Bodenkunde: Horizontierung und Bodentyp

Ich muss eine Hausarbeit in Bodenkunde über eine Bodenuntersuchung schreiben. Habe das ganze schon ziemlich lange vor mir hergeschoben und muss nebebei auch schon diplom machen. Ich stehe ein bisschen auf dem schlauch, was die bestimmung der horizonte angeht.
ich bin der Meinung, dass es sich um eine stinknormale braunerde mit Ah und Bv horizont handelt. Der Humusgehalt beträgt in beiden horizonten etwa 3 %. Die mächtigkeit des oberbodens ist allerdings mit 6 dm etwas hoch.
Wäre nett, wenn mir da jemand helfen könnte.
Bild: http://www.bilder-hochladen.net/files/fo7j-1-jpg.html

Hallo,
auf den ersten Blick sieht es wirklich aus wie eine stinknormale Braunerde. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, bitte noch ein paar Infos:

Ist der C Carbonathaltig?
Wo auf der Welt liegt das Profil?
In welcher Reliefpostiion liegt es?

Gruß
St.J.

Ah, natürlich. Die beiden Horizonte enthalten kein Carbonat, ein C-Horinzont wurde nicht angesprochen und deshalb auch nicht untersucht (wir gruben wohl nicht tief genug). Das PRofil liegt in Schlamersdorf in Schleswig Holstein und zwar genau hier:
http://maps.google.de/maps/ms?ie=UTF8&hl=de&msa=0&ms…
Relief würde ich als ebener Tiefenbereich bezeichnen.
Würdest du die Horizonte dann auch als Ah und Bv bezeichnen?

Gruß

Christoph

OK, für mich sieht das an der Hangbasis aber doch sehr nach C-Horizont aus. Es ist immer ein Problem sowas von nem Foto aus zu charakterisieren…besser ist immer vor Ort mit der KA5 in der Hand…naja is jetzt so. Also ich würde das ganze als Ah/Bv/C Profil und damit als Braunerde ansprechen. Für mich sieht es nicht so aus als wäre der Ah 6 dm mächtigt, für mich ist das schon der Bv. Wenn du meinst der Ah ist wircklich so mächtig dann kannst du den Boden als Humusbraunerde ansprechen (BBh). Ich will aber ehrlich sagen, dass ich kein experte für die Böden Norddeutschlands bin. Ich weiß nicht wie detailliert deine Hausarbeit sein muss und mehr ins Detail helfen kann ich dir auch nur bedingt, da ich das Profil nicht live gesehen habe und auch keine Labordaten kenne.
Viel Erfolg!

Gruß
Stephan

Ahso…das könnte natürlich sein. Ein etwa 10 cm mächtiger Ah, dann 50 cm Bv, und das gelbliche ist der C-Horizont. Als wir damals die Untersuchungen machten, haben wir halt gedacht: ein dunkelbrauner oben, ein hellbrauner unten. naja…vllt kann ja jemand noch die Horizontierung bestätigen. danke vielmals für die schnelle Antwort.

Gruß

Christoph

P.S. noch ein Bild von oben in den Schurf

http://www.bilder-hochladen.net/files/fo7j-2-jpg.html

Ja das hört sich so gut an. Und das 2. Foto bestätigt dsa denke ich auch.
Ich wünsche Dir viel Erfolg für die HA.

Gruß
Stephan

Hallo verzweifelter Student :smile:

Ich würde Dir gerne helfen, aber mir fehlen noch ein paar Infos. Hast Du vielleicht einen Profil-Aufnahmebogen gemacht? Also mit Horizontmächtigkeiten, Kalkgehalt, Skelettanteil, Fleckungen etc? Und kannst Du Angaben zum Ausgangsmaterial machen? Und wenn nicht: vielleicht zur Lage des Profils?

Ich frag deshalb, denn mit den von Dir gelieferten Informationen sind verschiedene Bodenansprachen möglich:
a) nehmen wir an, es handelt sich wirklich um eine Horizontabfolge von Ah und Bv und C, also der von Dir vermuteten Braunerde. Dann stört tatsächlich, dass der Ah-Horizont 60 cm mächtig ist. Wären es nur 30 cm, kann es dafür sprechen dass der Boden ein Acker ist und 30 cm tief gepflügt wurde. So ein Pflughorizont ist aber dann in der Regel ziemlich scharf gegenüber den nachfolgenden Horizonten abgegrenzt. Das scheint mir nicht der Fall zu sein, wenn ich Dein Foto anschaue. Denn sonst könnte es sein, dass es sich um eine Ackerbraunerde handelt mit einem Ap statt einem Ah, der deshalb so mächtig ist, weil er am Hangfuss ist und ordentlich was an dieser Stelle drauf erodiert wurde.

b) Sollte das Profil z.B. aus der Hildesheimer Börde stammen, dann könnte Dein Boden eine Schwarzerde oder Tschernitza sein. Die zeichnen sich durch mächtige Ah-Horizonte von > 40 cm aus. Da diese Horizonte durch starke Bioturbation gekennzeichnet sind, findet sich hier normalerweise ein Krümelgefüge und der Horizont kriegt noch ein Symbol „x“ dazu (Axh). Interessant finde ich den großen hellen Fleck im humosen Horizont und den großen dunklen Fleck im Horizont darunter. Könnte eine sog. Krotowine sein, also ein verfüllter Wühlgang von bodengrabenden Säugern (in Russland machen das die Nackmulle, mein ich mich zu erinnern).
Typischerweise sind Tschernitzen in Lössböden ausgebildet. In Lössen (Flugmaterial!) gibt es aber keine Steine, außer sek. Carbonatausfällungen, die sog. Lößkindl, die wie Steine aussehen (Salzsäuretest).

c) Dann fällt mir noch als Erklärung des mächtigen Ah-Horizontes ein Kolluvium ein. Das ist ein Boden, der durch Erosion Material von höher gelegenen Flächen „oben drauf“ gekriegt hat. Allerdings kann man das im Profil normalerweise als andersartige Schicht erkennen.

Was sind das unten in Deinem Profil für Flecken? Ist es dort lehmiger als in der hellen Schicht darüber? Könnte für eine Pseudovergleyung sprechen, also Fleckung durch Stauwasser. Wenn es nicht fleckig ist, aber lehmiger: vielleicht eine Parabraunerde? Dann ist Ton aus dem helleren Horizont in den „fleckigen“ Horizont ausgewaschen worden. Da hätten wir trotzdem das Problem den Ah zu erklären… Insgesamt sind für eine weitere Analyse vor allem Bodenarten und Kalkgehalte wichtig. Auch wie es um das Profil herum aussieht (Hangfuß, Mittelhang, Kuppe? Oder Ebene? Ackerbau)

Hoffe, ich konnte Dir schon ein bißchen weiterhelfen.

Viele Grüße,

Nicole

Hallo Nicole,

die Lage das Profils ist:
http://maps.google.de/maps/ms?ie=UTF8&hl=de&msa=0&ms…

Den Schurf haben wir im Jahr 2007 angelgt und auch damals die Untersuchugen gemacht. Ich habe mich sehr lange davor gedrückt die Ausarbeitung zu schreiben, doch nun muss ich halt. Zudem zählt die auch noch in meine Endnote, also muss ich da auch was gescheites schreiben. Da es schon recht lange her ist, fällt es mir nicht leicht alle Fragen zu benatworten. Aber zur Ausgangssituation. Wir dachten damals, dass es zwei Horizonte sind. grob gesagt ein Dunkler ein Heller und haben aus diesen Proben entnommen. Beide Proben enthielten keinen Kalk, die Bodenarten sind oben Su3 mit einer Mächtigkeit von 6 dm und unten Lts mit einer Mächtigkeit von 7 dm. Das Profil entstand im ebenen Tiefenbereich.
Bis vor 35 Jahren wurde das Grundstück landwirtschaftlich genutzt (genaueres ist nicht bekannt) jetzt ist eine große Rasenfläche, die einmal im Jahr gemäht wird. Umgeben wird sie von kleinen auch ca. 35 Jahre alten Wäldchen (Buchen, Eichen, Eschen, ein wenig obstbäume. Ja, diese Flecken…ich habe keine Ahnung. Habe aber nochmal Bilder hochgeladen. Das Problem ist, dass je nach Winkel und Belichtung das ganze doch sehr unterschiedlich aussieht. Ich bin der meinung, dass das Bild, was ich als erstes hochgeladen habe, den reellen am nächsten kommen, sicher bin ich mir aber nicht mehr.
http://de.fotoalbum.eu/verzweifelterStudent/a504512
Vllt. kann man aus diesen Informationen ja jetzt was machen. Auf jeden Fall bin ich dankbar und positiv überrascht über die schnelle Hilfe.

Grüße aus dem Norden

Christoph

Hallo Christoph,

na, da kommen wir der Sache doch schon mal näher. Schwarzerden gibts in der Ecke nicht. Typischerweise werden aber in der Bodenkarte von der Gegend Parabraunerden angegeben. Hier gibts einen Link: http://www.umweltdaten.landsh.de/atlas/script/index.php
Ist natürlich nur eine grobe Bodenkarte, d.h., kleinräumig kann da durchaus auch mal was anderes vorkommen, also z.B. eine Braunerde. Aber da flächenhaft als typisches Ausgangsmaterial Geschiebemergel angegeben werden, paßt das mit der Parabraunerde ganz gut.

Insgesamt würde ich aus folgenden Gründen darauf tippen, dass es sich bei dem Profil im Grundsatz um eine Parabraunerde handelt:

  • geologisches Ausgangsmaterial in diesem Bereich sind Geschiebemergel
  • der hellbraune, vermutlich eher lockere Horizont könnte ein tonausgewaschener = lessivierter Al Horizont sein, der fleckige darunter ein sog. Bt (t für toneingelagert). Weil der Bt mehr Ton hat, ist er auch fleckig, denn er staut sicherlich zumindest ein bißchen das Sickerwasser. Je nach Ausprägung der Fleckung kann es sich auch um einen Pseudogley handeln, ich glaub hier ist das aber nicht der Fall, weil Du Dich sonst sicherlich an die Fleckung gut erinnern würdest.
  • die ehemalige landwirtschaftliche Nutzung spricht auch dafür (allerdings macht man auch LWS auf Braunerden)

Dann muss man sich aber fragen: wieso ist da kein Kalk drin? Antwort: ist bereits tiefgründig entkalkt. Erst nach Entkalkung geht übrigens die Tonverlagerung los. Paßt also auch.

So, nun also zu dem humosen Material. Komisch auch, dass das da oben so sandig ist. Da kommt es nun auch drauf an, ob Ihr die Bodenart selbst mit Fingerprobe abgeschätzt habt, oder ob es sich um eine Laboranalyse handelt. Bei ersterem, könntest Du damit argumentieren, dass Ihr Euch ev. etwas in Richtung zu sandig verschätzt habt. Bei letzterem muss man wohl davon ausgehen, dass hier sandiges Material auf den Mergel obendrauf gekommen ist. Wie, weiß ich jetzt auf Anhieb auch nicht. Aber da gibt es so eine Substratkombination von sogenanntem Geschiebedecksand über Geschiebelehm. Da musst Du Dich noch mal schlau machen.

Ansonsten würde ich tatsächlich dann davon ausgehen, dass durch Erosion sich humoses Oberbodenmaterial vom Oberhang auf die Parabraunerde draufgekommen ist und sich so die Mächtigkeit erklärt. Wenn das landwirtschaftlich genutzt worden ist, ist das Material ja auch homogen, so dass man keine Grenze zwischen dem Kolluvium und dem Ah bzw. Ap sehen kann.

Wenn Du Deinen Boden benennst, dann musst Du sowieso nach Kartieranleitung (ich kenn nur die KA4, Du musst wohl die 5. Auflage KA5 nehmen) vorgehen. Da steht z.B. auf S. 234: Typ Kolluvisol = Böden mit Ah/M/II… Profil. Wobei M dann Dein Durchmischungshorizont ist und II den überdeckten Boden - nach meiner Theorie die Parabraunerde - bezeichnet. Da steht auch noch ein bißchen Text, der helfen kann.

Also, hier noch mal zusammengefaßt was ich per Ferndiagnose vermute: ein Kolluvisol über Parabraunerde aus Geschiebedecksand (?) über Geschiebemergel. Das alles ohne Gewähr! Sie es mehr als ein Hinweis, den Du weiterverfolgen kannst.

Noch ein Tipp: der Weg ist das Ziel! Wenn Du Dir nicht sicher bist, dann gib doch einfach die verschiedenen Ideen an. In der Art: "der 60 cm mächtige Ah ist ungewöhnlich, hierfür lassen sich folgende Erklärungen finden: a) mächtige Ah-Horizonte werden für Schwarzerden beschrieben, diese kommen im Untersuchungsgebiet aber nicht vor/ diese gibts bloß in Löß b)Pflughorizont, aber diese eigentlich nur 30 cm c)… d) Erosion, dadurch Materialauftrag und Überdeckung der ursprünglichen Bodenbildung. …

Mein Prof fand das immer super. Sehr häufig streitet man sich nämlich auch in Fachkreisen über die genaue Bezeichnung eines Profils…

So, viel Glück dann mit der Hausarbeit!

Viele Grüße, auch aus dem Norden,

Nicole

Und dann sagst Du, wofür Du Dich entschieden hast.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Kann mich nur ganz kurz melden, habe leider keine Zeit mir die Bilder anzuschauen, bin mitten im Umzug, leider muss ich den Computer jetzt abbauen und habe in der neuen Wohnung noch keinen Anschluss. Ich würde dir raten, da du ja schon so in Zeitnot bist, dich an einen Fachmann z.B. in der Bodenkunde in Freising bei München wenden.

Sorry und Grüße
Benka

Hallo,

Ein 60cm mächtiger Oberboden!?! Mit gleichem Humusgehalt wie der Bv? Das kann unmöglich eine normale Braunerde sein, denke ich.
Eveltuell ein Auenboden (z.B. braune Vega); eine Schwarzerde hätte eher höhere Humusgehalte im Ah, es sei den dieser ist durch Landnutzung über die Zeit abgebaut worden o.ä. -Du schreibst nichts über die Lage bzw. Klime etc.-

Moin, im Unterboden sind es keine 3 %Humus, sondern weit weniger (sonst wäre es ja ein Ah2). Ich vermute mal, es ist eine Schwarzerde, auch eine Krotowine (Tiergang) ist zu sehen . Der Ort müßte irgnedwo am nördlichen Mittelgebirgsrand liegen.

Oberboden ist auffällig mächtig, hat aber keine 6 dm (?) - wo ist das Massband??.
Alles weitere im Schachtschabel, und schau dDir die Horizontdefinitionen in der Kartieranleitung an.

Ist schwere zu sagen wenn man nur ein Foto hat. Schau aber lieber in Richtung Kolluvisol. (Ah+M > 4dm,Geländeposition?)

Hallo,

die Lage das Profils ist:
http://maps.google.de/maps/ms?ie=UTF8&hl=de&msa=0&ms

Den Schurf haben wir im Jahr 2007 angelgt und auch damals die Untersuchugen gemacht. Ich habe mich sehr lange davor gedrückt die Ausarbeitung zu schreiben, doch nun muss ich halt. Zudem zählt die auch noch in meine Endnote, also muss ich da auch was gescheites schreiben. Da es schon recht lange her ist, fällt es mir nicht leicht alle Fragen zu benatworten. Aber zur Ausgangssituation. Wir dachten damals, dass es zwei Horizonte sind. grob gesagt ein Dunkler ein Heller und haben aus diesen Proben entnommen. Beide Proben enthielten keinen Kalk, die Bodenarten sind oben Su3 mit einer Mächtigkeit von 6 dm und unten Lts mit einer Mächtigkeit von 7 dm. Das Profil entstand im ebenen Tiefenbereich.
Bis vor 35 Jahren wurde das Grundstück landwirtschaftlich genutzt (genaueres ist nicht bekannt) jetzt ist eine große Rasenfläche, die einmal im Jahr gemäht wird. Umgeben wird sie von kleinen auch ca. 35 Jahre alten Wäldchen (Buchen, Eichen, Eschen, ein wenig obstbäume. Ja, diese Flecken…ich habe keine Ahnung. Habe aber nochmal Bilder hochgeladen. Das Problem ist, dass je nach Winkel und Belichtung das ganze doch sehr unterschiedlich aussieht. Ich bin der meinung, dass das Bild, was ich als erstes hochgeladen habe, den reellen am nächsten kommen, sicher bin ich mir aber nicht mehr.
http://de.fotoalbum.eu/verzweifelterStudent/a504512
Vllt. kann man aus diesen Informationen ja jetzt was machen. Auf jeden Fall bin ich dankbar und positiv überrascht über die schnelle Hilfe.

Habe mir gerade mal die werte der kohlenstoffbestimmung angeschaut, aus der man ja auch den humus ermitteln kann. aus den c-werten erhält man humus von A: 1,75 % und B:0,4 %. Ich denke damals wurde der glühverlust falsch bestimmt. das ergibt am meisten sinn. bleibt die frage, ob man einen mächtigen ah und einen bv oder bt sieht, ah/bv/c oder einen ah/m/II Bt…oder gar was anderes

Hallo Nicole,

habe mir doch noch etwas Zeit gelassen und noch anderweitig recherchiert und mich schlussendlich für ein Kolluvisol über Geschiebelehm entschieden. Die Mächtigkeit des Oberbodens und das andere Ausgangmaterial im Unterboden lassen diese Interpretation recht wahrscheinlich wirken. Auch wenn das Gelände rund um die Schürfgrube nicht gerade Hügelig ist, aber vllt. war sie es ja mal.
Vielen Dank für deine Hilfe, wenn ich dran denke, melde ich mich nochmal, wenn ich ne Note habe.

Gruß

Christoph