Hallo Roland,
Gestern gab es schon bei Aufzug eines Gewitters einen
Stromausfall, ohne offensichtlichen Einschlag in der Nähe.
Bisher lebte ich in dem Glauben, dass öffentliche Strom- und
Telefonleitungen so abgesichert sein müssten, dass nur direkte
Einschläge Schäden verursachen.
Dann überlege mal, woher dein Strom kommt. Das Leitungsnetz ist doch weit verzweigt und ausgedehnt! Ein Blitzschlag in fünf Kilometern Entfernung (da, wo das Gewitter aufzieht) kann also doch schon direkt das Mittelspannungssystem treffen, welches dich bzw. „deine“ Trafostation versorgt, vor allem im ländlichen Bereich.
Und in etwa 90 % der Fälle gehen gewitterbedingte Störungen von der Mittelspannungsebene aus; nur 9,9 % von der Niederspannungs- und 0,1 % von der Hochspannungsebene (ungefähr!).
Grund:
Im Hochspannungsnetz ist zwar der Freileitungsanteil hoch, aber es gibt durchgängig Erdseile, die den Blitz abfangen. Sollte doch einmal eine Leiterseil vom Blitz getroffen und das zugehörige System vom Schutzrelais ausgeschaltet werden, gibt es eine Automatische Wiedereinschaltung, die der Verbraucher absolut nicht merkt, weil jederzeit ein paralleles „Bein“ die Weiterversorgung sicherstellt.
Das Niederspannungsnetz ist wegen seines hohen Verkabelungsgrads auch kaum anfällig. Jede Trafostation hat hier ihr eigenes Netz, weshalb ggf. Ausfälle nur sehr kleinräumig auftreten und den Einzelnen daher selten tangieren.
Anders sieht es in der Mittelspannung aus. Hier gibt es immer noch recht viele Freileitungen, die aus Kostengründen nahezu immer ohne Erdseil auskommen müssen. Das erhöht das Einschlagrisiko schon einmal immens. Hinzu kommt, dass man in den meisten Netzen so viele Kabelstücken am selben Umspannwerksabgang mit dieser betroffenen Freileitung hat, dass aus technischen Gründen keine automatische Wiedereinschaltung aktiviert wird (Kabelfehler werden dadurch nämlich nicht behoben). Manchmal fällt diese Funktion aber auch einfach aus, wurde vergessen zu aktivieren oder ähnliches.
Zu guter Letzt kommt zum Tragen, dass nur selten eine geschlossene Ringfahrweise im Mittelspannungsnetz angewendet wird. Eine Parallelversorgung eines jeden Punkts ist also meist nicht existent. Durch die Vielzahl von Trafostationen im Gegensatz zu Umspannwerken kann nicht jedes Leitungsstück zwischen zwei Trafostationen im Fehlerfall einzeln herausgeschaltet werden.
MfG,
Marius