Blitzableiter für Wohnhaus - Sinnvoll?

Hallo!

Eine Komponente des Blitzschutzes wird weit ins Erdreich abgesenkt und bringt nun das elektrische Potential von ca. -3 Metern auf das Dach. Wenn alles korrekt ausgeführt ist, ist das Gebäude aus Sicht des Blitzes ein 3 Meter tiefes Loch. Er bevorzugt dann also eher andere Einschlagpunkte.

Es tut mir leid, aber das ist völlig falsch.

Betrachte zwei Drähte, zwischen denen eine Hochspannung herrscht. Jeder Draht befindet sich damit auf einem bestimmten Potenzial. Der Funkenüberschlag findet dort statt, wo die Potenzialdifferenz pro Strecke (=Feldstärke) am höchsten ist. Das ist für gewöhnlich dort, wo sich die Drähte am nächsten kommen.

Ein Haus auf einer flachen Ebene bringt das Erdpotenzial den Wolken ein Stück näher (d.h. die Distanz wird kleiner), so daß der Blitz bevorzugt ins Haus, und nicht in die direkte Umgebung einschlägt. Der Blitz „will in den Boden“, und wird dazu durchs Dach ins Haus fließen. Das allein kann schon genügend Hitze für einen Brand auslösen, grade im gerne staubtrockenen Dach. Und findet der Blitz eine Stromleitung (geringer Widerstand zum Boden), nimmt er natürlich gerne die, und grillt dabei so ziemlich alle Elektrogeräte.

Der Sinn des Blitzableiters ist, dem Blitz bereits AUF dem Dach eine gut leitende Möglichkeit in den Boden zu bieten, den Blitz also abzuleiten, bevor er ins Haus eindringt. Ganz verhindern lässt sich das aber auch nicht zu 100%, daher können auch mit Blitzschutzableiter elektrische Geräte kaputt gehen.

Es gibt da übrigens noch einen Effekt: Nähert sich ein Blitz der Erde, bildet sich am Einschlagort ebenfalls ein Blitz, der sich dem Blitz aus den Wolken nähert und schließlich sich schließlich mit ihm vereint. Und der Blitz kommt bevorzugt aus Spitzen, Ecken und Kanten, da dort aus geometrischen Größen die Feldstärke recht hoch ist. Er bildet sich daher gerne aus dem runden Draht des Blitzableiters, oder noch lieber aus dessen Spitzen, die deshalb immer nach oben gebogen werden.

Aus dem Grund haben Blitzableiter schon einen gewissen anziehenden (oder besser: einfangenden) Effekt auf den Blitz. Sonst würde ein Draht auf dem Dach nicht reichen, und man müßte das ganze Dach mit Metall beplanken. Der Effekt wirkt aber nur ein paar wenige Meter weit.

Das hier ist jetzt schon wieder recht lang geworden… Nur eines noch: bei Blitzen sollte man Begriffe wie Potenzial und Leitfähigkeit nochmal kräftig überdenken. Schließlich fließen sie mehrere Hundert Meter durch die nicht leitende Luft…

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Hallo,

habe mal ein paar Fragen zum Thema Blitzableiter:

  • Ist ein Blitzableiter für ein Wohnhaus sinnvoll?
  • Was genau bewirkt/verhindert er?
  • Mit welchen Kosten muss man rechnen?

Hallo,

es gibt keine 100%ige Sicherheit. Nie.

Die Kraft des Blitzes ist nicht alleine auf seine elektrische Energie begrenzt.
Jeder stromdurchflossene Leiter ist von einem Magnetfeld umgeben. Es entsteht also ein (sehr lokaler) EMP.
Es entsteht eine - zwar sehr lokale - unheimliche blitzartige Erwärmung auf mehrere Tausend Grad. Warme Luft dehnt sich aus und erzeugt dadurch eine Druckwelle. Das ist der Donner zum Blitz.
Letztlich haben wir noch das imense Licht, dass aber eher biologische Schäden verursacht. Verblitzung der Augen etc.

MfG Frank

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Hallo!

Ein Blitzableiter „zieht“ keine Blitze an. Das Risiko eines Einschlags ist gleich, ob Haus Blitzschutz hat oder nicht !
Aber wenn der Blitz nun doch einschlägt, dann hat er im Haus mit Blitzschutz einen zerstörungsfreien Weg zur Erde und muss nicht den Weg durch Bauteile wie Schornstein, Dachziegel und Mauerwerk nehmen.
An diesen nicht gut leitenden Bauteilen richtet der Blitz dann ja die Schäden an, Sprengwirkung und auch Feuer/Brand.
Zusätzlich die indirekten Schäden durch Überspannung an der Elektrik/Elektronik.

MfG
duck313

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Hallo,

zum Thema „Blitzableiter“ gibt es viele Meinungen, leider sind da einige Vorstellungen grundfalsch.

Ein Blitz ist ein reines Zufallsereigniss.
Wo und wann er einschlägt, ist nicht berechenbar oder vorhersehbar.

Hat sich eine elektrische Ladung entschieden, in Form eines Blitzes zur Erde zu donnern, dann kann man den Blitz nur in sehr geringem Umfang beeinflussen.

Er sucht sich nicht stets die höchste Stelle aus - es gibt Blitze, die seitlich in einen Turm oder Funkmast einschlagen!

Daher erhöht ein Blitzableiter auch nicht das Einschlagrisiko, bzw. nur in äußerst geringen Maß:

Fährt ein Blitz zur Erde und läuft zwischen deinem Haus und dem deines 6m entfernten Nachbarn, dann wird er allerdings eher in deinen Blitzableiter als in den Dachstuhl des Nachbarn einschlagen.

Was bringt er?

Ohne Ableiter haut er dir in den Dachstuhl oder Schornstein und verursacht massive Gebäudeschäden - bis zum Brand.
Mit Ableiter hast du eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz auf den letzten paar Metern umgelenkt wird und in eine der Fangstannen einschlägt. Dann sind wohl trotzdem etliche Teile der Hauselektrik und -elektronik defekt, aber das Haus steht noch.

Ob man einen Blitzschutz installiert, ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeit des Einschlags und der Höhe des eventuellen Schadens.

Ein Hotel auf einer Bergkuppe sollte Blitzableiter haben, ein Wohnhaus im Tal eher nicht.

Hallo,

der Blitz siucht sich den einfachsten Weg und schlägt bevorzug in den ELEKTRISCH höchsten Punkt ein.
Eine Komponente des Blitzschutzes wird weit ins Erdreich abgesenkt und bringt nun das elektrische Potential von ca. -3 Metern auf das Dach. Wenn alles korrekt ausgeführt ist, ist das Gebäude aus Sicht des Blitzes ein 3 Meter tiefes Loch. Er bevorzugt dann also eher andere Einschlagpunkte.
Sollte der Blitz dennoch einschlagen, wird die Energie an den Ableitern entlang um das Gebäude herumgeführt. Das ist deutlich weniger zerstörerisch als mitten hindurch.

MfG Frank

Es ist richtig dass man den Erdpotential auf das Dach bringt (das macht aber z.B.eine Dachrinne genauso), damit steigt r natürlich das Einschlagrisiko, da die Spannungsdifferenz (das Potential) von Wolke zu Erde ist, aber sich nun das Potential am Einschlagpunkt über dem Dach befindet und daher dieser bevorzugt wird (was ja genau damit bezweckt wird).
Damit dieser Einschlagpunkt (Fangstange) den Blitzstrom geplantermassen ins Erdreich ableiten soll.
Da der Strom nun über den Blitzableiter abfliesst, der ja so ausgelegt ist dass er den Blitzstrom erträgt ohne in Brand zu geraten, schützt der Blitzableiter genau davor, dass nicht ein nasses Holz, irgendein Kabel etc. den Blitzstrom führt und dabei abbrennt.
OL

Hallo!

ein Blitzableiter schützt natürlich nicht vor Blitzeinschlag ! Aber er bietet dem Blitz im Einschlagfall einen bestimmten Weg an, der kurz und sehr gut leitend zur Erde führt.
Es kommt also nicht zu Sprengwirkung am Mauerwerk/Dach durch den Blitz oder zu Brand.

Überspannungsschäden verhindert ein Blitzableiter allein nicht.

Aber zu einer Blitzschutzanlage gehört auch immer der „Blitzschutz-Potenzialausgleich“ aller internen Installation (Metallteile, Rohrleitungen, E-Leitungen von Haustechnik).
Erst dadurch werden Geräte und Stromkabel geschützt.

100 % sicher ist man leider nie, aber in einem Haus mit fachgerecht errichteter Blitzschutzanlage einschl. Überspannungsableiter und Potenzialausgleich wäre man sehr sicher.

Zu den Kosten:
Die sind bei einem geplanten Neubau lächerlich gering. Rechne mal mit 1 bis 2 % der Bausumme ( gängiges EFH).
Warum so preiswert ? Weil man die Erdungsanlage und den Potenzialausgleich sowieso immer braucht, man muss nur an den Hausecken Anschlussfahnen extra für die Dachableitungen vorsehen.
Dann kämen nur noch die Dachfangleitungen und der Überspannungsschutz hinzu.

Nachträgliches Errichten ist schon gleich wesentlich teurer, insbesondere wegen der fälligen Erdarbeiten der Erdungsanlage.

Und ob man es braucht ?
Das kommt ganz auf die Örtlichkeit und Lage des Hauses an. Ist es mitten im Dorf, Haus neben Haus, dann eher nicht (normales Risiko).
Steht Haus aber allein, noch dazu auf kleiner Anhöhe, dann ist das Risiko bereits höher. Oder wenn ein hoher Baum neben dem Haus steht, Haus eine Dachantenne hat oder besondere Dachaufbauten, die aus der Dachebene herausragen( Beispiel aufgeständerte Solaranlage auf Flachdach)

Man kann das berechnen und so feststellen, ob Blitzschutz notwendig ist (weil eben ein höheres Risiko besteht).
Aber das sind Statistikwerte. Auch bei höherem Risiko muss der Blitz nie einschlagen.

MfG
duck313

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Danke schonmal. Weniger zerstörerisch heißt, dass es auch mit Blitzableiter bei einem Blitzschlag ins Haus zu einem Feuer oder Schäden an Elektrik kommen kann? Oder ist man da 100% sicher?

Super. Danke schonmal. Also schützt ein Blitzableiter nicht direkt vor einen möglichen Einschlag, sondern vor Feuer und mögliche Schäden an der Elektronik im Haus. Habe ich das richtig verstanden?

Das Risiko, dass der Blitz in ein Haus mit Ableiter einschlägt bleibt gleich, ist erhöht oder niedriger?

Hallo X_Strom,
ein sogenannter Blitzableiter soll eigentlich nicht den Blitz „ableiten“, sondern verhindern.
Wenn möglichst viele (geerdete) Spitzen (Tesla-Effekt) in den Himmel ragen, dann sollte der Ladungsaustausch möglichst gleichmäßig erfolgen.
Soweit die Theorie, die Praxis ist, wie so oft, weit entfernt.

  • Volker Wolter -