Maschinenmelken
Hallo Takima,
Ich würde aber sagen 60er oder 70er. Es wurde wohl auch schon maschinell
gemolken, weswegen da wohl auch Blut drin gewesen sein soll.
Weil „das halt so passiert“…
Im Lauf der 1950er Jahre gingen die Milchviehhalter sehr schnell zum maschinellen Melken über - beim Handmelken rechnet man etwa fünf Kühe pro Melker, so dass bereits bei in den 1950er Jahren für einen Vollerwerbsbetriebn üblichen Beständen von etwa zwanzig Milchkühen vier Personen notwendig waren: Das konnte man von Hand oft nur mit einem im Lohn angestellten „Schweizer“ machen.
Die ersten Maschinen waren Eimermelkanlagen: Der Unterdruck wurde zentral erzeugt, im Anbindestall lief über jeder Reihe von Kühen quer eine Unterdruckleitung, an der für jeweils zwei Kühe ein Anschluss war, an dem mit einem Schlauch der Unterdruck für die Maschinenmelkeimer abgezapft wurde.
Ab etwa 1975 wurden die Eimermelkanlagen durch Absaugmelkanlagen abgelöst, bei denen parallel zur Unterdruckleitung eine Milchleitung installiert war: Damit fiel das Schleppen der Melkeimer zum Hoftank weg, ein Melker konnte statt vorher vier etwa sechs Melkzeuge bedienen.
Mit dem Übergang von den bis dahin üblichen Anbindeställen zu Boxenlaufställen gab es dann - etwa zeitgleich - Melkstände, bei denen nicht der Melker zu der Kuh kommt, sondern umgekehrt. Damit kann ein Melker acht bis zehn Kühe gleichzeitig abfertigen.
Nur in großen Beständen - in der DDR war das Standard, im Westen gab und gibt es nicht so sehr viele - wurden Melkkarusselle eingesetzt, bei denen die Kühe nicht zu Fuß zum Melker kommen, sondern von der Maschine zu ihm gebracht werden. Das funktioniert aber bloß, wenn man gleichzeitig eine automatische Abnahme der Melkzeuge einrichtet, weil sonst zu viele Kühe noch weiter an der Maschine hängen, wenn sie schon leer sind - das führt dann auch zu Euterentzündungen, genauso wie das unvollständige Ausmelken.
Alle diese Entwicklungsstufen der Mechanisierung beim Melken haben eines gemeinsam: Das Euter wird von Hand „angerüstet“ = gesäubert und kräftig gestrichen, was bei der Kuh den Reflex auslöst, dass die Milch in die Striche „einschießt“. Der erste Strahl aus jedem Strich kommt in den Vormelkbecher - da kann man dann sehen, ob die Milch flockt oder Blut enthält. Auch bei Absaugmelkanlagen, Melkständen und Melkkarussellen kommt Milch, die flockt oder Blut enthält, nicht zu der übrigen Milch: Die Kuh wird dann separat gemolken.
Es gibt eine einzige, sehr selten eingesetzte letzte Entwicklungsstufe von Melkmaschinen, bei denen eine solche Abtrennung nicht sicher gewährleistet ist: Das sind die Vollautomaten, bei denen eine digitale Kamera das Euter aufnimmt, und die Maschine berechnet dann die Punkte, an denen die Melkbecher angesetzt werden müssen.
Kurzer Sinn: Es gab bei keiner Entwicklungsstufe des Maschinenmelkens begründeten Anlass für Blut in der Milch - das war von Anfang an ein Anzeichen für einen unaufmerksamen Melker. In den wenigen Betrieben, die Vollautomaten einsetzen, dürfte das Mastitisrisiko in der Nähe von Null liegen, so dass auch dort keine eigentlichen Bedenken bestehen - zumal eine Mastitis schon chronisch sein muss, bis es zu Blut in der Milch kommt.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder