiterhilft, sie jetzt aber dahingestellt. Dennoch verstehe ich den Drang aufzuklären, was einen steuert, lenkt, motiviert, ankotzt, deprimiert, ermuntert,…

Grüße,
JPL

P.S.: diese Frage nach den Eltern stellt sich Adoptivkindern sehr viel mehr als solchen mit ‚nur‘ einem unbekannten leiblichen Elternteil.

* die Kenntnis des Namens alleine reicht allerdings bei weitem nicht, man muss sie schon kennen und verstehen lernen

Hallo!

Was bringt diese Frau also dazu vor Gericht zu gehen. Mich
interessiert da nicht die rechtliche Seite - ein Recht haben,
muß ja nicht heißen, es auch zu nutzen -, sondern die
psychologische.

Der Wunsch, den leiblichen Vater zu kennen, wurde ja schon mehrfach genannt. Ich möchte daher einen anderen Aspekt einbringen:
Ich halte es für denkbar, dass dieser Wunsch durchaus das erste Motiv war, dass sich die Sache dann aber weitgehend verselbständigt hat, und „der Kampf um den Vater“ nur noch der ursprüngliche Anlass war, um gegen den verantwortlichen Reproduktionsmediziner zu kämpfen, der die Herausgabe der Daten immer noch verweigert (nachdem er sie ihr mW anfänglich zugesichert hatte), und dann letztlich sogar gegen das System der Reproduktionsmedizin als solcher gerichtlich anzukämpfen.

In solchen ‚großen Kämpfen‘ steckt ja unglaublich viel narzisstisches Befriedigungspotential drin. Wenn man dann auch noch das moralische Recht auf seiner Seite hat, dann braucht man den ursprünglichen Anlass nur noch als Rechtfertigung, aber nicht mehr als Antrieb fürs Immerweiterkämpfen.

Das ist natürlich auch nur bloße Spekulation.
Ich „kenne“ die Dame ja nur aus ihrem Auftritt bei Stern TV.

Gruß
Tyll

Moin,

und finde es höchst befremdlich, daß der Zugang zu
dieser Information überhaupt so schwierig gemacht wird).

wie kann man das denn befremdlich finden? Da bietet man einen anonymen Mann für 5 Minuten Einzelkabine zehn Euro fünfzig und der soll sich dann den Rest seinen Lebens mit einer Unzahl von Kindesanfragen herum plagen?

Wozu ein Rechtsanspruch auf Namensnennung führt liegt doch wohl auf der Hand. Es wird fast niemand mehr zur Samenspende gehen und folglich wird diese Methode der Kindeserzeugung entweder aussterben oder es wir „aus dem Ausland“ eingeflogen. Oder Samenspenden werden sehr teuer, weil man dem Spender den ganzen künftigen Ärger mitbezahlen muss.

VG
J~