Bitte um Übersetzung eines Satzes Deutsch-Latein

Hallo zusammen,

ich bitte um die richtige Übersetzung eines Satzes:

„Die Zeit vergeht, bewahre und genieße, lebe!“

Ich habe es mit einem Deutsch-Latein Online Übersetzer so hinbekommen:

Fur tempus transit
Reservare et gustare vita!

Wann wird im lateinischen groß/klein geschrieben und wie sieht es bei der Kommasetzung aus? Vielen Dank.

Lübecker

Hallo

mein Latein ist zwar ein wenig eingerostet, aber für diesen Satz inkl. Info reicht es noch.

„Die Zeit vergeht, bewahre und genieße, lebe!“

„Tempus transit reserva et fruere et vive!“

Ich hoffe der Satz ist nicht aus einem Kontext gerissen, da im deutschen Satz eine Konotation auf Zeit vorliegt. D.h. wenn der Satz alleine so stehen soll, passt’s.

>> Mit Kommata im Lateinischen ist es so ein interner Krieg, da die alten Römer lt. Schriftstücken keine verwendeten, aber in vielen neueren Fassungen wiedrum Kommata verwendet werden

>> Im Lateinischen schreibt man außer Satzinitiale und Eigennamen alles klein; wie im Englischen.

Hoffentlich konnte ich dir helfen

Grüße und schöne Feiertage

PS: Übersetzungen sind immer subjektiv :smile:

Servus,

„Die Zeit vergeht, bewahre und genieße, lebe!“

Wo das „fur“ (= Dieb) genau herkommt, kann ich mir nicht vorstellen.

Die von der Maschine verwendeten Formen „servare“ und „gustare“ gibt es zwar, aber ich täte hier lieber einen ganz regelmäßigen Imperativ verwenden, um keine Überraschungen zu erleben. Außerdem gibt die Aufreihung von zwei Verben und einem Substantiv im Nominativ keinen Sinn, die die Maschine vornimmt. Und für „bewahren“ täte ich conservare nehmen, für „genießen“ frui, und „leben“ heißt schlicht „vivere“.

Daraus mein Vorschlag:

Tempus fugit, ergo conserva, frui et vive!

Wobei die Mängel des deutschen Satzes, in dem nicht gesagt wird, wer oder was bewahrt und genossen werden soll, und in dem zum Leben aufgefordert wird, was der Angesprochene nolens volens eh tut, im Lateinischen nicht besser werden. Das „ergo“ (= „also“) habe ich dazugetan, damit der Satz überhaupt einen sinnvollen Zusammenhalt bekommt.

  • im klassischen Latein gibt es weder Groß- und Kleinschreibung noch Kommasetzung, aber im Lauf der rund dreitausend Jahre, während derer Latein geschrieben wird, hat sich das oft geändert.

Schöne Grüße

MM

für
„genießen“ frui

Mein Vorschlag:
Der Imperativ vom Deponens frui lautet
fruere!
Valete!
Hannes

Ach Hannes,

jetzt hab ich extra eine Weile gewartet, dass Du Dich der Sache mit Hand und Fuß annähmest (etwa auch zur Klärung des Imperatifs auf -are, der mir bloß in neuzeitlichem Latein - „Dignare me laudare Te“ - begegnet ist, was aber nichts heißen soll), aber Pfeifadeckl - da wartest Du wieder extra meine Halbheiten ab… :wink:

Nundenn, wenn das mit der Lateinmode hier so weitergeht, lern ichs vielleicht auch wieder richtig.

Spero ut tibi erunt felices dies celebrationis nativitatis Domini!

Martinus Sorethanus

Hi!

„Dignare me laudare Te“ -

Das ist ja schon des Pudels Kern:
Es handelt sich da um das Deponens dignari mit dem entsprechenden Infinitiv.
Mein Hinweis an die Schüler: Der Imperativ Singular beim Deponens aller Konjugationen sieht aus wie der Infinitiv Präsens Aktiv, wenn es ihn gäbe.

„Dignare me laudare Te“ -

Ist das ein Satz aus einem alten Mariengebet? Hab da so eine Reminiszenz im Hinterkopf.

da wartest Du wieder extra meine
Halbheiten ab… :wink:

Nee, ich hatte tagelang nachmittags in diversen Bibliotheken Münchens zu tun auf der Suche nach opera des weiland Königlichen Hofkapellmeisters Aiblinger.
Festum Nativitatis Domini exspectans plurimas salutationes tibi impertit
Joannes

Martinus Sorethanus Ioanni Magistri Doctissimi S.P.D.

„Dignare me laudare Te“ -

Ist das ein Satz aus einem alten Mariengebet? Hab da so eine
Reminiszenz im Hinterkopf.

In der Tat. Das ist von Duns Scotus, respektive wird ihm zugeschrieben.

Man kann ihn hier im Kreis einiger Marienverehrer sehen (Darstellung vom Deckengemälde im Bibliothekssaal des weiland Prämonstratenserklosters Schussenried, gemalen von Franz Georg Hermann, abfotografiert von Franz Ege):

http://s11b.directupload.net/file/d/2017/qnao3ljg_jp…

Duns Scotus in Franziskanerkutte ist links unterhalb der Muttergottes zu sehen, auf der Fotografie ist der Text „Dignare me laudare Te“ in seinem Buch nicht leserlich. Unmittelbar rechts von der Muttergottes (mit verkrampft gelähmten Händen & Schulter) Hermannus Contractus von der Reichenau und ein anderer Benediktiner, unterhalb von Hermannus sitzend Bernhard von Clairvaux, zwischen Bernhard und Duns Scotus zwei Prämonstratenser, der rechte davon der Marienmystiker Hermann Joseph aus Steinfeld.

Die drei übrigen - den Bischof (?) links oberhalb Duns Scotus mit Mitra, blauem Habit und rotem Umhang, den Prämonstratenser zwischen dem Hl. Hermann Joseph und Duns Scotus halb kniend, und den anderen Benediktiner rechts über Hermannus Contractus - hat mein Vater trotz jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Bildprogramm des Saals nicht entschlüsseln können. Vielleicht fällt Dir etwas dazu ein - zuzutrauen wärs Dir ja.

Nee, ich hatte tagelang nachmittags in diversen Bibliotheken
Münchens zu tun

Das glaub ich gleich, dass Du ein Leben außerhalb dieser Veranstaltung hier führst: Das war auch nicht ganz so ernst gemeint meinerseits.

So, jetzt ischt aber Hai honda fir heit.

Ego nunc per primam diem liberatus labore quotidiano optime valeo. Spero ut valeas quoque.

M. Sorethanus

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Danke, Martin für den Hinweis auf den Text!
Das Fresko in Schussariad ist mir bekannt, wenn auch in der Erinnerung nicht so genau.
Gruß und Wünsche für eine gute Zeit!
Hannes