Bnei Noach/ Noachiden

Hallo allerseits,

ich bin vor kurzem im Internet auf die Bnei Noach gestoßen und hätte gerne eure Meinungen zu einigen Fragen, die sich dabei aufgetan haben (bzw. bei denen ich zwar denke, dass ich eine Antwort habe, aber lieber noch einige Meinungen dazu hätte.).

(Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Ich will nirgendwo hinkonvertieren)

  • Eigentlich ist das ganze nur ein loser Sammelbegriff für Leute, die sich (explizit) an die noachidischen Gebote halten, stimmt das?
    Mit lose meine ich: Es gibt keine Organisation, keine Kirche und viele unterschiedlichen Meinungen, wie das Leben als ben Noach aussehen soll?

  • Die meisten Leute, die sich als Ben Noah bezeichnen, lehnen das Christentum ab, weil der Trinitätsgedanke nicht mit dem Glaube an den einen Gott zu vereinbaren ist.
    Aber wenn man einen Christen fragen würde, der würde sich doch nach der Def. der Gebote auch als Ben Noach bezeichnen können?
    Oder impliziert die Bezeichnung schon, dass die christliche Lehre abgelehnt wird?
    Bei mir ist nach Lesen diverser Webseiten aber schon der Eindruck entstanden, dass diese Bewegung zu einem großen Teil aus dem christlich geprägten Umfeld kommt, stimmt das?

  • Ist aus jüdischer Sichtweise die Lebensweise der extremen Bnei Noach (v.A. in den USA anzutreffen) nicht komplett unnötig für einen Nichtjuden? Ich meine damit diejenigen, die versuchen, komplett den Shabat zu halten und auch komplett koscher zu leben (was soviel ich weiß für Nichtjuden auch gar nicht geht).

Was haltet ihr allgemein von dieser Gruppe (auch wenn es eigentlich gar keine ist) oder gibt es sonst noch etwas, was ich wissen wollen könnte? :smile:

Viele Grüße
Kati

Hallo Kati,

also erst einmal bekommst du hier einen Link. Da kannst du mal schauen, ob du die Antworten auf deine Fragen findest, oder auch deine Frage nochmal stellen:
http://www.beliefnet.com/boards/boards_main.AllCateg…

(Rechte Spalte, dritter Link von unten, „Noahide Movement“.)

(Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Ich will nirgendwo
hinkonvertieren)

Oh, schade. :wink:

Bei mir ist nach Lesen diverser Webseiten aber schon der
Eindruck entstanden, dass diese Bewegung zu einem großen Teil
aus dem christlich geprägten Umfeld kommt, stimmt das?

Nein, das finde ich jetzt gar nicht. Ich meine, einerseits natürlich ja, denn die meisten Menschen wachsen hier nun einmal als Christen auf, also welchen Hintergrund sollte diese Bewegung sonst haben. Es werden ja jetzt nicht Juden plötzlich zu Noahiden, dazu gibt es ja überhaupt keine Veranlassung, und ich weiß auch gar nicht, ob das überhaupt geht. Aber meiner Meinung nach bedeutet es schon ein bewusstes Abwenden vom Christentum.

Ich meine damit diejenigen, die
versuchen, komplett den Shabat zu halten …

Das dürfen sie gar nicht. Ein Noahide muss immer mindestens eine Sache am Shabbat machen, die ein Jude nicht tun würde. Also sagen wir mal, er macht alles „richtig“ und schaltet aber einmal das Licht ein.

Was haltet ihr allgemein von dieser Gruppe (auch wenn es
eigentlich gar keine ist)

Ja mei - was soll ich dazu sagen? Ich find’s gut dass es die gibt. „It takes all kinds of people to make a world.“

Schöne Grüße

Petra

Hi

Das ganze ist ein theoretisches Konstrukt, das sich aus der jüdischen Lehre ableiten läßt. Wer kein Jude ist, ist automatisch „Kind von Noah“ und an bestimmte Gebote gebunden, die ausführlich in den Schriften erörtert und abgeleitet werden.

Es sind sehr grundlegende Regeln des Zusammenlebens, die ähnlich den Zehn Geboten sind.

Da es aber verboten ist, eine neue Religoin zu gründen, ist das keine eigene Religion. Es gibt weder Riten noch Festtage, noch Organisationen.

Kaum ein Jude weiß was das überhaupt ist. Entweder man ist Jude oder nicht.

Die meisten, die sich so bezeichnen, sind verkrachte Christen, die den Weg zum Judentum entweder nicht gehen wollen oder können.

Gruß
d.

BS"D

Das ganze ist ein theoretisches Konstrukt, das sich aus der
jüdischen Lehre ableiten läßt.

In der jüdischen Lehre ist das nicht nur ein theoretisches Konstrukt, sondern ein sehr praktisches. So wird hier auch an einigen Stellen in der Halacha unterschieden zwischen einem Nichtjuden und einem Noachiden.

Wer kein Jude ist, ist automatisch „Kind von Noah“

Ja, aber damit noch kein Noachide.

Da es aber verboten ist, eine neue Religoin zu gründen, ist
das keine eigene Religion. Es gibt weder Riten noch Festtage,
noch Organisationen.

Mh, mh…

Kaum ein Jude weiß was das überhaupt ist. Entweder man ist
Jude oder nicht.

Jeder religiöse Jude kennt das Konzept. Das sind zwar nocht so viele, aber immer doch mehr, als das ich „kaum ein Jude“ sagen würde. Die Unkenntnis trifft ja auch auf viele andere religiöse Konzepte im Judentum zu und dennoch gibt es sie und werden sie von den Religiöse praktisch gelebt.

Gruss,
Eli

BS"D

Hallo Kati.

  • Eigentlich ist das ganze nur ein loser Sammelbegriff für
    Leute, die sich (explizit) an die noachidischen Gebote halten,
    stimmt das?

Ja und nein. Manchmal wird der Begriff so lose benutzt, aber eigentlich ist er doch genau definiert und geht auch über das reine Halten der noachidischen Gebote hinaus.

Mit lose meine ich: Es gibt keine Organisation, keine Kirche
und viele unterschiedlichen Meinungen, wie das Leben als ben
Noach aussehen soll?

In diesem Sinn ist auch das ganze Judentum lose, woher die Idee Bnei Noach ja heutzutage kommt. Auf der anderen Seite ist es aber schon so, dass es hier sehr wohl Organisationen gibt und auch Gemeinden.

  • Die meisten Leute, die sich als Ben Noah bezeichnen, lehnen
    das Christentum ab, weil der Trinitätsgedanke nicht mit dem
    Glaube an den einen Gott zu vereinbaren ist.

Das ist richtig.

Aber wenn man einen Christen fragen würde, der würde sich doch
nach der Def. der Gebote auch als Ben Noach bezeichnen können?

Ja, da er hier mit seinen christlichen Begriffen und Vorstellungen an diese Gebote heran tritt. Diese sind aber eben schon nicht mehr die, mit denen die Tora den Bnei Noach einführt.

Oder impliziert die Bezeichnung schon, dass die christliche
Lehre abgelehnt wird?

Ja. Denn ein Bnei Noach erkennt auch die Offenbarung am Sinai an und orientiert sich darum auch am Judentum, denn immerhin ist sein Wissen über Bnei Noach auch aus der Torah. Aus seiner Orientierung am Judentum ergibt sich dann auch die von dort gut begründete „Ablehnung“ des christlichen Glaubens.

Allerdings halte ich es nicht für sinnvoll, aus einer Ablehnung der G"ttlichkeit von Jesus nun Noachide zu werden. Dieses sollte aus sich heraus passieren und nicht aufgrund einer Ablehnung von etwas anderem.

Bei mir ist nach Lesen diverser Webseiten aber schon der
Eindruck entstanden, dass diese Bewegung zu einem großen Teil
aus dem christlich geprägten Umfeld kommt, stimmt das?

Dazu habe ich keine Ahnung. Die Ansprechpartner hierfür sind sicherlich ehemalige Christen, der Ursprung liegt aber eindeutig im Judentum und es gibt heutzutage auch einige jüdische Gruppierungen die sich aktiv um die Verbreitung von der Idee kümmern, u. a. Chabad.

Gute jüdische Quelle (in Englisch) von Chabad zum Thema:

  • Ist aus jüdischer Sichtweise die Lebensweise der extremen
    Bnei Noach (v.A. in den USA anzutreffen) nicht komplett
    unnötig für einen Nichtjuden? Ich meine damit diejenigen, die
    versuchen, komplett den Shabat zu halten und auch komplett
    koscher zu leben (was soviel ich weiß für Nichtjuden auch gar
    nicht geht).

Mh, ich keine die Extremen auf die du dich beziehst hier nicht. Es ist aber aus jüdischer Sicht so, dass ein Bnei Noach freiwillig noch andere Gebote aus dem Judentum auf sich nehmen kann, wenn diese nicht explizit dem jüdischen Volk gegeben wurden, wie z. B. der Schabbat. Aus diesem Grund ist es einem Nichtjuden, auch einem Bnei Noach aus jüdischer Sicht nicht erlaubt, den Schabbt ganz zu halten. Es ist aber wünschenswert, dass er dennoch den Schabbat feiert.

Was haltet ihr allgemein von dieser Gruppe (auch wenn es
eigentlich gar keine ist) oder gibt es sonst noch etwas, was
ich wissen wollen könnte? :smile:

Es ist heutzutage schon mehr eine Privatangelegenheit gerade hier in Europa. Früher vor dem Ausbreiten des Christentum war das einmal anders, da gab es gerade im Mittelmeerraum zahlreiche und grosse noachidische Gemeinden.

Gruss,
Eli

Hallo Petra,

danke schonmal fuer deine Antworten und den Link.

Ich meine damit diejenigen, die
versuchen, komplett den Shabat zu halten …

Das dürfen sie gar nicht. Ein Noahide muss immer mindestens
eine Sache am Shabbat machen, die ein Jude nicht tun würde.
Also sagen wir mal, er macht alles „richtig“ und schaltet aber
einmal das Licht ein.

Warum macht er es dann ueberhaupt? Das ist der Teil, den ich noch nicht ganz verstehe.

Was haltet ihr allgemein von dieser Gruppe (auch wenn es
eigentlich gar keine ist)

Ja mei - was soll ich dazu sagen? Ich find’s gut dass es die
gibt. „It takes all kinds of people to make a world.“

Da stimme ich dir zu :smile:
(Obwohl ich auf manche Leute gut verzichten koennte…)

Viele Grüße
Kati

Hi datafox,

Die meisten, die sich so bezeichnen, sind verkrachte Christen,
die den Weg zum Judentum entweder nicht gehen wollen oder
können.

Das war auch das, was ich in meiner urspruenglichen Frage (etwas ungluecklich formuliert) mit „christlich geprägtem Umfeld“ meinte.

Warum ich das interessant finde?
Ich denke naemlich allgemein, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob eine Bewegung aus dem christl. Hintergrund kommt oder nicht. Wenn sie das tut, dann sind vielleicht (auch wenn sich die Leute dessen nicht bewusst sind) christl. Gedanken enthalten, die Anhaengern anderer Religionen von vornherein fremd sind (Erloesungsgedanken, Missionierung, …).

Ich bin mir nicht sicher, ob richtig rueberkommt, was ich meine- ist aber sowieso eher eine Randnotiz.

Viele Grüße
Kati

Hallo Eli,

Ja und nein. Manchmal wird der Begriff so lose benutzt, aber
eigentlich ist er doch genau definiert und geht auch über das
reine Halten der noachidischen Gebote hinaus.

Genau das ist mir noch nicht genau klar: Wie genau ist er denn definiert (wenn du sagst „genau definiert“)?

Allerdings halte ich es nicht für sinnvoll, aus einer
Ablehnung der G"ttlichkeit von Jesus nun Noachide zu werden.
Dieses sollte aus sich heraus passieren und nicht aufgrund
einer Ablehnung von etwas anderem.

Darum auch meine Frage, ob das ganze aus einem (abgelehnten) christl. Hintergrund heraus passiert. Warum mich das interessiert habe ich versucht in meiner Antwort unten an datafox zu beschreiben.

Dazu habe ich keine Ahnung. Die Ansprechpartner hierfür sind
sicherlich ehemalige Christen, der Ursprung liegt aber
eindeutig im Judentum und es gibt heutzutage auch einige
jüdische Gruppierungen die sich aktiv um die Verbreitung von
der Idee kümmern, u. a. Chabad.

Gute jüdische Quelle (in Englisch) von Chabad zum Thema:

Danke, das ist ein interessanter Link.

Mh, ich keine die Extremen auf die du dich beziehst hier
nicht.

Ich habe versucht, die Websites auf die ich mich beziehen wollte, wiederzufinden, aber genau die finde ich nicht. Einige Gruppe haben sich und ihre Lebensweise vorgestellt.
Sie versuchen (soweit ich das beurteilen kann) eine komplette (orthod.) jued. Lebensweise zu fuehren. Das geht vom Halten aller jued. Feiertage ueber Tragen von kippot im Alltag bis zum Versuch komplett kosher zu leben.
So wie ich das verstanden habe, ist auch die Rede davon, dass das Judentum sozusagen als geistiger Lehrer fuer sie gesehen wird und dass sie sich zum Uebertritt zum Judentum als nicht gut genug fuehlen (eben weil das Judentum leuchtendes Vorbild sein soll) und deswegen ein Leben als Noahide fuehren.

Es ist aber aus jüdischer Sicht so, dass ein Bnei Noach
freiwillig noch andere Gebote aus dem Judentum auf sich nehmen
kann, wenn diese nicht explizit dem jüdischen Volk gegeben
wurden, wie z. B. der Schabbat. Aus diesem Grund ist es einem
Nichtjuden, auch einem Bnei Noach aus jüdischer Sicht nicht
erlaubt, den Schabbt ganz zu halten. Es ist aber
wünschenswert, dass er dennoch den Schabbat feiert.

Feiert heißt, dass man sich bewusst ist, dass es ein besonderer Tag ist, aber nicht unbedingt, dass man auf das Auto verzichtet?

Viele Grüße
Kati

Hallo Kati,

Warum ich das interessant finde?
Ich denke naemlich allgemein, dass es sehr wohl einen
Unterschied macht, ob eine Bewegung aus dem christl.
Hintergrund kommt oder nicht. Wenn sie das tut, dann sind
vielleicht (auch wenn sich die Leute dessen nicht bewusst
sind) christl. Gedanken enthalten, die Anhaengern anderer
Religionen von vornherein fremd sind (Erloesungsgedanken,
Missionierung, …).

Ok, ok, die Antwort war geklaut. :wink:

Ich wollte nur sagen: Was du hier beschreibst, gibt es auch. Das nennt sich „Messianic Jews“, und das sind kurz gesagt Juden, die an Jesus als Erlöser glauben. Auf b-net findest du auch etwas über diese Gruppe. Viele „echte“ Juden sind auf die messianischen Juden gar nicht gut zu sprechen. Ich habe einmal gefragt, warum das so ist. Die Antwort war, kurz gesagt, dass es sich dabei sozusagen um eine „Mogelpackung“ handelt. Wenn jemand Jude ist, weiß man woran man ist. Wenn jemand Christ ist auch. Aber wenn jemand nun sagt, dass er Jude ist und dann anfängt, da was von Jesus als Erlöser zu erzählen … hmm. Das finden manche dann nicht so witzig.

Das dürfen sie gar nicht. Ein Noahide muss immer mindestens
eine Sache am Shabbat machen, die ein Jude nicht tun würde.
Also sagen wir mal, er macht alles „richtig“ und schaltet aber
einmal das Licht ein.

Warum macht er es dann ueberhaupt? Das ist der Teil, den ich
noch nicht ganz verstehe.

Ja, weil … hm, gute Frage. Warum halten (einige) Juden den Shabbat ein? Das könntest du da genauso fragen.

Ich sehe es so: Es machen sowieso die meisten irgendwelche Kompromisse. Ob das nun eine Autofahrt ist, der frisch gebrühte Kaffee, ein Telefongespräch, oder was auch immer. Von daher verhalten sich Noachiden also hier nicht anders als die meisten Juden. Sie müssen nur aufpassen, dass sie nicht „versehentlich“ den Shabbat komplett einhalten. Da das aber nichts ist, was man zufällig oder versehentlich tun kann, ist die Gefahr da verschwindend gering. Es reicht schon, wenn man sich eine Tasse Kaffee macht (Feuer machen, färben - schon zwei verbotene Handlungen).

Schöne Grüße

Petra

BS"D

Hallo Kati.

Warum macht er es dann ueberhaupt? Das ist der Teil, den ich
noch nicht ganz verstehe.

Als Noachide muss er es erst einmal nicht machen. Da er (oder sie) als Noachide die Gebung der Torah anerkennt und damit eben die Erwählung Israels als Beispiel für die Völker, kann er von dort aus, diese eben wirklich auch für sich als Beispiel nehmen und weitere Mitzot (Gebote) auf sich nehmen, um so für sich bzw. sein Verhältnis zu G’tt besser auszudrücken.

Der Schabbat selbst wird in der Tora verschiedentlich begründet und eben auch universel und nicht nur auf das jüdische Volk bezogen. Um als dem seinen Ausdruck zu verleihen, kann auch der Noachide Schabbat feiern und auch hier ruhen. Seine Orientierung liegt dann am Beispiel der Juden, nur eben, dass ihnen diese spezielle Form des Schabbat (mit konkreten Werkverboten etc.) alleine gegeben wurde. Aus diesem Grund wird er dann ganz bewusst, dieses Werkverbot nicht einhalten und ein Beispiel hierfür ist das bewusste Lichteinschalten, da dieses den Juden verboten wurde.

Gruss,
Eli

BS"D

[…] Aber wenn jemand nun sagt, dass er Jude ist und dann
anfängt, da was von Jesus als Erlöser zu erzählen … hmm. Das
finden manche dann nicht so witzig.

Vor allem weil dieses auch gezielt so genutzt wird, um zu missionieren. Da werden also z. B. gezielt Juden aus der ehemaligen UDSSR in „Synagogen“ eingeladen, in denen dann vieles daran erinnert, wie man das erwartet hat oder von seinen Grosseltern noch so kennt. Nur dass es eben alles Christen sind, welche dann auch die Eingeladenen missionieren und hier einfach behaupten, dass es überhaupt kein Problem wäre als Jude an Jesus zu glauben und dieses auch viele Juden so machen würden…

Ich sehe es so: Es machen sowieso die meisten irgendwelche
Kompromisse. Ob das nun eine Autofahrt ist, der frisch
gebrühte Kaffee, ein Telefongespräch, oder was auch immer.

Mh, das ist so nicht richtig, auch wenn es dann manche genau so halten werden. Gebote sind im Judentum nicht eine spirituelle Erfahrung, sondern etwas ganz praktisches und verpflichtendes. Auf das nichteinhalten des Schabbat steht z. B. die Todesstrafe. Und wenn heutzutage ein rabbinisches Gericht diese nicht mehr verhängt, so besteht das Urteil dennoch und es ist dann G’tt der es ausführen wird.

Ebenso sind dann auch Gebote bei Noachiden verpflichtend, auch wenn diese freiwillig auf sich genommen werden. Wenn also ein Noachide den Schabbat auf sich nimmt, dann ist dieses verpflichtend und nicht locker zu nehmen.

Daneben gibt es sicherlich auch viele Noachide, die einfach locker Schabbat beachten, ohne ihn als Gebot auf sich zu nehmen, aber das war hier nicht gefragt.

Gruss,
Eli

BS"D

Hallo Kati.

Genau das ist mir noch nicht genau klar: Wie genau ist er denn
definiert (wenn du sagst „genau definiert“)?

Wenn es ins Detail geht, dann muss ich passen, da ich hier nie aktiv beteiligt war. Aber z. B. fängt es schon mit der Frage an, ab wann man Noachide ist. Reicht es hier dieses für sich selbst zu beschliessen oder muss man dazu vor ein religiöses Gericht. Da es heutzutage keine noachidische Gerichtshöfe gibt ist dieses in der Regel dann ein jüdisches Gericht.

Auch was unter die einzelnen Gebote fällt, was hier genau verpflichtend ist und was nicht und viele andere Frage sind genauer definiert. Hierzu gibt es dann auch Bücher die sich damit beschäftigen und viele Noachiden, die es ernst meinen, nehmen dann auch Unterricht bei einem Rabbiner.

Soweit ich mich aber erinnere, müsste der Verweis den ich vorher genannt habe, genau diese Fragen beantworten. Zumindest gibt es auch ein Buch mit diesem Titel, ob dieses immer noch komplett hier einsehbar ist, habe ich aber nicht überprüft.

Darum auch meine Frage, ob das ganze aus einem (abgelehnten)
christl. Hintergrund heraus passiert. Warum mich das
interessiert habe ich versucht in meiner Antwort unten an
datafox zu beschreiben.

Dazu müsstest du dich wohl mit Noachiden unterhalten. Es gab im deutschsprachigen Raum einmal eine Email-Liste, aber diese ist meines Wissens eingeschlafen. Ich würde aber davon ausgehen, dass die Hintergründe recht unterschiedlich sind. Und auch bei einem christlichen Hintergrund ist ja noch offen, ob einfach etwas Neues gesucht wurde und das Christentum schon aufgegeben wurde oder ob es ein Ausdruck der Ablehnung des Christentums ist.

Sie versuchen (soweit ich das beurteilen kann) eine komplette
(orthod.) jued. Lebensweise zu fuehren. Das geht vom Halten
aller jued. Feiertage ueber Tragen von kippot im Alltag bis
zum Versuch komplett kosher zu leben.

Mh. Hier gibt es eigentlich genaue Regeln, welche Feiertage sie übernehmen können und welche auch nicht und in welcher Form. Hier einfach alles 1:1 zu kopieren, ist sicherlich zwar einfach, aber eben auch nicht richtig.

So wie ich das verstanden habe, ist auch die Rede davon, dass
das Judentum sozusagen als geistiger Lehrer fuer sie gesehen
wird und dass sie sich zum Uebertritt zum Judentum als nicht
gut genug fuehlen (eben weil das Judentum leuchtendes Vorbild
sein soll) und deswegen ein Leben als Noahide fuehren.

Ja, dazu habe ich mich ja schon geäussert. Hierbei spielt es sicherlich nicht nur eine Rolle, ob man sich dafür gut genug sieht, sondern wohl oft mehr, ob man dass alles auf sich nehmen will. Ein Leben nach der Tora und den Mitzwot (Geboten) ist ja auch keine leichte Angelegenheit, gerade auch wenn man nicht so aufgewachsen ist. Und zum anderen gibt es auch einfache Gründe die einem Übertritt nicht möglich machen, wie ein nichtjüdischer Partner, der geliebt wird, aber eben nicht übertreten will.

Feiert heißt, dass man sich bewusst ist, dass es ein
besonderer Tag ist, aber nicht unbedingt, dass man auf das
Auto verzichtet?

Ja, aber wie gesagt, im Detail kenne ich mich nicht aus. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dann viele Bnei Noach auch aufs Auto verzichten, da dieses mit die Ruhe des Tages prägt, welche den Schabbat mit ausmacht. Wenn es mit um diese Erfahrung und Nähe zu G’tt geht, dann kommt es von selbst, dass man diese Dinge auf sich nimmt. Aber als Noachide muss man nicht.

Gruss,
Eli

Hallo Eli,

Vor allem weil dieses auch gezielt so genutzt wird, um zu
missionieren. Da werden also z. B. gezielt Juden aus der
ehemaligen UDSSR in „Synagogen“ eingeladen …

Sehr interessant, was du da schreibst. Das ist ja ziemlich übel. „Ach, ihr könnt ruhig an Jesus glauben, das machen viele Juden“. :frowning: Ich habe gedacht, man fängt so nur ahnungslose Christen ein, aber dass denen auch Juden aus der ehemaligen UdSSR auf den Leim gehen, wusste ich nicht.

Mh, das ist so nicht richtig, auch wenn es dann manche genau
so halten werden.

Hey, ich habe ja nicht gesagt, dass du dich nicht daran hältst. :wink: Ich rede ja von den anderen.

Auf das nichteinhalten des Schabbat steht z.
B. die Todesstrafe. Und wenn heutzutage ein rabbinisches
Gericht diese nicht mehr verhängt, so besteht das Urteil
dennoch und es ist dann G’tt der es ausführen wird.

Ach nee - das wäre aber echt schade. :frowning: Die werden alle noch gebraucht, auch wenn sie posten und telefonieren und irgendwo hinfahren.

Bis wann hatten diese rabbinischen Gerichte eigentlich die Macht, auch tatsächlich die Todesstrafe dafür zu verhängen? Wenn einer sich im Mittelalter Kaffee gekocht hat (ok, gab keinen - na sagen wir Brennesseltee), musste der dann mit der Todesstrafe rechnen?

Schöne Grüße

Petra

Hi

Ich denke naemlich allgemein, dass es sehr wohl einen
Unterschied macht, ob eine Bewegung aus dem christl.
Hintergrund kommt oder nicht.

Es ist ja eigenltich keine „Bewegung“, sondern einfach Teil der jüdischen Lehre. Es ist natürlich unbestreitbar wahr, daß die meisten Anhänger dieser Gruppe 1. Christen sind/waren und 2. aus religiösen Gründen sich dort orientieren. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein „christlicher Hintergrund“.

Gruß
d.

Darum auch meine Frage, ob das ganze aus einem (abgelehnten)
christl. Hintergrund heraus passiert.

Hi

Mit dem Thema wird jeder konfrontiert, der vorhat Jude zu werden, und man muß darüber auch bescheid wissen. (Ansonsten eher nicht - wo nichtmal viele Juden wissen was das ist.) Wer aus „Annahme eines jüdischen Hintergrundes“ damit zu tun hat (Heirat usw.), wird aber Ende eben Jude und nicht Noahidist. Wer sich dezidiert als N. bezeichnet, tut das also definitiv aus Ablehnung der alten und Annahme einer neuen rel. Orientierung. Eine NoahidistenKULTUR gibt es ja nicht. (Was nicht heißen soll, daß man nicht auch aus rel. Neuorientierung alleine Jude werden kann.)

Gruß
d.

Danke euch allen…
… da habe ich wieder was gelernt.

Gruß
Kati

Hallo Kati,

  • Eigentlich ist das ganze nur ein loser Sammelbegriff für
    Leute, die sich (explizit) an die noachidischen Gebote halten,
    stimmt das?
    Mit lose meine ich: Es gibt keine Organisation, keine Kirche
    und viele unterschiedlichen Meinungen, wie das Leben als ben
    Noach aussehen soll?

Das trifft auf viele religiöse Gruppen zu, wäre also kein Spezifikum der BN. Jede/r entscheidet das für sich, in welchem Ausmaß er Anbindung an eine Gemeinschaft sucht, und ob das dann eine jüdische Gemeinde ist oder eine BN-Gruppe.

Allerdings hängt das natürlich davon ab, wo man lebt und wieviele BN es da gibt. BN ist in Amerika durchaus eine „grassroot“-Bewegung. Hier in Deutschland kenne ich nicht einmal eine Handvoll.

  • Die meisten Leute, die sich als Ben Noah bezeichnen, lehnen
    das Christentum ab, weil der Trinitätsgedanke nicht mit dem
    Glaube an den einen Gott zu vereinbaren ist.
    Aber wenn man einen Christen fragen würde, der würde sich doch
    nach der Def. der Gebote auch als Ben Noach bezeichnen können?
    Oder impliziert die Bezeichnung schon, dass die christliche
    Lehre abgelehnt wird?

Hier ein Statement eines amerikanischen Reformrabbiners, der sehr viel Erfahrung mit interreligiösen Aktivitäten hat:

**There is a grassroots religious movement in North America today, called “the Noahides,” which seeks to provide a home for non-Jews who have learned of the Noahide Covenant and wish to use it as the basis of their spirituality. Most of its members have come out of Christianity, and feel that the various Christian churches cannot effectively teach their adherents to follow the Noahide Covenant. The Noahides tend to believe this for one of two reasons. Some believe that the deification of Jesus transgresses the prohibition on idolatry. Others believe that the Christian doctrine of belief as essential to salvation, waters down the message of the Seven Laws: personal salvation is achieved through taking part in a societal salvation, effected by eschewing destructive behavior.

There are voices in the Jewish community which actively encourage the Noahides. However, most Jewish authorities agree that there is probably nothing taught in most religions in America – and certainly not in Christianity – that would prevent one from being a “noahide.” For example, in Acts 15 Paul prescribes a similar code for gentiles. And, just as Jews see their particular traditions as helping us to maintain the group identity necessary if we are to carry out our particular mission, we acknowledge that other faith-groups need their own particular faith and intellectual traditions to maintain their group identities.**

http://rabbidonlevy.com/expectations.aspx

Bei mir ist nach Lesen diverser Webseiten aber schon der
Eindruck entstanden, dass diese Bewegung zu einem großen Teil
aus dem christlich geprägten Umfeld kommt, stimmt das?

Für die Interessenten aus Deutschland mag das so stimmen, ob man es verallgemeinern kann, weiß ich nicht.

  • Ist aus jüdischer Sichtweise die Lebensweise der extremen
    Bnei Noach (v.A. in den USA anzutreffen) nicht komplett
    unnötig für einen Nichtjuden? Ich meine damit diejenigen, die
    versuchen, komplett den Shabat zu halten und auch komplett
    koscher zu leben (was soviel ich weiß für Nichtjuden auch gar
    nicht geht).

Lies doch dazu den gesamten Aufsatz des Rabbiners, von dem ich den Link gepostet habe. Er bringt das ganz gut auf den Punkt.

Was haltet ihr allgemein von dieser Gruppe (auch wenn es
eigentlich gar keine ist) oder gibt es sonst noch etwas, was
ich wissen wollen könnte? :smile:

Vielleicht diese Seite?
http://webpages.charter.net/chavurathbneinoach/conte…

denn hier sind einige Aufsätze über verschiedene Aspekte von BN

Viele Grüße

Iris

Hallo Iris,

bevor der Artikel ganz im Archiv verschwindet: Auch dir ein großes Dankeschön.

Viele Grüße
Kati