Bitte um Hilfe von einem Schweißfachmann, Guss

Hallo!

Ein kleiner Fehler ist mir passiert. Und zwar hab ich in unserem Hof einen fast eingefallenen Gully erneuert. Die Abdeckung, also das Rost und den Rahmen will ich weiter benutzen, und hab den neuen Schacht auch passend dazu betoniert.

Problem ist, dass der Rahmen vom Gullydeckel 6 Auflageflächen hat, und diese ziemlich stark abgenutzt sind. Das ist ein altes Ding, was vielleicht mal nach dem Krieg irgendwo übrig geblieben ist,  könnte vielleicht 100 Jahre alt sein, weiss ich nicht. Die Abdeckung klappert extrem im Rahmen rum.

Naja, jedenfalls hab ich vorher erstmal einen Schweißversuch gemacht, am Gitter, das hat sich mit dem MAG-Gerät halbwegs ordentlich schweissen lassen, und die Probenaht lässt sich auch nicht abschlagen.

Nachdem ich heute mit dem Beton fertig war, dachte ich, schweiß ich mal die abgenutzten Stellen am Gully-Rahmen auf. Ich hab schon gemerkt, dass es sich irgendwie nicht schweißen lässt, es war dann zwar so, wie ich es haben wollte, hat aber nicht gehalten.
Ich konnte das Aufgeschweißte wieder abschlagen.

Frage ist nun, wie es weitergeht, ich würde das schon gern reparieren.
Eine grund-Ausbildung zwecks schweißen hab ich bei der Berufsausbildung hinter mir, kann das auch recht gut, weiss auch, das Guss kritisch ist, hab aber leider keine Erfahrung- Fachwissen dazu.
Vielleicht kann mir da jemand helfen, irgend ein Unfall kann ja nicht passieren, höchstens, dass der Gully wieder klappert, wie jetzt.

Ich habe ein professionelles MAG-Gerät zur Verfügung, sowie ein mittleres Elektrodenschweißgerät, mit Wechselstrom, sowie Autogenzeugs, auch mit großen Flaschen und großen Brennern, zwecks Vorwärmen.

Schweißtechnikgeschäft, wo es bestimmt auch spezial-Elektroden gibt, ist auch in der Nähe.
Ebenso hab ich noch paar Elektroden, für Ofenguss, hab die aber noch nie ausprobiert.

LG, Steffen!

Hallo Edelherb

Das erwähnte Gitter könnte aus Temperguss weiss oder Stahlguss gewesen sein, deshalb lässt es sich auch schweißen.
Für den Deckel trifft es wohl eher Temperguss schwarz oder gar Grauguss.
Irgendwelche Schweißveersuche sind bei Grauguss, auch wenn es untergeordnete Funktion hat, vergebliche Liebesmüh.
Ich empfehle dir, dort mit Hartlöten zu arbeiten.
Je nach Spaltgröße lötest du passende Stahlstücke an oder lötest bis ca.3 mm direkt ein Messing „Kissen“ auf.
Zum Löten braucht der Deckel (oder auch der Rand) nur bis ca. 800 °C (Kirschrot) an der Reparaturstelle erwärmt zu werden.
Die Festigkeit der Lötverbindungen dürfte für den Zweck ausreichen.
Die Lote gibt es für unterschiedliche Temperaturbereiche, wähle 700…800°C aus.
Das beschriebene Vorgehen ist bewährt und birgt die wenigsten Überraschungen.

Viel Erfolg
W.

Hallo!

Dankeschön für die Antwort.
Ich hab es heute Nachmittag aber leider schon mit den Guss-Elektroden geschweißt, das ging ziemlich bescheiden, um das mal so auszudrücken, und sieht auch so aus.
Hält aber scheinbar.

Hätt ich nur noch bis auf Deine Antwort gewartet…
Naja, auf die Idee mit dem Hartlöten wäre ich nie gekommen, wenn es mal Probleme gibt, werde ich das dann so machen.

Danke und Grüße, Edelherb!

Beim Guss schweißen sollte man das Teil immer vorher (mit Gasbrenner) aufwärmen damit es nacher nicht abspringt,ich hatte damit noch nie Probleme. Gruß

Hi!

Kannst Du mir sagen, auf welche Temperatur etwa?

Grüße, E!

Hallo Edelherb

Das ist eine diffizile Geschichte.
Typischerweise soll durch das „Aufwärmen“ der Kohlenstoff im Schweißbereich reduziert werden. Das bedeutet ca. 850 bis 950 °C über etwa 3 min halten.
Die Flamme soll dabei deutlichen Sauerstoffüberschuss haben, sonst kohlt das Gefüge noch weiter auf.
Es ist und bleibt eine riskante Angelegenheit; denn der Deckel kann sich auch mit einem kräftigen Knacks komplett verabschieden.
Du musst abwägen, was du willst.
Hier noch eine zweite Lösung:
Wenn der Material Bedarf mehr als 3 mm beträgt, könnte man auch ein Loch M8 bohren und einen kleinen Stahlblock mit einer Senkkopf Schraube M8 anschrauben.

Gruß
W.

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Hallo Wilhelm!

Ja, danke, jetzt hab ich es zumindest theoretisch verstanden, was das mit dem Anwärmen zu tun hat. Super gut und einfach erklärt!

Na, ich sag mal, für meine Zwecke wird es wohl gehen und halten, wie es ist. Schlimmer als vorher wird es nicht.
Unfallgefahr ist auch nicht.

Na, ich sag mal, ehe ich da lange herumexperimentiere, (das mit den Klötzchen anschrauben ist übrigens auch eine gute Idee), kann ich auch mal meine vielen Freunde vom Bau fragen, ob die mir so einen gut erhaltenen, neueren Deckel mitbringen können.

Danke,
Grüße, Edelherb!

Hi,

Guss ist immer problematisch zu schweißen und schon gar, wenn man nicht weiss was es für einer ist.

Wenn es ein Gullideckel ist, so ist es das billigste Gusseisen, was es gibt. Soll heißen viel Kohlenstoff.

Schweißen geht nur mit Nickelelektroden, Vorwärmen auf ca. 600°C und hämmern jeder Lage aus der Schweißwärme.

Neuer Deckel ist billiger!

Gruß vom Raben

Aha,

der Experte. Einen Gusswerkstoff mittels Autogen zu schweißen, kommt dem Versuch eine Maus zu melken gleich.

Gusswerkstoffe zeichnen sich durch eine gute Druckfestigkeit und durch eine miese Zugfestigkeit aus.

Somit muss der Guss auf ca. 600°C vorgewärmt werden und dann mit einem Filler auf rein Nickel oder Nickelbasis, wie NiCro82, geschweißt werden. Dazu ist es notwendig jede Lage aus der Schweißwärme zu hämmern, damit die Schrumpfspannungen nicht denen der Zugfestigkeit des Gusses übersteigen. Dann erfolgt eine kontrollierte Abkühlung im Ofen und/oder evtl. eine Spannungsarmglühung.

Gruß vom Raben