Hallo Jürgen,
es gibt drei unterschiedliche Blutgruppeneigenschaften: A, B und 0 (Null). Eigenschaft „A“ heißt, daß die Blutkörperchen ein Protein vom Typ „A“ herstellen, welches sich dann in der Membran befindet und als Antigen dienen kann (also von einem anderen Immunsystem als „fremd“ erkannt werden kann). Eigenschaft „B“ heißt entsprechends für ein etwas anderes Protein vom Typ „B“. Die Eigenschaft „0“ bezeichnet nur die Abwesenheit von Eigenschaft A und B: Die Blutzellen haben also weder ein Protein vom Typ A noch vom Typ B - sie haben kein solches Protein.
Bei der Befruchtung bekommt die Zygote (die Zelle, aus der das Individuum heranwächst) die Hälfte ihres Erbguts vom Papa, die andere Hälfte von der Mama. Beide, Mama + Papa vererben aber alle (!) Anlagen, d.h., die Zygote hat jedes Gen also einmal in der Version vom Papa und ein weiteres mal in der Version von der Mama.
So kann es sein, daß eine Zygote für die Blutgruppe folgende Kombinationen hat: AA, AB, A0, BB, B0 oder 00. Diese Kombinationen von Genen (bzw. Allelen) nennt man den Genotyp. Nun läßt sich durch die üblichen Tests (Immun-Präzipitationstests) AA nicht von A0 unterscheiden, denn beide haben das Protein „A“ (und nicht das Protein „B“). Genauso lassen sich BB und B0 nicht unterscheiden. Daher unterscheidet man die Blutgruppen „A“, „AB“, „B“ und „0“. Achtung: dies sind nun die Phänotypen. Der Phänotyp „B“ kann dem Genotyp BB oder B0 entsprechen. Das müßte man durch die Auswertung von Stammbäumen oder eine genetische Unteruchung herausfinden.
Was nun klar ist:
Wenn deine Eltern die Blutgruppe „0“ haben, müssen sie den Genotyp 00 haben. Sie haben also beide kein Allel für „A“ oder für „B“.
Wenn du die Blutgruppe A hast, hast du mindestens ein „A“-Allel.
Achtung: Das sind Wenn-Dann-Sätze! Wenn das stimmt, dann kannst du folgern, daß _wahscheinlich_ mindestens einer deiner Eltern nicht dein leiblicher Elter ist.
Was nicht klar ist:
Ob die Bedingungen für die Folgerung richtig sind. Sind die dir vorliegenden Informationen richtig? Sind die Untersuchungen von professionellen Labors durchgeführt worden? Ist das Ergebnis mit einem unabhängigen Test bestätigt worden? Ist jeder Irrtum, jede Verwechslung ausgeschlossen? Das gilt es nochmal zu prüfen, bevor man derart weitreichende Folgerungen zieht.
Und was dann noch möglich ist:
Wie oben geschrieben, geben die Blutgruppen keine _sichere_ Aussage über die Abstammungsverhältnisse. Durch Mutationen in der Keimbahn kann zB. ein Null-Allel zu einem A-Allel revertiert sein. Das ist unwahrscheinlich, aber möglich. Will heißen: Um einen Elternschaftsnachweis sicher zu führen, _muß_ man eine genetische Untersuchung machen.
Gruß
Jochen