Börse: Wurzel allen Übels?

hallo
Ich weiß, es ist ein sehr provokanter Titel.
Doch ist das nicht teilweise tatsächlich wahr?
Die Börse (der Handelwert des Betriebes) kümmert sich nicht um Arbeitsplätze. Hier ist nur eines wichtig: der Anstieg des Aktienwertes. Dafür wird so mancher Betrieb ruiniert. Hauptsache die Aktien steigen. Denn die kann man (und soll man) handeln. So wie Geld. eine Aktie ist kein Sparkonto. Eine Aktie im Bankfach oder auch daheim im Schrank ist nur Papier wert. Erst wenn sie verkauft wird, hat sie einen Wert.
also wird alles gemacht, um den Wert einer Aktie zu pushen. Dazu zählen auch Entlassungen, Arbeitsplatzeliminierung: hat man mit Entlassungen (gleichgültig ob das für den Betrieb positiv ist oder nicht) kurzfristig einen Gewinnanstieg, steigt der Wert der Aktie. Also gleich die nächsten entlassen. Und die Aktie steigt wieder. anders herum funktioniert das genauso: geht´s dem Betrieb dreckig, werden Arbeitsplätze „freigemacht“: der Wert der Aktie steigt.
Usw.
Das hat mit gesunder Betriebswirtschaft nichts zu tun. Hier wird der Betrieb nur noch als Mittel zum Gelddrucken verwendet. Was der produziert und wie viel Menschen er Brot gibt, ist vollkommen gleichgültig. Zwar beißen den letzten die Hunde, doch jeder ist fest überzeugt: er ist kein letzter Hund. Das sind meist die AN des Betriebes, die diese Aktien als Sparbuch halten. Die verlieren nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch ihr Geld.
dazu kommen oft unfähige Manager, die, obwohl sie nachweislich unfähig sind, bei Konkurs mit hohen Abfindungen ihre Fehler honoriert bekommen.
ein Arbeitnehmer, der permanent Mist baut, wird ohne Abfindung entlassen.
M.M.: auch Manager sollten für ihre Fehler gerade stehen müssen.
Doch das hat mit dem Ausgangsthema nichts zu tun.
also, stimmt meine Aussage: Börse, Wurzel allen Übels?
Grüße
Raimund

Auch hallo.

An dem Thread eins untendrunter erkennt man ja, was los ist…
Von daher mach’ ich’s kurz: in einem Finanzsystem, in dem Geld nur gegen Zahlung eines Risikoausgleichs (=Zins) weitergegeben wird, erfüllt eine Börse die Rolle der Institution, die dem Kapitalgeber seine Rendite und dem Unternehmen Geld bescheren soll. Zu deutsch, eine Mittlerfunktion, die sowohl zum ‚Guten‘ als auch zum ‚Bösen‘ verwendet werden kann.
Allerdings gilt an der Börse das einfache Gesetz „Was die Mehrheit macht, ist immer falsch“: bei steigender Nachfrage nach Aktien steigt auch deren Preis, solange die Nachfrage gedeckt werden kann. Bei irgendwann sinkender Nachfrage sinkt der Aktienpreis dann wieder. Pech für die, die dann noch Aktien halten… (Deswegen sollte man bei steigenden Kursen ja auch VERKAUFEN).
Aber mit unserem derzeitigen Finanzsystem inkl. seiner Probleme hat die Börse nicht ursächlich zu tun :wink:

HTH
mfg M.L.

angestellte Manager
Hi,

das Problem ist nicht die Börse, sondern das Prinzip der angestellten Unternehmenslenker. Das kann genauso das Problem einer GmbH werden, deren Inhaber sich aufs Altenteil zurückgezogen hat oder wo eine Erbengemeinschaft Eigentümer ist, aus deren Reihen sich aber kein Geschäftsführer finden läßt.

In dem Augenblick, in dem Menschen ein Unternehmen führen und denen nichts wichtiger ist, als die Höhe und Dauer der Bezüge, stehen nicht mehr das Unternehmen, die Kunden und die Mitarbeiter im Vordergrund, sondern der vermeintliche kurzfristige Unternehmenserfolg.

So einfach ist das und es hat mit der Börse nichts zu tun.

Gruß,
Christian

Beifall aus der falschen Ecke…
Hallo Christian,

wollte nur mal kurz sagen, daß ich Deine stets luziden Bemerkungen sehr schätze und unbedingt jedes Fitzelchen lese, wenn „exc“ draufsteht.

Mit herzlichem Gruß,

Wolfgang Berger

Hallo Christian,

das Problem ist nicht die Börse, sondern das Prinzip der
angestellten Unternehmenslenker. Das kann genauso das Problem
einer GmbH werden, deren Inhaber sich aufs Altenteil
zurückgezogen hat oder wo eine Erbengemeinschaft Eigentümer
ist, aus deren Reihen sich aber kein Geschäftsführer finden
läßt.

In dem Augenblick, in dem Menschen ein Unternehmen führen und
denen nichts wichtiger ist, als die Höhe und Dauer der Bezüge,
stehen nicht mehr das Unternehmen, die Kunden und die
Mitarbeiter im Vordergrund, sondern der vermeintliche
kurzfristige Unternehmenserfolg.

So einfach ist das und es hat mit der Börse nichts zu tun.

danke! Geht’s mir heute gut! Meinen Kommentar aus ‚Deiner Feder‘ zu lesen. :wink: Mit der Grundidee der Arbeitsteilung ist das ja nicht vereinbar. Die Unternehmen sollen ja die Kunden versorgen und nicht ausnutzen. Ist nicht an der Stelle die Politik gefragt, die Vorgänge in die richtigen Wege zu lenken? Wer sonst, wenn nicht die? Andere Einflüsse gibt es ja wohl nicht, weil hier offensichtlich der Markt versagt. 10% Arbeitslosigkeit sind ineffizient!

Gruß, Rainer

Hi Christian,

In dem Augenblick, in dem Menschen ein Unternehmen führen und
denen nichts wichtiger ist, als die Höhe und Dauer der Bezüge,
stehen nicht mehr das Unternehmen, die Kunden und die
Mitarbeiter im Vordergrund, sondern der vermeintliche
kurzfristige Unternehmenserfolg.

Das sehe ich etwas anders. Ich halte im grunde gar nicht mal so sehr die höheren Angestellten für das Kernproblem, sondern die mangelnde Zielvorgabe und Kontrolle der Eigentümer.
Wenn ich als Eigentümer meinem Angestellten nur das Ziel der Rendite- und Kurssteigerung verpasse und ihn ausschließlich danach be-/entlohne, dann wird dieser Angestellte auch nur danach handeln. Vor allem, wenn er weiß, dass ich ihn sowieso nach drei Jahren rausschmeisse…

Womit wir eigentlich tatsächlich wieder beim „Problem“ der Börse wären, die natürlich hauptsächlich zu Eignern mit exakt dieser Interessenlage führt. (Entweder Spekulanten oder unerfahrene Massenaktionäre ohne Einfluss)

Für mich interessant in diesem Zusammenhang ist die Zunahme von langfristigen Großanlegern, denen eine Kurzfriststrategie eigentlich nichts bringt. Zu nennen sind hier für mich z.B. Pensionsfonds. Ob die ihrer Verantwortung einer gesunden, langfristigen Ausrichtung der Unternehmen allerdings gerecht werden (können), who knows…

Grüße
Jürgen

Hi!

Mal rein hypothetisch und abgesehen von institutionellen Anlegern:

an der Börse regelt, in Reinstform, die Nachfrage den Preis.
Würde nun der ausgebeutete, bedauernswerte Kleinbürger nicht weiterhin Siemens-Aktien (nur ein beispiel für unsoziale Subventionsritter, es ist natürlich austauschbar gegen viele weitere Großkonzerne) nachfragen, sondern sich bei seiner Investitionsentscheidung auf Unternehmen konzentrieren, die ihrer hier ja so oft eingeforderten „sozialenm Verantwortung“ gegenüber der Gesellschaft nachkommen, so wäre es wohl möglich, bei den dann nicht mehr nachgefragten AGs eine Trendwende im management herbeizuführen.

Merke: AGs gehören den Aktionären, nicht den (angestellten) Managern…

Grüße,

Mathias

Hallo Jürgen,

Das sehe ich etwas anders. Ich halte im grunde gar nicht mal
so sehr die höheren Angestellten für das Kernproblem, sondern
die mangelnde Zielvorgabe und Kontrolle der Eigentümer.

reduzieren wir das Problem für den Moment auf die börsennotierten Unternehmen. Selbst wenn die Aktionäre Ziele vorgeben wollten: Sie werden nicht gefragt. Selbst wenn sie Kontrolle ausüben wollten, haben sie keine Chance. Schuld daran ist das Depotstimmrecht der Banken und die Teilnahmslosigkeit der Aktionäre und der deswegen geschlossene Kreis (um nicht Inzucht zu sagen) der Führungsriege in Deutschland.

Gruß,
Christian

Hallo Raimund,

Doch das hat mit dem Ausgangsthema nichts zu tun.
also, stimmt meine Aussage: Börse, Wurzel allen Übels?
Grüße

Ursprünglich war die Börse ein System zur Kapitalbeschaffung für (neue) Firmen. Die Spekulation in der heutigen Form war eher eine Randerscheinung.

Heute hat die Börse eher etwas mit einem Kindergarten zu tun, weill alle das gleiche Spielzeug haben wollen, steigt der Preis. Allerdings fehlt den Anlegern der Sachverstand und deshalb hat der Aktienpreis eigentlich gar nichts mit dem Wert der Firma mehr zu tun, sondern richtet sich rein nach irgendwelchen Werbeversprechungen.
Mittlerweile behindert die Börse die Wirtschaft in vielfältigerweise.
z.B. informierte Intel noch vor 20zig Jahren bereitwillig auskunft über Probleme und Fehler mit/in ihren CPUs sowie sogenante „Work arounds“ (Hinweise wie diese Fehler umgangen werden können) wurden auch bekannt gegeben (normalerweise wurden diese Informationen 2-monatlich veröffentlicht), da der Anleger (oder der Fond-Verwalter bei der Bank) aber keine Ahnung von der Technik hat und dadurch ist die normale Reaktionskette: Fehler --> schlecht --> sofort verkaufen …
Dadurch kommt man heute nur noch als grössere Firma und nach unterzeichnung von Geheimhaltungsverträgen an diese Informationen, wodurch vor allem kleinere Firmen benachteiligt werden. In diesem zusammenhang ist Intel nur als ein Beispiel anzusehen …

Ein Problem der Börse ist, dass sie als Instrument für die breite Masse propagiert wird wodurch das Niveau automatisch gesunken ist und das Verhalten mehr und mehr dem eines Schwarms oder Herde gleicht …

MfG Peter(TOO)

Börse ist super!

Oder sagst Du jetzt auch noch, das Casinos kein Spass machen!

Oder Wettbüros!

Oder Lotto!

Oder Frauen ansprechen!?!

Es lebe die Börse!

Skyver

und genau das ist es, was…
ich anprangern will!
hallo Christian,

die Firmenleiter (nicht unbedingt Inhaber) suchen das schnelle Geld. Dabei ist ihnen der Kunde, der Betrieb, die AN, ja sogar der Eigner vollkommen uninteressant.
Klar, die börse als solches ist nur ein Instrument, kann nicht „schuld“ sein. Es sind immer die Menschen, die dahinter stehen.
Wobei ich nicht einmal sagen will, dass der Aktien"sparer" die Finger davon lassen sollte.
Im Prinzip ist er sogar förderlich für stetes Wachstum. Denn ihm ist der Erhalt der Firma besonders wichtig.
dem Aktienakrobaten ist das gleichgültig. Er kauft heute und verkauft 10 Min. später wieder.Dass da menschen dahinter verborgen sind, ist ihm gleichgültig. Und wenn der Betrieb einen Tag nach Verkauf hopps geht, ist das höchstens einen Eintrag in seinenm Buch wert.
Doch wie das zu ändern ist???
Ich weiß es nicht.
Grüße
Raimund

Hi,

die Firmenleiter (nicht unbedingt Inhaber) suchen das schnelle
Geld.

das ist zwar vereinfacht, aber nicht falsch. Nur solltest Du das Wort „unbedingt“ streichen, denn inhabergeführte Unternehmen sind mit bösennotierten Gesellschaften nicht zu vergleichen.

Gruß,
Christian

Unternehmen sind mit bösennotierten Gesellschaften nicht zu

Netter Versprecher.

Hallo,

Ein Problem der Börse ist, dass sie als Instrument für die
breite Masse propagiert wird wodurch das Niveau automatisch
gesunken ist und das Verhalten mehr und mehr dem eines
Schwarms oder Herde gleicht …

Das ist kein Problem, das ist gut so, denn nur die breite Masse bringt genuegend Kapital ein. An so einem MArkt ist es dann auch nicht weiter schwierig, die exostischsten Aktien unter das Volk zu bringen.

Unternehmen sind mit bösennotierten Gesellschaften nicht zu

Netter Versprecher.

Kein Versprecher:
„inhabergeführte Unternehmen sind mit bösennotierten Gesellschaften“ usw.

C.

Kein Versprecher:
„inhabergeführte Unternehmen sind mit bösennotierten
Gesellschaften“ usw.

Aber was ist eine „boesennotierte“ Gesellschaft. Wo wurde notiert, dass sie boese ist?

Achso, jetzt fällt der Groschen :wink:

C.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

Mal etwas weniger hypothetisch und NICHT abgesehen von institutionellen Anlegern:

Die institutionellen Anleger sind hauptverantlich mit ihrem Handeln für Umsatzvolumen und Preise an der Börse, aber richtig ist schon: würden die vielen Kleinanleger ihr Geld nicht von Fonds verwalten lassen könnten Kurse und Kursschwankungen ganz anders sein und möglicherweise stabiler und näher an ihrem „wahren“ Wert liegen.

Udo

ich habe den naiven Ansinnen nichts mehr hinzuzufügen.
Was durch die eine oder andere Art von Spekulation dazu führte, daß vor genau 70 Jahren von 35 Börsenplätzen 26 geschlossen wurden, Juden als Ursache allen Übels verantwortlich gemacht wurde usw., ist dem heutigen Sachverhalt nahestehend - nur diesmal hat die Kälte am Markt einen gesetzlichen Rückenwind.
Bemerken möchte ich auch, daß dies sehr einseitig gesehen wird. Schaut man sich die Biographien einiger Manager an, so kommen selbst bei mir Zweifel.
Aber tröste dich, ab 2007, wenn die EZB bis dahin ihr BEamtenpersonal auf die Hälfte gestutzt hat, wird es ab diesem Zeitpunkt die herkömmliche Art der Wertpapierbörse nicht mehr geben. Die Banken fangen jetzt schon an ihr eigenes Süppchen zu kochen.