Hallo Georg!
Blitzschutz,mein Lieblingsthema,aber ob ich alles klären helfen kann ?
Hast Du den „Blitzplaner“ von Dehn & Söhne vorliegen(Buch oder CD) ? Wenn nein,den kann ich empfehlen,er ist ausführlich und gibt auch Hinweise zur Berechnung des Trennungsabstandes „s“. Der ist nämlich nicht fest,er hängt von vielen Faktoren der Blitzschutzanlage ab.
Dieser Abstand bestimmt den Mindestabstand eines in den Blitzschutz einbezogenen Teils(also Fangleitung,Fangstange …) und einem angenäherten isolierten Teil(was aber z.B. über den PE geerdet sein kann,weil es Elektrik enthält(Lüfter,Scheinwerfer,…).
Ist der Abstand eingehalten,dann braucht das Bauteil nicht in den Blitzschutz einbezogen werden( in PA am Fußpunkt i.d.R. ja).
Das direkte Einbeziehen ist ja oft nicht machbar,bzw. unerwünscht,weil man damit den Blitz(Teilentladung mindestens) in die Hauselektrik hereinholt,wenn Stromkabel von dort ins Hausinnere führen.
Warum sind dann Kabel für zB Scheinwerfer/Werbeschilder auf
dem Dach erlaubt, wenn diese mit einer eigenen Fangstange
versehen werden. Das ist dann doch eine ganz direkte
unmittelbare Annäherung, oder ???
Das werden „isolierte Fangstangen“ sein,isoliert von der Elektrik,dem Metall des Schweinwerfers. Isolierstangen stehen im Schutzabstand zum Scheinwerfer und überragen ihn soweit,das sich von Fangstangenspitze aus ein Schutzkegel bildet,der das Teil überdeckt und so vor Direkteinschlägen schützt.
Mit isolierten Stangen/Abstandshaltern und ggf. speziellen isolierten Blitzschutzleitungen(HVI) kann man den Abstand gegenüber blanken Metallfangstangen verringern.
Warum dürfen Kabel auf dem Dach in geerdeten Metallrohren
verlegt werden? Näher gehts ja nimmer
So verhindert man Direkteinschläge ins Kabel,das ist ja kaum blitzstromfest,weil Adern zu dünn. Die in den Blitzschutz eingezogene Metallhülle des Rohres ist blitzstromfest.
Wie funktioniert eine „Funkenstrecke“ und wann ist sowas
erforderlich?
Aufbau: zwei Metallelektroden sind wenige Millimeter voneinander getrennt und in einem Keramikblock eingeschmolzen(gasdicht). Normal hochisolierend,mit Einschlagfall ab ca. 4 kV leitend.
Man kann damit Bauteile blitzschutzmäßig koppeln,die aber trotzdem elektrisch isoliert sind.
Bekannte Anwendung: Potenzialausgleich von Rohrleitung zum Erdtank in den PA des Hauses. Hier aus Gründen des Korrosionsschutzes. Erst im Einschlagfall wird auch die Tankleitung in Blitzschutz-PA einbezogen.
Wenn man z.B. eine metallene Lüfterhaube auf dem Dach mit Trennfunkenstrecke an die Fangleitungen anschließt,dann hat man bei entfernten Blitzeinschlägen auf dem Dach noch keine Teilentladung auf der Haube und dem enthaltenen PE.
Erst ein Direkteinschlag koppelt an Fangleitungen an,leitet Hauptenergie weg,Teilentladung geht über PE in die Elektrik.
Das ist heute auch unerwünscht,deshalb macht man das kaum noch,man nimmt die oben beschriebenen „isolierten“ Fangstangen als Direktschutz.
Kabel an oder unter Metallbrüstungen (wie heisst dieses
umlaufende Deckblech gleich nochmal?) auf dem Dach sind m.E.
unbedenklich, weil von der großflächig metallenen Fassade ja
wohl keine Spannung überschlagen kann, oder?
Die umlaufende Attika um ein Flachdach mit Metallabdeckung ist ja Teil der Blitzschutzanlage,entweder bildet es selbst die äußere Fangleitung oder es ist mit der innen auf der Dachfläche oder Brüstungsmauerwerk liegenden Fangleitung mehrfach verbunden. Ein darunter liegendes Kabel wäre vor Direkteinschlag geschützt,aber nicht vor eingekoppelten Überspannungen.
Was kann aber an der Stelle passieren, wo das Kabel unter der
Brüstung mehr oder weniger weit herauskommt und in die Leuchte
geht?
je nach Schutzklasse des Gebäudes müsste man ggf. dort auf der Brüstung über der auskragenden Leuchte eine Fangstange anbringen,die wieder mit ihrem Schutzwinkel die Leuchte überdeckt.
In der Regel schafft das aber schon die Dachkante selbst,denn auch von dort aus bildet sich der Schutzwinkel(z.B. 45°) aus,der alles unterhalb bis Erdboden vor Direkteinschlag schützt,je weiter man zum Erdboden kommt,umso weiter könnten Bauteile aus Fassade auskragen und wären noch geschützt.
Deshalb müssen ja auch Antennen und Satschüsseln an Fassaden bei Einhaltung bestimmter Maße nicht mit Blitzschutz versehen werden (mit PA schon).
mfG
duck313