Blumenzwiebeln übersommern ohne Keller

Hallo, liebe Pflanzenkenner! Dies Jahr wollte ich den Bienen was Gutes tun und auch schon etwas Frühlingsfreude vorbereiten. Fast 20 Euro im Gartencenter gelassen, die vorgezogenen Krokusse, Narzissen (die sind für mich), Schneeglöckchen und Traubenhyazinthen in den Blumenkasten gepflanzt. Die sollten tagsüber raus und Nachts ev. rein. Und dann kam der Winter - na, toll. Die Pflanzen sind drin, es ist zu kalt. Natürlich bereits alle aufgeblüht und somit für die Bienen dies Jahr kein Futter hier. Und ich bin zu geizig, sie einfach im Tiergarten irgendwo auszusetzen - zumal die Stadtgärtner echt renitent sind und alles nicht planmäßige eliminieren. Frage: Wie übersommere ich sie? Plan ist, verwelken lassen, Blätter bleiben dran bis komplett trocken und sie selbst abfallen. Jedoch habe ich keine Garten mehr und der Keller ist - für diesen Zweck leider - warm und trocken. Geht es ev. im schattigsten Zimmer, im Karton bei normaler Zimmertemperatur? Und wann müssen die Kleinen für das Frühjahr 2013 in den Kasten? Danke schon jetzt für fachkundigen Rat!

Übrigens habe ich einen Ficus gerettet, topfe ihn gerade um. Wer in Berlin wohnt - der kann ihn gerne haben. Ist ca. 1,70 hoch und unten geflochten, im Moment nicht buschig. Und ich habe bereits zu viele davon…,

Hallo,

Dies Jahr wollte ich den Bienen
was Gutes tun

löblich

und auch schon etwas Frühlingsfreude
vorbereiten. Fast 20 Euro im Gartencenter gelassen, die
vorgezogenen Krokusse, Narzissen (die sind für mich),
Schneeglöckchen und Traubenhyazinthen in den Blumenkasten
gepflanzt.

für ein Bienenvolk mengenmäßig … aber die gute Absicht zählt ja auch

Die sollten tagsüber raus und Nachts ev. rein. Und
dann kam der Winter - na, toll.

oh je, du Arme! Wir hatten Glück - bei uns war es zwar seit Oktober vollsonnig bis Mitte Dezember, aber gleichmäßig kalt. Und jetzt war es natürlich drei Wochen a…kalt und inzwischen schneit es. Blumenzwiebeln alle noch unter der Erde.

Die Pflanzen sind drin, es ist
zu kalt. Natürlich bereits alle aufgeblüht und somit für die
Bienen dies Jahr kein Futter hier. Und ich bin zu geizig, sie
einfach im Tiergarten irgendwo auszusetzen - zumal die
Stadtgärtner echt renitent sind und alles nicht planmäßige
eliminieren.

Stadtgärtner müssen auch darauf achten, dass niemand verseuchtes Pflanzenmaterial einschleppt. (Zwiebelblüher können nette Viren haben)

Frage: Wie übersommere ich sie? Plan ist,
verwelken lassen, Blätter bleiben dran bis komplett trocken
und sie selbst abfallen.

aber bis zum Verwelken bitte regelmäßig gießen und vor allem düngen! Häufig sind Narzisse & Co nach der Blüte entkräftet. Ohne menschliche Nachhilfe wird das im Folgejahr mager bis nichts mit dem Flor.

Jedoch habe ich keine Garten mehr und
der Keller ist - für diesen Zweck leider - warm und trocken.
Geht es ev. im schattigsten Zimmer, im Karton bei normaler
Zimmertemperatur?

Eher nein. Zimmer sind m.E. noch wärmer als Kellerräume.

Optimal - für die Pflanzen - wäre nachts eine leichte Minustempatur, tagsüber von dieser ansteigend bis zu einem Maximum von 40°. Alles, was uns im Frühling freut, stammt aus Weltgegenden mit heißen und knochentrockenen Sommern und grausam kalten Wintern.
Ebenmaß ist nichts für Zwiebeln.

Besser überleben die in einem schattigen Eck auf dem Balkon.

Und wann müssen die Kleinen für das Frühjahr
2013 in den Kasten?

Sie können, sobald die Zwiebeln sauber geputzt und trocken sind. Zum Austreiben brauchen viele Zwiebelblüher aber einen Kältereiz.
Ideal wäre ganzjährig Balkon. Nur sollten die Kästen gegen Durchfrieren eingepackt werden und die Erde darf natürlich nicht austrocknen.

viele Grüße
Geli

Liebe Geli,
vielen Dank! Da waren sehr gute Informationen drin. ZB werde ich nicht mehr so grimmig die Stadtgärtner ansehen…
Etwas unklar ist noch die Sache mit dem Wieder-Einpflanzen. Könnte ich die Zwiebeln nicht - wie es auch Gärtnereien vermutlich machen - irgendwann im Winter im Zimmer in die Kästen packen und vorkultivieren? Denn Kästen draußen ist schwierig trotz Dämmplatte unten und diese Frostgaze drauf und Folie drum - es stirbt sehr viel ab.
Dunkle Ecke auf dem Balkon heißt, Zwiebeln in Zeitung legen und im Schatten. Aber wir haben einen Südbalkon - da steht im Sommer wirklich bis 17:30 die Sonne drauf. Das wird auch in der Ecke warm. Ich hoffe, nicht zu viel gefragt zu haben. Aber Du klingst so fachkundig. Vielen Dank auf jeden Fall
Christine

Moin,

Etwas unklar ist noch die Sache mit dem Wieder-Einpflanzen.
Könnte ich die Zwiebeln nicht - wie es auch Gärtnereien
vermutlich machen - irgendwann im Winter im Zimmer in die
Kästen packen und vorkultivieren?

könntest Du - nur, dass Gärtnereien Zwiebeln nicht bei Zimmertemperatur vorkultivieren, sondern deutlich kühler. Überlege doch - wenn Krokus & Co blühen, ist es im Freiland immer noch sehr, sehr frisch, sprich Frühling. Ein Tag mit 20° und die ganze Pracht ist hinüber.

Außerdem brauchen Zwiebelblüher einen Kälteschock = einige Nächte unter dem Gefrierpunkt.

Denn Kästen draußen ist
schwierig trotz Dämmplatte unten und diese Frostgaze drauf und
Folie drum - es stirbt sehr viel ab.

leider kann ich dazu nur sagen: Willkommen in der Wirklichkeit. Keine Pflanze dieser Welt ist ursprünglich für einen Balkonkasten gedacht. Man muss schon ein günstiges Jahr erwischen und einen günstigen Standort, dass Du im Folgejahr mit dem Ausgansmaterial Erfolg hast.
(Darum machen ja Erwerbsgärtner soviel Umsatz …)

Dunkle Ecke auf dem Balkon heißt, Zwiebeln in Zeitung legen
und im Schatten.

nicht unbedingt. Trockene Zwiebeln kann man auch im warmen Keller halten. Sie müssen halt trocken sein und das werden sie am besten, wenn Du sie im Kasten auf dem Balkon noch so lange päppelst - d.h. gießt und düngst bis schätzungsweise Juli. Das Laub muss freiwillig so trocken werden, trotz Gießen, dass Du es mit der Hand ohne Mühe aus der Erde ziehen kannst. DANN darf der Kasten durchtrocknen und die Blumenzwiebeln dürfen in ein Säckchen oder eine Papiertüte in den Keller bis Oktober.

Mach Dich aber darauf gefasst, dass die meisten Zwiebeln kleinere Töchter getrieben haben, während die ursprüngliche wahrscheinlich geschrumpft bis tot ist.
Narzissen sollten jetzt doppelt vorhanden sein und können geteilt werden.
Mach Dich bitte auch darauf gefasst, dass Tochterzwiebeln bis zu 3 Jahren brauchen können, bis sie wieder blühen.

Das ist u.a. der Grund, warum man in Holland die wunderbare Pracht blühender Tulpenfelder mäht. Man will kräftige Zwiebeln. Lässt Du sie nämlich ausblühen und vor allem Samen bilden, hat die Zwiebel ihren Lebenszweck erfüllt (und geht ein)
Mäht man die Felder und überdüngt anschließend, bekommt man im 2. oder 3. Standjahr die dicken Tochterzwiebeln, die man ausbuddelt und pro 5-10 Stück an Dich verkauft. Durchaus in der Hoffnung, dass die Pflanzen es im Privatgarten oder -balkon nicht mehr aus dem 2. Winter in eine neue Blüte schaffen. Die regelmäßig mikriger ausfällt = naturgemäßer (weil nicht massiv gedüngt).

Stadtgärtner werfen den Frühjahrsflor übrigens genau aus diesem Grund jährlich auf den Kompost und kaufen neu. Das Virusproblem kommt natürlich noch dazu - und die Wühlmäuse, die manche Blumenzwiebeln einfach zum Fressen gern haben.

viele grüße
Geli

1 Like

Geli,

vielen herzlichen Dank! Du bist sehr kompetent und hilfsbereit. Sternchen kommt, ich weiß nicht, ob man hier auch Punkte sammelt.

Alles in allem. Ich glaube, da die Realität dank Deiner schilderung klar ist, ich lasse es. Mal ehrlich: So viel Platz und vor allem zeit habe ich auch nicht. Wenn dann noch 3 jahre vergehen…Und ich sie vorher hier quäle, nö.

Da mache ich mal Guerillia Gardening, sind ja gute Zwiebeln. Wenn die abgeblüht sind, bis dahin kann ich in Ruhe Abschied nehmen, dann wird man mich morgens mit Schippchen im Tiergarten sehn. Irgendwann kommen sie wieder und werden da die Bienen erfreuen und ich sehe sie beim Hunde-Gassigang auch. Und bis nächstes Jahr habe ich den Betrag wieder vergessen.

Nochmals ganz herzlichen Dank - ich habe viel lernen dürfen.
Christine