Blut auf der Kuhmilch?

Hallo

Wir hatten gestern eine Diskussion mit mehreren älteren Leuten, von denen einer sagte, das er als Kind immer Milch geholt hat (war ja so üblich) und das die ja ganz frisch war und so und das dort auch immer ein kleiner Schwall Blut oben drauf schwomm. Und das wäre so normal gewesen. Alle anderen hatten davon noch nie etwas mitbekommen und ich habe auch im Netz kein Hinweis gefunden.

Da wollte ich hier mal in die Runde fragen, ob hier noch „Altsemester“ dabei sind, die als Kinder Frischmilch vom Bauern geholt haben und dort sich Blut obenauf befand…

Vielen Dank

Gruß
Taki

Hallo Taki,

also ich hatte auch eine Zeitlang mal diese Anwandlungen, dass Milch frisch vom Bauern sein musste. Aber Blut war das NIE drauf - das ist meiner Meinung nach ein Zeichen dafür, dass die Kuh nicht gesund ist.

Schöne Grüße

Petra

Hallo

Wir hatten gestern eine Diskussion mit mehreren älteren
Leuten, von denen einer sagte, das er als Kind immer Milch
geholt hat (war ja so üblich) und das die ja ganz frisch war
und so und das dort auch immer ein kleiner Schwall Blut oben
drauf schwomm. Und das wäre so normal gewesen. Alle anderen
hatten davon noch nie etwas mitbekommen und ich habe auch im
Netz kein Hinweis gefunden.

Hi,

immer bestimmt nicht. Bei einer Kuh die frisch gekalbt hat, kann es aber schon passieren das mal ein bischen Blut bei der Milch ist.

Gruß
Tina

Hallo,

wir haben in meiner gesamten Kindheit Milch vom Bauern geholt - immer einen halben Liter mehr, damit wir auf dem Heimweg was wegtrinken konnten. Blut gab es nie nicht zu sehen.

Schöne Grüße,
Jule

Melker 1947
Servus,

Blut in der Milch ist ein Anzeichen für eine nicht oder schlecht behandelte und damit chronisch gewordene Mastitis. Jeder Melker sieht im Vormelkbecher, ob im ersten Strahl aus einem Strich Flocken (> Mastitis) oder gar Blut (> chronische Mastitis) sind.

Aus den Angaben „ältere Leute“ und „als Kind“ kann man an die Zeit zwischen 1945 und 1950 denken. Zu dieser Zeit molken viele Leute eigenverantwortlich, die das Handwerk eigentlich nicht gelernt hatten, z.B. jüngere Geschwister des Hoferben, die als weichende Erben schon früh in einen anderen Beruf gegangen waren und daheim auf dem Hof bloß das Nötigste mithalfen, z.B. wenn es beim Heumachen eng war.

Das kommt daher, dass enorm viele Hoferben in den letzten acht Monaten des Kriegs gefallen waren, weil sie zuerst lange U.K.-gestellt gewesen waren und dann fast ohne militärische Ausbildung und miserabel ausgerüstet verheizt wurden. Ich kenne ein Dorf, in dem kein einziger Hoferbe dieser Generation den Krieg überlebt hat.

Das wäre eine mögliche Erklärung für das regelmäßig auftretende Blut in der Milch: Mehr oder weniger der ganze Bestand in dem Stall war krank, so dass es nicht möglich war, die Milch von einer kranken Kuh abzusondern und für Kälbertränke oder die Wutz zu nehmen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo
Welches Alter da genau vorrangig war weiß ich nicht. Ich würde aber sagen 60er oder 70er. Es wurde wohl auch schon maschinell gemolken, weswegen da wohl auch Blut drin gewesen sein soll. Weil „das halt so passiert“… Aber wie gesagt… hätte ich nie gesehen, wobei ich auch nie Milch frisch geholt habe (und wenn da Blut drin gewesen wäre, wahrscheinlich sowieso nie wieder ^^ )

Hi,

das ist, wie gesagt eher ungewöhnlich und deutet auf eine Erkrankung hin, bzw. darauf, das die Kuh frisch gekalbt hat. diese Milch wird aber in der Regel nicht in den Verkauf gebracht.

Die Regel ist das nicht, auch nicht beim Melken mit einer Maschine.

Gruß
Tina

Maschinenmelken
Hallo Takima,

Ich würde aber sagen 60er oder 70er. Es wurde wohl auch schon maschinell
gemolken, weswegen da wohl auch Blut drin gewesen sein soll.
Weil „das halt so passiert“…

Im Lauf der 1950er Jahre gingen die Milchviehhalter sehr schnell zum maschinellen Melken über - beim Handmelken rechnet man etwa fünf Kühe pro Melker, so dass bereits bei in den 1950er Jahren für einen Vollerwerbsbetriebn üblichen Beständen von etwa zwanzig Milchkühen vier Personen notwendig waren: Das konnte man von Hand oft nur mit einem im Lohn angestellten „Schweizer“ machen.

Die ersten Maschinen waren Eimermelkanlagen: Der Unterdruck wurde zentral erzeugt, im Anbindestall lief über jeder Reihe von Kühen quer eine Unterdruckleitung, an der für jeweils zwei Kühe ein Anschluss war, an dem mit einem Schlauch der Unterdruck für die Maschinenmelkeimer abgezapft wurde.

Ab etwa 1975 wurden die Eimermelkanlagen durch Absaugmelkanlagen abgelöst, bei denen parallel zur Unterdruckleitung eine Milchleitung installiert war: Damit fiel das Schleppen der Melkeimer zum Hoftank weg, ein Melker konnte statt vorher vier etwa sechs Melkzeuge bedienen.

Mit dem Übergang von den bis dahin üblichen Anbindeställen zu Boxenlaufställen gab es dann - etwa zeitgleich - Melkstände, bei denen nicht der Melker zu der Kuh kommt, sondern umgekehrt. Damit kann ein Melker acht bis zehn Kühe gleichzeitig abfertigen.

Nur in großen Beständen - in der DDR war das Standard, im Westen gab und gibt es nicht so sehr viele - wurden Melkkarusselle eingesetzt, bei denen die Kühe nicht zu Fuß zum Melker kommen, sondern von der Maschine zu ihm gebracht werden. Das funktioniert aber bloß, wenn man gleichzeitig eine automatische Abnahme der Melkzeuge einrichtet, weil sonst zu viele Kühe noch weiter an der Maschine hängen, wenn sie schon leer sind - das führt dann auch zu Euterentzündungen, genauso wie das unvollständige Ausmelken.

Alle diese Entwicklungsstufen der Mechanisierung beim Melken haben eines gemeinsam: Das Euter wird von Hand „angerüstet“ = gesäubert und kräftig gestrichen, was bei der Kuh den Reflex auslöst, dass die Milch in die Striche „einschießt“. Der erste Strahl aus jedem Strich kommt in den Vormelkbecher - da kann man dann sehen, ob die Milch flockt oder Blut enthält. Auch bei Absaugmelkanlagen, Melkständen und Melkkarussellen kommt Milch, die flockt oder Blut enthält, nicht zu der übrigen Milch: Die Kuh wird dann separat gemolken.

Es gibt eine einzige, sehr selten eingesetzte letzte Entwicklungsstufe von Melkmaschinen, bei denen eine solche Abtrennung nicht sicher gewährleistet ist: Das sind die Vollautomaten, bei denen eine digitale Kamera das Euter aufnimmt, und die Maschine berechnet dann die Punkte, an denen die Melkbecher angesetzt werden müssen.

Kurzer Sinn: Es gab bei keiner Entwicklungsstufe des Maschinenmelkens begründeten Anlass für Blut in der Milch - das war von Anfang an ein Anzeichen für einen unaufmerksamen Melker. In den wenigen Betrieben, die Vollautomaten einsetzen, dürfte das Mastitisrisiko in der Nähe von Null liegen, so dass auch dort keine eigentlichen Bedenken bestehen - zumal eine Mastitis schon chronisch sein muss, bis es zu Blut in der Milch kommt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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